Warum juckt es eigentlich niemand mehr?

Die spürbaren Vorteile (Terrorismusbekämpfung!!!, Komfortfunktionen, Produktivität/Profit) überwiegen halt für die meisten Menschen. Die Nachteile sind entweder theoretisch (autoritärer Staat) oder zu abstrakt (Internetwerbung).

Das Problem beginnt für mich ganz oben. Die Masse an Menschen war schon immer eher dumm, aber momentan fehlt es der Elite völlig an einem moralischen Kompass und einer gesellschaftlichen Vision.

Bei den meisten Entscheidungsträgern scheint die irgendwo zwischen Shareholder-Rendite & Statuserhaltung zu liegen.

 

Interessieren tut es viele nicht mehr, einfach weil ein Verstoß meist keine für den Einzelnen spürbaren direkten Folgen hat.

 

Man kann halt nur versuchen, den Dreck via Verfassungsschutz lahmzulegen. Aber hey...laut einem Philipp Amthor ist das Innenministerium das Verfassungsministerium...

 

Ich stimme weitgehend zu, würde es aber noch etwas anpassen wollen.

Die eigentlichen Entscheidungsträger (Politiker, Firmenbosse, etc.) werden schon immer so gewesen sein. Politiker mit Überzeugung schaffen es, in einer Parteiendemokratie wie der unseren, selten ins Amt. Das ist nichts neues.

Neu ist seit einigen Jahrzehnten, dass die Eliten daneben und darunter - also politische Opposition, Medien, Wissenschaft, Kultur und Co. - sich mittlerweile so angebiedert haben, dass sie weitgehend unkritisch gegenüber der Politik der Mitte, des Neoliberalismus und Co. geworden sind. Es fehlt auf diese Politiker der Druck von aussen, Politik im Sinne der Bürger zu machen.

• Was haben die Grünen z. B. mal Stimmung gegen CDU, EU und Co. gemacht. Heute können sie es gar nicht erwarten, mit ihnen die Regierung zu stellen oder immer nur mehr EU zu fordern. Hauptsache die Fleischtöpfe rufen.
• Kritische Artikel zu Merkel, der EU oder GroKo kann man mit der Lupe suchen, weil sie kaum existieren. Zumindest nicht im medialen Mainstream.
• Gewerkschaften sind häufig zu Co-Management mutiert und handeln teilweise schlechtere Bedingungen aus als sie gesetzlich vorgeschrieben sind (Teilzeitbeschränkung)
• In Unis und Studien werden Politik und Wirtschaft nicht mehr kritisch hinterfragt, sondern die Mantren verbreitet, welche die Finanzierenden vorgeben. Da schimpft man lieber gegen Populisten von Links und rechts, anstelle die eigene Politik der Mitte kritisch zubegutachten.
• Fast jede Kritik an unseren Herrschern wirs als Hetze, Hass, Populismus und Co. abgestempelt. nicht nur von den GroKo-Politikern selbst, sondern auch von Medien, Kirchen, Lehrern, Professoren und zahllosen anderen Würdenträgern.
• Hinzu kommt ein Trend, das viele Parteien immer noch mehr Staat fordern. Noch mehr Programme, Verbote, Vorschriften, Auflagen und Co.. Natürlich alles im Dienste der guten Sache. Und das in einem Land, welches bereits heute eines der größten Parlamente besitzt, einen der grössten Staatsfunke und eine riesige Quote staatlicher Umverteilung. Der Staat ist maximal raffgierig geworden und läuft sich schlicht seine Anhänger mit lukrativen Posten, Quoten, Aufträgen oder Privilegien.

Wie soll in so einem Klima Kritik an der herrschenden Klasse aufkommen? Wo soll das kritische Denken oder ein gesundes Misstrauen herkommen, wenn in fast jedem relevanten Sektor systemtreue Kräfte das Sagen haben?

 

Wir sind einfach alt. Nach Japan und Monaco haben wir die älteste Bevölkerung die es gibt.

Es geht ja nicht nur um die Datensammelei. Wir verpennen in Deutschland alles an gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen, dass es so zu verpennen gibt. Allein das ein 219a Stgb im Jahr 2019 sogar nochmal die Strafbarkeit von Informationen zur Abtreibung bestätigt, sagt schon alles.

Deutschland ist eine Angstgesellschaft. Die AfD würde es ohne irrationale Angst von Messerstechern nicht geben. Und auch diese dämliche Law & Order Politik der Union ist rational nicht erklärbar.

