Michael Triers Jubiläumsrückblick - Ein Stern, der Deutschlands Spielelandschaft veränderte

Wie Michael Trier, grade erst so richtig in München angekommen, schon den dritten Job in kurzer Zeit finden muss – und warum der jetzige Chefredakteur beim ersten Vorstellungsgespräch scheiterte. Rückblick und Bestandsaufnahme zum 15jährigen GameStar-Jubiläum.

Daniel Visarius (rechts, damals Hardware-Trainee) und Michael Trier (damals Hardware-Ressortleiter) 2002 beim gemeinsamen Fegen als Strafe für einen schlechten Artikel, Chef Jörg Langer war eben streng. Nein, Quatsch, das Foto wurde für einen Hardware-Aufmacher gemacht, in dem entsprechenden Artikel ging es um das Aufräumen und Säubern von Festplatte und Betriebssystem. Daniel Visarius (rechts, damals Hardware-Trainee) und Michael Trier (damals Hardware-Ressortleiter) 2002 beim gemeinsamen Fegen als Strafe für einen schlechten Artikel, Chef Jörg Langer war eben streng. Nein, Quatsch, das Foto wurde für einen Hardware-Aufmacher gemacht, in dem entsprechenden Artikel ging es um das Aufräumen und Säubern von Festplatte und Betriebssystem.

Es war Mitte der 90er, als ich, damals schon seit einigen Jahren freier Autor für so schillernde Magazine wie die PC Power (eine schöne Zeit, huhu Nico, Doc Martin, RIP Klaus Trafford) in einem einschlägig bekannten Internetforum (huhu PCX!) auf eine Stellenanzeige stieß: Der PC Joker (Schwestermagazin des legendären Amiga Jokers; mir durch meine Amiga-Zeit natürlich bestens bekannt, huhu Ritchi, Steffen, Markus, Jack, Mick, Spori, Mario, Daphne, Koal, Michael; so Schluss jetzt mit dem Gegrüße) suchte einen Redakteur in Festanstellung. Das war gut. In München. Das war - aus meiner damaligen Wahrnehmung heraus - schlecht. Denn auch wenn es die Bayern und Münchner immer wieder wundert, im restlichen Deutschland beäugt man das südlichste Bundesland gemeinhin mit einigem Misstrauen, Stichwort CSU, Weißwürste und volkstümliche Musik. Aber schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit (so zwei Jahre) stellte sich heraus: München ist gar nicht so scheiße! Ich darf das an dieser Stelle so explizit sagen, denn genau und wörtlich mit diesem Satz hatte damals ein »Münchner« Stadtmagazin flächendeckend vor grell gelbem Hintergrund die gesamte Stadt vom Flughafen bis zum Stachus von oben bis unten plakatiert. Ich deutete dies als gutes Omen und sollte Recht behalten, seit ich in München war, passierten mir (fast) nur noch gute Dinge.

Vor dem Guten steht aber oft erst mal das Schlechte. So ging der Joker nach meinem Eintritt verhältnismäßig schnell pleite – und nicht, dass es da einen direkten Zusammenhang gäbe … Nun, die Chip gibt es noch, trotz meines dortigen Wirkens nach der Zeit beim Joker, allerdings nicht mehr den Bereich Entertainment, den ich dort mit Inhalten und Leben füllen durfte und der nach meinem Weggang als eigenständiges Ressort abgeschaltet wurde.

Fast im gleichen Moment (also so zwei Wochen nach meiner Chip-Zeit) rief Jörg Langer an. Den kannte ich schon, denn ich hatte immer alle PC-Spielezeitschriften gelesen, vor allem PC Player, Powerplay und PC Xtreme. Und die GameStar, die es Mitte 2001 ja schon fast vier Jahre gab und die Jörg mit Toni Schwaiger und Charles Glimm gegründet hatte. Vor allem kannte ich Jörg aber schon von einem Vorstellungsgespräch, direkt nach der Joker-Pleite. Der IDG-Verlag, das Mutterhaus der GameStar, hatte nämlich die Abos des Joker übernommen und wollte in diesem Zuge auch einen der nun arbeitslosen Redakteure übernehmen. Einige von uns gingen also zu diesen Vorstellungsgesprächen und – um es kurz zu machen – ich wurde nicht genommen. Machte nix, ich kam ja übergangslos bei der Chip unter. Aber nun brannte es (zumindest bildlich) in der Hardware-Redaktion: Jörg suchte schon seit geraumer Zeit einen geeigneten Ressortleiter. Ich baute schon seit dem Ende der Commodore-Ära (C+4 / C16 / C64 / Amiga 500) meine PCs selbst, war durch meine vorherigen Jobs gut mit den Hardware-Herstellern vernetzt und kannte mich bestens mit Spielen aus. Bingo!

