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Dieses Thema im Forum "Medienforum" wurde erstellt von Spartan117, 23. Februar 2016.

  1. ArminCH

    ArminCH
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    Bevor der obligatorische Tag kommt: Ich bin dran, ca. bei der Hälfte angelangt. Respekt dafür, wieviel Tempo du am Anfang rausnimmst, um Halbars Entwicklung einerseits, das Land und seine Eigenheiten andererseits zu beleuchten. Zum Schmunzeln gibt es auch einiges, politisch ist es wieder eine Spur schärfer und angriffslustiger. Was den Kriminalfall angeht - da hadere ich noch zwischen meinen eigenen Theorien
    Achara hat Kyara ermordet und führt sie jetzt alle ins Verderben, die Ersatzthronfolgerin ist ein Arschloch, aber unschuldig
    und
    Was, wenn Kyara gar nicht tot ist?
    .

    Aber: Du hast ein goldenes Händchen fürs Finale, bis jetzt war in all deinen Reihen der letzte Band der Beste. Das könnte auch diesmal wieder zutreffen.
     
  2. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Abwarten und fertig lesen :D
     
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  3. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ich weiß nicht, wie @ArminCH am Freitag noch bis zur Hälfte lesen konnte - ich konnte nach so einer Woche nach der Arbeit nicht eine Zeile mehr lesen, aber sei es drum,
    ich habe heute Falsche Schwestern & Feiste Schranzen: Krieg um den Goldenen Thron (Tanz des Klingensängers 4) von @IvanErtlov beendet.

    [​IMG]

    Der Goldene Thron steht vor dem Fall!
    Die Königin von Tha ist verstorben, ihre Thronfolgerin wurde ermordet. Von einst nur lästigen, nun gefährlichen Rebellen, die sich immer näher an die Hauptstadt heranwagen. Das Machtgefüge des reichsten Landes Siats steht auf dem Spiel - und damit jenes der Welt!

    Ilgar und Yorrick werden ausgeschickt, um zu intervenieren, das angeschlagene Großreich zu stabilisieren. An ihrer Seite Klingensänger Halbar, der sich geschworen hat, die Aufständischen zur Rechenschaft zu ziehen. Politik ist ihm egal, nur die Rachsucht treibt ihn noch an. Mit den Fesseln seines Blutfluchs abgestreift, wird der Kriegsmensch selbst zur größten Bedrohung. Und er wird nicht eher ruhen, bis er jenen mysteriösen General, der die Rebellen von Sieg zu Sieg führt, eigenhändig erschlagen hat.

    Mit "Falsche Schwestern & Feiste Schranzen" erfüllt sich das Schicksal des Klingensängers. Ereignisse, die in "Zwergenstahl & Drachenfeuer", dem mehrfach preisgekrönten 1. Teil der Saga, ihren Lauf nahmen, führen hier in einen Sog der Vernichtung. Einen letzten, alles zerstörenden Feldzug Halbars. Es geht nicht mehr darum, ob der Klingensänger siegen wird - sondern darum, welches Erbe, welche Welt er den Sterblichen hinterlässt.

    Mein 25. Buch dieses Jahr und wie es das Schicksal so will, gebührt der Ehre dieses kleinen Jubiläums Ivan Ertlov. Okay, ich habe dafür ein anderes Buch beiseite gelegt, aber das hatte ich ohnehin soeben erst begonnen...

    Jedenfalls bekam ich, wie immer bei einem Werk von Herrn Ertlov, eine hochklassige, nein, höchstklassige Geschichte geboten. Leider will ich nichts spoilern oder wenn, dann höchstens sehr vage. Aber ja, es geht um Intrigen und Hochverrat, um Morde und Schlachten, um Rebellion aufgrund vorherrschender Missstände, gepaart mit einer abenteuerlichen Reise um den allem ein Ende zu bereiten... und den Rachedurst von Halbar dem Klingensänger, begleitet von seinen treuen Begleitern Lieke, Ilgar und Yorrick, zu stillen.

    Zwei Szenen sind mir besonders hängengeblieben. Bei der ersten Szene kann ich gar nicht genau sagen warum, aber das war einfach das klassische "man trifft einen Informanten in einer fragwürdigen Umgebung"... das war einfach so herrlich "wie aus dem Lehrbuch" und passte wunderbar zu dem Zeitpunkt, wo sich doch alles erst aufbaut und entwickelt. Die zweite Szene hat mit einem Spiegel zu tun, mehr will ich nicht verraten. Aber dort habe ich einfach ganz bestimmte Bilder im Kopf was die Lokalität angeht, wo ich einfach an das PC-Spiel "Shadowgate" von 2014 denken musste.

    Das Ende, also die Auflösung des Konfliktes... nun, ein Teil kam wie man es sich dachte, aber doch anders, ein anderer Teil hat mich dann wieder komplett überrascht. Kurzum: Man wird immer gut an der Nase herumgeführt und wird aber mit den tatsächlich eintretenden Geschehnissen nicht enttäuscht, sondern immer absolut zufriedengestellt. Das Ende des Endes, also der Epilog, weiß dann auch noch mal zu überzeugen!

    Wie immer lautet mein Schlusssatz: Ich freue mich auf weitere Werke, egal ob aus der Fantasy oder der SciFi-Ecke (oder mal etwas ganz anderem?!) - denn ich weiß, dass ich hier immer auf höchstem Niveau unterhalten werde, da einfach so viele Bereiche abgedeckt werden (wie gesagt Fantasy oder SciFi-Themen als Grundlage, aber eben auch: Politik, Geschichte, Action-/Kriegsszenen, Komik, Satire, autobiographische Themen (in dem Fall ganz klar 'die Sturmfalken'), Elemente aus Krimi-/Detektivromanen usw. usf.).

    Weiter so!

    [​IMG]

    Lieblingsstellen:
    "Niemand widersteht der Verhörtechnik der ersten Inspektorin zu Muni, und Ilgar hatte einen sanften Wahrheitszauber auf ihn gewebt. Einen Blaberus Godschalkara, den Wunsch zu Reden."

    "Ein Klingensänger tanzt, und der Tod klatscht Beifall."

    "Wahrlich, sie zeigte bereits jetzt die Aura und das Charisma einer Königin.
    Für dich hatte sie beides schon immer."
     
