Test-Tagebuch: Arma 2 - Unser Erfahrungsbericht [Update: 4. Tag & Fazit]

Der Nachfolger zu Operation Flashpoint und Armed Assault will die ultimative Militärsimulation sein. Wie weit Arma 2 von seinem ambitionierten Ziel entfernt ist und warum Sie den Kauf nicht überstürzen sollten, lesen Sie in unserem Testtagebuch.

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Bereits seit letztem Montag spielen wir die Verkaufsfassung von Arma 2. Heute steht der Armed Assault-Nachfolger in den Läden. Trotzdem werden wir erst in der nächsten Woche eine Wertung zu der hochkomplexen, umfangreichen und oft unberechenbaren Militärsimulation der Operation Flashpoint-Macher anbieten. Arma 2 verlangt viel Zeit, und die wollen wir dem ambitionierten Projekt von Bohemia Interaktive auch geben.

Damit Sie uns trotzdem beim Besuch im vom Bürgerkrieg zerrütteten Chernarus (der fiktive Schauplatz des Spiels) begleiten können, veröffentlichen wir in den nächsten Tagen unsere Erfahrungen im Arma-2-Testtagebuch. Wir versprechen Ihnen eine Reise mit vielen Aufs und Abs, denn Arma 2 fasziniert und verschreckt gleichermaßen.

Update (29. Mai): Im zweiten Teil des Test-Tagebuch ziehen wir mit der KI in die Schlacht, ärgern uns über dumme Funksprüche und die ungenügenden Spielhilfen. Außerdem gibt's einen Grafikvergleich und wir berichten auch in GameStar TV, das diesmal für alle GameStar-Besucher zugänglich ist, über Arma 2.

» Zum zweiten Teil des Test-Tagebuchs
» Zu GameStar TV mit Arma 2 (kein Premium)

Update (30. Mai): Im dritten Teil des Test-Tagebuchs widmen wir uns der Technik von Arma 2 und erklären, warum Grafik, Sound und Physik auch in der Version 1.01 einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen. In unserer Bildergalerie finden Sie zusätzlich neue Screenshots aus Arma 2.

» Zum dritten Teil des Test-Tagesbuchs

Update (1. Juni): Im vierten und letzten Teil des Test-Tagebuchs schildert Petra Schmitz von Ihren Erfahrungen mit der Verkaufsversion von Arma 2 und wir werfen in der Testvorschau einen Blick auf die zahllosen Probleme mit der Kampagne.

» Zum vierten Teil des Test-Teagebuchs

Unsere Spielfigur meldet Einheiten, die wir selbst noch nicht entdeckt haben. Unsere Spielfigur meldet Einheiten, die wir selbst noch nicht entdeckt haben.

Tag 1

In der letzten Preview zu Arma 2 orakelten wir, dass uns mit der vermeintlich realitätsnahen Militärsimulation entweder ein Meisterwerk oder eine mittlere Katastrophe bevor steht. Der angepeilte Veröffentlichungstermin schien uns bei dem unfertigen Zustand des Spiels jedenfalls mehr als wackelig. Doch nun steht Arma 2 pünktlich am 29. Mai in den Läden und wir sind mitten im Test. Der erste inoffizielle Betapatch ist auch schon aufgespielt.

Kriegsvorbereitung

Für die Installation von Arma 2 ist keine Online-Registrierung nötig. Wir werden lediglich aufgefordert, den DVD-Schlüssel einzugeben. Während unser Testrechner danach knapp 10 Gigabyte Spieldaten auf die Festplatte schaufelt, blättern wir im Handbuch. Das fällt mit 68 Seiten zwar nicht dünn aus, aber bei weitem auch nicht dick genug für die vielen Facetten des Spiels.

Im Startmenü erwartet uns die erste Veränderung zur Vorschaufassung. Während im Vordergrund noch immer die Spieloptionen angeboten werden, schwenkt die Kamera im Hintergrund über ein Trägerschiff für Hubschrauber und Senkrechtstarter und zeigt nebenbei die neue, hervorragend gelungene Wassergrafik, die sich nahtlos in die stellenweise fast fotorealistische Optik einfügt.

