SpaceX machte in letzter Zeit öfters Schlagzeilen, weil das Unternehmen hunderte, kleine Satelliten-Schwärme in den Weltraum schießt. Jetzt will SpaceX 100 dieser Satelliten wegen eines Konstruktionsfehlers frühzeitig abzustürzen lassen.
So soll vermieden werden, dass diese als ewiger Weltraumschrott um unseren Planeten kreisen. Sie treten also in die Atmosphäre ein und verglühen. Allerdings hat auch diese Methode einen Haken.
Wir wissen gar nicht, ob die dadurch entstehenden Partikel nicht zu einem Problem für unsere Ozonschicht werden. Dazu gleich mehr.
Gibt es eine richtige Entsorgung für Satelliten?
Wissenswert: So sieht es aus, wenn die Starlink-Satelliten in den Weltraum geschossen werden. In diesem Video seht ihr einige Außenbild-Kameras, die die Rakete begleiten:
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Mit dieser Frage hat sich ein Artikel aus the conversation
beschäftigt, der im Rahmen der Universität Durham publiziert wurde. Anlässlich des Absturzes dieser Vielzahl an Satelliten wurde hier diskutiert, ob das sorglose Verglühen in der Atmosphäre wirklich folgenlos ist.
Regelung in den USA: Dort wurde vor Kurzem ein Gesetz verabschiedet, das Betreiber von Satelliten dazu verpflichtet, spätestens 5 Jahre nach Beendigung der Satelliten-Mission ihr Produkt zu entsorgen.
Aber: Beim Verglühen in der Atmosphäre löst sich unser Weltraum-Müll nicht auf wundersame Weise auf, sondern hinterlässt Metall-Partikel, die von einer Studie vom 24. Oktober 2023 auch in den stratosphärischen Aerosolpartikeln nachgewiesen wurde.
Das große Fragezeichen: Welchen Einfluss übt dieses Material auf unsere Erde aus?
Wissenswert: Es gibt dabei zwei Arten der Entsorgung von erdnahen Satelliten. Bei der unkontrollierten Version lässt man Satelliten mit dem Resttreibstoff und der Erdanziehungskraft langsam in die Atmosphäre eintreten. Dort werden sie dann ihrem Schicksal überlassen und verglühen.
Bei der kontrollierten Variante versucht man bei diesem Absturz auf den sogenannten Point Nemo zu zielen. Dieser trägt deshalb den Spitznamen Raumschiff-Friedhof und gilt als abgelegenster Ort der Welt.
Die Auswirkungen auf die Ozonschicht sind völlig unklar
Um diese Frage einordnen zu können, traten die Autoren des Artikels mit dem Atmosphärenforscher Dan Cziczo von der Purdue University in Kontakt. Dieser beschäftigt sich unter anderem auch mit dieser Frage, wie sehr diese Stoffe in unserer Stratosphäre Einfluss nehmen.
Dieser findet es besorgniserregend, dass wenige Partikel ausreichen können, um z. B. mehr polare Wolken erzeugen können – unter anderem auch Zirruswolken. Diese Wolken lassen nach seiner Aussage Sonnenlicht von außen durch, halten es dann aber gefangen. Das fördert schlussendlich die Erderwärmung.
Hier gilt: Es fehlt Wissen. Die Forschung kann aktuell nur mutmaßen, was passieren kann. Das Gleiche gilt auch für unsere Ozonschicht.
Ozonschicht: Das ist ein natürlicher Schutzschild unserer Erde und sorgt dafür, dass ein gewisser Teil der schädlichen Strahlung der Sonne aus dem Weltall nicht bis zu uns vordringen kann. Forscher entdeckten jedoch bereits 1985 die ersten Löcher.
Eine Vermutung: Die verglühenden Trümmerteile (also deren Partikel in der oberen Stratosphäre) könnten sich negativ auswirken und zur Bildung weiterer Löcher beitragen. The conversation stellt hier aber ebenfalls klar, dass uns noch das nötige Wissen fehlt zu einer exakten Einordnung fehlt.
Und nicht nur der Wiedereintritt bereitet den Forschern Sorgen. Einige Astrophysiker sind zudem der Meinung, dass Aluminiumoxid-Partikel eine Rolle bei der Zerstörung der Ozonschicht spielen:
Wir wissen, dass Aluminiumoxid allein durch den Start von Raketen zum Ozonabbau beiträgt, weil viele Feststoffraketen Aluminiumoxid als Nebenprodukt verwenden oder enthalten. Dadurch entstehen diese kleinen temporären Löcher in der stratosphärischen Ozonschicht. Das ist eine der größten Befürchtungen hinsichtlich der Veränderungen in der Zusammensetzung der Atmosphäre, die die Raumfahrt verursachen kann.
Das sagt Aaron Boley, Professor für Astronomie und Astrophysik an der Universität von British Columbia, Kanada, laut dem Magazin space.com.
Die Summe machts
Der Vollständigkeit wegen muss an dieser Stelle erwähnt werden: Laut der NASA fallen jeden Tag 44 Tonnen an meteoritischem Material in unserer Atmosphäre und verglühen. Dadurch entstehen ebenfalls jede Menge Partikel. Es ist ein wiederkehrendes Ereignis, welches wir nicht beeinflussen können.
Am Ende des Tages gibt es aber unseren Anteil der Summe. Die allgemeine Umweltverschmutzung durch uns Menschen, die Raketen-Starts und die verglühenden Satelliten.
Es ist also sinnvoll, dass wir hinterfragen, ob wir zumindest unseren beeinflussbaren, menschlichen Anteil dieser Rechnung möglichst gering halten sollten und ob eine Technologie mit hunderten Einzelsatelliten zukunftsweisend sein kann.
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