Beschissene Arbeitsangebote, Bewerbungsgespräche und dergleichen II

S. Post von @Shintaro - Steilenmein über dir: dafür holst du dir nicht McKinsey und Co. an Board. Und wenn doch, dann ziehen die sich aus ihrem Pool den einen von 5 Hardcorephysikern, die sie haben ins Projekt. Was aber immer noch nix über die Unsinnigkeit von studierten Philosophen im Gesamtpool der Firma aussagt.


Btw ist die Diskussion mal wieder typisch deutschet Bildungsfetisch. In UK oder US ist es völlig normal, wenn jemand mit bisl Studium in Geschichte, Philosophie und BWL-Basics in der Managementberatung arbeitet. Hier heißt es „aber der hat da ja gar keinen Abschluss111elf“

 

Ach es ging nur da nur um McKinsey und Co? Ja gut, da ist dein Studienfach wahrscheinlich wirklich egal.

Dafür ist der Fetish dann halt "Wie, du warst nur in Durham? Welches Oxbridge-College hat dich denn abgelehnt?" und um Vergleich zu Deutschland sind die Einstiegsgehälter einfach absurd niedrig. (Zumindest die "normalen", aber inkl. Oxbridge und Co)

 

Wobei man berechtigterweise die Frage stellen muss, ob das Konzept wirklich so viel besser ist. Natürlich gibt es im angelsächsischen Raum Biografien und Erfolgsgeschichten, welche bei uns verhindert würden, aufgrund unseres Bildungsfetischs. Die absoluten Könner und Ausnahmetalente werden hier behindert und dort gefördert. Gleichzeitig garantiert unser Bildungsfetisch eine gewisse Mindestqualität.

Noch viel deutlicher als unter Akademikern kann man das im Handwerk beobachten. Ich bin jedenfalls froh, dass ein Klempner vorher eine dreijährige Ausbildung + evtl. Meister absolviert haben muss, bevor er bei mir zum Einsatz kommt. In den USA klebt man sich einen Aufkleber aufs Auto, legt los und ich als Kunde habe keine Ahnung, was mich erwartet.

Auch in der viel zitierten IT z. B. ergibt das schonn Sinn. Es ist das eine, wenn jemand einen Udemy-Kurs oder ein Bootcamp zum Softwareentwickler absolviert hat und dann Code bei Google entwickeln möchte. Es ist etwas ganz anderes, wenn dieser jemand vorher eine dreijährige IT-Ausbildung oder besser ein dreijähriges IT-Studium absolviert hat. Dies führt dazu, dass er nicht nur ein bissel coden kann, sondern auch eine ganze Menge mehr an Background mitbringt, der häufig den Unterschied macht, wie gut die Arbeit schlussendlich wird.

 

Ich hoffe doch - wenn nicht, habe ich tatsächlich gegen die Wand argumentiert

Denn natürlich kann ein Philosoph nicht mal eben als Anwalt oder WP arbeiten .. und sich sowas auch nicht „mal ebenso“ aneignen. Aber da die Diskussion von Accenture ausging, war ich irgendwie bei Strategie und Management.

 

Das Duale Ausbildungssystem ist auch weiterhin eine absolute Erfolgsgeschichte. Zumindest abgesehen davon, dass wir die Leute nach der Ausbildung halt nicht anständig bezahlen.

Ich glaub die Diskussion hatten wir ja gerade erst mit dem Ergebnis: "Kommt drauf an, aber Deutschland könnte da schon offener sein. "Ich persönlich habe als Quereinsteiger mittlerweile keine Probleme mehr, weil ich halt nen sehr guten Quereinstieg hatte, der mir jetzt wiederum von einem anderen Quereinsteiger ermöglicht wurde.

Dieser Formalismus der sich durch Deutschland zieht, ist ja auch nicht begrenzt auf Jobsuche. Den Fetisch für Zertizifierungen hast du ja auch von Unternehmen gegenüber Unternehmen und letztlich zählt in Deutschland, dass irgendwo auf nem Stück Papier steht, dass alles passt, ob das wirklich so ist, ist dann egal.