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  4. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Ach, eine Sache ließ mich aber verwundert zurück @IvanErtlov

    Warum erfährt man nichts mehr über Anurak? Das schien mir ein ganz interessanter junger Bursche zu sein.
    Es war fast schon außergewöhnlich für dich, dass dieser später nicht noch mal erscheint, obwohl du eigentlich immer noch mal auf Vergangenes verknüpfst.
    Den hätte man nämlich wirklich noch mal gut einbauen können.

    Oder habe ich irgendetwas verpasst und im Tran überlesen?
     
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  5. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Vielen Dank für die :frieden: - sowas motiviert immer ungemein, noch mehr in die Tasten zu hauen und auch etwas anderes zu versuchen. Es wird Ende des Jahres ein Verlagsprojekt geben, das man am Besten als Steampunk-Regency-Cthulhu Mix bezeichnet. Und ich habe einen Horror ausgeplottet, der auch 2021 das Licht der Welt erblicken könnte. Mal sehen, wie es läuft!

    Nein, da hast du vollkommen recht. Der entsprechende Auftritt ist der finalen Überarbeitung zum Opfer gefallen.

    Anurak hätte eigentlich im Epilog als junger Wachsoldat an der Seite des zum Kommandanten beförderten Rebellenhauptmanns Phieo auftauchen sollen.
     
  6. ArminCH

    ArminCH
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    Ich hätte es gerne in einem Stück gelesen, aber meine bessere Hälfte machte von ihrem Vetorecht Gebrauch.

    Dem schließe ich mich an, ein überaus gelungenes Serienfinale, das eine Fortsetzung (mit anderen Charakteren, die hier im Epilog bereits vorgestellt wurden) zumindest nicht unmöglich erscheinen lässt.

    Lieblingsstellen:

    Alle Wappentiere friedlich vereint, mehr noch, in Freundschaft verbunden. Der doppelschwänzige Löwe der Behm hielt seinen frittierten Käse stolz in den Pranken, zugeprostet von seinem Cousin aus Muni und dessen Maßkrügen. Der fliegende Fisch Hambs kam im wahrsten Sinne des Wortes auf Tuchfühlung mit dem Faranker Banner, und auf der Schildfahne Vins umklammerte der betrunkene Doppeladler zitternd das Antlitz des heiligen Säufers in seinen Krallen. Immer noch stritten sich Geschichtsgelehrte darüber, ob das sympathisch-angeheiterte Mondgesicht den lieben Augustin oder den fetten Häupl darstellte, aber das war bestenfalls eine Randnotiz aus der Zeit vor dem Fall.

    „Wie nennt man einen Trupp Mongolen ohne Pferde?“
    Lieke zuckte mit den Schultern.
    „Schlechte Infanterie.“

    Mir hat der Abschlussband rundum gefallen, aber ich kann mir vorstellen, dass der Epilog nicht bei jedem Leser gleich gut ankommt.

    Zuviel Friede, Freude, Eierkuchen, Wunsch + Überraschungskind inklusive. Ich fands logisch und gut, aber ich denke mal, dass einige Leute den Klingensänger inzwischen wegen der düster-morbiden Atmosphäre schätzen.

    Trotzdem, fette Gratulation, wieder einmal ein Finale gut über die Runden gebracht. Das würde ich mir von vielen anderen Reihen in ähnlicher Qualität wünschen.
     
  7. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Ja, darüber habe ich mich gestern auch kurz mit @Helli ausgetauscht. Das war eine bewusste Entscheidung, und es ist mir klar, dass diese nicht jedem / jeder schmecken wird.
     
  8. tolotos*

    tolotos*
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    Ian M. Banks - Use of Weapons
    Nach längerer Pause mein zweites Buch aus der (nicht aufeinander aufbauenden, aber das gleiche Setting behandelnden) Culture-Serie. Erneut gilt, dass ich das Gedankenexperiment der Culture absolut faszinierend finde (etwa: Wenn man sich eine Utopie ausmalen könnte, aber trotzdem in der Realität verankert sein will - kann das ganze überhaupt eine Utopie sein? - das interessante ist gerade, dass Banks (bisher) keine offensichtlichen, systematischen Probleme in seiner utopischen Gesellschaft zeigt, aber trotzdem viele Fragen über deren moralische Einordnung aufwirft).
    Das Buch selbst zeigt dabei eine der größten Schattenseiten - die Frage danach, ob Krieg gerechtfertigt sein kann. Dabei ist das Buch nicht wirklich dran interessiert, konkrete Szenarien zu untersuchen (die konkreten Kriege werden in ihren Motivationen kaum beleuchtet - das ist vermutlich Absicht und macht in sich auch einen Punkt über die Rechtfertigbarkeit von Kriegen). Vielmehr geht es um die Frage, wie ein militärisches Eingreifen zu beurteilen ist, wenn man genug weiß, um zu wissen, dass es das bestmögliche Szenario darstellt (wobei "bestmöglich" vermutlich utilitaristisch entschieden wird) - und ob man "objektiv" (was auch immer das wiederum bedeutet) überhaupt je so viel wissen kann.
    Erörtert wird das anhand der Geschichte und Vorgeschichte des Hauptcharakters Zakalwe, der von der Culture als Waffe für derartige Eingriffe benutzt wird.
    Thematisch ist das Buch sehr interessant. Die Handlungen der Culture und von Zakalwe behandeln geschickt das gleiche Thema und werfen gute Fragen auf (wenn auch nicht die originellsten).
    Auf einer Plot- und Charakterebene hat es mich hingegen leider nicht oder nur sehr kurz erreicht. Der Gegenwarts-Plot ist recht uninteressant und für mein Gefühl auch in dieser Ausführlichkeit nicht nötig. Die Information-Fetzen über die Gesellschaft der Culture an sich waren darin für mich das interessanteste (noch mehr davon: Im Kapitel auf dem GSV im Rückblicks-Plot). Der Rückblicks-Plot wiederum kann am Ende Emotionen erzeugen, behandelt aber die entscheidenden Punkte der Vergangenheit Zakalwes zu kurz und zu distanziert um das wirklich überzeugend zu machen.
    Der Twist am Ende passt genau zu meiner Gesamteinordnung: Thematisch absolut richtig und gut, folgerichtig nach der bisherigen Handlung, aber mit zu wenig Raum um auf einer Charakter-Ebene bzw. psychologisch wirklich zu überzeugen.
    So sehr ich das Setting weiter mag, ich würde gerne auch eine Geschichte darin lesen, die mir wirklich gefällt. 3/5
     
