Was habt ihr euch heute angeschaut? - Teil VII

Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Timber.wulf, 26. Januar 2017.

  1. Raincoat

    Raincoat
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    Beyond the Infinite Two Minutes (dir. Junta Yamaguchi)

    Nach One Cut of the Dead ein weiterer Indie-Hit aus Japan, der das Potential hat zu einem Kultfilm zu werden. Das Setting ist denkbar simpel. Ein mehrstöckiges Haus, in dessen Erdgeschoss sich ein Cafe befindet, die Mitarbeiter des Cafes und ein paar Gäste als Charaktere und das Herzstück des Films: Zwei Monitore, die Zukunft und Vergangenheit miteinander verbinden. Über den einen kann man die Vergangenheit von vor zwei Minuten des anderen sehen und umgekehrt. Man kann also sowohl zwei Minuten in die Zukunft blicken als auch die Vergangenheit vor zwei Minuten beeinflussen. Der Clou des Ganzen: Scheinbar wurde der Film in einem einzigen, zusammenhängenden Take gedreht. Zumindest Stellen, wo offensichtlich ein Schnitt hätte sein können, habe ich nicht bemerkt. Das sorgt dafür, dass alle 'Zeitreisen' in Echtzeit miterlebt werden. Einerseits sieht man dadurch viele Sachen mehrfach, andererseits kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus ob des Einfallsreichtums und der unfassbaren Mühe, die dahin geflossen sein muss, Diskrepanzen zwischen den verschiedenen Zeitebenen zu vermeiden. Hinzu kommt ein total sympathischer Cast, gut eingesetzter Humor und eine kleine Liebesgeschichte. 70 Minuten purer Charme, verpackt in einem unverbrauchten Szenario. Dieser Film zeigt einmal mehr: Man braucht so wenig um so viel zu erreichen.

    Gesehen im Rahmen des Nippon Connection Filmfestivals. Jetzt leider schon vorüber.
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Juni 2021
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  2. Vögelchen Baumwolldealer des Vertrauens

    Vögelchen
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    Hollywood hat bei uns glaube ich auch einfach das Problem, dass die Geschehnisse hier nicht so wahnsinnig bekannt sind, wie "drüben". Gefühlt war ich der einzige im Kinosaal, der das Finale verstanden hat bzw. eine konkrete Erwartung hatte, die gebrochen werden musste. Bei Sharon Tate, der Ranch und co. klingelt es doch hier bei vielen Leuten nicht sofort. Manson, ja gut, den Namen kennt man spätestens durch Marilyn Manson und das Hakenkreuz-Foto hat auch jede*r mal gesehen. Aber ansonsten?

    Ich wusste vorher nicht, worum es geht, habe aber die Brotkrumen im Verlauf aufgenommen und war dann mega elektrisiert, wann und wie "es" wohl passiert. Und dann passiert es - aber eben völlig anders. ( :ugly: )

    Das war schon ziemlich geil.
     
  3. HypNo5

    HypNo5
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    Das ist mir auch noch nie passiert. Vorhin war ich auf YouTube unterwegs und mir wurde ein Video empfohlen, bei dem eine Szene der Serie Invincible mit dem Ton von Cave Johnson (Portal 2, Lemons) unterlegt wurde. Draufgeklickt und dann: Hä, die Szene kenne ich gar nicht, ist schon eine zweite Staffel draußen? Da habe ich tatsächlich gedacht, das Ende der siebten Folge sei das Ende der Staffel und habe die letzte Folge gar nicht geschaut. Naja, der Fehler wurde ausgebügelt. Das Fazit bleibt: ganz nett, vielleicht schaue ich die zweite Staffel wenn/falls sie erscheint, aber ein Muss ist die Serie nicht.

    Korrekt. Ohne das Vorwissen ergibt der Film überhaupt keinen Sinn. Das wäre wie wenn man Basterds schaut und nicht weiß, warum die Juden so wütend auf Hitler sind und warum es eine tolle Sache ist, dass er getötet wurde. Hollywood hat im Gegensatz aber eine durch und durch positive Botschaft, was für Tarantino eigentlich recht unüblich ist.
     
