Weil keiner diesen Controller verkauft, habe ich ihn mir selbst gebaut

Einen Controller wie diesen gibt es einfach nicht zu kaufen - ich wollte ihn aber haben. Also musste ich selbst Hand anlegen.

Habt ihr euch schon einmal einen Controller selbst gebaut? Es ist einfacher als man denkt! - zumindest wenn es ein Arcade-Controller sein soll. Habt ihr euch schon einmal einen Controller selbst gebaut? Es ist einfacher als man denkt! - zumindest wenn es ein Arcade-Controller sein soll.

Um euch die Feiertage und die Zeit zwischen den Jahren mit unterhaltsamen und informativen Inhalten zu versüßen, haben wir handverlesen GameStar-Tech-Artikel ausgesucht, die uns 2023 in besonderer Erinnerung geblieben sind und deren Lektüre wir euch sehr ans Herz legen.

Dieser Artikel ist einer davon. Die Redaktion wünscht frohe Feiertage!

Ich liebe Fighting Games. Seit ich denken kann, war es das Genre, das mir am meisten Spaß gemacht hat. Eines meiner ersten Videospiele war ein Fighting Game. 

Es war - nein, nicht Street Fighter oder Tekken - »Teenage Mutant Ninja Turtles - Tournament Fighters« für die NES. Ich habe das Spiel damals von meinen Eltern geschenkt bekommen, weil sie wussten, dass ich die Ninja Turtles mag. 

Heute spiele ich fast jedes Fighting Game, wobei Tekken, Street Fighter und Mortal Kombat meine Favoriten sind. Alleine deswegen habe ich eine ungesunde Menge an Arcade Sticks und Fightpads angehäuft. 

Es gibt aber einen, den kein einziger Hersteller verkauft - einen Arcade-Controller mit Hitbox-Tasten und einem Joystick. Also habe ich ihn mir selbst gebaut. 

Warum ein Arcade Stick?

Viele Spiele haben ihren Ursprung in Arcades: Einige Spiele wie Guilty Gear, BlazBlue oder auch Street Fighter wurden ursprünglich für die Bedienung mit Arcade Sticks entwickelt. Heute spielt das eigentlich keine große Rolle mehr, da viele Fighting Games für Controller optimiert worden sind. 

Street Fighter 2 an einer Arcade-Maschine. (Bild: Kevin Borri über Unsplash) Street Fighter 2 an einer Arcade-Maschine. (Bild: Kevin Borri über Unsplash)

Trotzdem finde ich es etwas leichter und präziser, die Tasten nebeneinander zu haben, weil man dann zum Beispiel A und Y (Xbox-Controller-Layout) besser gleichzeitig drücken kann. 

Letztendlich ist es aber eine Sache der Präferenz. Mir macht das Spielen mit einem Arcade Stick aufgrund der Haptik einfach viel Spaß, aber für manche Spiele oder Charaktere greife ich zum Controller.

Für die Uneingeweihten: Ja, die Bezeichnung Arcade Stick ist etwas irreführend. Denn damit ist nicht nur der Stick selbst, sondern der ganze Controller gemeint (mitsamt Buttons).

Was sind Hitbox-Controller und welche Vorteile bieten sie? 

Was ist eine Hitbox? Eine Hitbox ist ein Arcade-Stick, bei dem der Stick mit vier Richtungstasten ausgetauscht wurde. Die Tasten sind in einem ergonomischen Layout angeordnet, das dem einer Tastatur ähnelt. Mit der Daumentaste springt man, als wäre es eine Leertaste und Zeige-, Ring- und Mittelfinger sind für Rechts, Links und Unten zuständig. 

Einer der sehr wenigen Hitbox-Arcade-Controllern, die von einem großen Hersteller stammen: Der Razer Kitsune. (Bild: Razer) Einer der sehr wenigen Hitbox-Arcade-Controllern, die von einem großen Hersteller stammen: Der Razer Kitsune. (Bild: Razer)

Was ist der Vorteil? Eingaben können so deutlich präziser sein. Wenn man mit Ryu in Street Fighter einen Feuerball abfeuern möchte, muss man dafür einen Viertelkreis nach vorne machen und dann eine Schlagtaste drücken. Auf einer Hitbox sind nur drei Tasten notwendig: Unten, Rechts, Schlagen. 

