Games als Droge? - Bundesdrogenbeauftragte warnt vor Spielsucht

Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) hat im Rahmen einer Bundespressekonferenz zum Thema Drogensucht Computerspiele und Facebook mit Drogen gleichgesetzt - beim Namen nennen konnte sie allerdings kein einziges Spiel.

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Die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) hat am vergangenen Donnerstag, den 9. Juni 2016 in Berlin ihren jährlichen Drogen- und Suchtbericht 2016 vorgestellt.

Nach ersten Erfolgen beim Kampf gegen Alkohol und Tabak in den vergangenen Jahren hat die Politikerin nun eine neue bisher legale Droge ins Auge gefasst: Internet und Computerspiele. Von den 14- bis 64-jährigen Deutschen könnten etwa 560.000 Menschen als internetabhängig bezeichnet werden, heißt es in dem Bericht.

Computerabhängigkeit bei täglich vier Stunden Nutzung?

Als Abhängig werden demnach Personen bezeichnet, die täglich mindestens vier bis fünf Stunden am Computer verbringen. Insbesondere jüngere Bundesbürger fallen laut Mortler in diese Kategorie: In der Altersgruppe der 14- bis 24-Jährigen zeigten etwa 250.000 (2,4 Prozent) Anzeichen einer Abhängigkeit, unter den 14- bis 16-Jährigen seien es sogar vier Prozent.

Das Thema Computerspiel- und Internetabhängigkeit ist deshalb auch ein Schwerpunkt des diesjährigen Drogenberichts. Mortler zufolge betrifft das Problem Mädchen und Jungen gleichermaßen - auch wenn es offenbar Unterschiede gibt: Während Mädchen und Frauen sich eher in sozialen Netzwerken »verlieren« würden, seien bei den Jungs mehr die Computerspiele das Problem.

Nach Mortlers Angaben verbringen 16 Prozent der Neuntklässler knapp fünf Stunden und länger vor dem Computer.

Mortler kennt kein einziges Videospiel

Auch wenn alleine diese Erkenntnisse bereits Anlass zu Diskussionen bieten, sorgen derzeit eher die Äußerungen Mortlers bei der anschließenden Fragerunde für Kontroversen. So konnte sie auf Nachfrage des Journalisten Tilo Jung von Jung & Naiv etwa kein einziges Videospiel als Beispiel beim Namen nennen. Auch beim Thema Filme musste sie passen

Außerdem erklärte die Bundesdrogenbeauftragte, dass Onlinesüchtige daran erkennbar wären, dass sie nicht mehr pünktlich aufstehen und sich nicht mehr waschen würden - bei diesen und ähnlichen Anzeichen sei »Gefahr in Verzug«, so Mortler. Die Folgen seien häufig »Vereinsamung, Verwahrlosung, Abkoppeln von der Realität«.

Wie die Bundesdrogenbeauftragte konkret gegen diese drohende Gefahr, die sich ihrer Meinung nach aus der Internetnutzung und dem Computerspielen ergibt, vorgehen möchte, geht aus dem Bericht nicht hervor. Es heißt lediglich, dass man ein »Abgleiten der Jugendlichen in die digitale Welt verhindern« müsse. Sie wolle deshalb »Beratung, Forschung und Prävention zur Online-Sucht ausbauen«.

Mehr zum Thema: Petra Schmitz fordert mehr Weitsicht beim Thema Computerspielsucht

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