    Zuletzt bearbeitet: 26. April 2021
  9. Lurtz lost

    Lurtz
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    Das ist so ein grundsätzliches Problem von SciFi-Autoren, oder? :D
     
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  10. HypNo5

    HypNo5
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    Anknüpfungspunkte an die Gegenwart waren eigentlich schon immer ein Element von Utopien. Ganz früher existierten sie fiktional in der Gegenwart, aber an einem noch nicht entdeckten Ort (bspw Utopia von Thomas Morus), später wurden sie in die Zukunft verfrachtet (beginnend mit Mercier, 1771), u.a. weil die Welt halt größtenteils lückenlos entdeckt war, aber auch weil technische Erfindungen die Vorstellungen anregten. Heterotopie ist ein Begriff von teilweise in der gegenwärtigen Gesellschaft verwirklichten Utopien. In der Erziehungswissenschaft wird auch von kleinen Utopien gesprochen (im Sinne von bestimmten Bildungseinrichtungen). In die Culture Reihe will ich auch irgendwann mal einsteigen, die sollen ja vor allem interessante soziale/philosophische Konzepte abarbeiten. Und wie Lurtz sagt: eigentlich ein Klassiker der SF-Literatur, dass originelle Ideen entwickelt werden, aber entweder Handlung und Charakterzeichnung nicht toll ist oder davon massiv überschattet wird.
     
  11. HypNo5

    HypNo5
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    Zwei kurze Bücher, bei denen mir jeweils ein Fehler unterlaufen ist.

    The White Book von Han Kang ist eher ein Kunstprojekt als eine schlüssige Handlung, eine Meditation über Farbe und das Leben sowie eine Sammlung von Nicht-Gedichten. Wie es der Name sagt, ist hier die Farbe Weiß zentral. Der Einband ist weiß, viele Seiten sind einfach leer und weiß, wenn Schrift zu finden ist, dann dominiert dennoch das weiße Papier. Die Geschichte dreht sich um Tod (der Mutter, Geschwister, aber auch Massenmord) und Leben (kleine wie große Momente).

    Ich zitiere einfach mal ein Kapitel, welches den Stil gut zeigt:

    Snow
    Against the background of a black coat sleeve, a large flake of snow will reveal its crystals even to the naked eye. A scant couple of seconds and she has witnessed it all. Mysterious hexagons melting clean away. When it first begins to fall, people stop what they are doing and turn their attention to the snow. On a bus, they lift their eyes from their laps and gaze out of the window for a time. Once the snow has been soundlessly strewn about, with an equal absence of joy and sorrow, and the street's erasure is complete, the people turn their faces away and the blurring streaks are no longer reflected in their eyes.

    Fehler: Ich hatte nicht gut genug recherchiert und dachte das Original sei Englisch. Es ist aber eine Übersetzung aus dem Koreanischen. Da hätte ich mir auch die deutsche Version kaufen können.

    Die schlafenden Schönen, mein nun drittes Buch von Yasunari Kawabata. Thematisch heutzutage sehr problematisch (wobei es das möglicherweise damals auch schon war). Es handelt von einem alten Mann, der in ein "Freudenhaus" geht, in welchem junge, teilweise minderjährige, Frauen in Schlaf versetzt werden, so dass alte Männer neben ihnen einschlafen können (Sex ist kein Thema). Der Protagonist reflektiert bei seinen jeweiligen Besuchen seine Vergangenheit, insbesondere seine Beziehungen zu Frauen. Themen sind somit Jugend und Alter, Leben und Tod, Frauen und Männer usw. Typisch für Kawabata ist das Buch sehr ruhig.

    Fehler: Als ich vorhin das Buch in Goodreads eingetragen habe, ist mir aufgefallen, dass ich eigentlich ein anderes seiner Bücher lesen wollte. Naja. Auch wenn mich keines seiner Bücher so richtig vom Hocker gehauen hat, will ich in Zukunft mehr von ihm lesen, also wird der Fehler zu gegebener Zeit gutgemacht.



    Jetzt will ich dann mal wieder etwas "Normales" lesen. Keine Experimente, sondern einfach eine klare, lange Geschichte. So wie "Max, Mischa" war. Aber da ich jetzt wirklich, wirklich in nächster Zeit keine neuen Bücher kaufen möchte, wird mein Vorrat angegangen. Ich merke aber schon, dass mein Geschmack und meine Herangehensweise an Bücher langsam sich meiner Art von Spielen und Filmen/Serien annähert.
     
  12. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    Das schafft Murakami immer.
     
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  13. tolotos*

    tolotos*
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    Sehr interessant, danke.

    Mir ist dabei noch aufgefallen, dass meine Formuliereung etwas ungünstig war. Hier sollte ich vielleicht etwas klarer machen, was ich meinte - nicht, dass das Setting auch nur annähernd technologisch, chronologisch o.ä. mit unserer Realität verbunden ist. Eher meinte ich sowas wie "Was, wenn man sich ein Setting ausdenkt, dass technologisch (und evtl. auch gesellschaftlich, dafür bin ich noch nicht weit genug - aber ich würde stark vermuten, dass das auch dazu gehört) so weit ist, dass es in diese Richtung wirklich keine Grenzen mehr gibt - keine Lösung scheitert, weil sie nicht machbar ist. Aber wo sind dann immer noch Grenzen oder auch nur Probleme oder wenigstens Fragen?". Die Idee ist für meine Gefühl eine Gesellschaft zu zeigen, bei der ich an keiner Stelle sicher sagen "Das könnte man besser machen/organisieren" oder "Klar, das geht nicht besser, aber vielleicht mit besserer Technik?" oder "Klar, das geht nicht besser, aber vielleicht wenn die Geschichte sich anders entwickelt hätte?". Bei der ich aber trotzdem an genug Stellen denke (und das Buch auch sehr explizit darauf verweist): "Das kann so doch nicht richtig sein", oder zuallermindest "Ist das wirklich richtig so?".

