Der Hartz IV Thread

Gut wusste ich nicht. Dachte bei allen wird automatisch gezahlt.

Da muss das aber schon sehr lange so laufen und selbst dann wird es schwer jemanden "einfach so" rauszuwerfen. So was kann etliche Monate oder Jahre dauern.

 

/PoffModusAus

Kannst du mir sagen wo das Amt bei Direktüberweisung über einen längeren Zeitraum regelmäßig zu spät überweist? Was ist mit Wohnungsnothilfe?

 

Ein Problem kann sein, dass die Miete nicht mehr angemessen ist, d.h. das Amt zahlt nicht die Miete, sondern bis zu einer gewissen Bemessungshöhe einen Anteil der Miete. Sofern man eine Wohnung findet, die vom Gesetzgeber für einen als angemessen eingestuft wird, ist alles in Ordnung. Nun ist der Wohnungsmarkt allerdings so, wie er eben ist. Gleichzeitig hat man, sobald man in Hartz IV fällt, auch nur eine überschaubare Zeit eine entsprechende Wohnung zu finden.

Persönlich war es bei uns damals so: Freund flog Zuhause raus und wir mussten innerhalb weniger Tage eine Unterkunft finden. Es gab aber keine Wohnung, deren Kaltmiete niedrig genug war, um vom Amt übernommen zu werden. Resultat: der Vermieter hat freundlicherweise die Kaltmiete anteilig auf die Nebenkosten umgelegt, denn die konnten wir dann aus eigener Tasche zahlen. Insbesondere auf dem aktuellen Wohnungsmarkt möchte ich nicht mehr eine Wohnung auf Hartz IV-Niveau suchen müssen.

Für eine Person lag die angemessene Kaltmiete hier bei 260€ und 45m². Erst einmal muss man sowas finden und wenn man sowas findet, dann zumeist in entsprechenden "Ghettos", d.h. nicht nur man selbst, sondern auch die gesamte Nachbarschaft bezieht Hartz IV. Die Kommune hatte bei uns vor 2 Jahren die Grundsteuer auch mal eben um 100% erhöht, wodurch sich die Nebenkosten quasi verdoppelt haben - das Amt übernahm diese Kosten nicht. Da man sowieso schon auf Kante plant, rutscht man durch sowas sehr schnell in die Verschuldung ab.

Sofern man Arbeitslosengeld II bezieht kann man kein Wohngeld beantragen. Ich bin wirklich froh, dass mein Freund - ich damit auch ich - endlich aus diesem assigen System draußen sind.

 

Das klingt jetzt nach einem neuen Problem - unzuverlässiges Amt vs. plötzlicher Rauswurf aus der (elterlichen?) Wohnung / gentrifizierter Wohnungsmarkt. Bleiben wir erstmal bei dem ersten Problem oder alles auf einmal?

 

Der Punkt ist eher: die Gründe für die Probleme sind vielfältig.

 

die Nebenkosten (Kalt) sind doch auch festgelegt

 

Stimmt schon. Uns wurde seitens des Amtes damals gesagt, dass wenn die Mietkosten (kalt) zu hoch sind, dass sie die Wohnung nicht genehmigen werden. Denn damals war es so - dürfte sich aber nicht geändert haben - dass man sich eine neue Wohnung vom Amt genehmigen lassen muss, d.h. man muss den Mietvertrag vorlegen und bekommt dann gesagt, ob das Amt die Mietkosten übernimmt. Ist die Kaltmiete über der Bemessungsgrenze, wird der Mietvertrag nicht akzeptiert.

Bei den Nebenkosten (kalt) war man wohl insofern verhandlungsbereit, als dass wir alle Nebenkosten, die über der Bemessungsgrenze lagen, aus eigener Taschen zahlen dürften. Aus eigener Tasche heißt in dem Fall, von dem Geld das für Essen, Trinken, usw. vorgesehen ist. Haben wir auch getan, da es ansonsten utopisch gewesen wäre, eine angemessene Wohnung zu finden. Der Vermieter hat insofern die Kaltmiete einfach reduziert und sowas wie einen fiktiven Fahrradstellplatz, usw. dazu gedichtet und auf die Nebenkosten umgelegt.

 

Das ist immer noch so, Kaltmiete und die festgelegten m² müssen stimmen, wobei hier beides fast unmöglich ist. Hier in der Gegend gibt es auch "Alg2 Blöcke" und wenn man das kleingedruckte in den Anzeigen liest, sieht man wie bescheuert eigentlich das Jobcenter ist.