Wo liegen die Nachteile? Es gibt allerdings auch Charaktere oder Spiele, für die eine Hitbox eher schlecht geeignet sind - für mich zumindest. Wenn man statt Ryu Zangief nimmt, müssen für viele seiner Befehle Kreise gezogen werden - und das geht mit einem Arcade Stick für mich einfach viel leichter. 

Ich habe also nicht nur je nach Spiel, sondern auch je nach Charakterauswahl den Controller gewechselt - ja, ich weiß: ein richtiges First-World-Problem.  

Was ist ein HitStick?

Ein HitStick vereint einen Hitbox-Controller mit den klassischen Arcade-Sticks. Bisher gibt es keinen Hersteller, der so etwas anbietet. Ein HitStick vereint einen Hitbox-Controller mit den klassischen Arcade-Sticks. Bisher gibt es keinen Hersteller, der so etwas anbietet.

Leider gibt es kein einziges Gerät auf dem Markt, das beides vereint: Eine Hitbox, die auch einen Arcade-Stick eingebaut hat. 

Das Ähnlichste, was es so auf dem Markt gibt, ist der Cross-Up-Controller von HitBox. Dieser besitzt zusätzlich zum Stick vier weitere Richtungstasten. Jedoch sind die so angeordnet, dass sie nicht für die alleinige Nutzung ausgelegt worden sind, sondern nur, um bestimmte Eingaben zu vereinfachen. 

Der CrossUp von HitBox, so heißt das Unternehmen, ist nicht ganz das, wonach ich suche. (Bild: HitBox) Der CrossUp von HitBox, so heißt das Unternehmen, ist nicht ganz das, wonach ich suche. (Bild: HitBox)

Und genau deswegen habe ich mir meinen Controller selbst gebaut: einen HitStick. 

Der Begriff »HitStick« ist übrigens ein Name, den ich von anderen DIY-Bastlern gehört habe - ich glaube, offiziell gibt es keinen Namen. 

Die Holzbox

Der HitStick im Größenvergleich zum Xbox-Controller. Der HitStick im Größenvergleich zum Xbox-Controller.

Zuallererst musste ein passendes Gehäuse her. Eine Holzbox eignet sich gut, da man dort leicht Löcher für die Tasten und den Stick bohren kann. 

Ich habe mich da für eine etwas größere entschieden, da ich auch Platz haben will, um meine Unterarme abzulegen. Außerdem macht es das Arbeiten an der Box etwas leichter. 

Dann brauchte ich Werkzeug: Einen Akkubohrer, ein Forstnerbohrer-Set für die Löcher und eine Holzfeile. 

Mit dem Forstnerbohrer mussten 18 Löcher durch die Vorderseite gebohrt werden - für die Tasten, die Analog-Sticks, den Arcade-Joystick und die Antenne. 

Fixierung des Deckels: Der Deckel wird bei dieser Box einfach nur aufgelegt und liegt locker auf dem Holzkasten. Für eine sichere Befestigung, die es mir trotzdem ermöglicht, schnell an das Innere des HitSticks zu kommen, habe ich Klettbänder an den Seiten angebracht. 

Die Unterseite musste komfortabel und rutschfest sein: Auf die Unterseite habe ich zwei selbstklebende Moosgummi-Zuschnitte geklebt, damit man den Controller bequem auf den Schoß legen kann. An den 4 Ecken habe ich zusätzlich noch Gummifüße angeschraubt, die ich von einem anderen Arcade-Stick abgeschraubt habe, damit der Controller auf einem Tisch guten Halt findet. 

Zwei Moosgummiplatten und Gummifüße: Perfekt um den Controller auf einem Tisch oder auf dem Schoß zu platzieren. Zwei Moosgummiplatten und Gummifüße: Perfekt um den Controller auf einem Tisch oder auf dem Schoß zu platzieren.

Und damit war die Box schon fertig! Jetzt musste ich nur noch auf die Einzelteile warten (einige mussten aus dem Ausland bestellt werden). 

Das Innenleben

Das Kabelmanagement ist doch okay - oder? Das Kabelmanagement ist doch okay - oder?