  4. Tribal Tattoo

    Tribal Tattoo
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    Vorhin auch gesehen, weil auch schon die Beschreibung so schräg klang, und absoluter Glückstreffer gewesen. :D
    Im Gegensatz zu dir habe ich zwar doch erstaunlich viele Stellen bemerkt, die sehr wahrscheinlich ein Cut gewesen sind, aber das hat den Gesamteindruck kaum geschmälert. Es wäre denke ich auch kaum zu bewältigen gewesen, das alles ohne Pausen fehlerfrei zu koordinieren was da passiert.
    Dennoch insgesamt großartig, tolle Idee, toll umgesetzt mit seinen wenigen Möglichkeiten, man spürt den Spaß und die Leidenschaft der Beteiligten einfach an jeder Ecke. Das kann kein Budget der Welt ersetzen.
     
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  5. Raincoat

    Raincoat
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    Ja dachte ich mir dann auch. Nur gesehen hab ich keine. Aber vielleicht hab ich einfach nicht so ein Auge dafür. Dennoch beeindruckend. Schmälert die Leistung nur so ein ganz kleines Bisschen. :D
     
  6. Oli_Anderson

    Oli_Anderson
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    Ich fand den zweiten schon schwächer zum ersten.
    Die Reihe sollte nicht den Fehler machen und immer mehr zum CGI Monster zu werden.
     
  7. Oli_Anderson

    Oli_Anderson
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    Ich hab die Jason Reihe letztes Halloween komplett gesehen wiedermal.
    Das mit Thommy wird im nächsten Teil aufgeklärt.
    Der Twist rund um das Ende ist aber schon gut.....der einzige der ganzen Reihe eigentlich.
     
  8. HK-Argeon

    HK-Argeon
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    Die Serie hatte sieben Episoden a la durchschnittlich 20 Minuten, wie man sowas auf den Markt werfen kann ist mir schleierhaft. Entweder man gibt der Serie eine Chance oder nicht, aber das Format lässt ja fast schon vermuten, dass man nicht wollte, dass die Serie einschlägt.

    (Ja ich schaue mir gerne Coming-of-Age-Zeugs a la Freaks and Geeks - noch so ein Opfer amerikanischer Programmdirektoren - an. Von dieser Art an Serie hat Netflix zusätzlich noch The Society und Everything Sucks abgesetzt, ersteres wegen Corona. Ist einfach schade, sind alles tolle Serien. Ich schaue momentan noch die letzte Staffel von Colony an, was ja auch abgesetzt wurde. Verstehe ich wirklich nicht - in Sachen Post-Apokalypse für mich eine der besten Serien der letzten 10 Jahre).
     
  9. So können sich Meinungen unterscheiden. Für mich ist es der beste Tarantino Film. Das fängt bei den grandiosen Charakteren an (Aldo Raine, Donny Donowitz, Hansa Landa etc.) und geht über die teils sehr intensiven Einzelszenen (besonders die mit Waltz). Und letztendlich geht es darum Nazis zu klatschen. Von daher 10/10. :epona:

    Habe gestern nach langer Zeit mal wieder Oldboy gesehen und er ist immer noch einer der besten Filme aus dem asiatischen Kino. Das Hin und Her zwischen Choi Min-sik und Yoo Ji-tae gipfelt in einem der besten Finale aller Zeiten. Auch hier eine 10/10. Hab auch direkt wieder Lust bekommen auf The Handmaiden, der einen ähnlichen Level an Perfektion erreicht.
     
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  10. Alex86 Nick der Schlitzer McGurk

    Alex86
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    Hab IB die erste Zeit auch stark gefeiert.
    Mittlerweile gefällt er mir nicht mehr gut, weil mir ein Teil des Casts einfach unerträglich auf den Sack geht; Schweiger, Brühl, Roth und vorne dran Pitt.
     
  11. General Kenobi I have the high ground

    General Kenobi
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  12. HypNo5

    HypNo5
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    Ach, Schweiger könnte ruhig mehr solche Rollen haben. Wo er die Klappe hält. :ugly:
     
  13. knusperzwieback

    knusperzwieback
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    Great White - Hol tief Luft - (2021)

    Haifisch von der Stange

    Die Schauspieler machen einen guten Job, die Kameraarbeit gefiel mir ebenso. Leider ist die Story so dermaßen Schema-F und die Umsetzung ebenso. Highlights fehlten und Spannung baute sich kaum auf. Ich würde mal sagen solider Hai-Film, nicht mehr und nicht weniger. Empfehlen würde ich den Film nur absoluten Genre-Neulingen.
     