Wie in den Vorgängern können Sie auch in Arma 2 die Grafik und Steuerung über viele Optionen je nach Rechenleistung und persönlichen Vorlieben verändern. So lassen die Nachbearbeitungseffekte das Bild zwar weicher aussehen, die spielentscheidende Weitsicht wird damit allerdings beeinträchtigt. Das Gleiche gilt für die Landschaftsdetails. Während die Umgebungen mit sehr hohen Details dichte Vegetation bieten, können Sie Gegner ohne Gras und Gebüsch viel schneller ausmachen, müssen sich nicht aufrichten und ihre Tarnung preisgeben. Je nach Grafikeinstellung spielt sich Arma 2 also sehr unterschiedlich und bietet ganz andere taktische Herausforderungen. Hinzu kommt, dass die KI regelmäßig durch Blattwerk hindurch sehen darf. Die Folge: Je hübscher Arma 2 aussieht, desto unfairer und unspielbarer wird es, weil Sie durch die Reizüberflutung übermäßig benachteiligt werden, besonders mit kleineren Monitoren.

Trainingslauf

Bevor wir uns in die erste Schlacht wagen, erwarten uns zahlreiche Trainingseinsätze. Wir lernen unter anderem Schießen, Fallschirm springen, Panzer fahren und Hubschrauber fliegen. Und wir begegnen den ersten Fehlern: von kleinen Übersetzungsproblemen über falsch angezeigte Tasten bis hin zu einer Gruppe Übungsgegner, die uns partout nicht sehen will, obwohl wir direkt vor ihnen stehen. Nach einem Missionsneustart knallen uns die Kollegen dagegen bereits ab, als wir noch am Schießstand mit dem Javelin-Raketensystem üben und erstaunt zusehen, wie neben dem Geschoss auch gleich die Zielvorrichtung mit in die anvisierte Panzerattrappe saust. Der Blick auf Youtube verrät jedoch: In der Realität bleibt die teure Technik am Abschussrohr.

Arma 2 - Das Training ansehen

In den weiteren Übungseinsätzten lernen wir, wie wir unser Team und später auch ganze Truppenverbände kommandieren und wie wir Fahrzeugfabriken und Kasernen bauen. Das Problem: Die Einführung fällt bei weitem nicht so detailliert aus, wie es für Serienneueinsteiger nötig wäre. Viele Kniffe in der Bedienung bleiben unerwähnt, auch das Handbuch hilft nicht weiter. Welches Standardverhalten Sie beispielsweise von Ihren Untergebenen erwarten dürfen, sobald Sie ihnen »Gefahr« zurufen, wird nirgendwo erklärt. Auch fehlt es an tatsächlichem Training von Taktiken oder Tipps, wie man die Flugbahn eines Projektils abschätzt. Wie notwendig eine gute Dokumentation wäre, fällt uns später immer öfter auf, denn in Arma 2 müssen wir uns oft auf die einerseits vielschichtigen, andererseits aber auch unnötig komplizierte Steuerung konzentrieren, obwohl wir im Kampf eigentlich ganz andere Sorgen haben. Die Vorgänger waren in Sachen Bedienung zwar auch keine Leuchtfeuer der Innovation, als Entschuldigung für diesen noch immer nicht behobenen Mangel lassen wir das aber nicht durchgehen.

Besuch in der Waffenkammer

Nach der Grundausbildung geht’s weiter in die Waffenkammer. Hier können wir sämtliche Einheiten, Waffen und Fahrzeuge von Arma 2 ausprobieren. Dabei sind uns die meisten Geräte zunächst verschlossen und müssen mit Punkten frei geschaltet werden. Die gibt’s als Belohnung für erfolgreiche Zufallsmissionen, die uns bei den Testläufen immer wieder angeboten werden. Wir sollen unter anderem Stellungen halten, Feindbasen angreifen, mit dem Helikopter Taxi spielen oder auf die Jagd nach Kaninchen und Wildschweinen gehen.

