Avni Yerli macht den Eindruck, als verstünde er die Welt nicht mehr. Seit Jahren tauchen immer wieder vereinzelte Gerüchte auf, Crytek befände sich in finanziellen Schwierigkeiten. Doch Anfang Juni, ausgerechnet kurz vor der E3, tuschelt es plötzlich in der ganzen Spielebranche: Crytek, so heißt es, stehe kurz vor der Insolvenz. Falls nicht schnell ein neuer Geldgeber aufgetan werde, sei die 800-Mann-Firma mit Sitz in Frankfurt am Main bankrott.
»Humbug«, sagt Avni Yerli. Ja, sagt er, Crytek habe sehr aggressiv investiert. Zugleich sei die 2012 beschlossene Neuausrichtung des Entwicklungsstudios auf den Free2Play-Markt schmerzhafter verlaufen als erwartet. Aber ernste finanzielle Probleme? Unfug! »Wissen Sie, was komisch ist? Wir haben das jedes Jahr vor der E3. Wir werden angerufen: Was ist bei euch los? Dann erklären wir die Lage, und man hört nie wieder davon«, sagt Yerli ärgerlich. Woher diese Gerüchte immer wieder kommen - er wisse es nicht.
Kampf ums nackte Überleben
Sein Dementi steht in direktem Widerspruch zu Informationen, die GameStar Ende Mai von mehr als einem halben Dutzend voneinander unabhängiger Quellen zugetragen werden. Übereinstimmend berichten sie, das vielleicht renommierteste deutsche Entwicklungsstudio kämpfe derzeit ums nackte Überleben. Gehälter würden zu spät gezahlt und führende Mitarbeiter seien dabei, Bewerbungen an andere Studios im In- und Ausland zu schicken.
Schuld sei angeblich eine ganze Reihe von Faktoren - allen voran die Entscheidung, das Studio konsequent auf Free2Play umzusatteln. Die drei Gründer von Crytek - neben Avni Yerli sind dies seine beiden Brüder Farouk und Cevat - hätten eine strategisch richtige und vorausschauende Entscheidung getroffen, diese aber bisher schlecht umgesetzt.
Ihr Free2Play- Shooter Warface soll zwar in Russland ein echter Goldesel sein, funktioniere aber im Rest der Welt bislang nicht annähernd so gut. Der Versuch, mit dem Crytek-Studio in Ungarn auch im Mobile-Segment der Free2Play-Spiele Fuß zu fassen, gilt momentan ebenfalls als gescheitert. Die hauseigene Social-Media-Vertriebsplattform G-Face, die Cevat Yerli einst als »völlig neue Erfahrung für Gamer« ankündigte: ein Flop.
Die Entwicklung von Ryse: eine Katastrophe
Neben den Warface-Einnahmen hätten daher insbesondere die klassischen Titel Ryse und Crysis 3 Geld in die Kassen spülen sollen. Doch insbesondere die Entwicklung von Ryse, so jedenfalls wird kolportiert, verlief katastrophal. Monate vor Veröffentlichung soll das Spiel bereits deutlich hinter dem Zeitplan gelegen haben.
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