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  14. hohesZeh

    hohesZeh
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    Du glücklicher. Ich hätte gerne mehr von Another Life und Nightflyers gesehen. Hätte gerne auch mehr vom Punisher gesehen. Glauber aber, dass hier nicht Netflix die Finger im Spiel hatte.
     
  15. tolotos*

    tolotos*
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    The Assistant
    Sehr zurückhaltender Film über Diskriminierung und Ausnutzung am Arbeitsplatz sowie Missbrauch in klarer Anspielung an Harvey Weinstein. Die interessante Entscheidung des Films ist dabei, die Protagonistin nicht im Zentrum einer dramatischen Geschichte stehen zu lassen: Jane ist eine frisch eingestellte Assistentin in einem Produzenten-Büro, für die diese Stelle eine große Karriere-Chance ist. Man erlebt im Film einen einzelnen Tag aus ihrem Alltag. Ein Großteil des Films ist damit tatsächlich eher Büro-Alltag, wenn auch voll von kleinen Respektlosigkeiten. Zwischendrin kommen wie angedeutet auch deutlich heftigere Grenzüberschreitungen vor, aber immer nur aus einer sehr machtlosen und entfernten Beobachterperspektive. Dadurch muss man in der richtigen Stimmung für den Film sein, denn ich würde ihn nicht im klassischen Sinne unterhaltsam nennen - aber sehr bedrückend und gleichzeitig verdammt wichtig, weil einem Mechanismen und Strukturen, die man intellektuell versteht auch emotional nähergebracht werden. Ein sehr guter Film. 8/10
     
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  16. spike2109

    spike2109
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    Ich hab grad die beste Polizeiserie ever zuende geguckt.

    The Wire
    Der Cast, die Kamera, der Soundtrack (ja richtig, gibts nicht! Und das ist genial) aber vor allem die Charaktere, die vom allen Seiten beleuchtet werden. Perfekter Abschluss mit der letzten Folge gefunden, endlich ne Serie die bis zum Ende überzeugt. Muss das noch alles auf mich wirken lassen.

    11/10

    Trivia
    Hab gelesen die wurde abgesetzt, weil sie zu kompliziert war? Kam mir zu keiner Zeit so vor, ich war dankbar, dass hier kein 08/15 geboten wurde.
    Ich hab erst zu beginn der vierten Staffel festgestellt, dass immer der gleiche Song in einer anderen Variation als Intro gespielt wird.
     
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  17. HypNo5

    HypNo5
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    Das Polizei kannst du streichen. Beste Serie generell. :yes:

    Abgesetzt wurde The Wire nicht. Es hätte noch fortgesetzt werden können, aber das Ende ist das Ende. (Zwischendrin war nicht sicher, ob die Serie fortgesetzt wird. Wurde sie dann aber) Was aber stimmt ist dass die Serie einen nicht so leichten Stand hatte, weil sie doch sehr unaufgeregt ihre Handlung erzählt und im Gegensatz zu anderen Serien ihren Fokus mehr auf Thematiken (War on Drugs, Schulsystem, Medien, Politik etc) legt als auf Charaktere und Drama.

    Für mich ist The Wire definitiv die beste Serie und es wird sicherlich noch lange dauern, bis eine andere Serie an diesem Thron rütteln wird, wenn überhaupt. The Wire hat einfach alles, aber allem voran ist sie einfach unglaublich komplex, lehrreich, informativ, aber gleichzeitig von Anfang bis Ende unterhaltsam.

    Wenn dich The Wire auch über die Serie hinweg interessiert: David Simon (der Schöpfer der Serie) hat viele Reden gehalten, in der er die Geschichte und Gegenwart der USA analysiert. Es gibt auch ein Gespräch mit Barack Obama.