In den generischen Einsätzen stehen wir zum ersten Mal der Feind-KI gegenüber und erleben eine böse Überraschung: Wir liegen im Schatten eines von Gras umwachsenen Gebüschs und geben einen Schuss auf einen rund 100 Meter entfernten Gegner ab. Der legt sich getroffen nieder, während sein wenige Meter entfernter Kollege schnurrgerade weiter läuft. Kein verwirrtes Umsehen, kein Handzeichen zum Deckung suchen. Stattdessen dreht sich der getroffene Soldat am Boden liegend in unsere Richtung, legt an und feuert zwei Schüsse direkt auf unsere Position ab. Wenn die KI in Arma 2 nämlich nicht gerade ausfällt oder Wände anstarrt, kann sie oft übermenschlich gut zielen und Geräusche auf den Meter genau zu ihrem Ursprung zurückverfolgen. Das klingt so unfair, wie es sich im Spiel anfühlt, denn das robotergleiche Reaktionsvermögen des Computers macht viele Überraschungstaktiken zunichte und hinterlässt nicht den geringsten Eindruck von menschenähnlichem Verhalten. Wohlgemerkt, Sie können auch hoffen, dass die KI mal wieder gar nichts mitbekommt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht.

Kurz: Der Kampf gegen den Computer wirkt meist undynamisch und wenig glaubhaft. Es gibt aber seltene Ausnahmen. Denn wir haben auch erlebt, wie uns eine Gruppe Gegner flankierte.

Trotz der Mängel ist die Punktejagd in der Waffenkammer motivierend und der Kampf gegen kleine Gegnergruppen spannend. Doch die Probleme mit der KI und den Wahrnehmungsunterschieden von menschlichen und computergesteuerten Soldaten deuten auf Balanceherausforderungen hin, die das Spiel nicht meistert.

Die erste Schlacht

So aufregend die kleinen Scharmützel in der Waffenkammer auch sind: Wir wollen große Schlachten und die passende Atmosphäre. Also weiter zum Editor. Der ist zugänglich und bietet viele Komfortfunktionen, erlaubt aber auch komplexe Missionsstrukturen. So anspruchsvoll sind wir zunächst nicht. Mit ein paar Mausklicks zaubern wir Panzergruppen und Infanterieverbände in die Landschaft, verteilen Wegpunkte und suchen uns eine Spielfigur aus. Danach geht’s aufs Schlachtfeld.

Wir stehen auf einem weiten Feld, vor uns dreht ein amerikanischer M1A1-Panzer sein Kanonenrohr in Richtung einer Küstenstadt, feuert, rollt an und lässt uns im aufgewirbelten Staub stehen. Wir blicken uns um und entdecken Soldaten, die durch das hohe Gras hechten. Die Grafik sieht dank der sauberen Texturen und der herausragenden Tagesbeleuchtung stellenweise atemberaubend gut aus. Aber eigentlich haben wir dafür gar kein Auge, denn von weitem hören wir schon das Rattern von Helikoptermotoren. Ein russischer Ka-52-Kampfhubschrauber fliegt in Bodennähe auf unsere Position zu, kommt immer tiefer und tiefer und zerschellt keine 30 Meter von uns in einer großen Explosion. Unser Eindruck: Tolle Atmosphäre, dämliche KI.

Fazit, Tag 1

Die ersten Stunden mit Arma 2 verlangen viel Geduld, machen aber durchaus Spaß, besonders die tolle Landschaftsdarstellung gefällt. Doch es zeichnet sich ab, was wir nach der letzten Preview befürchtet hatten: Was da heute im Laden steht, ist lange nicht so rund, wie es uns die Entwickler versprochen hatten. Kein Wunder, schließlich blieb kaum Zeit das vermeintlich fertige Spiel zu testen -- nicht nur auf Bugs, sondern auch auf inhaltliche Schwächen und frustrierende Designfehler. Was es mit denen auf sich hat, erfahren Sie heute Abend.

» Zum zweiten Teil des Arma 2-Testtagebuchs...

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