    Zuerst wollte ich widersprechen, aber dann habe ich gemerkt, dass auch bei meinen Lieblings-Autoren in dem Bereich (z.B. Watts, Stephenson) das Setting oft nochmal viel stärker als die Geschichte ist. Natürlich beides auf einem anderen Level.


    Walter Murch - In the Blink of an Eye: A Perspective on Film Editing, 2nd Edition
    Ein Buch vom Editor von u.a. Apocalypse Now, Der Pate III, The English Patient. Sehr interessant vor allem, um etwas über den historischen Alltag eines Editors (vor der digitalen Zeit) zu erfahren, und im langen Nachwort der 2nd Edition, etwas über die Vor- und Nachteile des digitalen Arbeitens zu lernen. Ich hätte etwas lieber noch etwas mehr zu Entscheidungen beim Schnitt an sich gelesen (das interessanteste dazu war das titelgebende Synchronisieren mit verschiedenen Blinzel-Intervallen (des Betrachters und der Schauspieler)), fand es aber auch so unterhaltsam. 3/5
     
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  14. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    ich weiß nicht - ist es das? :D
     
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  15. Emerald ist auch nur ein Stein

    Emerald
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    Ich habe mal wieder Lust, eine neue Fantasyreihe zu lesen. Gerne etwas komplex, düster und in Grautönen. Die Serie soll abgeschlossen sein (also kein Königsmörderchroniken, Lied von Eis und Feuer, ...), sich nicht über zahllose Bände erstrecken (also kein Rad der Zeit, Mistborn, ...), da sich mir bei allen Autoren und Geschichten irgendwann Langeweile einstellt, und keine jugendliche Coming-of-Age-Geschichte sein, sondern eher in Richtung erwachsene Literatur gehen. Ferner bevorzuge ich High Fantasy-Themen im mittelalterlichen Stil. Hat da jemand Ideen/Empfehlungen? Zurzeit sehe ich folgende Optionen:

    - Die Zwerge von Markus Heitz
    - Elfenzyklus von Bernhard Hennen
    - Liveship Traders- und/oder Farseer-Saga von Robin Hobb
    - Raven-Saga von Anthony Ryan
    - Drenai-Saga von David Gemmell (ok, ist vllt. schon etwas lang und dazu wahrscheinlich schwer erhältlich)

    Bereits gelesen habe ich in dieser Stilrichtung folgende Reihen:

    - Osten Ard-Saga von Tad Williams (war gut, aber die neue Osten Ard-Reihe wär mir dann wohl doch etwas zu viel, da die Bücher teils etwas langatmig sind)
    - Klingensaga von Joe Abercrombie (die zurzeit neu entstehende Klingentrilogie ist noch nicht fertig)
    - A Song of Ice and Fire (ok, Teil 5 zweimal begonnen, nie beendet...)
    - Sapkowskis Hexersaga
     
  16. Core Concept

    Core Concept
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    Mark Lawrence The Broken Empire (Prince of Thorns , King of Thorns, Emperor of Thorns) & The Red Queen's War (Prince of Fools, The Liar's Key, The Wheel of Osheim). Sind jeweils 2 Trilogien, die in der selben Welt angesiedelt sind. "The Broken Empire"-Bücher , also die Dornen-Reihe, sind aber die Erstlingswerke des Autors und kommen etwas verkrampft "edgy" daher. "The Red Queen's War" fand ich aber durchweg sehr unterhaltsam und man kann auch dort einsteigen. "The Broken Empire" haben ich nur der Vollständigkeit halber erwähnt, auch wenn die Bücher zahlreiche Fans haben. Nachteil: The Red Queen's War Bücher gibt es nicht auf Deutsch. Warum auch immer.
     
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  17. HypNo5

    HypNo5
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    Kommt jetzt natürlich ganz darauf an, was du als "zahllose Bände" ansiehst, aber meine Antwort ist und wird immer sein: Spiel der Götter / Malazan Book of the Fallen, Spiel der Götter / Malazan Book of the Fallen und Spiel der Götter / Malazan Book of the Fallen. Das sind 10 Bücher im Original und 19 Bücher im Deutschen (dieses Jahr kommen nach jahrelanger Verspätung die letzten beiden Bände). Es ist abgeschlossen, im Universum wird aber noch fleißig geschrieben. Für mich die beste Fantasy Reihe. Es ist komplex, düster, hat viele Grautöne (mit Charakteren, die man am Anfang hasst und später liebt; und umgekehrt), ist verdammt originell, hat einen sehr großen und diversen Cast an Personen, aber auch viel Action und Humor. Das erste Buch schreckt leider immer viele ab (manche empfehlen das zweite Buch vorher zu lesen, ich bleibe aber bei der normalen Chronologie) und so richtig absehbar, wohin die Reise geht, ist es erst ab Band 3. Für mich war es aber von Anfang an super und es hat mir im direkten Vergleich zu (damals allen verfügbaren) Lied von Eis und Feuer Büchern deutlich besser gefallen.

    @CircleBreaker darf gerne weitererzählen. :engel:
     
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  18. tolotos*

    tolotos*
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    @Malazan: Ich habe vor einiger Zeit mal in einem anderen Forum etwas zur Frage "Malazan oder Hexer als nächstes lesen" geschrieben, ich kopiere das mal hierher, vielleicht hilft es ja etwas bei der Auswahl bzw. vor allem Einschätzung von Malazan, den Hexer kennst du ja schon. Beide Reihen sind bei mir lange genug her, dass ich nichts neues mehr hinzufügen kann.

