Dieses Satelliten-Duo der ESA soll unsere Sonne erforschen und erzeugt dabei einen künstlichen Schatten wie bei einer Mondfinsternis

Dabei spielt ein Satellit die Rolle des Ersatzmondes. So wollen die Wissenschaftler mehr über den Einfluss unserer Sonne auf das Weltall und unsere Erde erfahren

Forscher wollen eine Sonnenfinsternis im kleinen Maßstab für Forschungszwecke reproduzieren (Symbolbild, Quelle: stock.adobe.com - Peter Jurik) Forscher wollen eine Sonnenfinsternis im kleinen Maßstab für Forschungszwecke reproduzieren (Symbolbild, Quelle: stock.adobe.com - Peter Jurik)

Unsere Sonne. Sie ist der Motor unseres Systems und birgt noch immer viele Geheimnisse. An einem dieser Geheimnisse ist auch die ESA (europäische Weltraumorganisation) interessiert und baut dafür sogar einen künstlichen Mini-Mond.

Komm auf die dunkle Seite – dann entstehen bessere Bilder!

Nein, die ESA will keinen neuen Todesstern konstruieren und die Macht der Galaxie an sich reißen. Die Rede ist hier von Proba (Project for On-Board Autonomy), einem Gespann bestehend aus zwei Satelliten.

▶ Der neueste Geniestreich: Proba-3 soll uns dank eines Schatten werfenden Satelliten (in der Rolle eines Mini-Mondes) besonders aufschlussreiche Bilder der sogenannten Sonnenkorona liefern können. Das ist die Zone oberhalb der Sonnenoberfläche.

Auch wenn sich das im ersten Moment etwas langweiliger liest als ein gigantischer, weltenzerstörender Laser, bietet das Projekt aus wissenschaftlicher Sicht Spannung pur – wortwörtlich.

Denn was wir damit beobachten können, scheint in Relation ähnlich episch. Die damit zu schießenden Bilder geben Aufschluss über die gewaltigen Eruptionen und Stürme in der Atmosphäre am Rande der Sonne.

Doch wozu braucht die ESA eine dunkle Seite ihres künstlichen Mondes?

Klingt irgendwie paradox: Dank künstlicher Sonnenfinsternis werden Stürme erkennbar

Die Sonne strahlt extrem viel Licht aus. Einfach mit einer Kamera draufhalten funktioniert nicht, weil die Ränder der Sonne von ihrem Licht überstrahlt werden. Damit Wissenschaftler die Vorgänge jenseits ihrer Oberfläche beobachten können, muss ein Großteil verdeckt sein - z. B. durch den Mond.

Um also auch außerhalb einer natürlichen Sonnenfinsternis hinter die Kulissen schauen zu können, braucht es einen entsprechenden Schatten. Hier kommt der Satellit namens Occulter aus dem Zweier-Gespann zum Einsatz.

So funktioniert es: Um die oben beschriebene Sonnenkorona beobachten zu können, platziert sich der Occulter im Abstand von 150 Metern zum Kamera-Satelliten und schirmt diesen ab.

Eine ziemliche Herausforderung: Beide Satelliten müssen sich exakt parallel und mit gleicher Geschwindigkeit und gleichbleibendem Abstand zueinander bewegen.

So sieht das Projekt übrigens laut einer ESA-Grafik aus:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle findest du einen externen Inhalt von Twitter, der den Artikel ergänzt.
Du kannst ihn dir mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von Twitter angezeigt werden.

Personenbezogene Daten können an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Link zum Twitter-Inhalt

Zu dem Projekt sagt der US-amerikanische Astrophysiker Russell Howard vom Applied Physics Lab der John-Hopkins-Universität:

Wir werden dabei nicht ganz so nah an den Sonnenrand herankommen wie bei einer irdischen Sonnenfinsternis, aber es wird spektakulär sein, solche Bilder stundenlang zu sehen, verglichen mit den 5-10 Minuten, die eine Sonnenfinsternis dauert.

Es liefert also nicht zu 100 Prozent vergleichbare Daten, dafür aber einen theoretisch repetitiven Beobachtungszeitraum über mehrere Stunden.

Der Sinn hinter dem Projekt: Für unsere Erde ist die genaue Erforschung von Sonnenwinden und Eruptionen von steigender Bedeutung. So erklärt der ESA-Forscher Joe Zender:

Da wir davon ausgehen, dass die Sonneneinstrahlung das Klima auf der Erde beeinflusst, ist es wichtig, alle Schwankungen so genau wie möglich zu messen.

Gibt es keine einfachere Lösung, als zwei Satelliten perfekt parallel zueinander fliegen zu lassen?

Normalerweise werden für solche Missionen Koronagraphen eingesetzt – das sind Teleskope mit eingebauter Bedeckungsscheibe. Diese besitzen aber einen entscheidenden Nachteil.

Vereinfacht gesagt kann die verbaute Bedeckungsscheibe das Sonnenlicht an den Rändern nicht so gut abschirmen wie das oben beschriebene Satelliten-Doppelgespann, was die Messdaten deutlich ungenauer gestaltet.

Deshalb will die ESA das Projekt bereits im September an Bord der indischen Rakete des Typs PSVL gen Himmel schießen und ihr neues Konzept testen. Wir können also gespannt sein, welche Bilder uns zum Ende des Jahres erwarten werden.

Was haltet ihr der Idee, einen künstlichen Mondschatten zu werfen, damit wir bessere Bilder unserer Sonne bekommen? Der technische Aufwand dahinter ist immens - ist er es wert? Findet ihr die Eruptionen der Sonne und die Vorstellung, wie Sonnenstürme funktionieren, ebenfalls so gruselig wie Autor Kevin? Schreibt uns eure Gedanken und Ideen dazu gerne in die Kommentare.

zu den Kommentaren (0)

Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.