Martin Deppes Jubiläumsrückblick - Von Atemnot und Platzangst

Martin Deppe war von 1997 bis 2002 der stellvertretende Chefredakteur von GameStar. Heute ist er freier Redakteur, Producer und Projektleiter. Zum Jubiläum erinnert er sich an Monstermasken und Rockstar-Shirts.

So sah Martin Deppe in seinen jungen Jahren bei GameStar aus. So sah Martin Deppe in seinen jungen Jahren bei GameStar aus.

Wenn ich an meine GameStar-Zeit zurückdenke, wird mir oft schlecht. Ich kriege Atemnot und Platzangst. Schuld sind die Dreharbeiten für »Raumschiff GameStar« - und die Monstermaske des Grauens, die ich dafür tragen durfte, während Toni künstlichen Nebel durch meine Nüstern ballerte. Danke, Toni!

Es sind viele solcher Momente, an die ich mich in Anekdotenhäppchen erinnere. An meine erste E3 etwa, als Jörg vor dem Abflug sein viel zu breites Auto in meine viel zu schmale Hebebühnen-Tiefgarage bugsieren wollte. Das Geräusch »Lack gegen Scharnier, Lack verliert« höre ich heute noch. Klingt wie der fiese Sound von Fingernägeln auf einer Schultafel. Jörg war übrigens den ganzen Flug über sehr schweigsam. So hatte die Sache doch noch ihr Gutes. Oder dann, die E3 selber. Während ich am Stand von C&C 3 die Kamera halte, quatscht mich dauernd ein nerviger Typ an. Ein T-Shirt mit der Aufschrift »Rockstar« will er mir andrehen. So ein Unfug – was hat ein Rockstar auf ‘ner Spielemesse zu suchen?

Oder die Fahrt in der U-Bahn durch die Ghettos von Atlanta (da fand 1997 und 98 die E3 statt), als unser dezent chaotischer, langhaariger Anzeigenleiter in sein Jackett greift und das GameStar-Werbegeschenk zückt - einen Taschenkamm, den man wie ein Springmesser aufschnappen lässt. Was er dann auch prompt tut, woraufhin mindestens drei wenig vertrauenserweckende Mitfahrer ebenfalls hektisch in ihre ausgebeulten Bomberjacken fassen. Zum Glück mussten wir an der nächsten Station sowieso raus.

Martin heute. Seinen ... nun, seltsamen Humor hat er sich über die Jahre bewahrt. Martin heute. Seinen ... nun, seltsamen Humor hat er sich über die Jahre bewahrt.

Oder wie Gunnar in freudiger Erwartung eines schmackhaften Mittagessens hüpfend gen IDG-Kantine saust, mit der Rübe oben dermaßen an den Türrahmen dengelt, dass es ihm unten die Beine weg- und auf den Hintern haut. »Aua«, murmelt er nur verdutzt, während wir hungrig an ihm vorbeiziehen. Dafür ist er Monate später auf meiner Hochzeit schon übers Büffet hergefallen, während ich noch meine Rede hielt. Oder wie der damalige Trainee-Anwärter Schwerdtel-Markus mir eine astreine hochdeutsche Bewerbung geschickt hat, dann im Vorstellungsgespräch vor mir sitzt, im tiefsten Oberbayrisch redet und redet und redet - und ich verzweifelt nach Untertiteln suche.

Ich hätte ja noch furchtbar viele »Oder wie...«, aber hier ist ja so wenig Platz. Nur eins noch: Ich schreibe heute immer noch gerne für GameStar. Auch wenn viele Kollegen von damals heute ganz woanders und viele neue dazugekommen sind - GameStar war und ist für mich wie eine Familie. Ja, klingt pathetisch-kitschig. Ist aber so, denn Liebgewonnenes behält man einfach gern. Mein Rockstar-Shirt habe ich schließlich auch noch.

zu den Kommentaren (16)

Kommentare(16)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.