    €: Falls du es nicht wusstest, manche Mitglieder des Casts waren tatsächlich Straftäter oder Polizisten in ihrer Vergangenheit. Ebenso ist die Crew hinter der Kamera nicht aus dem Medien Business: manche waren Lehrer, Polizisten, Journalisten etc. Beide Elemente tragen sehr viel zur Authentizität bei (für mich ist The Wire die realistischste, fiktionale Serie). Auch sind viele tatsächlich aus Baltimore.

    Ich könnte den ganzen Tag über die Serie reden. :engel:
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Juni 2021
  18. [​IMG]
     
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  19. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    Ist nicht so gut wie The Wire, aber fairerweise: auch nicht vergleichbar, weil BB eher überzeichnet ist, während The Wire den naturalistischen Ansatz wählt.

    Dafür ist Walter White als Figur den Figuren aus The Wire überlegen, so "tief" wird dort keine ausgeleuchtet.

    Hoffe ich schaffe es die Tage, "Mare of Easttown" fertigzuschauen, die Serie ist z.T. ähnlich gut wie The Wire und imo sogar besser (weil bodenständiger) als True Detective (erste Staffel inklusive).
     
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  20. Ich hatte es vor Jahren angefangen, aber konnte damit nichts anfangen. Ich glaub kam immer bis zu der Folge in der sich die Hauptfigur auf nem Parkplatz hat volllaufen lassen. :ugly:

    Staffel 1 Folge 5-7 würde ich raten.
     
  21. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    The Wire hat keine Hauptfigur :teach:

    Aber ja, es braucht ein bisschen, bis man "drin" ist. Dafür ist die Serie aber verdammt tief und eben auch (gefühlt) dokumentarisch-realistisch, während Breaking Bad halt eher eine klassische Tragödie ist.
     
  22. War auch eher daher gesagt. Jimmy McNulty laut imdb. War jedenfalls sehr präsent am Anfang.
     
  23. Core Concept

    Core Concept
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    Das könnte die erste oder die letzte oder auch irgendeine Folge dazwischen sein. :topmodel:
     
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  24. HypNo5

    HypNo5
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    Ist auch sehr gut ganz klar, aber mit The Wire ist in meinen Augen nichts vergleichbar (abgesehen von den anderen Serie von David Simon). Breaking Bad hat eine sehr gute Handlung und Charakterzeichnung. Walter & Co sind fühlbare Personen und der visuelle Stil der Serie ist grandios. Nichtsdestotrotz ist Breaking Bad anderen Serien ähnlich (Mad Men, Sopranos etc). The Wire hingegen ist keine herkömmliche Serie, sondern eine fiktionalisierte Gesellschaftsstudie und das macht die Serie so herausragend. Die Serie zeigt nicht nur die Welt von Baltimore oder die Welt der Charaktere, sondern gibt eine Analyse für ganz Amerika und in gewisser Weise auch für jede andere Gesellschaft nach US-amerikanischer Prägung. Soziologisch ist keine Serie wertvoller und darum schwärme ich davon. Es stimmt also: The Wire hat keine Hauptfigur, um die sich alles dreht, wie Breaking Bad & Co, sondern einen sehr großen Kader an Persönlichkeiten. Im Zentrum stehen aber mehr die Themen: Bildung, die Kinder nur durchschleust und nicht bildet; der ökonomische Niedergang einer Industrie; Drogenpolitik; Mechanismen der Politik und Medien usw. Will man eine Analyse der USA, bzw. im weiteren Sinne einer kapitalistischen, westlichen Gesellschaft, aber einem ist gerade nicht nach wissenschaftlichen oder journalistischen Artikeln: The Wire. Darum ist es auch keine Cop-Serie und der Vergleich mit anderen Serien, insbesondere so etwas wie The Shield, ist unsinnig. Darum hat David Simon auch ein Interview mit Barack Obama geführt, war Gast bei Democracy Now, hat einige Reden gehalten usw. Diese Machart kann aber definitiv abschrecken. The Wire ist sehr langsam und bespaßt einen nicht mit visueller Virtuosität die man auch in einem Film finden könnte, wie BB etc. The Wire ist eher eine Reportage, in der Aufmachung, in der Weise wie sich Handlung entwickeln und erst nach langer Zeit entfalten, wie Musik eingesetzt wird usw. Darum kommt in der zweiten Staffel dann bspw der vermeintliche Hauptcharakter Jimmy McNulty kaum vor, weil er nicht das Zentrum ist, sondern die Stadt Baltimore. Unabhängig von diesem ganzen Geschwätz ist die Serie aber meiner Meinung nach auch verdammt unterhaltsam, spannend und witzig. The Wire hat keine "flashy" Charaktere wie Walter White, der coole Sprüche aufsagt und keine narrative Struktur, die einem mit Vor- und Rückblenden eine Geschichte erzählt. The Wire hat geerdete Charaktere, die aber nicht weniger interessant sind (und häufig eben reale Abbilder haben) und eine geradlinige Geschichte, die sich langsam, nach und nach, wie ein literarischer Klassiker entfaltet (mit metaphorischen Verweisen auf griechische Mythologie & Co). Ich habe Breaking Bad sehr sehr gerne geschaut (auch schon zwei Mal), aber The Wire ist für mich ein ganz anderes Level. Nicht zwangsläufig qualitativ, aber eben von der ganzen Herangehensweise an die Erzählung einer Geschichte. In meiner Top10 sind beide, aber während BB munter auf den Plätzen hüpft, bzw. keinen festen Platz hat, ist The Wire so felsenfest auf der ersten Position wie es kein anderes mediales Produkt bei mir ist (ob Videospiel, Buch, Film, Musikstück oder eben Serie).

