Mit Vorurteilen ist das so eine Sache. Stellen Sie mal sich vor, Sie sollten die Karikatur einer typischen Führungspersönlichkeit eines großen Publishers entwerfen. Welche Merkmale tanzen jetzt vor ihrem Kopfkino? Maßgeschneiderter Anzug? Perfekte Föhnfrisur mit Drei-Wetter-Taft? Dollarzeichen in den Augen? Folgt man der Argumentation mancher Beobachter, dann ist das keine Karikatur, sondern nackte, profitorientierte Realität.
Doch dann trifft man Menschen wie Tommy Francois, der so überhaupt nicht in diese Schublade passen will. Als Director of New IP bei Ubisoft ist er für die kreative Ausrichtung der Unternehmensmarken (»Intellectual Properties«) des französischen Publishers verantwortlich. Das beinhaltet künftige Spiele etablierter Reihen wie Assassin's Creed oder Watch Dogs, aber auch neue Projekte wie The Division.
Francois sitzt also in der Publisher-Chefetage. Und trotzdem sieht man ihn so gut wie nie im Anzug. Stattdessen trägt er auf manchen Bildern einen schottischen Kilt, hat eine feuerrot gefärbte Sturmfrisur. Im Gespräch gibt er sich betont ungezwungen, schwärmt von den Möglichkeiten offener Spielwelten: »Stellt euch mal ein Assassin's Creed während der spanischen Inquisition vor, und da steht ein Typ vor einer Kirche in Salamanca und trägt Don Quijote genau so vor, wie es damals gedacht war: als mündliche Erzählung. Und der Spieler kann sich aussuchen, ob er zuhört, oder es sich runterlädt aufs Smartphone.«
Er klingt aufrichtig, ehrlich begeistert. »Da gibt's so viele Möglichkeiten, wir können tausende Geschichten erzählen, Hunderte von Gesichtern modellieren. Ich kann's kaum erwarten, in fünf Jahren unsere eigenen Welten oder die von der Konkurrenz zu spielen - das wird uns total aus den Socken hauen ... ihr müsst mich stoppen, wenn ich zu viel rede. Bei sowas werde ich leidenschaftlich.« Wir lassen ihn natürlich weiterreden, bis wir über folgende Worte stolpern: »Innovation ist super. Alle bei Ubisoft lieben Innovation.«
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