Deutsche Telekom - Volumenbegrenzung und Drosselung auch bei Bestandskunden

Die Deutsche Telekom wird ihr DSL-Netz nun doch für sämtliche Kunden, also auch Bestandskunde, drosseln. Das ließ nun der Deutschland-Chef der Telekom, Niek Jan van Damme, verlauten.

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Anders als zunächst von der Deutschen Telekom versprochen sind von den geplanten Änderungen bei DSL-Tarifen nicht nur ab dem 2. Mai 2013 abgeschlossene Neukundenverträge, sondern offensichtlich auch alle Bestandskunden betroffen.

Das jedenfalls ließ nun der Deutschland-Chef der Telekom, Niek Jan van Damme, in einem Interview mit welt.de durchblicken. Ermöglicht wird das durch eine kleine Hintertür: Derzeit ist der Bonner Telekommunikations-Konzern nämlich damit beschäftigt, die Anschlüsse seiner vorhandenen Kunden von Analog und ISDN auf sogenannte All-IP-Angebote umzustellen. Rein rechtlich gesehen handelt es sich dann bei den Betroffenen - und dazu zählen in den kommenden Jahren wohl alle Bestandskunden - um Neukunden.

Die Umstellung auf All-IP, bei dem der gesamte Anschluss vom Internet bis hin zur Festnetztelefonie (Voice-Over-IP) über eine Internetleitung abgewickelt wird, werde sich bis 2018 hinziehen, so Niek Jan van Damme. Erst anschließend müssen Bestandskunden wohl zwangsläufig in das neue Netz wechseln, da das alte abgeschaltet werden soll. Bevor die Begrenzungs- und Drosselungs-Pläne der Deutschen Telekom also tatsächlich auch für alle Kunden greifen, besteht wohl noch eine fünfjährige Gnadenfrist. Allerdings, so van Damme, bringe die neue Technologie auch Vorteile mit sich, so dass auch ein freiwilliger Wechsel durchaus sinnvoll seien könne:

Schon heute hat IP entscheidende Vorteile, etwa bessere Sprachqualität sowie zwei Leitungen und bis zu zehn Rufnummern und das bis zu vier Euro billiger.

Deshalb hätten sich auch schon mehr als eine Million Kunden dazu entschieden die neue Netztechnologie zu nutzen, so van Damme weiter. Man sei sich sicher auch die anderen elf Millionen noch davon überzeugen zu können. Ob für die dann allerdings noch dieselben Volumenobergrenzen gelten werden, wie die nun aktuellen, ist wohl fraglich. Er wisse ja auch nicht, wie sich das Internet in den kommenden Jahren entwickeln werde. Ob die Datengrenzen dann auch 2018 noch so Bestand haben würden, sei völlig offen. Man lebe eben in einer dynamischen Branche.

Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied Deutschland und Sprecher der Geschäftsführung Telekom Deutschland GmbH. Niek Jan van Damme, Vorstandsmitglied Deutschland und Sprecher der Geschäftsführung Telekom Deutschland GmbH.

Trotz massiver Kritik an den DSL-Drosselungsplänen möchte die Deutsche Telekom übrigens nicht von ihrem Vorhaben abrücken. Das Thema sei zu wichtig, als dass man jetzt einfach wieder zurückrudern könne. Zudem werde in der Debatte auch völlig vergessen, dass sich ja faktisch ohnehin erst 2016 überhaupt etwas ändern werde, so van Damme.

Gleichzeitig nährt der Deutschland-Chef der Telekom allerdings auch Befürchtungen, dass das Vorhaben der Deutschen Telekom die Netzneutralität gefährden könne. Ein Vorwurf, den sich das Unternehmen auch von Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gefallen lassen musste. Man führe bereits Gespräche mit Anbietern, die ihre Dienste von der Volumenbegrenzung ausschließen wollen würden, so van Damme.

Wir wollen diese Möglichkeiten diskriminierungsfrei anbieten, das heißt, wir reden mit jedem über diese Modelle, der sich bei uns meldet.

Netz-Experten befürchten allerdings, dass dies kleinere Anbieter in ein Netz zweiter Klasse treiben könne, da sie sich die für die Nutzung der vollen Internet-Geschwindigkeit verlangten Preise der Provider schlicht nicht leisten könnten. Anders hingegen YouTube, Amazon und andere Big-Player der Branche, die damit Wettbewerb durch innovativere Start-Ups erschweren oder gar gänzlich ausschließen könnten.

Van Damme sieht das Ganze aber weniger problematisch: Trotz der Ankündigung der Einführung der DSL-Drosselung habe es keine Kündigungswelle bei der Deutschen Telekom gegeben.

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