 

Der Vollständigkeit halber weise ich auf folgendes hin, was es zumindest in den meisten Ruhrgebietsstädten gibt:

https://www.essen.de/rathaus/aemter...nahme_von_Strom_und_Mietrueckstaenden.de.html

 

Zwischen der fristlosen Kündigung und der gerichtlichen Räumung vergehen üblicherweise 18 bis 24 Monate. In dieser Zeit kriegt der Vermieter übrigens üblicherweise keine Miete mehr, und die Kosten für das Verfahren darf er auch noch selbst bezahlen. So eine Geschichte kostet den Vermieter schnell mal 25.000 Euro.

Meiner Erfahrung nach machen die Ämter das normalerweise nicht. Die Mietzahlung vom Amt direkt an den Vermieter ist die Ausnahme, nicht die Regel.

 

Weil der Mieter ja zustimmen muss.

 

Ich habe 2 Personen bei mir in der Familie die Wohnung vermieten und die mögen H4 Bewohner weil das Amt dann immer direkt die Miete überweist

 

die Option "Miete zahlen direkt an den Vermieter" gibt es im Erstantrag, bei den Folgeanträge wird da nicht mehr gefragt

Unser Vermieter hat die Leute relativ schnell raus bekommen, allerdings hätte die beim Vorbesitzer auch nie einen Mietvertrag bekommen.

 

Naja, letztendlich kann man das als Vermieter fordern. Ob das legal ist weiß ich nicht, aber sonst bekommt jemand anderes die Wohnung.

 

Unter Umständen, vielleicht und die Hütte muss brennen.

 

Das ist die große Ausnahme. Es kommt auf den Landkreis an wie das Jobcenter/Gemeinde da vorgeht.

 

Wenn es ne Gegend ist wo keiner hinziehen will ist das praktisch. Was ist eigentlich wenn sie dir die Bude kleinschlagen? Kommt das Amt dann für den Schaden auf?

 

Ist sogar besser wenn das Amt direkt an den Vermieter überweist. Gibt ja Kandidaten die das anstatt zu überweisen lieber in den Spielautomaten stecken oder versaufen.

 

Lass das.

 

Naja, er hat halt nicht mit der Polemik angefangen.

 

Wohl wahr.

@ColaFan bitte sachlich bleiben. Was du ausrücken willst, lässt sich auch weniger provozierend formulieren.

 

Um wie viele handelt es sich da? Meinst du ernsthaft, dass die Zahl derer so signifikant hoch ist, dass es gerechtfertigt wäre, direkt auch alle anderen Betroffenen mit einzuschränken?

Oder andere Frage, geht nur leider vom Thema weg: wieso fändest du diese Art von Sanktion gut?! Menschen, die von Spiel- und/oder Alkoholsucht betroffen sind, sollten Hilfe bekommen und nicht auch noch dafür bestraft werden. Deren Sucht ist schon Strafe genug.

 

Nach dem, was ich bei meinem (zugegebenermaßen nicht repräsentativen) Fall einer Mieterin mit Hartz IV mitbekommen habe, macht das Amt das nur in Ausnahmefällen, weil man normalerweise den Leuten die volle Souveränität (und Verantwortung) über ihren Finanzhaushalt überlassen will.

 

Ergibt wohl auch Sinn. Ziel ist schließlich immer, sie wieder in ein eigenständiges Leben zu entlassen. Ich habe aber von Vermietern auch schon gehört, dass es ja ganz bequem sei, wenn das Geld vom Amt kommt. Klang für mich irgendwie schon nach Routine.

Das Gesetz sagt:

§ 22 Abs. 7 SGB II

 

Man traut allen Eltern Deutschlands zu, verantwortungsvoll mit dem voll ausgezahlten Kindergeld umzugehen. Es sollte bei Hartz4 genauso sein.

 

Es gibt ja auch die Fraktion, die sich dafür ausspricht, H4-Empfängern kein Geld auszuzahlen, sondern Essensmarken zu verteilen....

Deren Menschenbild ist einfach nur widerlich.

 

Grundsätzlich ja, aaaaaber.... in den vom Gesetz beschriebenen Fällen, insbesondere bei Krankheit/Sucht, würde man den Menschen wohl keinen Gefallen tun, sie quasi "ins Messer laufen" zu lassen und ihnen das Geld für die Miete aus zu zahlen, wohl wissend, dass die nächste Station dann eine Obdachlosen-Sammelunterkunft sein wird.

 

Man tut den Menschen auch so keinen Gefallen, weil man sie allein lässt und sie wegen ihrer Sucht zusätzlich noch abstraft.

