Hohe Strompreise: Lohnt es sich, den PC über Nacht komplett vom Netz zu nehmen?

Viele Rechner hängen Tag und Nacht am Strom, auch wenn sie nicht laufen. Redakteur Alex misst daher nach, wie viel Geld ihr euch eventuell sparen könnt.

Der Verbrauch im Standby hat mich überrascht. Der Verbrauch im Standby hat mich überrascht.

Die Strompreise respektive die Energiekosten im Allgemeinen explodieren derzeit. Gründe hierfür sind unter anderem der Krieg zwischen Russland und der Ukraine beziehungsweise dessen Auswirkungen auf den verschiedenen Ebenen des Konflikts. Aber auch die zunehmende Inflation als Folge der Corona-Pandemie und generelle Teuerungsrate für Energie, die sich auch schon vor den aktuellen Krisen anbahnte, tragen zu den Preisanstiegen bei.

Energie zu sparen, wo es nur geht, ist daher für viele wichtiger denn je. Aber nicht nur wegen der Preise, sondern auch der Umwelt zuliebe. Doch wo anfangen? Am PC zum Beispiel? Man hört ja immer wieder, dass Rechner im Standby ziemlich viel Strom verbrauchen sollen. Aber stimmt das auch? Ich messe daher für euch nach! Apropos PC, wusstet ihr, warum der überhaupt so aufgebaut ist, wie er es ist?

Ein vielleicht nicht ganz durchschnittlicher Gaming-Rechner

Als Basis für die folgenden Ergebnisse dient mein Arbeits- und Privatrechner. Der ist zugegebenermaßen recht üppig dimensioniert:

  • Mainboard: AsRock Taichi X570 Razer Edition
  • Prozessor: AMD Ryzen 9 5950X
  • Arbeitsspeicher: 32,0 GByte DDR4 @3,8 GHz
  • Grafikkarte: Nvidia Geforce RTX 3090 Founders Edition
  • Netzteil: be quiet! Dark Power Pro 12 mit 1200 Watt

Daneben und an derselben Steckdose via eine Belkin Überspannungsschutzleiste angeschlossen sind noch ein 34 Zoll großer Acer Predator X34 mit UWQHD-Auflösung und 120 Hertz Bildwiederholrate sowie ein 32 Zoll messender AOC AG324UX samt 4K und 144 Hertz. Außerdem hängen noch ein 2.1-Audiosystem von Logitech, eine Sony Alpha 7, Maus, Tastatur und ein Blue Yeti-Mikrofon an der Schweinenase.

Wenn ich so darüber nachdenke, sollte ich vielleicht Streamer werden. Ach ja, man sieht und hört mich ohnehin immer wieder. Zum Beispiel im Podcast mit GameStar-Urgestein Michael Graf zum Thema Was kann man beim PC-Selbstbau alles falsch machen:

Link zum Podcast-Inhalt

Zurück zum Thema: Zum Messen verwende ich ein handelsübliches Gerät, das ich bei Amazon für rund 20 Euro erstanden habe. Wie viel Energie dieses selbst verbraucht, konnte ich nicht herausfinden. Unklar ist auch, ob es seinen Eigenbedarf vielleicht direkt herausrechnet. Aber sei’s drum, das dürfte ohnehin nicht sonderlich ins Gewicht fallen.

Alexander Köpf
Alexander Köpf

Redakteur Alex schreibt schon seit mehr als drei Jahren für die GameStar. Er hat also durchaus Ahnung, was ein Gaming-Rechner so an Strom verbraucht. Aber wie viel Energie ein PC samt Peripherie im Standby saugt, überrascht ihn dann doch. In Zukunft wird er den Schalter seiner Steckerleiste abends bestimmt betätigen, damit den Rechner vom Strom nehmen und bares Geld sparen.

Mein PC im Standby verbraucht so viel wie zwei Steam Decks

Dann kommen wir endlich mal zu den Zahlen. Und tatsächlich liegt im Standby (PC normal heruntergefahren, nur ohne den Stecker zu ziehen) mehr Leistung an, als ich es erwartet hatte. Gut, ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber rund 25 bis 30 Watt überraschen mich dann doch. 30 Watt, ohne dass irgendwas geschieht, nur damit ein paar rote Lämpchen mein Wohn-/Arbeitszimmer erhellen. Auch mein Zweitrechner verbraucht im Standby über 20 Watt - und das ohne Monitore. Die 30 Watt meines Hauptsystems scheinen also durchaus repräsentativ zu sein.

30 Watt hören sich vielleicht nicht viel an, darum will ich das einmal in Relation setzen: Mit dieser Leistung lässt sich Valves PC-Handheld Steam Deck gleich zwei Mal betreiben. Denn das braucht gerade einmal höchstens 15 Watt. Und das reicht für durchaus ansprechenden Look selbst in aktuellen Triple-A-Spielen, wie mein Test belegt.

Ausgehend von den aktuellen durchschnittlichen Strompreisen in Deutschland in Höhe von knapp 40 Cent laut der Webseite Stromauskunft.de kommt da auf ein Jahr gesehen einiges zusammen.

Der Stromverbrauch meines PCs samt Peripherie schwankt im Standby zwischen 25 und 30 Watt. Der Stromverbrauch meines PCs samt Peripherie schwankt im Standby zwischen 25 und 30 Watt.

Ich verbringe berufsbedingt sehr viel Zeit vor dem Rechner. Er läuft daher gut und gerne zwölf Stunden am Tag, Freizeitaktivitäten allerdings mit eingerechnet. Bleiben noch zwölf Stunden im Standby - täglich. Nun bin ich wahrscheinlich nicht der Durchschnittsfall und die meisten von euch verbringen weniger Zeit vor dem PC. Und eure Kinder hoffentlich auch.

Zumindest sagt mir das das Statistik-Portal Statista, demzufolge eine Mehrheit von 41 Prozent aller Jugendlichen zwischen einer halben und zwei Stunden täglich spielend vor dem Rechner sitzt. Lass es vier Stunden sein, Arbeiten für die Schule mit eingerechnet. Bleiben noch immer 20 Stunden im Standby.

So viel Geld lässt sich quasi per Knopfdruck sparen

Bei 20 Stunden sind das meinen Messungen zufolge bis zu 600 Wattstunden am Tag. Auf ein Jahr gerechnet kommen da 219 Kilowattstunden zusammen. Das entspricht den oben genannten 40 Cent pro kWh zufolge rund 88 Euro. Mittlerweile finden sich in den meisten Haushalten aber gleich mehrere PCs. Und schon sind wir mir nichts dir nichts bei mehreren Hundert Euro. Da läppert sich was zusammen. Von den vielen anderen Geräten im Standby gar nicht erst zu reden.

Für mich ist die Sache klar. Ich ziehe jetzt jeden Abend den Netzstecker. Meinen Geldbeutel freut das und für die Umwelt habe ich dann auch etwas getan. Oder zumindest ein bisschen weniger Schaden angerichtet. Übrigens lässt sich sogar während des Zockens noch Strom sparen:

Richtet das Abtrennen vom Strom vielleicht Schäden am PC an?

Ihr braucht euch auch keine Sorgen zu machen. Den PC vom Strom zu nehmen, schadet ihm nicht. Das Allerschlimmste, was passieren kann, ist, dass sich die Systemzeit verstellt, weil die CMOS-Batterie vielleicht irgendwann leer ist. Auf das BIOS/UEFI hat das aber keine Auswirkung, denn das wird längst nicht mehr von der Batterie mit Strom versorgt.

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