Seite 2: Modern Warfare 2 - Mogel Warfare 2 statt Modern Warfare 2

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Die »Trainer«

Am beliebtesten bei Cheatern dürfte die Kombination Wallhack (Gegner lassen sich durch Wände hindurch sehen) und Aimbot (Zielhilfe) sein. Mit diesen unfairen Mitteln ausgestattet ist ein Spieler zwar nicht unbesiegbar, er sammelt aber deutlich schneller Abschüsse und somit Punkte für das Rangsystem von Modern Warfare 2, als es »saubere« Online-Soldaten können. Zudem macht’s logischerweise nur wenig Spaß, sich gegen einen solchen Betrüger in den Kampf zu stürzen, der sitzt nämlich am längeren Hebel beziehungsweise ist im Zweifelsfall derjenige, der zuerst schießt - und dann auch trifft.

In einem Forum preist jemand sein neues Cheat-Programm für Modern Warfare 2 an. In einem Forum preist jemand sein neues Cheat-Programm für Modern Warfare 2 an.

Doch Wallhack und Aimbot sind nur zwei Varianten der möglichen Betrügereien. »Trainer«, wie üppig ausgestattete Cheat-Pakete schönfärberisch von den Machern genannt werden, bieten zahlreiche Modifikationen fürs Spiel an. So kann man etwa die Texturen ausschalten, um Gegner besser erkennen zu können. Man kann das Sichtfeld (FOV für »field of view«) vergrößern. Oder den Rückschlag der Waffe deaktivieren. Solche Trainer werden unter sogar schon für alterIW.net angeboten, einer Steam-freien Variante von Modern Warfare 2, die unter anderem ins Leben gerufen wurde, um zu Unrecht gebannten Spielern und Gegnern von Valves Vertriebsplattform ein Online-Soldatendasein zu ermöglichen.

Ein Foren-Nutzer findet harte Worte für Infinity Ward und verteidigt gleichzeitig die Ersteller von Cheats: »Das Problem liegt bei Infinity Ward. Durch das Nichtunterstützen von dedizierten Servern werden Menschen, nennen wir sie mal Modder, in die Illegalität getrieben und Spieler, die nichts damit zu tun haben wollen, werden unfreiwillig mit hineingezogen.«

Das ist indes sicherlich nur die halbe Wahrheit. Wer gerne modifiziert, hat nicht automatisch gleich Freude am Betrügen. Oder daran, anderen den Spaß zu verderben. Aber ein grundlegendes Bedürfnis gegen Infinity Wards Matchmaking-System für Modern Warfare 2 aufzubegehren, dürfte schon vorhanden sein.

Valve und Infinity Ward?

Die entscheidende Frage lautet: Was unternehmen Valve, Infinity Ward und der Publisher Activision gegen die Betrügereien in Modern Warfare 2? Offenbar rein gar nichts. Auf unsere mehrfachen Recherchenachfragen und Interviewanträge erhielten wir stets die gleiche Antwort: Schweigen.

Eine beeindruckende Statistik für den führenden Spieler der Partie. Allerdings nur dank der Cheats. Eine beeindruckende Statistik für den führenden Spieler der Partie. Allerdings nur dank der Cheats.

Wenn aber schon Valve und Infinity Ward den Cheatern nichts Wirkungsvolles entgegen setzen, was machen dann die ehrlichen Online-Soldaten, die ihr Spiel nicht aufgeben wollen? Fabian S. versucht es, indem er mit möglichst vielen Freunden zusammen in eine Partie startet, um halbwegs sicher zu sein, dass zumindest er oder einer von den ihm bekannten Spielern der Host wird. Doch das ist auch nicht immer der Weisheit letzter Schluss. Also greift er zu rabiateren Mitteln: »Wenn ich und ein Freund zusammen spielen und wir bemerken, dass ein Cheater das Spiel ruiniert, gibt’s nur eine Lösung: LAN-Kabel ziehen. Da mein Freund fast immer Host wird, geht das oft auch.« So vermasseln Fabian und seine Kumpels den Moglern zumindest ein bisschen die Tour. Oft kann man allerdings schon vor Partiebeginn bestimmen, ob Cheater anwesend sind, meint Fabian: »Schon in der Lobby geht’s los. Wir sehen drei Spieler die bereits Prestige Level 10 sind. ›Ich sehe drei Cheater, zwei davon spielen gegen uns!‹, mutmaßen wir gleich im Teamspeak.« Dann verschwindet man eben aus der Lobby und sucht sich ein neues Spiel beziehungsweise startet selbst eines.

Dass Fabian und seine Kumpels oft richtig mutmaßen, belegen unter anderem die Spielzeiten, die Steam preisgibt. Christian F. macht sich manchmal die Mühe und recherchiert in den Profilen der Verdächtigen. Wenn dann ein Spieler unter 100 Stunden mit dem Multiplayer-Modus von Modern Warfare 2 verbracht und trotzdem schon ein hohes Prestige-Level hat, dann kann man ziemlich sicher davon ausgehen, dass derjenige mogelt, sei es mit einem Rang-Hack oder mit Aimbots und Co . Christian F. seufzt, die Betrüger haben ihm und seinen Freunden den Spaß an Modern Warfare 2 merklich verdorben: »Wir waren anfangs über 20 Leute, nun sind wir froh, wenn wir an einem Tag mal vier zusammen bekommen -- denn es macht einfach keinen Spaß mehr, gegen diese cheatenden Idioten zu spielen.«

Der Cheat »xRadar« fungiert nicht nur als Wallhack, sondern zeigt in einer 2D-Ansicht die Positionen der Spieler auf der Karte. Der Cheat »xRadar« fungiert nicht nur als Wallhack, sondern zeigt in einer 2D-Ansicht die Positionen der Spieler auf der Karte.

Die Zukunft

Christian F. hat resigniert: »Die Cheater schaden nicht Activision, sondern uns ehrlichen Spielern, die Modern Warfare 2 trotz allem im Grunde toll finden. Denn Activision ist es absolut egal, wie viele Cheater sich in Modern Warfare 2 rumtrollen - die Firma hat Ihre Umsätze gemacht, dementsprechend passiert da auch nichts weiter.«

Ganz so rabenschwarz sieht es indes nicht aus. Activision scheint sich der Problematik schon bewusst zu sein, auch wenn man sich lieber nicht dazu äußert. Immerhin will der Publisher auch weiterhin Titel der Call of Duty-Reihe verkaufen. Man plant zusammen mit dem Entwickler Treyarch, für Call of Duty: Black Opswieder dedizierte Server einzusetzen. Damit wären für Black Ops zumindest die gehackten Lobbys aus der Welt. Allerdings wird auch das kommende Call of Duty wieder an Steam und somit wahrscheinlich wieder an den VAC geknüpft sein. Wir können nur hoffen, dass Valve spätestens dann entsprechende Anstrengungen unternimmt, den firmeneigenen Cheat-Schutz so zu optimieren und regelmäßig zu pflegen, dass er auch zuverlässig funktioniert.

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