 

Werden die nicht vom Amt spezieller betreut?

 

Hier im Forum werden doch sehr häufig Probleme behandelt, die eine (zahlenmäßige) Minderheit der Bevölkerung betreffen und da wird auch nicht nach einer Rechtfertigung verlangt. Ich verstehe die Anspielung auf Spielautomaten übrigens nicht wortwörtlich, sondern auch in Bezug auf diverse andere Laster (Alkohol, Tabak usw.).

 

Genau weiß ich es nicht, aber wäre es so, gäbe es dann diese Diskussion samt der von @ColaFan geäußerten Vorurteile?

 

Das ist wohl richtig. Vermutlich ist das bei schwersten Fällen auch die bessere Alternative. Aber ich würde argumentieren, dass Sanktionen gerade bei psychischen Problemen wenig hilfreich sind - ein Suchtkranker ohne Geld bleibt immer noch ein Suchtkranker. Das alles kann also nur funktionieren, wenn man entsprechende Hilfsangebote bereitstellt.

Was mich in dieser Diskussion immer nur so ärgert: das Argument pro Sachleistung / Direktüberweisung an Vermieter wird in der Regel nicht aus Hilfsbereitschaft gemacht, sondern als Bestrafung für den faulen Hartz4-Empfänger - damit meine ich jetzt nicht dich, aber ganz sicher andere User.

 

Inwiefern einschränken? Normalerweise sollte das Geld ja zeitnah 1-2 Tage weiter an den Vermieter gehen. Das Geld ist ja nicht für Lebensmittel oder anderes gedacht.

 

Ich habe von ein paar Kandidaten und nicht von allen.

 

Es würde aber alle treffen, wenn man das grundsätzlich so umsetzen würde.

 

Joa. Da sollte die Betreuung engmaschig sein.Ich denke vor allem sollte es feste Bezugspersonen geben. Leider wechseln die Kontaktpersonen beim Amt ja auch häufig durch.

 

Erste Reaktion:
Schön wäre es. Es ist natürlich wie üblich ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist eine Suchterkrankung ein "Vermittlungshemmnis". Andererseits weiß das Jobcenter oftmals nicht Bescheid, vielfach aus Scham oder mangelnder Krankheitseinsicht. Oder weil der Betroffene eben schon weiß, dass er dafür in irgendeiner Art sanktioniert wird. Und ein normaler Mitarbeiter im Jobcenter hat im Regelfall auch ehrlich gesagt keine Ahnung davon, aber woher auch.

An meinem Arbeitsort soll, zumindest für eine spezielle Zielgruppe, eine Kooperation zwischen der örtlichen Drogenhilfe sowie dem Jobcenter installiert werden. Bleibt die Frage nach dem Wie und dem Wann. Und die des Datenschutzes, ohne Schweigepflichtentbindung darf ja keine Kommunikation laufen.

 

Würde behaupten, dass das ganze Konstrukt ein systematisches Problem hat: es ist nicht dafür da, den Menschen irgendwie zu helfen bzw. sie zu unterstützen, sondern sie entweder zu beschäftigen/in eine Beschäftigung (explizit nicht Arbeit) zu zwängen, damit die Arbeitslosenquote niedrig gehalten bzw. gesenkt wird.

Dass die meisten Maßnahmen, Weiterbildungsmöglichkeiten, Vermittlungsvorschläge vollkommener Müll sind, weil sie in den seltensten Fällen den Qualifikationen und/oder den Präferenzen der Arbeitssuchenden entsprechen, habe ich selbst erlebt (zum Glück als Akademiker mit Anspruch auf ALG 1, wodurch man etwas besser behandelt wird). Ich habe explizit mehrere Berufe angegeben, die zu meinen Qualifikationen passen und habe extra dazu gesagt (was auch im System hinterlegt wurde) keine Zeit-/Leiharbeit und keine Berufe in Führungspositionen (da habe ich weder Interesse dran, noch habe ich Erfahrung oder irgendeine Art der Qualifikation). Was schickt mir die Agentur? Zig Vorschläge für Zeitarbeitsfirmen und einmal irgendeine leitende Position bei der Bahn.

Hinzukommen noch so Sachen wie das Glück, was man mit Sachbearbeitern haben muss und die Tatsache, dass es einem unnötig schwer gemacht wird, weil einem entweder Informationen vorenthalten werden oder weil sich bei mir, da ich darauf bestanden, alle Mitarbeiter anfangs geweigert haben, mir deren Aussagen und/oder die Abgabe von mir vorzulegenden Unterlagen schriftlich zu bestätigen.