Nach fast 20 Jahren in der Spielbranche wird man schon mal ein bisschen nachdenklich. Und bekommt schlechte Augen und schüttere Haare – nicht nachmachen zu Hause! Nach fast 20 Jahren in der Spielbranche wird man schon mal ein bisschen nachdenklich. Und bekommt schlechte Augen und schüttere Haare – nicht nachmachen zu Hause!

Das Team, auf das ich traf, war unglaublich: Gunnar Lott, Martin Deppe, Christian Schmidt, Markus Schwerdtel, Toni Schwaiger und alle die anderen arbeiteten von Minute Eins an mit mir zusammen, als sei es nie anders gewesen. Daniel Visarius, heute Mitglied der Chefredaktion und Ressortleiter Hardware, damals ein absoluter Frischling, war gerade als Trainee direkt nach Abi und Zivildienst bei der GameStar eingestiegen. Er, Jochen Rist und ich waren also ab jetzt für den Hardware-Teil der GameStar zuständig – kein leichter Job, denn Chefredakteur Jörg Langer hatte seine eigenen Qualitätsmaßstäbe.

Ich war zwar diszipliniertes Arbeiten gewohnt und das Schreiben war schon seit Jahren mehr als bloßer Broterwerb. Und auch mein (nach acht Semestern abgebrochenes) Germanistikstudium schien mir damals sehr hilfreich für die Ausübung des Redakteursberufs. Aber was mich hier erwartete, war nochmal eine ganz eigene Liga. Sowohl was die Durchführung der Tests, die Genauigkeit und Transparenz des Wertungssystems, als auch die Güte der Texte betraf. Diese Qualitätsmaßstäbe setzte Jörg eisern durch und scheute dabei keinen Konflikt – zum Unglück für so manchen Redakteur – aber zum Glück für die GameStar und ihre Zukunft. Denn diese Qualitätsmaßstäbe gelten bis zum heutigen Tag und sind die feste Grundlage all unserer Arbeit. Auch wenn die sich in den letzten Jahren extrem gewandelt hat, die Spielelandschaft hat sich verändert (Stichworte: MMOs, Free2Play, Steam & Co.), die Lese- beziehungsweise Mediennutzungsgewohnheiten der Menschen sowieso (Stichworte: Internet, Youtube, Produktbewertungen durch User usw.).

»Einfach nur« ein gutes Magazin zu machen, reicht heute nicht mehr, reicht schon lange nicht mehr. Wir müssen überall dort sein, wo die Leute sich zum Thema Spiele informieren, wo sie unterhalten werden wollen. Und wir müssen zum richtigen Zeitpunkt dort sein. Denn heute will jeder zum Erscheinen eines Spiels wissen, ob der Titel was taugt und nicht erst, wenn sein Lieblingsmagazin erscheint. Darum haben wir heute eine der weltgrößten Internetseiten zum Thema Spiele, darum erreichen die Videos unseres Youtube-Netzwerks und unseres Gametube-Kanals über 90 Millionen Abrufe im Monat. Darum ist die GameStar in Deutschland das Leitmedium für die Spieler, die Spiele-Industrie und die Tausenden von Internetseiten, die sich mit dem Thema Games beschäftigen. Darum sitzen wir in Gremien des deutschen Familienministeriums, darum ist kein anderes Fachmagazin so in Politik und Kultur vernetzt wie die GameStar.

Aber die Grundlage all dieser Arbeit ist und bleibt das Magazin GameStar, seine Qualitätsmaßstäbe und die zentrale Frage, die über jedem unserer Entwicklungsschritte steht: Was will der Leser?

Ich weiß, dass wir es nie allen recht machen können. Es gibt treue Heftleser, die wollen am liebsten gar keine Infos im Internet sehen. Es gibt junge User, die uns von Youtube kennen und sich wundern, wenn sie im Heft gesiezt werden. Und es gibt diejenigen, die nur auf GameStar.de kommen, um sich mal wieder zu vergewissern, dass wir immer noch von Activision Blizzard, EA, Ubisoft oder XX (bitte beliebigen, Hauptsache großen Publisher oder Hardwarehersteller einsetzen) gekauft sind oder die einfach mal wieder über unser Wertungssystem lästern wollen.

Das ist okay, alle sind willkommen und euch allen, unseren treuen Fans, unseren konstruktiven Kritikern und auch unseren schrägen Trollen gilt zum 15jährigen Jubiläum mein Dank: Ihr habt die GameStar groß gemacht! Auf die nächsten 15!

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