Im Laufe eines PC-Spieler-Lebens kommt so einiges an Hardware zusammen, schließlich braucht es von Zeit zu Zeit Upgrades, um mit aktuellen AAA-Titeln Schritt halten zu können. Über die Jahre und Jahrzehnte sammeln sich Grafikkarten, Prozessoren, Mainboards und Co. ebenso an wie Erinnerungen an besonders gute Fundstücke. Mir schießt da zum Beispiel sofort die Nvidia Geforce GTX 1080 durch den Kopf. Der Pascal-Beschleuniger liefert über 60 Prozent mehr FPS als der direkte Vorgänger GTX 980 – ein Quantensprung, dem auch andere Pascal-Grafikkarten in nichts nachstehen.
Doch wo Licht ist, ist bekanntermaßen auch Schatten. Da bilde ich leider keine Ausnahme. Im Laufe der Zeit haben sich daher mindestens ebenso viele Fehlkäufe wie echte Highlights angesammelt. Bei näherer Betrachtung überwiegen am Ende vielleicht sogar die Flops. Das sind meine größten Fehlinvestitionen - die größten Fauxpas meines Kollegen Nils Raettig könnt ihr hingegen hier bestaunen:
Vier Grafikkarten und dabei keine Ahnung
Lang ist’s her, aber ich hatte tatsächlich einmal vier Grafikkarten in einem Rechner verbaut. Vier Modelle vom gleichen Typ, um genau zu sein, denn ich wollte wirklich alles aus AMDs Crossfire-Technik herausholen. Mit vier ATI Radeon X1950 (Pro) sollten auch die letzten FPS aus Spielen herausquetscht werden. Wie viel die Grafikkarten seinerzeit gekostet haben, weiß ich nicht mehr. Genauso wenig kann ich mich daran erinnern, ob es sich jeweils um die normale oder Pro-Variante handelte. Aber das spielt auch gar keine Rolle, denn funktioniert hat das Ganze sowieso nicht – aus verschiedenen Gründen:
- Zu viele Grafikkarten: Um vier Grafikkarten im Verbund zu betreiben, wurden CrossfireX und Grafikkarten ab der Radeon-HD-2000-Reihe benötigt. Zwar ist mir das System auch mit mehr als zwei X1950 Pro nicht abgestürzt, aber eine Mehrleistung konnte ich damit nicht einfach nicht erzielen. Das war mir damals aber nicht wirklich klar.
- Zu wenig Platz auf dem Mainboard: Vier Grafikkarten fanden in meinem Rechner zudem nicht einmal Platz, sondern nur drei. Denn auf dem untersten PCIe-Slot kamen sich Grafikkarte und interne Anschlüsse und Verkablungen in die Quere.
- Crossfire mit vier Grafikkarten skalierte nicht besonders gut: Selbst wenn der Verbund aus vier Grafikkarten technisch möglich gewesen wäre, hätte ich wohl nur in wenigen Ausnahmefällen davon profitiert. Der von Spielen nutzbare Videospeicher skalierte technisch bedingt nicht mit, die Performance in den meisten Fällen ebenso wenig, schlicht, weil Entwickler ungewöhnliche Setups mit vier GPUs kaum berücksichtigten.
Gut verfügbar: RTX-Karten bei Amazon
Nur eine Grafikkarte, dafür eine extrem teure
Eingangs habe ich es bereits erwähnt: Die GTX 1080 war mit eine der besten Investitionen in meinem Spieler-Leben. Ich konnte sie aufgrund der ersten Kryptominingwelle sogar fast zum selben Preis verkaufen, wie ich sie einst erstanden hatte. Ende 2018 bin ich dann direkt zur RTX 2080 Ti umgesattelt. Das war zu der Zeit und ist auch heute noch zweifellos eine unglaublich leistungsstarke Grafikkarte, aber sie hatte ihren Preis: Knapp 1.500 Euro musste ich für ein Modell von MSI berappen. Wie schnell sie im Vergleich zur GTX 1080 ist, erfahrt ihr indes hier.
Der hohe Preis ist aber per se kein Argument, warum sich die 2080 Ti für mich als Fehlkauf herausstellte. Dass ich damit im Grunde nur Indie-Spiele gezockt habe jedoch schon. So fristete das Flaggschiff der Turing-Generation bei mir ein trauriges Dasein wie ein Ferrari in der Garage.
Mainboard für Extrem-Übertakter
Überhaupt gab ich in der Zeit sehr viel Geld für Computerhardware aus. So musste es für mein Traum-Setup auch ein richtig gutes Mainboard sein. Namentlich das Asus Rog Rampage VI Apex. Eine der besten X299-Platinen überhaupt, aber nur, wenn man auch vorhatte, damit zu übertakten. Am besten sogar, um extrem zu übertakten, denn genau dafür hatte Asus das Rampage VI Apex erdacht und konzipiert. Und nicht etwa, um in einem schnöden, wenngleich highendigen
Rechner Standardaufgaben zu erfüllen, die jede 100-Euro-Platine ebenso hätte verrichten können.