     
  19. Lurtz lost

    Lurtz
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    Würdest du Malazan als Hörbuch empfehlen? :wahn: :ugly:

    Just kidding, ich muss die Reihe endlich mal anfangen, aber ich habe Angst, dass ich dann mal ein paar Wochen nicht zum Lesen komme und alles wieder vergessen habe, zumal man ja wohl mindestens die ersten zwei Bücher zusammenhängend lesen sollte um überhaupt was zu kapieren :ugly:
     
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  20. HypNo5

    HypNo5
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    Das ist ein berechtigter Kritikpunkt. Gewisse Charaktere werden im Laufe der Serie stärker und stärker. Auf der einen Seite wird das aber zum Teil erklärt, auf der anderen Seite ist das große Problem, dass man das Gefühl für "Stärke" verliert, weil man ständig von unglaublich mächtigen Charakteren umgeben ist. Ebenso hat die Reihe mehrere Deux Ex Machina Momente, die aber gleichzeitig, mehr oder weniger, entkräftet werden, weil sie doch auch oft zwischen den Zeilen angekündigt werden und nicht das einzige Element sind, die zu Sieg oder Niederlage beitragen. Ein weiteres Problem ist die parallele Handlung von Esslemont (die Reihe wurde von Esslemont und Erikson konzipiert; Erikson schreibt hat die Hauptreihe geschrieben, Esslemont Zusatzmaterial), die eben Charaktere aufgreift, die in der Hauptreihe dann nicht mehr auftauchen. Viele Kritikpunkte kann man natürlich an jede Reihe richten. Malaz macht aber einfach auch so viel unglaublich geil, vor allem die komplexe Welt mit vielen philosophischen und gesellschaftlichen Themen (Erikson war/ist Anthropologe) und die vielschichtigen tragischen und lustigen Charaktere (was für Szenen :KO::().

    Äh, keine Ahnung. Keine Ahnung ob die gut sind oder es überhaupt welche gibt (die Reihe wird im Deutschen wie gesagt dieses Jahr erst abgeschlossen, obwohl das eigentliche Ende schon vor 9 Jahren war, weil der ursprüngliche Übersetzer die vermutlich lukrativere Neuübersetzung von Lied von Eis und Feuer übernommen hat). Die Reihe ist definitiv komplex, in dem Sinne, dass viele Einzelheiten zusammenlaufen und man daher einen Überblick haben sollte. Es wird dann beispielsweise in Buch 3 eine Leiche gefunden und in Buch 5 (oder so) kommt die Erklärung. Solche Sachen sind aber eher Kleinigkeiten. Man versteht definitiv die große Handlung und die Charakterentwicklungen, aber vielleicht nicht jeden kleinen Moment. Die Reihe ist überwiegend so aufgebaut, dass ein Buch eine Geschichte erzählt, das nächste eine andere und dann bringt das dritte Buch die Handlungen zusammen, bis, da hören dann die meisten auf, die es bis dahin ausgehalten haben, ein Buch kommt, welches mit der bisherigen Handlung überhaupt nichts zu tun hat (:ugly:). Aber meistens sollte man die anderen Handlungen im Hinterkopf haben usw. Es klingt komplexer als es ist, es ist von der Größe der Handlung auf jeden Fall schwieriger zu fassen als andere Fantasy, aber man muss jetzt auch nicht ein Buch nach dem anderen durchprügeln. Die Bücher an sich sind tatsächlich in sich abgeschlossen, du musst also nicht direkt zwei Bücher direkt hintereinander lesen.
     
  21. Lurtz lost

    Lurtz
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    Ich würde eher zur englischen Sprache greifen. Oder ist das noch viel schwerer als Herr der Ringe?
     
  22. Ich hab 6 Bände gelesen und danach die Lust verloren :( Und jetzt weiß ich nicht mehr wo vorne und hinten war :topmodel: Da war was mit Soldaten, Göttern, alten Rassen, Fanatikern, einem Wüstenkrieg, einem Geschichtsschreiber und zwei Schwestern und ein Imperium gabs auch noch eine Rebellion.


    Grundsetzlich hast du praktisch alles gelesen, was ich auch gelesen habe :ugly:

    Was derzeit halt Pflicht für Fantasy Fans ist, ist Brandon Sanderson und der fehlt dir noch in deiner Sammlung :) Klassische Fantasy aber mit wirklich geilen und innovativen Weltschöpfungen!

    Zumindest in den Sturmlicht Chroniken, die ich von ihm gerade lese. Alleine wie er dort Magie konzipiert und eine völlig fremde und andere Flora und Fauna erschafft, als die die wir kennen :yes:

    Dann gebe es da noch Patrick Rothfuss der leider den George RR Martin macht. Wirklich ein grandioser erster und zweiter Band, aber der dritte wird wohl nie kommen :(

    Ich hab mir mal von den Sturmlicht Chronicken Band 5 bestellt. Sind ja jetzt wieder einige Bände zusammen gekommen und Sanderson kommt scheinbar sehr gut voran mit der Reihe :yes:
    [​IMG]
    [​IMG]

    Und hey der Autor mag scheinbar Artworks :D Hat mir schon bei den ersten 4 Bänden richtig gut gefallen.
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 29. April 2021
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  23. Emerald ist auch nur ein Stein

    Emerald
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    Danke, setze mir die The Red Queen's War mal auf die Liste. Auch wenn ich beim Lesen des Klappentextes noch nicht ganz überzeugt bin.


    Danke für den Tip. Hab die Reihe schon mal vor Jahren von nem Kollegen empfohlen bekommen. Tatsächlich schreckt sie mich etwas ab, nicht nur wegen der Länge, sondern eben auch wegen der Komplexität. Da ich selten viele Bücher in kurzer Zeit lese, würde ich, obwohl ich Bücher in der Regel detailliert lese, vllt. die Übersicht verlieren. Das Gedächtnis hat die letzten Jahre doch stark gelitten, man ist ja nicht mehr der Jüngste. :spahn:

    Die Geschichte kenne ich zumindest schon etwas aus dem besten Metal-Album aller Zeiten:

    https://www.youtube.com/watch?v=c6wzijeiClA
     
  24. HypNo5

    HypNo5
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    Puh. Schwer zu sagen. Spontan würde ich wohl ja sagen, könnte aber auch falsch liegen, auch weil es sicherlich subjektiv ist. Ich habe es vor Herr der Ringe gelesen. Bei HdR waren meiner Meinung nach eher manche Beschreibungen der Welt schwierig, Malaz hat gewisse Charaktere, die Monologe mit zig Schachtelsätzen über ganze Seiten führen. Wenn man gut in Englisch ist, ist es auf jeden Fall machbar. Wie es zu Hören ist, ist natürlich wieder eine andere Frage. Ich hatte es vorher aber auch - soweit wie möglich damals - auf Deutsch gelesen, was immer hilft.