    Ich könnte wie gesagt noch lange über das Thema reden. :D
     
    Zuletzt bearbeitet: 7. Juni 2021
  25. General Kenobi I have the high ground

    General Kenobi
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    jetzt sollte ich mir wirklich mal The Wire geben. :D Die Sammlung fängt seit mind. 10 Jahren Staub in meiner Wohnung.
     
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  26. hellifanboy

    hellifanboy
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    The Wire ist pure Liebe, alleine für Bubbles und Omar.

    Stringer Bell > Gustavo Fring

    Und das man fast nebenbei soziale Experimente wie Hamsterdam in Staffel 3 oder die Ausgliederung bestimmter Schüler in Staffel 4 thematisiert, hebt The Wire auf ein ganz anderes Level. The Wire besitzt im Gegensatz zu BB und co. keine Höhepunkte, die einem der nächsten Folge entgegenfiebern lassen: The Wire ist ein Höhepunkt.
     
  27. HypNo5

    HypNo5
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    Der Vergleich Stringer und Fring zeigt eigentlich sehr deutlich, wo der Unterschied zwischen den Serien liegt.

    Während Fring nach einer Explosion, kurz vor dem Tod, noch etwas cooles macht und wie der Terminator aufrecht steht und seine Krawatte zurechtzieht, stirbt Stringer ohne großes Drama und überraschend, in einem x-beliebigen Gebäude mitten im Satz.
     
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  28. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    Größtenteils Zustimmung, aber Clay "Sheeeet" Davis ist schon ziemlich Kult :D
     
  29. Milchverkaeufer

    Milchverkaeufer
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    Sind beides 10/10 Serien, zusammen mit den Sopranos und vielleicht Six Feet Under.

    Alle genial, alle anders. Will da keine missen und keine gut oder schlecht reden.

    Diese 4 würde ich als beste Serien betiteln.
    Wenn wir alles mit reinnehmen würde ich persönlich noch 'King of Queens', 'Avatar' und 'Arrested Development' mit reinnehmen, die auch 10/10 bei mir bekommen, ich aber weiss, dass das sehr persönlich ist und selten geteilt wird.



    Danach folgen aber noch so viele andere tolle Serien...
     
  30. spike2109

    spike2109
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    Also ich fand Omar schon ziehmlich cool, er hatte so seine Momente :D

    Ich fands durchweg interessant, dadurch das die Serie keinen Fokus auf bestimmte Charaktere hat (nur Episodenweise innerhalb einer Folge) und kein Charakter wirklich heraussticht, war alles irgendwo interessant und es gab auch keine losen Momente wo man sich dachte "was wird denn jetzt aus Handlung XY" wie z. B. in den Sopranos. Die Serie nimmt sich Zeit auch für die ganzen Nebencharaktere und vor allem die Bösewichte, in der Welt wird das ganze Grau zwischen dem Schwarz/Weiß gezeigt und das ist wirklich großartig. In Staffel 4 dachte ich erst "was wollen die jetzt mit den nervigen Kids", aber siehe da nach 2-3 Folgen hat man das Thema in sich aufgesogen.
     