Der Politik sind dabei dabei mittlerweile auch Arbeisplätze und das BIP wichtiger als Menschenrechte, und das in einer Zeit in der die Unternehmen Probleme haben Stellen zu besetzen.

Aber es wurde gier ja schonmal gesagt. Leider scheidet die 4. Staatsgewalt als korrektiv auch ein bisschen aus. Wie wenig kritische Berichtserstattung es über die Merkel CDU gibt ist erschreckend.

 

Ich würde ja behaupten, viele hat es noch nie interessiert. „Was wollen die schon mit meinen Daten?“ ist uralt in der Facebook-Diskussion und hat sich auch nach den Bewahrheitungen (Cambridge und Co) nicht geändert

 

Tja hm. Mich interessiert es auch nicht mehr. Ich sehe den Kampf als verloren an und sage jetzt "sollen sie halt machen".

Die ersten Male wo eigene Daten in Leaks auftauchen ist man noch wütend, inzwischen gibt es nur noch ein Schulterzucken - was ist denn je schlimmes danach passiert? Eben. Ich ändere das betroffene Passwort und fertig.

Die Vorstellung der digitalen Hausdurchsuchung ist auch egal geworden irgendwie. Vielleicht finden die ja sogar meine verlorenen Bitcoins?

Das Thema Daten wurde so heiß gekocht, dass sämtlicher Biss und Geschmack flöten gegangen ist. Übrig bleibt ein grauer Brei. Bei der ersten abgerauchten Festplatte war ich auch noch panisch, inzwischen ist mir das völlig egal geworden.

Und die Leute die Trump gewählt haben, weil CA sie mit Facebook-Games und gezielter Werbung manipuliert hat, waren auch vorher manipulierbare Idioten. Die hätte man auch anders erreicht.

Ich sehe keinen positiven Effekt und finde es verwerflich was Politik und Industrie so treiben, aber ich habe auch keine Lust mehr mich zu empören.

 

was man vor paar jahrewn bei house of cards noch für völlig übertrieben dagestellt glaubte ist mittlerweile die seichte wahrheit.

ist wie mit den assi tv damals im fernsehen. man dachte, so doof kann keiner sein, aber in wirklichkeit sind die wahren storys noch 1000x mal schlimmer.

 

Ich bin jetzt seit 2009 bei Facebook angemeldet und lebe noch. Bisher hatten alle Angaben die ich dort bewusst gemacht habe keinerlei Auswirkung auf mein Leben.

 

denken die Schmoggs, die wegen subtiler Werbe- und Newsfeedeinblendungen dann Trump gewählt haben bestimmt auch

 

Bei FB hat es ja jeder selbst in der Hand und Seehofer wird sich schon noch Opposition und Bevölkerung stellen müssen. Über Ostern ist das halt jetzt kein Thema.

Generell macht man aber auch irgendwann zu, wenn jede Woche ein anderes Schreckensszenario aufgerufen wird. Es fällt dann schwer, sich noch auf zu regen.

 

Genau das denk ich auch, hab letztens auf einer meiner Altplatten ganz zufällig Songtexte gefunden die ich damals im 9 Schuljahr geschrieben habe. Heute würde das als Hasspostings durchgehen.. allerdings sind entsprechende Politiker längst tot...

 

Keine Ahnung, ich bekomme bei Facebook keine Werbung angezeigt.

 

Das ist schöne neoliberale Konzernpropaganda, doch leider völlig falsch.

FB Apps (also auch Whatsapp) scannen ungefragt die Telefonnummern von Dritten, analysieren Gesichter in hochgeladenen Fotos & sammeln Daten auf jeder Webseite, die Facebook Cookies/Like Buttons benutzt. Natürlich kauft FB auch selbst kräftig Daten ein (z.B. von Kreditkartenfirmen, Handy-Apps mit Standortabfrage) und legt so auch Profile von Leuten an, die sich noch niemals bei FB registriert haben.

 

Bist du dir da sicher?

 

Wir steigen heute aber mal wieder gut ein.

Im Beispiel des Eingangsposts ging es um Passwörter, die unverschlüsselt herumlagen. Da hilft in der Tat die Apps zu löschen. Darauf bezog ich mich.

 

Die ist direkt im Newsfeed als Beitrag.

 

Keine so offensichtliche wie bei der GameStar, das kann man ja einstellen. Natürlich bekomm ich Posts von Leuten angezeigt die ich in meiner Freundesliste habe die man so als Werbung einstufen könnte, wenns mir zu sehr auf die Nerven geht sind das auch nur zwei Klicks und ich bekomme es nicht mehr angezeigt.

 

Habe ich abgeschaltet.