    Kannte ich gar nicht. :D:ugly:
     
  25. Brandon Sanderson: Nachdem die Reihe Erfolg hat, gebt mir Artworks!

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    Also wenn man nach dem Aufschlagen so begrüßt wird, bekommt man doch gleich lust aufs lesen :yes:

    Noch den letzten Eisenhorn Band lesen, dann gehts mit den Sturmlicht Chroniken weiter.

    Bei Eisenhorn finde ich Band 2 schon etwas schwächer als den ersten insgesamt, aber es gibt durchaus wieder sehr sehr starke Abschnitte die einen so richtig reinziehen. Aber auch welche wo 30 Figuren beschrieben werden, die alle durcheinander reden und man als Leser absolut nicht mitkommt oder weiß, wer davon noch wichtig ist und wer nicht :no:

    Die Stärken von Eisenhorn sind ganz klar bei den Abenteuerroman Elementen zu verorten. Temporeiche Handlung, sympatische Figuren und exotische, kreative und stimmige Schauplätze. Praktisch indianer Jones im Warhammer Universum :yes:
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 30. April 2021
  26. Razmael

    Razmael
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    Letztens gelesen: Nils Wittrock – Wer jetzt noch umblättert ist selber schuld

    Hier werden die ersten zehn Jahre der Band "The Hirsch Effekt" von Gitarrist/Sänger Nils Wittrock aufgearbeitet. Als Fan ein Muss, aber auch darüber hinaus kann ich das Buch bedenkenlos empfehlen. Nils ist ein guter Erzähler. Einer, der nur allzu gern abschweift und komplett am Thema vorbei eine Geschichte einstreut, wie etwa der Basser wieder einmal etwas angestellt hat. Aber er ist ein guter Erzähler: Die genannten Exkurse lockern das Buch angenehm auf, wobei Nils gleichermaßen selbstkritische Passagen einstreut, unterhaltsame Anekdoten zum Besten gibt und auch Technisches greifbar erläutert.

    Da ist dieses Stehaufmännchen, das sich auf Teufel komm raus musikalisch verwirklichen will und sich dazu ein äußerst komplexes Allerlei herausgesucht hat. Ebenso charakterstark wie die Musik ist dann auch dieses Buch. Jede noch so nichtige Passage kommt in Nils' pfiffigem Ton daher und wird zum fühlbar, nachvollziehbar und irgendwo auch immer lustig.

    Gegen Ende wird auch der Wacken-Auftritt beschrieben, der – so kann ich aus eigener Erfahrung berichten – vor der Bühne eine Wucht war, hinter der Bühne dann aber für ein, zwei Anekdoten herhält. Da könnte ich auch glatt mal @Vögelchen markieren, der kennt sich mit Meddl aus.
     
  27. Vögelchen Baumwolldealer des Vertrauens

    Vögelchen
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    Aus dem Auftritt wurde auch ein Shirt, auf dem Nils zu sehen ist und eines davon haben sie mir geschenkt. :engel:

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    Gude Band. :yes:
     
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  28. Razmael

    Razmael
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    Ei, feiner Zug von den Jungs! Jetzt vermisse ich wieder Konzerte. :(
     
  29. HypNo5

    HypNo5
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    Das Ende von Eddy (Édouard Louis)

    So soziologisch wie ein Roman nur sein kann, die Widmung richtet sich nicht zum Spaß an Didier Eribon. Von Anfang bis Ende atmet das Buch Pierre Bourdieu, was wiederum ebenso logisch ist, weil der Autor Soziologie studiert und ein Buch zu Bourdieu geschrieben hat. Die Geschichte ist eine fiktive Autobiografie und in diesem Sinne leicht ähnlich zu Geständnis einer Maske von Yukio Mishima. Eddy wächst im verarmten Norden Frankreichs auf, in einem Umfeld von Alkoholikern, feuchten und dreckigen Häusern, Inzucht, Schulen die wie Fabriken aussehen und abgesehen von Arbeitslosigkeit und Gefängnis das einzige Ziel der Männer sind, Homophobie, Fremdenfeindlichkeit, Neid und Abscheu gegenüber den oberen Klassen, Verachtung gegenüber den noch Ärmeren usw. Es ist eine Milieustudie einer Teilgesellschaft in einem reichen, westlichen Land, die man sich, aus wohlbehüteten Verhältnissen kommend, kaum vorstellen kann. Es ist - leider kaum - eine Geschichte eines Ausstiegs und Aufstiegs, da hätten ruhig noch 100 Seiten gepasst, um diese Thematik zu beleuchten (aber dafür gibt es wohl den Nachfolger Im herzen der Gewalt, den ich dann vermutlich irgendwann mal lesen werde). Ein tolles Buch, welches vor allem wertvoll, bzw. verwertbar ist, wenn man sich ein bisschen in der Soziologie auskennt, das aber auch so, weil es gut zu lesen ist und eine gewisse Sprachgewalt hat und eben einen komplexen Einblick in eine nicht so gern gesehenen Teil der Gesellschaft gibt, zu empfehlen ist.
     
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  30. Helli LI-LA-LAUNELÖWE Moderator

    Helli
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    an Kelandras Seite
    Ich habe heute Bäume reisen nachts von Aude Le Corff beendet.

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    Seit Monaten verbringt die achtjährige Manon ihre Nachmittage allein, unter einer riesigen Birke im Garten. Sie verschlingt ein Buch nach dem anderen und spricht mit Ameisen und Katzen, nur um an eines nicht denken zu müssen: das spurlose Verschwinden ihrer Mutter. Mit dem eigenen Kummer beschäftigt, vermögen Manons Vater Pierre und ihre Tante Sophie das stille Mädchen nicht zu trösten. Doch Manons Einsamkeit erweicht das Herz des mürrischen Nachbarn Anatole, der, seitdem er nicht mehr unterrichtet, sich von Kindern möglichst fernhält. Sie beginnen, gemeinsam den Kleinen Prinzen zu lesen, und es erwächst eine außergewöhnliche Freundschaft. Als eines Tages überraschend Briefe der Mutter eintreffen, schmieden das Mädchen und der alte Mann einen kühnen Plan, der sie gemeinsam mit Pierre und Sophie auf eine abenteuerliche Reise quer durch Europa führt …

    Ein Buch fürs Gemüt, mit viel Gefühl für Zwischenmenschliches... und Bücher.
    Sehr fließend geschrieben (oder übersetzt). Kurze, knackige, schön geschriebene Kapitel.
    Es ging mir recht nahe. Viel näher, als ich es gedacht hätte.