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  31. Lanman

    Lanman
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    Ist für mich auch die beste Serie, die ich jemals gesehen habe. Zuerst 'fand ich zwar die zweite Staffel abschreckend, da sie doch deutlich anders von der ersten ist, aber insgesamt passt das perfekt rein. Die Serie fühlt sich fast wie eine Doku an und es werden alle oder zumindest etliche Aspekte des Drogenhandels und die damit einhergehenden Probleme in Baltimore behandelt.

    Hierzu zählt auch:
    Das – im Gegensatz zu nahezu allen anderen Unterhaltungsserien mit Anspruch – die (Haupt)charaktere nur bedingt oder gar keine Charakterentwicklung durchleben. Selbt wenn ein Durchbruch in ihrem Fall erreicht wird, geht das Leben einfach weiter. Die grundlegenden Probleme, die erst zur Kriminalität geführt haben, wurden schließlich auch nicht behoben.
     
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  32. Oli_Anderson

    Oli_Anderson
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    Ja das war der Twist.
    Darum auch der Untertitel übrigens.
     
  33. Oli_Anderson

    Oli_Anderson
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    GoT S3F9.........:huch::huch::huch::heul:
     
  34. Lanman

    Lanman
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    Deepwater Horizon

    Kompetenter Katastrophenfilm mit Mark Wahlberg, der sich wohl auch nah an den wahren Begebenheiten orientiert. Zumindest gehe ich mal davon aus, da es mich nicht gerade für eine weitere Recherche motiviert hat. Verdikt: Für Katastrophenfilm-Fans super, aber mangels Charakterisierung und daher nahezu keiner emotionaler Bindung für alle andere eher so meh.



    The Finest Hour

    Erneut ein Katastrophenfilm, aber dieses Mal muss in den 50ern ein von seiner Vergangenheit gebeutelter Seenotretter (Chris Pine) in einem beispiellosen Sturm havarierten Seeleuten das Leben retten. Allerdings nimmt sich dieser Film Zeit für seine Charaktere und ist im Gegensatz zu Deepwater Horizon ein grundsolider Streifen, der leider trotzdem ein Flop war.

    Etwas unfreiwillig komisch sind die realen Fotos der Crew im Vergleich zu den Schauspielern, aber das ist in Hollywood ja normal.


    Men in Black International

    Ein Paradebeispiel für ein verkorkstes Remake/Soft Reboot eines ohnehin in der Qualität schwankenden Franchises. Es werden einige Referenzen vom ersten Film aufgegriffen und gleichzeitig im Rahmen der aktuellen US-amerikanischen gesellschaftlichen Popkultur konterkariert. Leider wird hierbei mal wieder in typischer Sony-Manier (siehe der aktuelle Ghostbusters-Film) komplett ignoriert, was den ersten Film überhaupt ausgemacht hat.
     
  35. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    ITS about time!

    Sehr gut. Kann dir auf jeden Fall auch die anderen David Simon Serien ans Herz legen. Aber an the Wire ist in den letzten 11 Jahren der Seriengeschichte trotzdem nichts rangskommen. Höchstens watchmen (für mich). The deuce und Treme sind aber beides ebenfalls famose Sozialstudien, die einem sicher auch Spaß machen, auch wenn sie nicht so spannend sind wie die Polizei und Drogenfahndung.

    Mare of Easttown ist übrigens wirklich ebenfalls sehr herausragend, aber kommt lange nicht an the Wire heran. Man sieht aber, das HBO einfach ein Händchen für den heißen scheiß hat, nicht zuletzt auch wegen chernobyl...
     
