Bill Gates hat in einer einzigen Nacht ein Spiel entwickelt, um einen hochdotierten Vertrag abzuschließen - es gilt als besonders schlecht

Der Microsoft-Mitbegründer hat überhaupt nur ein einziges Spiel in seiner Karriere programmiert. Viel Ruhm hat ihm Donkey aber nicht eingebracht.

Donkey entstand in kurzer Zeit. Das schlägt sich auch in der Qualität des Spiels nieder, das als eines der ersten PC-Spiele überhaupt gilt. (Bildquelle: Pixabayjamesmarkosborne) Donkey entstand in kurzer Zeit. Das schlägt sich auch in der Qualität des Spiels nieder, das als eines der ersten PC-Spiele überhaupt gilt. (Bildquelle: Pixabay/jamesmarkosborne)

Bill Gates ist vor allem für zwei Dinge bekannt: die Gründung von Microsoft und Windows. Was viele jedoch nicht wissen: Der Milliardär hat sich sogar einmal als Spieleentwickler versucht. Wenn auch nur sehr kurz und einem anderen Zweck als dem Spielen dienlich.

Donkey gilt als eines der schlechtesten PC-Spiele der Geschichte. Dennoch hat es einen nicht unerheblichen Teil zum Erfolg von Microsoft und Bill Gates beigetragen.

Was genau ist passiert? Im Jahr 1981 wandte sich IBM an Microsoft. Der Büromaschinenriese war auf der Suche nach einem Betriebssystem für den IBM-PC, dem ersten Personal Computer der Welt.

Microsoft hatte kein eigenes Betriebssystem

Weil das junge Unternehmen kein eigenes Betriebssystem hatte, erwarben Gates und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen für 75.000 US-Dollar kurzerhand QDOS.

Die Abkürzung steht für quick and dirty operating system, später 86-DOS genannt. Sie holten es sich von Seattle Computer Products, ehe sie es für 430.000 US-Dollar an IBM verkauften (via Businessinsider).

Der 27. Juli 1981, der Tag, an dem Microsoft QDOS vollständig erwarb, gilt seither als Geburtstag von MS-DOS (wie es später heißen sollte, via Heise).

Es ging nicht nur um das Betriebssystem: Teil des Vertrags mit IBM war es, eine Version der Programmiersprache Basic in das nun PC-DOS (disk operating system) genannte Betriebssystem zu implementieren. Gleichzeitig wollte IBM PC-DOS mit ein paar zusätzlichen Spielen bewerben.

Donkey wurde aus der Not geboren

So kam es, dass Bill Gates und sein Kollege Neil Konzen Donkey programmierten, um die Fähigkeiten von Basic zu demonstrieren und dem Vertrag gerecht zu werden. So beschreibt Gates den Entstehungsprozess:

Eigentlich saßen ich und Neil Konzen um vier Uhr morgens mit diesem Prototyp eines IBM-PCs in diesem kleinen Raum. IBM bestand darauf, dass wir ein Schloss an der Tür haben mussten, und wir hatten nur diesen Schrank, der ein Schloss hatte, also mussten wir unsere gesamte Entwicklung dort drinnen machen, und es war immer über 38 Grad heiß, aber wir schrieben spät in der Nacht eine kleine Anwendung, um zu zeigen, was das im IBM-PC eingebaute Basic konnte. Und das war dann Donkey.bas [alle Basic-Programme nutzen .bas]. Damals war das sehr aufregend.

Bill Gates, Tech Ed 2001

Offenbar hat Donkey auch die entsprechenden leitenden Angestellten bei IBM überzeugt. Denn der IBM-PC wurde tatsächlich mit PC-DOS ausgeliefert. Anfangs nur optional (für 40 Dollar), weil auch noch das teurere Betriebssystem CP/M (240 Dollar) zur Verfügung stand (via Heise).

Als der IBM-PC Anfang 1983 nach Deutschland kam, hatte sich PC-DOS jedoch längst durchgesetzt und es gab keine Wahlmöglichkeit mehr.

Hertzfeld: Das peinlichste Spiel

Andy Hertzfeld, seinerzeit Software-Entwickler bei Apple, kommentierte Donkey folgendermaßen und erklärte gleich noch das Spielprinzip:

Das peinlichste Spiel war ein grafikarmes Fahrspiel namens "Donkey". Der Spieler sollte mit einem Auto eine langsam scrollende, schlecht gerenderte "Straße" hinunterfahren und konnte mit der Leertaste die ruckelige Bewegung umschalten. Ab und zu füllte ein brauner Klecks den Bildschirm, bei dem es sich um einen Esel handeln sollte, der sich mitten auf der Straße manifestierte. Wenn man die Leertaste nicht rechtzeitig drückte, krachte man in den Esel und verlor das Spiel. Wir fanden das Konzept des Spiels ebenso schlecht wie die krude Grafik, die es verwendete.

Andy Hertzfeld, Donkey - Folklore.org

Ebenso erstaunt war Hertzfeld, dass sich Bill Gates ganz offen als Entwickler von Donkey zu erkennen gab. Hier könnt ihr Donkey in Aktion sehen:

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Donkey .NET als Hommage an das Original

Auch interessant: Von Donkey gab es 1982 sogar eine neue Version mit der Nummer 1.10. Als Hommage an Donkey entwickelte Microsoft im Jahr 2001 außerdem ein Spiel namens Donkey .NET.

Im Gegensatz zum zweidimensionalen Original war Donkey .NET dreidimensional und man musste den Eseln auch nicht ausweichen, sondern sie treffen.

Ziel war es, Entwicklern den Umgang mit Visual Basic .NET näherzubringen. Also handelte es sich ebenfalls um ein Spiel zu Demonstrationszwecken.

Erwähnt sei auch noch, dass Donkey nicht das einzige Spiel war, das Microsoft mit PC-DOS an IBM lieferte. Dazu kam noch Microsoft Adventure, ein Text-Abenteuer, das gleich einem ganzen Genre zum Namen verhalf.

Microsoft Adventure war allerdings keine völlige Neuentwicklung. Es entstand bereits Mitte der 1970er-Jahre (via Heise).

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