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    Lieblingsstellen:
    "Wer ihn für verbittert hält, irrt. Er sieht die Dinge einfach so, wie sie sind."

    "Im Grunde wusste er selber nicht, wer er war. Und ständig schwebte die Drohung des Verlassenwerdens über ihm."

    "Seit sie weg ist, existiert der Tag nicht mehr, ist die Sonne versunken [...]"
     
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  31. MrBurns uncooler Geostalker

    MrBurns
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    13.281
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    Das Buch beginnt damit, dass der Protagonist, Denny Malone von der Manhattan North Special Task Force, vor Gericht landet. Wie es dazu kommt, erfährt man im Laufe der Geschichte. Dass es dazu kommt, wundert einen jedoch schon nach wenigen Seiten kaum. Korruption, Polizeibrutalität und allerlei illegales Vorgehen ziehen den Leser in eine Welt, von der man hoffen will, dass sie wenigstens in ihrer Extremheit der Fantasie des Autors entsprungen ist.

    Ich habe von Don Winslow einige Bücher gelesen, und am ehesten erinnert mich The Force an Tage der Toten. Es ist dreckig, es ist brutal, und auch wenn es nicht so schockierend ist wie der mexikanische Drogenkrieg (der im Nachfolger von Tage der Toten eskaliert), so möchte man doch kaum glauben, dass es in New York tatsächlich so zugeht wie hier dargestellt. Zumindest als Deutscher oder gar Europäer hat man so seine Schwierigkeiten damit. Auf der anderen Seite gibt es hier einfach keine riesige Metropole wie New York, keine Rassendiskriminierung und Probleme mit Drogen und allgemeiner Kriminalität wie in den USA. Dennoch habe ich nach dem Lesen das Bedürfnis, hinsichtlich der Realitätsnähe zu recherchieren.

    Das Buch an sich beginnt etwas holprig. Winslow verwendet etliche Seiten darauf, den Leser in die Welt des NYPD einzuführen, insbesondere die vermeintlich eher inoffizielle Seite des Jobs als New Yorker Cop. Schließlich kristallisiert sich doch noch eine Geschichte heraus, und die ist gewohnt packend erzählt. Die Charaktere, allen voran Malone, sind weit von einer Welt entfernt, in der sich alles in schwarz und weiß unterteilen lässt. Ganz New York erscheint in den tiefsten Grautönen. Die Cops greifen bei ihren Ermittlungen zu allerlei illegalen Mitteln, aber in der von Winslow geschilderten Stadt entwickelt man Verständnis dafür. Auch Anwälte und sogar Richter sind Teil eines Systems, in dem Schmiergeld nicht nur Schmiergeld ist, sondern ein tatsächliches Schmiermittel, dass alles am Laufen hält.

    The Force hat mich insgesamt gut unterhalten, es gehört für mich aber nicht zu Winslows besten Werken. Neben dem erwähnten zähen Anfang hab ich mich auch mit dem Hauptcharakter etwas schwer getan. Man möchte ja eigentlich schon immer mitfiebern, aber meine Sympathie hielt sich ein wenig in Grenzen. Das Ende war für meinen Geschmack auch etwas zu schnell und nicht ganz passend. Insgesamt ist The Force aber durchaus eine Empfehlung wert.

    Lieblingsstellen© by @Helli

    The SOG knife goes into his right boot. It' against regs and illegal as shit, but Malone doesn't care. He could be in a situation some skels take his guns and then what's he supposed to pull, his dick?

    "You don't go bowling. That's just a cover to pig out, get drunk and fuck cheap whores."
    That isn't true, Malone thought as he walked out the door that night. It's a cover to
    dine out, get drunk and fuck expensive whores.

    "You've always hated defense attorneys. Thought we were the scum of the earth, helping guilty people to escape justice. Now you know why we exist. When the small guy gets caught in the system - if he has a vowel at the end of his name, or God help him he's black or Hispanic, or even a cop - the machine just grinds him down. It's not a fair fight. Lady Justice has a blindfold over her eyes because she just can't bear to watch what happens."
     
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  32. Evil Herr der Zeitschriften Moderator

    Evil
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    MSI GeForce GTX 1070 GAMING X 8G Aktiv
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    RAM:
    32GB G.Skill RipJaws V rot DDR4-3200 DIMM CL15 Dual Kit @2933MHz
    Laufwerke:
    512GB Samsung 960 Pro, 2000GB Samsung 970 Evo Plus, 6000GB WD Blue
    Soundkarte:
    Onboard
    Gehäuse:
    be quiet! Silent Base 800
    Maus und Tastatur:
    Maus: Trust GXT 165
    Tastatur: Corsair K95 RGB Platinum
    Betriebssystem:
    Windows 10 Pro
    Monitor:
    2x LG
    Sachbuch. Der Apotheker hat ein Buch geschrieben.
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    Der Titel des Buches ist ein bisschen unpassend. Im Großen und Ganzen ist es eine ausführlichere Zusammenfassung diverser Twitterposts zu alltäglichen Fragen zum Thema Medikamente und Apothekenprodukte (Muss es Ibu 800 sein oder tun's zwei mal die 400er auch, was sagt LSF50+ auf ner Sonnencreme aus, weshalb Pille und Johanneskraut eine schlechte Idee sind, warum man Kochsalz nicht über einen Schüssel Wasser inhalieren kann etc. pp) und ein bisschen Heilpraktiker und Zuckerkügelchen-Bashing. Verpackt ist das Ganze in einen Arbeitstag des Apothekers, in dem 43 Fragen beantwortet werden. 320 Seiten, lassen sich in 5 Stunden locker weglesen. Die Kochsalz-Geschichte war mir auch neu. Die einzelnen Kapitel sind sehr kurz, aber unterhaltsam geschrieben. Dadurch fehlt leider ein wenig die Tiefe. Und während schön beschrieben wird, warum Schüßler Salze, Bachblüten und Homöopathie nicht wirken, wird in Kapitel 30 "Wie man länger jung aussieht" wird nicht auf die Werbelügen und gephotoshoppten Gesichter in der Werbung für Antifaltencreme eingegangen, sodern lediglich kurz das Prinzip mit der Hyaluronsäure erklärt.

