IPv6 - Was bringt der neue Internet-Standard?

Dem Internet gehen die IPs aus, ein neuer Adressen-Standard muss her. Doch der erfordert nicht nur bei den Anbietern Veränderungen, sondern auch bei den Internetnutzern.

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Der Countdown läuft: Mitte April gingen die letzten zwölfstelligen Internetadressen, die dem Internet Protocol Version 4 (IPV4) entsprechen, an die nationalen Internet-Registrierungsbehörden. Diese teilen sie über die Domain- und Internetzugangsanbieter den Kunden zu. Wann die letzte Adresse nach IP4 vergeben wird, können Sie über die Restlaufanzeige im Internet mitverfolgen. Spätestens dann kommen die Internetanbieter nicht mehr darum herum, den Nachfolgestandard IPV6 einzuführen. Was das für Sie als Internetnutzer bedeutet und warum Sie sich mit dem Thema schon heute beschäftigen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Über die Restlaufanzeige sehen Sie, wie viele IPV4-Adressblöcke noch verfügbar sind. Ob Sie bereits über IPV6 oder noch über IPV4 surfen, lesen Sie unten ab. Über die Restlaufanzeige sehen Sie, wie viele IPV4-Adressblöcke noch verfügbar sind. Ob Sie bereits über IPV6 oder noch über IPV4 surfen, lesen Sie unten ab.

IPv4-Adressen werden knapp

IP-Adressen dienen dazu, einen PC oder eine Internetseite eindeutig anzusteuern. Nach dem IP4 bestehen sie aus vier bis zu dreistelligen Dezimalzahlen mit den Ziffern 0 bis 9. Die IP-Adresse von pcwelt.de lautet 62.146.91.230. Ein DNS-Server (Domain Name System) im Internet wandelt die gut zu merkende verbale in die Zahlen-Adresse um, über die dann der Datentransfer läuft. Rund viereinhalb Milliarden Rechner lassen sich mit dem 1981 verabschiedeten IPV4-Standard ansteuern.

Als das Internet entstand, ging man nicht davon aus, dass es einmal eine derartige Menge an Computern geben würde. Doch bereits Mitte der 90er- Jahre war abzusehen, dass künftig ein größerer Adressraum nötig werden könnte. In der Folge begannen Informatiker damit, den Nachfolgestandard Internet Protocol Version 6 (IPV6) zu entwickeln. Inzwischen arbeiten immer mehr Geräte mit einer Internetverbindung: neben PCs und Smartphones etwa auch internetfähige Fernseher oder fernablesbare Stromzähler mit eigener IP-Adresse. Die Folge: Der einst festgelegte Adressraum ist so gut wie ausgeschöpft.

Die Vorteile von IPV6: Mehr Adressen und Sicherheit

IPV6-Adressen bestehen aus bis zu 32 Stellen, wobei nicht mehr der dezimale, sondern der hexadezimale Zahlenraum zugrunde liegt: also die Ziffern 0 bis 9 sowie die Buchstaben A bis F. Auf dieser Basis lassen sich etwa 340 Sextillionen IP-Adressen generieren. Diese Größenordnung wird auch auf lange Sicht eine erneute Erweiterung des IP-Adressraums nicht mehr nötig machen. Doch IPV6 macht nicht nur Schluss mit der Adressenknappheit, sondern bietet auch eine zuverlässigere Datenübertragung.

Das gilt vor allem für Videoübertragungen, Internettelefonie und andere Multimedia-Dienste, bei denen Unterbrechungen im Datenstrom zu Aussetzern führen. Bei IPV4 werden nämlich alle Datenpakete als gleichwertig angesehen und nicht oder mit Verzögerung ausgeliefert, wenn das Netz überlastet ist. Bei IPV6 lässt sich dagegen ein Datenpaket mit einem so genannten »Flow-Label« ausstatten, das eine bevorzugte Behandlung vorsieht. Ein weiterer Vorteil von IPV6: Die IP-Adresse wird nicht mehr aus der vorgegebenen MAC-Adresse des Netzwerkadapters errechnet, sondern nach Zufallsprinzipien frei bestimmt. Dadurch sind fast keine Rückschlüsse mehr auf ein bestimmtes Gerät möglich, was für mehr Privatsphäre sorgen soll.

Andererseits sollen Geräte eine feste IP-Adresse erhalten. Bisher bekommt der PC meist bei jeder Einwahl ins Datennetz eine neue IP-Adresse zugewiesen. Diese feste IP-Adresse kann beim Ansteuern von Geräten ein Vorteil sein, macht den PC-Benutzer aber leichter identifizierbar. Daher werden die Zugangsanbieter zu einem technischen Trick greifen: Es werden zwei IP-Adressen vergeben. Und zwar eine statische, die dem Anschluss dauerhaft zugeteilt wird, sowie eine dynamische, die alle 24 Stunden wechselt. Unterschiedlich ist dabei nur die erste Hälfte der IP-Adresse, das so genannte Präfix, das den Anschluss definiert. Die zweite Hälfte, die Geräte-ID, wird dagegen durch das Betriebssystem verborgen. Eine Technik namens »Privacy Extensions« erledigt dies bei Windows Vista und 7 automatisch. Bei Mobilbetriebssystemen wie Android und Apples iOS sind dafür bisher noch Modifizierungen (Hacks) erforderlich.

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