Divinity: Original Sin 2 - Vorbild Baldur’s Gate 2

Divinity: Original Sin 2 soll eine Fortsetzung wie Baldur’s Gate 2 werden – und seinen Vorgänger in allen Belangen übertreffen.

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Einen gescheiterten Mordversuch klären wir in Divinity: Original Sin 2 am schnellsten auf, indem wir das komatöse Opfer endgültig um die Ecke bringen. Unsere, ähm, Heldin hat nämlich das Geisterflüsterer-Talent und jede Figur, die wir abmurksen, hängt danach noch als Gespenst herum. Und wenn die Bürgermeisterin nach einem Giftattentat nicht ansprechbar ist, quetschen wir den Tathergang eben aus ihrem Geist raus.

Nachdem sie mit Lord Blackhorse den Namen des einflussreichsten Adeligen in der Gegend ausspuckt, marschieren wir spornstreichs zu seinem Anwesen, konfrontieren ihn mit dem Mordvorwurf - und schauen fünf Minuten später die Radieschen von unten an.

»Der ist eigentlich der letzte Bosskampf in diesem Gebiet«, warnen uns die Entwickler ein wenig zu spät. Zwar hindert uns nichts daran, den jetzt schon anzugehen, aber dann sollten wir gefälligst auch entsprechende Schlagkraft mitbringen. Wie das erste Original Sin will Divinity: Original Sin 2 eine riesige Welt bieten, in der wir uns völlig frei austoben können. Ganze Questketten lassen sich durch clevere Abkürzungen umgehen - normalerweise hätte dieser Mordfall deutlich längere Ermittlungen verlangt - und wir können theoretisch jede einzelne Figur in der Spielwelt umnieten und immer noch den Abspann erreichen. Das Spiel soll darauf immer nach logischen Systemen reagieren.

Diesmal wollen die Entwickler obendrein beweisen, dass sich diese Freiheit nicht mit einer tiefgreifenden und spannenden Story beißen muss. Original Sin 2 soll das Baldur's Gate 2 der Reihe werden: Die Fortsetzung, die das Spielkonzept auf Hochglanz poliert, mit einer deutlich tieferen Spielwelt und Story fesselt und auch sonst bergeweise Neuerungen mitbringt, zum Beispiel Koop für vier Spieler.

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Dafür bittet Larian nun erneut die Fans auf Kickstarter um Unterstützung - allerdings nur, um Original Sin 2 noch größer machen zu können. Die Grundfinanzierung steht bereits, ebenso wie eine frühe, spielbare Version. Die haben wir bereits beim Entwickler in Gent ausprobiert.

Der steinige Weg zum Wunsch-Rollenspiel

Nicht nur die Spieler sollen in Divinity: Original Sin 2 jede Menge Freiheiten genießen, auch die Entwickler bei den Larian Studios haben so viele wie selten zuvor. Mit dem ersten Teil haben sie einen beachtlichen Erfolg im Rücken, eine Engine als Basis und konnten sich außerdem von Publishern unabhängig machen. Dafür hatten sie alles auf eine Karte gesetzt: Original Sin sollte auf keinen Fall vorab und unfertig erscheinen, und selbst mit Kickstarter-Erfolg wurde das Geld schon lange vorher knapp.

Larian griffen zu immer verzweifelteren Maßnahmen: Sie stürzten sich in neue Schulden, um ihre alten zurückzahlen, zögerten Steuerzahlungen hinaus und »ermordeten« laut Studiogründer Swen Vincke sogar ihr Strategiespiel Dragon Commander. Will heißen, sie veröffentlichten das Spiel, obwohl sie wussten, dass es eigentlich noch mehr Entwicklungszeit brauchte. Alles, um Original Sin bis zum Schluss zu finanzieren. Es war schließlich das Spiel, das sie schon immer machen wollten.

Dragon Commander Mit Dragon Commander versuchte Larian eine neue Strategie: Zwei Spiele wurden gleichzeitig entwickelt, das kleinere sollte helfen, das größere zu finanzieren. Nur war ursprünglich Dragon Commander als der große Hit geplant.

Original Sin Im Lauf der Entwicklung verliebte sich das Team aber in das eigentlich als kleiner geplante Rollenspiel Original Sin, das ursprünglich den Titel »Divinity: Eyes of a Child« trug. Dragon Commander wurde geopfert, um mehr Ressourcen in Original Sin zu stecken.