    Gut unterhalten, aber nicht voll befriedigt.
    4/5

    Lieblingsstelle:
    "Wenn man diese Urtinktur im Anschluss 1:240 verdünnt, erhält man 2400 Liter dieser Bachblütenessenz. Ein Fläschen mit zwanzig Millilitern dieser Lösung kostet im Handel rund zehn Euro. Die 2400 Liter, die man aus einer Schale Bach-Blüten erhalten kann, lassen sich also für 1,2 Millionen Euro verkaufen. Bach-Blüten bieten also auch eine wunderbare Möglichkeit, sich mit etwas Arbeit und dem Placeboeffekt eine goldene Nase zu verdienen"
     
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  33. Alyn

    Alyn
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    Wenn du coole Artworks zu der Reihe sehen willst, kann ich dir nur das Call to Adventure Kartenspiel ans Herz legen, da sind sehr schöne Sachen dabei :hoch:
     
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  34. roflkong3

    roflkong3
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    Ich habe heute Stargazer: Das letzte Artefakt (After Terra 1) von @IvanErtlov beendet.
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    schließe mich Helli an: https://www.gamestar.de/xenforo/threads/was-lest-ihr-momentan.450364/page-92#post-19809200
    @IvanErtlov
    Wie immer sind die Dialoge und Hintergründe des neuen Universums sowie die Raumkämpfe absolute Spitzenklasse! Genauso wie die Story eher im Hintergrund ist und irgendwie nur so zum Zweck da ist.

    Nach dem Onur Zyklus und der Avatar Reihe ist Stargazer irgendwie die perfekte Weiterentwicklung, da im Onur Zyklus Empathie gepulst wird und in der Avatar Reihe das Raumschiff (zumindest im ersten Teil) eine KI ist. Sodass du es in Stargazer die KI der Avatar Reihe mit dem Empathischen Pulsen des Onur Zyklus verbindest. (Wurden im Onur Zyklus auch Erfahrungen geteilt?)

    Die Charaktere sind super ausgearbeitet und konsequent in ihren Handlungen. Das von dir kreierte Universum ergibt Sinn und folgt deren früheren Erwartungen. Besonders im letzten Kapitel. Was eine Immersion erzeugt, die man selten zum Lesen findet.

    Frage zu den Symbionten der Plachtharr-Allianz: die Symbionten machen die Träger nicht automatisch schlauer oder übernehmen diese ganz richtig? Sie helfen nur bei der Kommunikation untereinander?

    Fazit: freue mich auf weitere Geschichten in diesem Universum!!!
    Ich hoffe außerdem darauf, dass weitere Bücher dieser Reihe auch in gedruckter Formerscheinen werden.
    9.6/10 Selbständigen KIs:sabber:
     
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  35. IvanErtlov

    IvanErtlov
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    Vielen, vielen Dank!

    Beim empathischen Pulsen der Onura werden in erster Linie Gefühle und einfache Bilder übertragen. Jan und Teshkha wachsen durch ihre Vereinigung darüber hinaus, ihre Nachkommen - die "Heiligen Hybriden" können so ziemlich alles telepathisch teilen. Das Schiff in Band 4 + 5 funktioniert jedoch diesbezüglich ähnlich wie Yrsha.

    Schlauer ja - aber nur eingeschränkt, vergleichbar mir unseren Smartdrugs heutzutage. Denn genau solche und weitere leistungsverstärkende Substanzen werden an den Träger abgegeben. Übernommen wird gar niemand, es ist tatsächlich eine Symbiose. Und die Plachtharr sind auch wählerisch, wem sie ihren Nachwuchs anvertrauen. Der Prozess, wie eine Zivilisation in die Allianz aufgenommen werden kann, spielt eine Nebenrolle in Band 2.

    Noch einmal vielen Dank!
    Ja, ich hoffe dass Belle Epoque genug Umsatz mit Band 1 macht, um eine weitere hochwertige Taschenbuchausgabe zu rechtfertigen. Daumen drücken oder massenhaft kaufen!
     
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  36. Rhaegar

    Rhaegar
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    Ich hab nach langem Ignorieren dann auch mal mit den Werken von Brandon Sanderson angefangen und lese gerade Elantris. Wirklich weit bin ich noch nicht, aber ja, es ist schon ziemlich angenehm zu lesen, ein Buch in dem man gut versinken kann. Ich merke aber wie ich mittlerweile eine richtige Aversion gegen Fantasiesprachen entwickelt habe. Und damit meine ich weniger Namen für Personen oder Orte, sondern vor allem für irgendwelche alltäglichen Dinge wie Gottheiten, Ereignisse oder Rituale. Gib' dem Kram doch einfach einen sprechenden Namen, damit ich nicht jedes Mal rätseln muss, worum es nun gerade wieder geht. Eine glaubwürdige fremde Sprache kriegt ihr in aller Regel eh nicht entwickelt, dann lasst mich doch bitte doch auch damit in Ruhe.
     
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  37. Elantris wollte ich auch noch unbedingt mal lesen und ist ja mal auch ein Einzelband :D

    keine 10k Seiten und mehr!
     
  38. Rhaegar

    Rhaegar
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    Hmm, ich dachte das wäre eines der Einstiegsbücher? Aber da gibt es wohl mehrere Möglichkeiten.
     
  39. War halt glaube ich sein aller erster Roman. Aber könnte da falsch liegen. Und Einzelromane sind im Fantasybereich halt eher selten.
     
  40. tolotos*

    tolotos*
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    Ich habe nicht viel von Sanderson gelesen, nur Elantris + die Mistborn-Reihe. Aber mein Verständnis ist, dass Elantris prinzipiell eigenständig ist. Aber es ein alle Bücher übergreifendes "Cosmere" gibt (mehr ein Hintergrunduniversum). Möglicherweise hast du über Elantris gelesen, dass ein Einstieg darin sein kann.
     
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