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  36. tolotos*

    tolotos*
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    Interessant - von der Bewertung als Tarantinos bester Film und mit 10/10 stimme ich dir vollkommen zu. Aber das markierte ist ziemlich diametral zu meinem Eindruck und dem, was ich am Film gut finde: Während die Nazi-Eliten mit derbem Humor verächtlich behandelt werden, werden die einfachen deutschen Soldaten durchaus respektvoll dargestellt - die Szene mit "Tapferkeit", die Gruppe um den jungen Vater, die Promi-Raten spielt, in einem gewissen Rahmen auch Frederick Zoller, der je nach Zuschauer eher negativ oder eher neutral wirken kann, aber jedenfalls vermenschlichende Szenen hat. Etwas komplexer natürlich auch die Rolle von Landa, der absolut verachtenswert ist, aber gleichzeitig sowohl eine komplexe Person als auch in keinster Weise ein überzeugter Nazi ist (was sein Verhalten aber nicht wirklich besser, sondern eher noch verurteilenswerter macht).

    Damit hinterfragt der Film hinter der Pulp-Oberfläche eines seiner Handlugsstränge genau die Konsumption von unreflektierten Gewalt-Exzessen mit denen Tarantino gerne assoziiert wird - während es diese Exzesse in seinen Filmen gibt, sind sie nie Selbstzweck und für mich nicht der Grund, die Filme zu mögen. Sehr bezeichnend an der Stelle auch die Darstellung von Hitler, Goebbles und Co, die selbst einen nun wirklich reinen Gewalt- und Propaganda-Film lachend und prustend konsumieren.

    Gerade diese verschiedenen Ebenen, die man im Film finden kann (zur Verarbeitung des Kinos habe ich noch gar nichts gesagt), ohne dass er dadurch an geradliniger Unterhaltung einbüßt, machen ihn für mich zu einem absoluten Meisterwerk. Und dann hat man natürlich noch die herausragenden Darsteller (allen voran Waltz und Laurent), die Vielzahl an unfassbar spannend inszenierten, absolut denkwürdigen Szenen (die Eröffnungs-Szene; die Szene im Keller beim Promi-Raten, die Szene mit Shoshana, Landa und Milch, komplett aus ihrer Sicht, brillant gespielt und inszeniert), gelegentliche Einschübe von Humor (hier hat für mich vor allem alles ums Italienisch der Basterds funktioniert, aber beim ersten Schauen (nur da, weil er vom krassen Tabu-Bruch lebt) z.B. auch der Moment zu Goebbels in Shoshanas Kopf [mit dem weiteren derben Humor konnte ich nicht immer was anfangen, aber ich fand ihn auch nie deplatziert]).
     
    Zuletzt bearbeitet: 8. Juni 2021
  37. Faulpelz II

    Faulpelz II
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    Vor allem scheint der Trend bei HBO zur Miniserie .zu gehen. Die halten imo die Qualität früherer Zeiten, während die größer angelegten Serien nach einer guten ersten oder guten frühen Staffeln eher enttäuscht haben (va. die Frontrunnter GoT, True Detective und Westworld, aber auch Big Little Lies).

    Wobei ich Euphoria und Succession bislang noch nicht gesehen habe.
     
  38. HypNo5

    HypNo5
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    Natürlich. The Wire hat auch einprägsame Charaktere, die "larger than life" sind und zitierbare Dialoge haben. Clay Davis, Brother Mouzone oder Omar beispielsweise. Aber es ist schon ein großer Unterschied, wie in The Wire so etwas in Szene gesetzt wird, nämlich an sich gar nicht, spärlich und noch immer geerdet. Breaking Bad hingegen zelebriert das richtig mit Close-up, Pausen davor und danach, der passenden Musik usw. Das passt selbstverständlich auch zu Walt, weil er sich ja eher cool stellt und nicht cool ist, gänzlich anders ist die Inszenierung dennoch.
     
    hellifanboy gefällt das.
  39. spike2109

    spike2109
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    Mir gefällt die Inszenierung in The Wire sehr gut. Kein unnötiges Drama Gedudel mit 3 Kamerawechseln und Closeups, für mich persönlich wirken die Szenen so viel besser und realistischer.

    Ich hab gelesen, dass man sie regulär beendet hat, weil sie nicht erfolgreich genug war. Das sie so noch einen tollen Abschluss bekommen hat, ist natürlich genial. Abgesetzt ist natürlich nicht richtig passend gewesen.
     
    Zig-Maen und HypNo5 gefällt das.
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