 

Dann habe ich die unklaren Aussagen in deinem Post falsch interpretiert, mea culpa.

Die Schuld auf die Nutzer von FB abzuwälzen ist aber nach wie vor falsch, sieht (mittlerweile) auch das Gesetz so. Passwörter in Klartext abzuspeichern ist seit der GDPR zumindest in Europa strafbar - und das aus gutem Grund.

 

Gut zusammengefasst. Ich habe den Eindruck dass die aktuellen Gesellschafts- und Politikgefüge der modernen Zeit nicht mehr standhalten aber auch keine echten Konzepte für die Zukunft vorliegen, geschweigedenn die Einsicht dass man mit den veralteten Strukturen schon jetzt kaum noch zu Rande kommt. Aber egal ob bei Themen wie Landwirtschaft und Nahrungserzeugung, (digitaler) Infrastruktur oder genereller politischer Ausrichtung sind die entsprechenden Lobbys viel zu intensiv mit der Politik verbandelt um wirkliche Änderungen zu ermöglichen. Da kommt dann immer nur wieder das selbe Gekeife von wegen "WOHLSTAND ERHALTEN" oder anderen Plattitüden anstatt mal alte Zöpfe abzuschneiden. Zumindest im Westen. Vermutlich muss es nochmal ziemlich krachen bevor der nächste "große Schritt" in der menschlichen Entwicklung kommt.

 

Von Schuld sprach ich ja auch nicht, aber jeder überlegt sich dann halt, ob er Kunde bleiben will oder nicht.

 

Da ich mich mit dem Thema 'BKA Trojaner' nie auseinandergesetzt habe. Wie soll der eigentlich auf mein System kommen?!

 

Und hier schließt sich der Kreis und wir sind wieder bei der Lüge über die individuelle Verantwortung.

Facebook hat aufgrund seiner Größe in vielen Bereichen in Monopol. Und selbst wenn ich nichts mit dem Konzern zu tun haben will, sammelt er trotzdem noch fleißig Daten von mir (soviel zum Thema "Kunde" bleiben oder nicht - auf meinem Handy ist FB vorinstalliert & ich kann die App ohne Root nicht mal vollständig entfernen).

Hier sind nicht einzelne Menschen gefragt, sondern strenge Regulierung oder sogar eine Zerschlagung.

 

Via Einbruch in die Wohnung, wenn's nach Seehofer geht.

 

Tatsächlich nicht. Facebook legt auch rechtswidrig Profile von Leuten an, die nicht bei Facebook sind. Hinzu kommt, dass Facebook seine eigenen Richtlinien (falls vorhanden) nicht einhält, bzw. auf deren Einhaltung nicht achtet. Wenn ich Privatssphäre Einstellungen vornehmen und Facebook dann entgegen dieser meine Daten an jede Datenbude weitergibt, ist es das Gegenteil von Einfluss.

Ich bin auch nur noch bei Facebook, wegen diverser Gruppen für mein Fernstudium und da kommen wir halt direkt zu zwei Knackpunkten.

1. Facebook macht regelmäßig illegalen bzw. grob fahrlässigen Scheiß. Wenn Passworter z.B. im Klartext gespeichert werden ist das nichts anderes als Inkompetenz oder Vorsatz. Löschkonzepte, Berechtigungskonzepte etc. das sind alles technische Standards die Facebook umsetzen müsste es aber nicht macht. Da habe ich mit meinem Verhalten aber kein Einfluss drauf.

2. Facebook hat eine marktbeherschende Stellung, ein Monopol. Die Besonderheit ist, dass man als Kunde diese eben nicht meiden kann. Monopol eben.

Von daher ist es erstmal nicht Aufgabe jedes Einzelnen da was zu machen, sondern des Staates. Der einzelne Bürger kann ja nicht Monopole zerschlagen, ebenso ist es eben Aufgabe der Staatsgewalt die Einhaltung der eigenen Gesetze durchzusetzen.

Und da sind wir bei Facebook eben bei dem Punkt, wo man die Frage stellen muss, warum der Staat hier ein Monopol zulässt und warum diesem Unternehmen das nicht in der Lage ist Gesetze und Branchenstandards einzuhalten, nicht so langsam mal den Gewerbeschein entzieht.

 

Du stellst das so als Gegensatz dar, verstehe nicht wieso. Schließt es sich gegenseitig aus, dass die Konsumenten mit den Füßen abstimmen, und dennoch staatlicherseits gehandelt wird?

Siehe oben. Das war auf die Passwörter bezogen.

 

Dann solltest du das auch schreiben und nicht nur die Konsumenten erwähnen. Ich kann leider nur auf das eingehen, was auch tatsächlich in deinen Posts steht.