Die Hauptplatine: Für die Hauptplatine habe ich mich für das »Brook PS3/PS4/Switch Wireless Board« entschieden. Es gibt auch günstigere Platinen, zu denen man greifen kann, wenn man zum Beispiel grundsätzlich nur am PC spielen möchte. Für mich sprechen folgende Gründe für diese hier:

  • Kabelgebunden mit PS4 und PC verwendbar
  • Kabelgebunden und kabellos an der Nintendo Switch 
  • Breakout-Board mit 3,5 mm Audioausgang ist inklusive
  • Kein Löten notwendig / Plug-and-Play

Der Akku: Da der Controller auch kabellos verwendet werden kann, braucht es natürlich noch einen Akku. Dabei habe ich mich für einen Drittanbieter-Ersatzakku für Dualshock-4-Controller entschieden. Das PCB hat dafür eine einfache Steckverbindung. 

Kabellos dank eingebautem Akku. Den habe ich einfach mit doppelseitigem Klebeband befestigt. Kabellos dank eingebautem Akku. Den habe ich einfach mit doppelseitigem Klebeband befestigt.

Die Tasten: Das Anbringen der Tasten ist super einfach: Sie werden einfach durch die gebohrten Löcher gesteckt und mit einem Schraubgewinde befestigt. Ich habe mich für Seimitsu-Tasten entschieden. Diese findet man auch in den Spielhallen Japans.

Die Seimitsu-Tasten fühlen sich richtig gut an, sind aber extrem laut. In Verbindung mit dem hohlen Holzkasten kommt richtig Arcade-Feeling in das Zimmer in dem man den Controller benutzt. Ich finde es cool! Die Seimitsu-Tasten fühlen sich richtig gut an, sind aber extrem laut. In Verbindung mit dem hohlen Holzkasten kommt richtig Arcade-Feeling in das Zimmer in dem man den Controller benutzt. Ich finde es cool!

Der Joystick: Hier hatte ich ein kleines Dilemma. Der Joystick muss nämlich mit vier Schrauben befestigt werden. Das Problem: Der Deckel meiner Box ist sehr dünn und ich will nicht von oben hindurch schrauben. Erstens, weil es nicht gut aussieht und zweitens, weil die Schrauben bestimmt unangenehm beim Spielen sind. 

Also habe ich an der Unterseite des Deckels, wo der Joystick installiert werden soll, eine dünne Holzplatte mit Holzleim angeklebt - so konnte ich die Schrauben von unten befestigen. 

Ich habe zusätzlich ein sogenanntes Octagon-Gate gekauft, wodurch der Joystick 8 physische Ecken hat. Außerdem gehen so Kreisbewegungen leichter vonstatten. Das Standard-Gate hat vier Ecken. Im Inneren habe ich eine stärkere Feder eingebaut, um den Widerstand zu erhöhen - es fühlt sich besser und präziser an. Ich habe zusätzlich ein sogenanntes Octagon-Gate gekauft, wodurch der Joystick 8 physische Ecken hat. Außerdem gehen so Kreisbewegungen leichter vonstatten. Das Standard-Gate hat vier Ecken. Im Inneren habe ich eine stärkere Feder eingebaut, um den Widerstand zu erhöhen - es fühlt sich besser und präziser an.

Die Analog-Sticks: Für die Sticks habe ich mir zwei Stück gekauft, die schon mit einer vorinstallierten Platine kamen. Zwar hat meine Platine Anschlüsse für Analog-Sticks, jedoch musste ich die Kabel selber machen - mit einer Crimpzange und Dupont-Stecker-Set. Dank paar YouTube-Tutorials war das auch gar nicht so schwer. 

Auf der Rückseite befinden sich der USB-B Stecker, Kopfhörer-Anschluss, Home-, Select und Start. Auf der Oberseite habe ich die drei Tasten nochmal. Warum? Ich habe beim Bauen vergessen, dass ich die drei schon hatte - aber die Löcher waren schon gebohrt - Yep. Auf der Rückseite befinden sich der USB-B Stecker, Kopfhörer-Anschluss, Home-, Select und Start. Auf der Oberseite habe ich die drei Tasten nochmal. Warum? Ich habe beim Bauen vergessen, dass ich die drei schon hatte - aber die Löcher waren schon gebohrt - Yep.