 

Das war das Problem was den BER so verzögert hat. Einer sagte er hätte die Qualifizierung etwas zu tun, hatte die aber garnicht und plötzlich waren alle überrascht das der TÜV nein sagt .

 

Dachte auch es ging um Blup, der sich als Finanzmathematiker nur über die komischen Ausschreibungen von Accenture gewundert hat, aber im allg. schon davon ausgeht, besser zu sein als ein Autodidakt der nach dem eigentlich Beruf das Thema lernt. Und weniger um allg. Anforderungen als Berater.

 

Und wahrscheinlich auch schon Deine Vorgänger um 2010.

Ich habe die Tage auch mal wieder einige Reports über Personalkosten usw. erstellen dürfen. Nun ja, wie formuliere ich es? Die Schlussfolgerungen der Chefetage, dass die Personalkosten so exorbitant gestiegen seien, kann ich da nicht unbedingt teilen.

 

Kommt drauf an wessen Personalkosten exorbitant gestiegen sind

 

Gleich mehrere? Und das nur um Herbst?

Die Frage ist halt immer, wie viel man im Bereich seines Studiums noch macht. Aber auch Finanzmathematiker sind ja wahrscheinlich relativ vielfältig in dem, was man am Ende im Speziellen kann.

 

Sorry, aber was gibts denn daran nicht zu verstehen? Die arbeiten halt in agilen Projekten (im Gegensatz zu Wasserfall) an der Durchführung/Umsetzung (im Gegensatz zu Konzeption/Strategie) von Kundenwünschen. Man sollte da wirklich nicht zu viel reininterpretieren.

Oh boy wird das ein krasses Erwachen für dich...
Spaß beiseite. Auf deine akademischen Lorbeeren kannst du in genau einem Szenario verweisen, nämlich wenn du eine Stelle als Wirtschafts-/Finanzmathematiker wählst, bei der du als Einzelkämpfer im stillen Kämmerlein unterwegs bist. Sobald du aber in ein setup kommst, in dem generalistisches Wissen und Teamarbeit gefragt sind (i.d.R. ist das bei Beratungen der Fall), sind die Karten neu gemischt. Dann hängt dein beruflicher Erfolg davon ab, ob du dich schnell genug an die dir unbekannten Rahmenbedingungen gewöhnen kannst. Das gelingt denjenigen gut, die ein ordentliches set an softskills mitbringen, während diejenigen scheitern, die im weitesten Sinne "Fachidioten" ohne Sozialkompetenz sind.

Gehört man zu letzteren, kann dieses handycap teilweise dadurch mitigiert werden, dass man in hochgradig spezialisierte Beratungen geht, aber das sind halt weder Accenture, noch Big4, noch MBB.
Es gibt z.B. ne Beratung, die sich auf Verhandlungs- und Entscheidungsstrategie auf Basis spieltheoretischer Erkenntnisse spezialisiert hat. Ich denke dort würde dein Auge eher nicht vom Anblick eines Germanisten beleidigt werden.

 

Allen anderen die Tätigkeit schlicht zu verbieten, ist und bleibt der Königsweg.



Stelle es mir aber auch unheimlich frustrierend vor, etwas studiert zu haben, um mir dann im GSPB sagen lassen zu müssen, dass es scheiß egal ist, um welches Studium es sich dabei handelt.

 

Nun, welch anderer Schluss bliebe übrig, wenn selbst Vollnullen wie ich einen gut bezahlten Job finden? Dabei habe ich jetzt sogar noch mal meinen Fokus verändert und mache jetzt was noch fachfremderes.

Allerdings finde ich sowas nicht frustrierend - eher ermutigend

 

Kommt wohl drauf an, wie du fachfremd für Wiwis definierst.

 

Projektmanager ist doch ein klassischer Entry Level Job für Wiwi-Absolventen.

 

Es gibt Projektmanager (=Sachbearbeiter) und es gibt Projektmanager. Letztere sind eher nicht im „Entry Level“ angesiedelt, können aber natürlich absolut Wirtschaftswissenschftlicher sein.