Zum Inhalt: Nein, es schließt sich natürlich nicht aus, allerdings bringt die Wahl der Konsumenten auch nichts, da Facebook aufgrund seiner Größe von Netzwerkeffekten profitiert (siehe der Kampf gegen Snapchat, irgendeine der zahlreichen Studiengruppe auf FB) oder aufstrebende Netzwerke schlichtweg aukauft (Instagram, Whatsapp).

Dein "die Kunden haben es in der Hand" hat einfach wenig mit der Realität zu tun. Das funktioniert bei Internetmonopolen nicht.

 

Versteh ich nicht. Gerade bei den Passwörtern bin ich darauf angewiesen, dass mit denen vernünftig umgegangen wird. Zumal sich Daten irgendwann verselbstständigen. Eine meiner E-Mail Adressen war jetzt vor in paar Wochen wieder mal bei einem Leak dabei, das bei einem Unternehmen passiert ist, mit dem ich weder was zu tun habe und von dem ich nie gehört habe.

IT-Sicherheit in die Hände der Nutzer zu geben ist wie als Staat den Bürgern zu sagen, kauft euch alle Überwachungskameras, ne Alarmanlage und baut Gitter vor die Fenster, wir machen nämlich nichts mehr gegen Einbrüche weil uns das zu kompliziert ist.

 

Da stand allerdings auch nicht, dass die Politik untätig bleiben soll, sondern ich bin auf das Beispiel des TE eingegangen.

Letztendlich haben die Kunden aber sehr wohl eine Macht, auch wenn man ihnen zB mit dem Kartellrecht zur Seite stehen kann.

 

Nur wenn du dort angemeldet bist. Wer nicht bei Instagramm war, hatte das Problem ja nicht. Meine Antwort bezog sich auf das Beispiel des TE.

 

Ja und Monopole zu vermeiden ist aber keine tragfähige Lösung für die Nutzer. Das Problem an Monopolen für den Kunden ist ja, dass du diese eben nicht vermeiden kannst. Ein Monopol bedeutet, dass die Marktwirtschaft an dieser Stelle nicht funktioniert. Deine Lösung funktioniert eben nur bei funktioniereen Märkten und den haben hier nicht. Deshalb muss das Monopol hier erstmal zerschlagen werden.

 

Die Lösung "Account löschen" bezog sich ganz genau nur auf das Beispielproblem der offen gespeicherten Passwörter.

Dass die sonstigen Probleme die danach eingebracht wurden, auch eine Frage des Kartellrechts sind, habe ich ja bereits geschrieben.

 

Da ich etzala keinen Facebook Account habe interessiert es mich in der Tat nicht.

 

Wer sagt denn, dass die Daten wirklich gelöscht werden? Offensichtlich kann man FB diesbezüglich ja nicht vertrauen.

Zeigt schön, wie wenig Macht & Wissen du hier als Einzelner hast.

 

Ja, selbst in deinem Beispiel ist das Account löschen halt wegen dem Monopol ein Problem. "Wenn Sie keine Lust haben bei Standard Oil Kunde zu sein, hören Sie halt damit auf Öl zu nutzen. "

 

Wenn nur Passwörter verloren gehen ist das eigentlich kein Problem. Es wird nur eins wenn der User schlampig war. Es spielt in der Datenschutzproblematik eigentlich einer winzige bis gar keine Rolle.

Das Problem sind die verloren gegangenen anderen Daten - Name, Adresse, Bankdaten oder auch Metadaten. Für letztere muss ich nicht einmal auf der Plattform registriert sein, Facebook, Google und Co sammeln auch Daten über mich wenn ich dort nicht angemeldet bin.
Das zweite Problem ist die für mich nicht kontrollierbare Verwendung dieser Daten durch den Verkauf oder die Herausgabe an Behörden.

Zum neuen Vorstoß des Heimathorsts empfehle ich Logbuch Netzpolitik.

Hier helfen empfindliche Strafen. 20€ pro Datensatz oder so, steigend mit der Menge und Verknüpfung der Daten. Dann hat sich das ganz schnell erledigt...

 

Dafür gibt es Gesetze, denen natürlich Geltung verschafft werden muss.

Nun ist Facebook aber ja nichts, was man zwingend benötigt. Wenn viele User ihr Konto kündigen würden, würde das schon Druck aufbauen.

Dass die Kartellbehörden in den USA überhaupt FB erlaubt haben, die anderen gängigen Dienste zu schlucken, was aber in der Tat ein Versäumnis.