Seite 2: Call of Duty: Modern Warfare 3 - Test der Solo-Kampagne

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Wir sind ein Niemand

Das ist im Regelfall auch so, aber letztlich bleibt vieles dann doch unbefriedigend. Weil der Ego-Shooter uns permanent rein reibt, dass es völlig unwichtig ist, ob wir nun dabei sind oder nicht. Dass es nicht unser Verdienst ist, wenn ein Einsatz gelingt oder nicht unsere Schuld, wenn einer scheitert (die New-York-Einsätze bilden dabei die rühmlichen Ausnahmen) – wir sind einfach kein Held in diesem Spiel, nicht einmal ein tragischer. Viel zu oft sind wir in Modern Warfare 3 nur eine Randbemerkung, die so unwichtig ist, dass man sie ohne Probleme einfach aus der Handlung wischen kann.

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Zum Beispiel: eine Mission, in der wir als Task-Force-141-Mitglied Yuri mit einer Delta-Force-Gruppe in eine sibirische Mine eindringen müssen. Die Delta-Force-Männer kennen wir aus vorherigen Einsätzen, wir haben einen von ihnen über mehrere Einsätze in verschiedenen Ländern gespielt. Aber in genau dieser Mission fehlt jener Derek Frost, unser ehemaliges Alter Ego. Er wird kommentarlos aus der Handlung gestrichen, ist schlicht komplett unwichtig. Warum haben wir uns dann vorher diese verdammte Mühe mit ihm gegeben? Und nein, wir haben nicht verpasst, wie dem Mann ein (tödliches) Hochhaus auf den Kopf gefallen ist.

Video: Die ersten 10 Minuten der Solo-Kampagne Video starten 10:20 Video: Die ersten 10 Minuten der Solo-Kampagne

Situationen, wie wir sie noch im Vorgänger Modern Warfare 2 erlebt und die uns signalisiert haben, dass wir von Relevanz sind, im wahrsten Sinne eine Rolle spielen, Situationen wie das Entzünden des Leuchtfeuers auf dem Weißen Haus oder unser Alleingang als »Soap« MacTavish über den von Feinden überlaufenen Flugzeugfriedhof fehlen komplett. Intime Momente wie der Angst einflößende Gang durch die Bunker unter Washington, wie das erste Aufeinandertreffen von Price und MacTavish (»Was ist Soap überhaupt für ein Name?«), die unsere Spielerfigur einordnen, sie in einen Kontext setzen, suchen wir vergebens. Und wenn sich dann mal ein persönlicher Moment andeutet, dann wird er zumindest in der deutschen Version von der teils miesen Sprecherleistung entwertet oder gar ins Lächerliche verzogen.

Erzählerische Inkonsequenz

In einer der ersten Missionen schießen wir den Weg für Price und Soap mit einer MG-Drohne frei. In einer der ersten Missionen schießen wir den Weg für Price und Soap mit einer MG-Drohne frei.

Man kann natürlich mutmaßen, dass die Entwickler es eventuell seltsam fänden, wenn der Spieler eine seiner bisher übernommenen Rollen nun von der KI gesteuert in einem anderen Einsatz sieht. Das ist aber Quatsch, denn Infinity Ward und Sledgehammer haben keinerlei Probleme damit, uns selbst innerhalb einer Gruppe in unterschiedliche Rollen zu stecken. In den Einsätzen der Task Force 141 spielen wir zumeist Yuri, eine frisch für Modern Warfare 3 entwickelte Figur, und folgen hündisch ergeben dem schon fast nervig notorischen Superchecker Captain Price. Später allerdings spielen wir Captain Price - und folgen hündisch Yuri. Ein befremdlich anmutender Wechsel, der einem die Inkonsequenz der Erzählstruktur von Modern Warfare 3 deutlich vor Augen führt.

Das schlecht kalkulierte Skandälchen

Befremdlich auch die Szene, vor der die Entwickler zu Beginn des Spiels warnen. »Anstößige Inhalte« sollen es sein, die man wahlweise überspringen oder erleben kann. Also genau wie schon im Vorgänger im Falle des umstrittenen Flughafenlevels. So schockierend wie das Massaker am Flughafen ist der Ausflug der Familie Davis indes nicht. In der Rolle des Vaters führt man eine Kamera und filmt Mutter und Tochter, wie sie sich über den Tag und Tauben und überhaupt übers Dasein in London freuen.

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Dann fährt ein Truck ins Bild, explodiert direkt neben den dreien, die Kamera zeigt anschließend noch ein paar Sekunden, wie sich grünes Giftgas in der Straße verbreitet. Befremdlich wird’s allein deswegen, weil der kalkulierte Schock am Ende gar keiner ist. Vielmehr fragt man sich, wieso das Spiel diese plumpe Darstellung von Gewalt gegen die Zivilbevölkerung einsetzt, wenn die Zivilbevölkerung in der restlichen Handlung eine dermaßen untergeordnete Rolle spielt, dass man sie auch komplett hätte weglassen können.

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