Eigentlich sollte bereits ihr erstes Rollenspiel Divine Divinity ein rundenbasierter Koop-Titel werden, aber sie konnten nie einen Publisher von dem Konzept überzeugen. Überhaupt verlief Larians Zusammenarbeit mit Publishern selten reibungslos. Da wären zum einen die kleinen Absurditäten, wie kommt man zum Beispiel auf so einen bescheuerten Spielenamen wie Divine Divinity (»Göttliche Göttlichkeit«)? Ganz einfach: Publisher CDV hatte damals just einen Erfolg mit Sudden Strike gelandet und kam zum einzig möglichen Schluss - Alliteration verkauft sich!

Divinity 2 kam zu früh auf den Markt. Divinity 2 kam zu früh auf den Markt.

Zum anderen gab es aber auch gravierende Probleme. Den großen Durchbruch wollte Larian mit Divinity 2: Ego Draconis schaffen, aber auf Publisherdrang kam das Spiel verbuggt auf den Markt. Original Sin hätte das Studio endgültig versenken können, aber die Risiken zahlten sich aus. Das Spiel verkaufte sich bis heute rund eine Million Mal, fuhr internationale Topwertungen ein und begeisterte vor allem Fans anspruchsvoller Oldschool-Rollenspiele.

Da wollen wir natürlich wissen: Warum eigentlich nochmal Kickstarter? Vor allem, um das Spiel mit Stretchgoals weiter auszubauen und früh die Community mit einzubeziehen, deren Feedback schon beim ersten Teil unschätzbar wertvoll gewesen sei. Larian braucht das Geld aber tatsächlich nicht, um das Grundspiel überhaupt zu ermöglichen.

Jetzt mit Story-Tiefgang

Wir durften eine Demoversion von Original Sin 2 spielen und darin eine Bergarbeiterstadt erkunden. Wobei wir eigentlich nur möglichst schnell von dort wegwollen. Unsere Vierergruppe besteht durch die Bank aus gesuchten Quellenmagiern und der herrschende heilige Orden würde uns furchtbar gern »reinigen«. Um der damit einhergehenden Versklavung zu entgehen, sind unsere Recken just aus dem Kerker ausgebrochen und suchen jetzt eine Überfahrtsgelegenheit aufs Festland.

In der Minenstadt finden wir so leicht aber keine Hilfe, die hat mit ihrem eigenen Pulverfass zu kämpfen. Angespannt war die Lage dort ohnehin schon seit einer Weile: Auf der einen Seite stehen die wohlhabenden menschlichen Adeligen, auf der anderen Seite die ausgebeuteten Zwergenarbeiter. Viele davon sind Flüchtlinge, weil es in den Zwergenlanden wirtschaftlich bergab geht, und die beiden Rassen sind sich alles andere als grün.

Die Minenstadt ist wegen drohender Zwergenaufstände versperrt, es führen aber für jede Spielfigur unterschiedlichste Wege hinein. Die Minenstadt ist wegen drohender Zwergenaufstände versperrt, es führen aber für jede Spielfigur unterschiedlichste Wege hinein.

Swen Vincke betont, dass sich das neue Original Sin an deutlich ernstere Themen trauen will, um die Welt glaubwürdiger zu machen. Dabei soll der Humor zwar nicht zu kurz kommen, aber das Spiel soll tiefer gehen als sein Vorgänger. Wir finden: Genau der richtige Kurs, denn auch wenn Original Sin einige richtig unterhaltsame Quests erzählte, blieb es in Sachen ernsthafter Story zu flach. Diese Kritik ist auch bei Larian angekommen. Als wir die Minenstadt erreichen, steht die Situation gerade kurz vor dem Explodieren. Wo es bislang gute Arbeit gab, weil der heilige Orden Material für eine Kriegsflotte gegen das verfeindete Imperium brauchte, ist diese Flotte jetzt losgesegelt und Arbeitslosigkeit greift um sich.

Zu allem Überfluss wurde auch noch die Bürgermeisterin vergiftet - der eingangs erwähnte Mordversuchl. Und wie nicht anders zu erwarten, hat die Stadtwache erstmal einen Zwerg eingelocht, während die Zwerge mit den Fingern auf die Matriarchin einer führenden Adelsfamilie zeigen.

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