Schauen wir so in Zukunft Formel 1? Einzigartige Kameradrohne jagt den Weltmeister in Silverstone

Red Bull Racing lässt eine Renndrohne eine Runde von Max Verstappen filmen - eine Weltpremiere und vielleicht ein Fenster in die Formel 1 von morgen.

Formel-1-Weltmeister Max Verstappen mit der Red Bull Drone 1. Formel-1-Weltmeister Max Verstappen mit der Red Bull Drone 1.

Red Bull Racing ist angetreten mit einer großen Mission: Nicht weniger als die wahre Geschwindigkeit der Formel 1 endlich auf Video einfangen.

Was es dafür braucht: Eine der weltweit schnellsten Kameradrohnen - speziell gefertigt, um die Rennwagen der Motorsport-Königsklasse in Echtzeit zu verfolgen. 

Ihre Aufgabe: Eine ganze Runde auf Silverstone Weltmeister Max Verstappen dranbleiben - teilweise mit deutlich über 300 Kilometer pro Stunde und durch enge Kurven. Was dabei herauskam, ist sowohl technisch beeindruckend als auch spektakulär anzuschauen und könnte ein Blick in die Zukunft der Formel-1-Rennübertragung sein, wie der amtierende Weltmeister-Rennstall schildert.

Eine niederländische Erfindung jagt Max Verstappen

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Vorab: Was soll diese wahre Geschwindigkeit sein? Es ist schwer zu beschreiben, aber leicht zu empfinden. Schaut am besten erst das Video oben und dann diese herkömmliche Cockpit-Aufnahme aus dem Jahr 2023. Dann wird schnell klar, was für ein Unterschied in der Dynamik und bei der Wiedergabe der Geschwindigkeit besteht.

Erfunden und gebaut haben den batteriebetriebenen Quadrocopter RBD1 übrigens Niederländer von der Firma Dutch Drone Gods im Auftrag des Rennstalls - nur allzu passend, stammt Max Verstappen ja selbst aus unserem Nachbarland.

Zum Einsatz kamen dank der Kooperation mit Red Bull Advanced Technologies die gleichen Materialien und Herstellungsverfahren wie für den aktuellen RB20-Wagen, mit dem Red Bull in der Formel 1 antritt. Die Drohne besteht also vorrangig aus Carbonfasern und ist aerodynamisch auf Wendigkeit und geringen Luftwiderstand optimiert.

Wie funktioniert die RBD1?

Das Innenleben der RBD1. Quelle: Red Bull Das Innenleben der RBD1. Quelle: Red Bull

Die Entwicklung gestaltete sich laut dem professionellen Drohnenpiloten Ralph Shaggy Hogenbirk herausfordernd - vor allem aufgrund des Katalogs an Funktionen:

  • Geringes Gewicht
  • Leistungsstark
  • Hohe Wendigkeit
  • Batteriekapazität bei Volllast für rund drei Minuten, das entspricht maximal zwei Runden auf Silverstone
  • Zwei Kameras, eine davon mit HD-Auflösung 
  • Speicher- bzw. Datenübertragungskapazität
  • Relaydrohne zur durchgehenden Daten- und Steuersignalübertragung

Warum hat die RBD1 zwei Kameras? Eine dient zur Aufnahme des hochaufgelösten Videomaterials. Die andere bietet eine besonders geringe Verzögerung von nur 30 bis 40 Millisekunden verzögert und ist das Auge in der Luft für Pilot Shaggy. Nur so kann er an dem Hochgeschwindigkeitsrennen ohne allzu großes Risiko für die Drohne oder Max Verstappen teilnehmen.

Die RBD1 ist eine FPV-Drohne (First-Person-View). Hogenbirk steuert sie also mittels VR-Brille aus der Ich-Perspektive.

