Steam & Co. - Warum wir beim Download-Monopoly verlieren

Günstig wie nie scheinen die Angebote zur Vorweihnachtszeit bei Online-Händlern wie Steam & Co zu sein. Aber sind sie das auch wirklich?

Um das Thanksgiving-Wochenende Ende November (in den USA traditionell der Auftakt ins Weihnachstgeschäft) locken Portale wie Steam, das PlayStation Network oder der Xbox Marketplace wieder mit Preisnachlässen auf ihre Downloads. Das klingt vordergründig nicht schlecht. Was wir Spielekäufer dabei aber oft vergessen: Solche Lockangebote verschleiern, dass die Preise auf Online-Plattformen im Schnitt höher liegen, und zwar auch im Budget-Bereich.

Das klassische verpackte Spiel im Einzel- oder Versandhandel durchläuft in seiner Lebensdauer eine Preisspirale nach unten, je nach Käuferinteresse mehr oder weniger schnell: Nach ein paar Monaten hat sich der Verkaufspreis häufig von 50 auf 25 Euro halbiert, später sinkt er auf 10 Euro und weniger. Durch die bunte Konkurrenz im Handel ist die Angebotsspanne flexibel; dass Händler Kunden fangen oder Restposten loswerden wollen, drückt die Preise zusätzlich.

Steam lockt zur Vorweihnachtszeit mit Sonderangeboten. Steam lockt zur Vorweihnachtszeit mit Sonderangeboten.

Nun ist es nicht so, dass Online-Plattformen wie Steam nicht auch Preise senken würden. Tatsächlich setzt Steam ältere Titel nach einiger Zeit vom Ursprungspreis auf 30 Euro herunter. Dort können sie lange Zeit verharren, selbst dann, wenn im klassischen Handel längst ganz andere Schwellen gelten. Wer das ein Jahr alte Dragon Age: Origins oder Need for Speed: Shift statt bei Steam im Online-Versand kauft, zahlt (Porto eingerechnet) momentan im Schnitt 25 Euro, für Bioshock 2 sind es 15. Wer etwas sucht, findet noch tiefere Angebote. Modern Warfare 2 kostet als Box derzeit rund 35 Euro. Steam-Kunden können von einem solchen Preis nur träumen: Sie berappen nach wie vor 60 Euro für den Shooter, genauso viel wie für den Nachfolger Black Ops.

Die preiswerten Wochenend-Angebote und Thanksgiving-Specials von Steam sind ohne Zweifel großartige Schnäppchen. Aber sie sind eben nur Brosamen, denn hinterher schnellen die Download-Preise zurück auf das alte Niveau. Das liegt in der Regel deutlich über dem freien Markt.

Bei Downloads scheint der klassischen Marktmechanismus der Preisbildung über Angebot und Nachfrage außer Kraft gesetzt zu sein. Warum? Weil sich die Anbieter über technologische Inseln de facto Monopole schaffen. App-Store, PSN und Xbox Marketplace stehen eben nur scheinbar in Konkurrenz zueinander. Sobald ich die Hardware eines Herstellers benutze, bin ich zumindest bei Downloads auf Gedeih und Verderb auf das damit verbundene digitale Angebot angewiesen. Die Nachteile zeigen sich in höheren Durchschnittspreisen. Und das, obwohl Downloads keinen Lagerplatz kosten, kein Porto anfällt, keine Packungskosten entstehen.

Call of Duty: Modern Warfare 2 ist bei Online-Händlern noch immer nur zum Neupreis erhältlich. Call of Duty: Modern Warfare 2 ist bei Online-Händlern noch immer nur zum Neupreis erhältlich.

Auf dem PC sieht es nur vordergründig besser aus als auf Monopol-Plattformen. Hier haben wir Spieler zwar momentan neben Steam auch andere Anbieter wie Gamesload, Gamersgate, Impulse oder andere zur Auswahl, aber wer sich für einen davon entscheidet, bleibt diesem in der Regel treu. Denn durch Zusatzservices wie Spielebibliotheken und Freundeslisten binden die Anbieter ihre Kunden an sich, außerdem ist vielen das Jonglieren mehrerer Benutzerkonten zu mühsam. Und sollten sich in naher Zukunft Streaming-Dienste wie OnLive oder Gaikai durchsetzen, so wären auch auf dem PC Monopol-Inseln etabliert.

Zumindest im Moment deutet alles darauf hin, dass die klassische Disk ein Auslaufmodell ist - Downloads oder gar Streams gehört die Zukunft. Das wäre nicht so problematisch, wenn es auch hier einen vielfältigen Wettbewerb verschiedener Anbieter gäbe. De facto dominieren aber einige wenige Firmen den Markt. Sie bestimmen den Preis. »Sie möchten das neue Call of Duty spielen? Gerne, macht 90 Euro. Wie, das ist Ihnen zu teuer, Sie wollen warten, bis es billiger wird? Viel Erfolg, denn das wird bei uns nicht billiger werden!«

Die Zeche in der »schönen neuen Downloadwelt« ohne Datenträger zahlen bis auf Weiteres wir Kunden. Konkurrenz belebt eben auch hier das Geschäft. Klingt abgedroschen, ist aber wohl wahrer denn je.

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