Die Kabel: Nachdem ich alle Teile eingesetzt hatte, mussten sie nur noch verkabelt werden - und es ist sehr viel leichter als man denkt. Bei Focusattack, Arcadeshock und Arcadeworld lassen sich Kabelsets kaufen, womit man alle Teile schnell und einfach mit dem PCB verbinden kann.

Die Tasten werden zum Beispiel mit einem simplen 20-Pin-Anschluss verbunden. Der Joystick mit einem 5-Pin-Kabel. Mittels Schraubklemmen kann man außerdem Tasten doppelt belegen. So ist es möglich, dass ich den Joystick und die vier Richtungstasten gleichzeitig verwenden kann - der Controller hat also effektiv zwei D-Pads. 

Diese Kabel sind für die 4 Richtungstasten. Man muss sie nur abisolieren, in die entsprechende Klemme einführen und festschrauben. Diese Kabel sind für die 4 Richtungstasten. Man muss sie nur abisolieren, in die entsprechende Klemme einführen und festschrauben.

Die Einkaufsliste:

Gesamtpreis: Die Preise ändern sich ständig, aber insgesamt habe ich etwa 250 Euro bezahlt.

Wie spielt es sich damit?

Das Hitbox Layout ist sehr ergonomisch. Man muss sich nur an diese neue Art und Weise zu Spielen gewöhnen. Das Hitbox Layout ist sehr ergonomisch. Man muss sich nur an diese neue Art und Weise zu Spielen gewöhnen.

Zuerst einmal: Das war schon ein hammergutes Gefühl, den Controller anzustecken und ihn das erste Mal zu testen: Ich habe einen Controller selbst gebaut - cool! 

Aber ja, wie spielt es sich eigentlich damit? Um ehrlich zu sein: Ich hätte gedacht, ich komme besser mit dem Layout klar. In den meisten Fighting Games kann ich dank der präzisen Eingaben deutlich besser bestimmte Moves ausführen - solange ich auf der linken Seite des Bildschirms bin. 

Mein Problem: Ich kann meine Finger der linken Hand sehr gut von links nach rechts rollen, aber nicht andersherum. »Piano« heißt diese Technik - nach dem gleichnamigen Instrument - und ist zum Beispiel notwendig, wenn man einen Halbkreis von hinten nach vorne eingeben will. 

Zum Glück habe ich noch einen Joystick: Wenn ich also mal keine Lust auf das Hitbox-Layout habe, kann ich in einer schnellen Handbewegung zum Joystick wechseln. Dabei könnte ich sogar mitten in einer Runde die Eingabemethode wechseln, abhängig davon, auf welcher Seite ich mich gerade befinde - mache ich nicht, aber möglich wäre es. 

Schnell nach links gegriffen, hat man sofort den Arcade-Joystick in der Hand. So praktisch! Schnell nach links gegriffen, hat man sofort den Arcade-Joystick in der Hand. So praktisch!

Warum eigentlich die Analog-Sticks? Außerhalb von Fighting Games spiele ich auch sehr gerne Rhythmus-Spiele. Mein Favorit ist DJ Max Respect V. Bei dem Spiel benötigt man zum Spielen der Tracks acht Tasten und zwei Analog-Sticks. Und ich muss euch sagen: Auf diese Tasten zu hauen macht bei Musikspielen extrem viel Spaß! 

Theoretisch sollte es möglich sein, jedes Spiel damit zu spielen. Vielleicht sollte ich mal einen Elden-Ring-Playthrough wagen? 

Kommt eine zweite Version?

Beim Schreiben von diesem Artikel habe ich echt Lust bekommen, einen Nachfolger zu bauen - vielleicht dünner und kleiner? Da ich zurzeit nur auf der Xbox spiele, wäre vielleicht eine grüne Xbox-Version angebracht. Sollte ich den Plan in die Tat umsetzen, werdet ihr es wieder hier erfahren! 

Habt ihr schon einmal etwas Ähnliches gemacht und könnt davon erzählen? Wie findet ihr meinen Controller? Gibt es Dinge, die ich daran verbessern könnte oder beim nächsten beachten sollte? Schreibt es mir in die Kommentare! 

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