Ist die RBD1 die schnellste Drohne der Welt?
Nein, es gibt Stand März 2024 mindestens eine schnellere Drohne. Laut den Guinness World Records ist der aktuelle Rekordhalter die XLR V3 Red des US-Amerikaners Ryan Lademann (rund 360 Stundenkilometer). Allerdings könnte schon bald der in Südafrika geborene, aber in Frankreich lebende Luke Maximo Bell an seine Stelle treten. Noch wartet er jedoch auf Ratifizierung seines augenscheinlich erfolgreichen Rekordversuchs (fast 400 Kilometer pro Stunde).

Beide Drohnen verfügen aber weder über die HD-Kamera noch über die Wendigkeit der RBD1. Bei den Rekorden geht es nur um pure Geschwindigkeit auf gerader Strecke.

Wann setzt die Formel 1 die RBD1 erstmals ein?

Was Red Bull da gemacht hat, ist wirklich interessant, zeigt sich Dean Locke als Fernsehchef der Formel 1 interessiert. Dennoch steht in den Sternen, wann oder ob solch eine Drohne überhaupt eingesetzt werden kann. Es gab zwar schon seit 2021 einzelne Versuche mit herkömmlichen Drohnen, aber nicht in der Nähe des Rennfahrerfeldes.

Der Grund dafür ist Sicherheit. Auch wenn die Formel 1 sowie der kommerzielle Rechteinhaber Liberty Media gerne solch eine Show bieten würden, geht das nicht so einfach, denn wie Locke mit Blick auf die Aufnahmen von Red Bull weiter einordnet: Das war ein privater Test. Da kann man natürlich auf 90 Prozent der Regeln pfeifen, auf die wir sonst achten müssen.

Am oberen Bildrand ist die RBD1 zu erkennen, unten fährt Max Verstappen auf dem regennassen Circuit von Silverstone. Quelle: Red Bull Am oberen Bildrand ist die RBD1 zu erkennen, unten fährt Max Verstappen auf dem regennassen Circuit von Silverstone. Quelle: Red Bull

Und diese Regularien sind streng: Säßen dort auf den Rängen an der Strecke Menschen, dürfte die Drohne sie nicht überfliegen und es wäre ihr nicht einmal erlaubt, die Strecke zu überqueren, sobald Autos darauf fahren. Kurzum: Nach aktuellem Regelwerk hat solch ein Gerät nichts in der Nähe einer aktiven Rennveranstaltung zu suchen.

Dabei sind nicht nur technische Defekte der Drohne oder Kollisionen mit statischen Objekten wie Aufbauten, Tribünen oder - noch schlimmer - fahrenden Formel-1-Wägen oder gar Menschen im Publikum ein Risiko. 

Jeder einzelne Rennwagen verursacht starke Luftverwirbelungen, die er hinter sich herzieht. Ihr könnt sie dank der nassen Strecke auch im Video gut erkennen: Die Gischt wird nicht allein von den Reifen aufgewirbelt, sondern auch von Luftströmungen, die vom Auto geradezu abreißen. Wirbel bleiben spiralförmig etliche Meter hinter dem Auto aufsteigend zurück.

Deshalb muss ein Drohnenpilot ungeachtet seiner eigenen Geschwindigkeit auch allzeit seinen Abstand und relative Position zu den Autos im Blick haben.

Immerhin räumt die RBD1 abseits der bisher mangelnden Geschwindigkeit eine weitere Hürde aus dem Weg: Übermäßiges Volumen nebst zu viel Gewicht. Bisherige Drohnen-Angebote seien laut Locke meist zu groß und zu schwer gewesen. Der potenzielle Schaden bei Abstürzen wäre zu groß. 

Vielleicht sehen wir ja also doch die RBD1 oder eine Nachfolgerin in den kommenden Jahren bei einem Rennen - wenn auch vielleicht nur auf einer Gegengerade wie in Shanghai oder in Austin. Die nennt Dean Locke als denkbares Einsatzfeld.

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