 

Es geht ja eher los mit der Frage, wann ein Wiwi fachnah arbeitet. Und das kann eben so ziemlich alles sein, wo ein Unternehmen mit begrenzten Ressourcen haushält. Deshalb finde ich diese Feststellung auch eher nichtssagend: Ja, Wiwis gibts wie Sand am Meer, aber es gibt auch passende Rollen wie Sand am Meer.

Nicht mit VWL, aber mit BWL. Projekte sind im Kleinen das, was die Firma im Großen ist.

 

Heilpraktiker

 

Sehr gut. Kriegst n Fleißbienchen

 

Nur, wenn‘s auch ausgependelt ist

 

… und fachfremd für Germanisten!

 

In UK und US ist es völlig normal, dass Clowns Präsident/Primeminnister werden, da ist das echt ne andere Durchlässigkeit.

 

Versteh ich jetzt nicht... sobald der Germanist deutsch spricht, ist er fachnah unterwegs

 

Ich habe gedacht, Germanisten sind so was ähnliches wie Ägyptologen, nur dass sie sich statt mit alten Ägyptern mit den alten Germanen beschäftigen.

 

Heute bei LinkedIn eine Anfrage einer Recruiterin vom deutschen Vorzeigeexportunternehmen Rheinmetall Landsysteme bekommen.

 

Und, folgst du dem Ruf der vaterländischen Pflicht?

Hab heut auf Linkedin ne Anfrage eines Headhunters für ne Stelle in der Rüstungsindustrie bekommen. Konnte anhand der Beschreibung die Firma und Stelle ausfindig machen und muss sagen, dass es echt ne interessante Option wäre. Ich spiel also erstmal mit.

Witzigerweise gehts ums Programmmanagement... wieder im Engineering Kontext. Naja, müssen die sagen, ob sie da nen Geisteswissenschaftler mit MBA draufsetzen wollen. Der Chef will wohl unbedingt nen Ex-Offizier auf der Stelle haben und die restlichen Punkte der Ausschreibung wären auch n recht guter match. Bin gespannt.

 

Wieso haben die Recruiter eigentlich zum Teil so viele gemeinsame Vernetzungen? Ich bin noch nicht so lange bei LinkedIn; nehmt ihr Vernetzungsanfragen von irgendwelchen Random Accounts an?

 

Abgesehen davon, dass die wortwörtlich am Arsch der Heide sitzen, fällt mir kaum ein Unternehmen und Tätigkeitsfeld ein, in dem ich noch weniger gerne arbeiten würde.

 

Bringst du mir funktionierendes Merchandise vom Interview mit?

 

Ich gebe zu, dass ich nicht garantieren würde, nicht für Rheinmetall zu arbeiten. Mir ist bewusst, dass Rüstung keinen Humanitätsorden gewinnt, aber per se böse ist sie nicht. Und die Konditionen vermutlich gut.

da hätte ich mehr Probleme mit so manchem Startup, wenn ich ehrlich bin.

 

Zählt eigentlich eine Offerte von Schalke 04 inzwischen auch als beschissenes Arbeitsangebot?

 

nur wenn du in Tönnies-Wurst bezahlt wirst

 

Wenn du Masochist bist nicht.

Erzähl das dann aber auch jedem.

 

Die adden grundsätzlich allesxund jeden, was bei drei nicht aufm Baum ist. Ich nehme Anfragen von Unbekannten nur dann an, wenn sie mit ner Nachricht kommen, aus der der Zweck hervorgeht. Bei Rectuitern siebe ich zusätzlich aus nach denen, die für mich interessant/relevant sind.

Grundsätzlich sehe ich dort aber krin Problem, viele Leute zu adden. Man teilt dort ja nichts allzu privates.

Die Bundesrepublik Deutschland ist jetzt sehr, sehr traurig

 

Ich habe diesen Tipps vertraut. Was DANN geschah glaubst du nicht!

 

Hat bestimmt ein HR-Berater verfasst.

 

Du glaubst gar nicht, wie viele das nicht machen.

 

Habe ich tatsächlich in einem Vorstellungsgespräch als Frage bekommen: "Und was verkaufen sie da genau?" Die Antwort wäre mit dem ersten Klick auf die Webseite zu beantworten gewesen. Wir hatten nur ein einziges Produkt...