Anno 2070 im Test - Anno dazubald

Wie schlägt sich das neue Anno 2070 ohne das gute, alte Mittelalter? Über 100 Stunden lang haben wir Metropolen errichtet, die Umwelt versaut oder gerettet, Schiffe torpediert, Städte bombardiert und unter Wasser gesiedelt. Und fast jede Sekunde davon war großartig!

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Holzfäller Siegfried hat gute Laune. Gleich ist Feierabend, nur noch diese dicke Eiche muss er umhauen, dann geht’s nach Hause. Es ist ein Winterabend Anno 1404, und es wird früh dunkel. Die Eiche fällt, Siegfried macht sich auf den Heimweg, die Küstenstraße entlang. Mit sehnsüchtigem Blick sieht er die Segelschiffe im Hafen sachte vor sich hin dümpeln. Bald fahren sie in den Orient! Siegfried träumt von der fernen Welt, in der mandeläugige Mädels und Marzipan locken. So in seine Träume versponnen übersieht er das schwere Ochsengespann; es rollt direkt auf ihn zu! Ein Schlag, ein Schrei, mit Siegfried ist’s vorbei. Oder doch nicht?

Eine bildhübsche Krankenschwester steht an seinem Bett Siegfried erschrickt: Ist das die Hölle? Das Frauenzimmer hat ja Hosen an! Hosen! Und überhaupt, was ist das hier alles? Siegfried springt auf, stürzt ans Fenster, schaut hinaus – und wird fast wieder ohnmächtig. Draußen türmen sich gewaltige Häuser, es ist düster und voller Qualm, er kann kaum die weit unter ihm liegende Straße erkennen, die Menschen sind winzig. »Wie lange habe ich geschlafen?« fragt Siegfried die Schwester, und die antwortet, ohne ihm in die Augen zu schauen. »666 Jahre. Wir schreiben das Jahr Anno 2070

Online-Aktivierung
Anno 2070 nutzt nicht den in der Kritik stehenden Ubisoft Game Launcher, sondern muss stattdessen mit einem Uplay-Account verknüpft werden. Dies setzt beim ersten Spielstart eine Internetverbindung sowie einen Login-Vorgang zwingend voraus. Ein Weiterverkauf des Spiels ist dadurch nicht möglich. Im Offline-Modus sind nicht alle Spielfunktionen verfügbar, etwa die täglichen Quests oder die Weltereignisse.

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Kulturschock in der Zukunft

Nicht ganz so dramatisch, aber trotzdem einschneidend sind die ersten Erlebnisse, wenn man als eingefleischter Anno-Spieler, aufgewachsen mit Fachwerkbauten und Segelschiffen, plötzlich in Anno 2070landet.

Über dem Meer Wie funktioniert das eigentlich mit der Über- und Unterwasser-Perspektive? Ganz einfach: Mit dem Mausrad »tauchen« Sie unter. Schiffe, die an der Oberfläche fahren, werden dann als Drahtgittermodelle dargestellt. Und umgekehrt: Tauchende U-Boote werden an der Oberfläche ebenfalls als Drahtmodell gezeigt.

Unter dem Meer U-Boote können per Tauch-Button über und unter Wasser fahren. Ölbohrinseln ragen sowohl über als auch unter Wasser. Überwasserschiffe unterteilen sich wieder in Kampf- und Frachtschiffe. Unterwasserkontore haben eine Kabelverbindung zur Oberfläche und lassen sich auch über Wasser be- und entladen.

Zur Beruhigung: Nach dem anfänglichen Kulturschock findet man sich langsam gut zurecht, verdaut ungewohnte Waren wie Karbon, Kerosin oder Kommunikatoren genauso wie das arg auf futuristisch getrimmte Interface. Doch selbst nach über 100 Spielstunden, die wir für unseren Test im neuen Anno verbracht haben, stoßen wir immer noch auf neue Gebäude oder Spielelemente. Anno 2070 ist kein Mittelalterfest mehr, aber ein Fest für Aufbauspieler!

Das grundsätzliche Spielprinzip ist geblieben: Wir errichten Kontore auf Inseln, dann Gemeindezentren, bauen Wohnhäuser drumrum (die wir jetzt reihenweise wie Straßen mit gedrückter Maustaste ziehen können). Die Bewohner melden Bedürfnisse an – anfangs die guten alten Fischgerichte und Spirituosen, später Zerstreuung in Kasino oder Konzerthalle sowie Luxusgüter wie 3D-Beamer und Haushalts-Roboter. Um all das zu produzieren und zu bauen, müssen Ressourcen her – und die kriegen wir nur zum Teil auf unserer Insel. Also besiedeln wir weitere, schippern die Güter und Rohmaterialien per Schiff heran. So weit, so Anno.

Drei Fraktionen, unendliche Möglichkeiten

Doch die Spielmechanik ist jetzt noch ausgefeilter, vielfältiger. Vor allem, weil es statt einer spielbaren Fraktion (Anno 1602, Anno 1503, Anno 1701) oder anderthalb (der Orient in Anno 1404) plötzlich drei gibt, die wir gleichzeitig (!) spielen können. Nämlich die umweltfreundliche Eden Initiative (kurz: Ecos), der profitorientierte Global Trust (kurz: Tycoons) und die wissenschaftlich herausragende S.A.A.T.-Gruppe (kurz: Techs). Denn nur zu Beginn einer Endlos- oder Multiplayer-Partie entscheiden Sie sich für Ecos oder Tycoons Partei.

Doch ab der dritten von wieder fünf Bevölkerungsstufen kann man die Technologien und Gebäude der beiden anderen freischalten. Das ist ungefähr so, als würde man im Zweiten Weltkrieg die Amerikaner spielen – und darf dann plötzlich auch die Panzer der Russen und Deutschen bauen. Das steigert die Komplexität beträchtlich. Im Baumenü stehen fortan bis zu drei Karteireiter parat, über die Sie zwischen den Baumöglichkeiten der drei Fraktionen umschalten. Klingt kompliziert? Ist es auch -- selbst nach mehreren Missionen und Szenarios haben wir versehentlich Wohnhäuser der »falschen« Fraktion errichtet, weil wir nicht auf die grade gewünschte umgeschaltet haben.

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