Die 550 Euro Anschaffungspreis waren also ganz klar für die Katz. Und schlimmer noch: Ich hätte mehr Leistung haben können für viel weniger Geld. Denn die X299-Plattform war für Workstation-Prozessoren ausgelegt und nicht für hoch taktende Spieler-CPUs.
Vorselektierter und geköpfter Workstation-Prozessor
Was mich direkt zu meiner nächsten Fehlinvestition bringt: Dem Intel Core i7 7820X, für den ich seinerzeit über 800 Euro hingeblättert habe. Bevor ihr jetzt mit den Hufen scharrend direkt zu den Kommentaren springt und mich kritisiert, weil der 7820X doch höchstens um die 600 Euro und teils sogar nur um die 450 Euro gekostet hat: Ich habe mir damals eine vorselektierte und geköpfte Version der CPU gegönnt, weil...ja weil, aus Gründen.
Eigentlich gibt es da nichts zu rechtfertigen. Klar, die Skylake-X-CPUs galten als wahre Hitzköpfe, aber übertaktet habe ich ja ohnehin nicht, oder nur ganz kurz zu Testzwecken. Über 800 Euro nur für die Unterstützung von vier Speicherkanälen auszugeben (Mainstream-CPUs unterstützen in der Regel nur zwei Speicherkanäle) steht sinnbildlich für mein fragwürdiges Kaufverhalten. Aber dazu mehr im folgenden Artikel:
Was habe ich aus meinen Fehlinvestitionen gelernt?
Um es kurz zu fassen: Nicht wirklich viel. Ich habe zwar einiges über mich selbst erfahren, aber wirkliche Learnings mit echten Konsequenzen habe ich auch nicht daraus gezogen, wenn ich ehrlich bin. Ok, ich kaufe heutzutage keine High-End-Hardware mehr. Aber das liegt schlicht daran, dass ich beruflich bedingt ohnehin Grafikkarten, Prozessoren und Co. bekomme. Eine privilegierte Situation für einen Technik-Enthusiasten. Stattdessen stecke ich jetzt mein Geld in High-End-Fahrräder samt Zubehör (!).
Dennoch lassen sich Schlüsse aus meinen Fehlkäufen ziehen. Denn ich kaufe oder besser habe eigentlich so gut wie immer mit die teuersten Komponenten gekauft. Ganz so, wie mein Kollege Nils Raettig, der ebenfalls schon den ein oder anderen Taler zu viel in Hardware gesteckt hat.
Und das war für meine Zwecke nicht nur völlig überflüssig, sondern teils sogar kontraproduktiv, wie das Beispiel des Intel Core i7 7820X zeigt. Ein Core i7 8700K aus derselben Zeit hatte zwar zwei Rechenkerne und damit vier Threads weniger zu bieten, taktete dafür jedoch mit bis zu 5,0 GHz anstatt maximal bis 4,3 GHz, was in Spielen gerade bei niedrigeren Auflösungsstufen von Vorteil ist.
Das teuerste Produkt ist nicht immer das beste (für den jeweiligen Zweck). Oftmals lassen sich hunderte Euros sparen, wenn klar ist, wohin die Reise gehen soll. Beispielsweise hätte es eine günstige Z370- oder H310-Platine genauso getan für mich. In Kombination mit der passenden CPU wären sogar mehr FPS drin gewesen als mit meinem wesentlich teureren Setup.
Plant also gut, sorgfältig und vor allem: mit dem rechten Augenmaß. Ich neige zum Beispiel dazu, zu viel Gewicht auf vermeintliche Zukunftssicherheit zu legen. Mit Blick auf Computerhardware gibt es jedoch kaum langfristige Planungssicherheit. Über mehr als drei oder höchstens vier Jahre lässt sich in der Regel nicht sinnvoll kalkulieren – wenn überhaupt.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird naturgemäß immer schlechter, je mehr es in Richtung absolute High-End-Hardware geht. Viel klüger ist es daher, auf Komponenten aus der oberen Mittelklasse oder dem unteren High-End-Bereich zu setzen und dafür dann beispielsweise die Grafikkarte nach ein paar Jahren gegen ein neueres Modell zu tauschen.
Was sind eure größten Hardware-Fehlkäufe? Geht es euch so wie mir und ihr gebt immer viel zu viel Geld für euren Gaming-Rechner aus, oder seid ihr vernünftig? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!
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