Mit Dungeons & Dragons verbinden Rollenspieler viele große Spiele: Von den alten SSI-Klassikern über Baldur’s Gatebis hin zu Icewind Daleund Neverwinter Nights. Von diesem Ruhm ist im Action-Rollenspielchen Dungeons & Dragons Daggerdalenichts, aber auch so wirklich gar nichts, übrig geblieben.
Wo dann der Name herkommt? Nun, manchmal reicht bei neuen Produkten eine kleine Beigabe, um das Interesse der Kundschaft zu wecken. Ein kleines »i« vor dem Namen eines Telefons, der Aufkleber »0% Fett« auf Joghurt-Bechern oder der Zusatz »Von den Machern von XY« auf Kinoplakaten. Dass der Joghurt dann aber 100% mehr Zucker enthält oder sich hinter den »Machern« lediglich ein paar wurstige Co-Produzenten verbergen – egal, Hauptsache, der Kram verkauft sich!
Dungeons & Dragons Daggerdale - Screenshots ansehen
Eine ähnliche Wirkung hat Dungeons & Dragons (kurz D&D) auf Rollenspieler, schließlich ist es eines der beliebtesten und ausgefeiltesten Abenteuer-Regelwerke, sei es virtuell am Computer oder sozial mit Freunden am Tisch. Die jüngere Spielegeschichte hat allerdings gezeigt, dass das D&D-System alleine kein Garant für einen Ruhmeshallen-Platz ist. Man denke nur an das durchwachsene Dungeons & Dragons Online.
Nun folgt mit Dungeons & Dragons Daggerdale ein Action-Rollenspiel, das zum Budgetpreis als Download und ab dem 9. Juli auch als Ladenversion vertrieben wird. Wie im jüngst erschienenen Dungeon Siege 3schnetzeln wir uns darin durch Monsterhorden – nur eben in schlecht. Der neue Tiefpunkt für D&D.
Die Story: Dünn, dünner, Daggerdale
Die Marke D&D verkommt bei Daggerdale also zum Etikettenschwindel. Zwar bilden die Forgotten Realms den Hintergrund für die Geschichte um den Bösewicht Reszul, der sich mit seinen Schergen in einem Turm eingenistet hat.
Aber die Handlung ist dermaßen dünn, das sie auch in jedem anderen Fantasy-Universum spielen könnte. Der Oberschurke etwa bleibt komplett farblos – kein Vergleich zum guten, alten (und roten!) Diablo. Eine aufgesetzte Wendung am unbefriedigenden Ende, das wir schon nach vier bis fünf Spielstunden sehen, macht das Ganze nur noch schlimmer.
Zudem bietet das Spiel fast ausschließlich Hauptmissionen, einige sind immerhin ein wenig unterhaltsam. Beispielsweise werden wir zwischendurch gefangen genommen und müssen in einer Gladiatorenarena Todeskämpfen bestreiten. Nebenaufträge sind allerdings Mangelware.
Außerdem erzählt Daggerdale sein Geschichtchen entweder in mäßig gezeichneten Standbild-Zwischensequenzen oder in komplett unvertonten Dialogen, in denen sich die Charaktere meist starr gegenüberstehen. Das hat schon Diablo 2besser hingekriegt.
Das Charaktersystem: Das soll D&D sein?!
Bleibt die Frage, ob wenigstens das Charaktersystem etwas Gehaltvolles zu Daggerdale beitragen kann. Kurze Antwort: Nein. Denn das komplexe und umfangreiche Regelwerk wurde hier bis zur Unkenntlichkeit abgespeckt.
So kann jede der vier Klassen (Magier, Kämpfer, Schurke, Priester) lediglich aus einer Handvoll Talente oder Zauber auswählen, jede davon lässt sich in drei Stufen steigern. Dazu gibt es gelegentlich noch eine wählbare Spezialisierung. Das war´s – D&D-Puristen dürften entsetzt sein.
Okay, Diablo 2 war auch kein ultrakomplexer Abenteuer-Koloss mit Romangeschichte. Aber es bot einen exzellenten Spielfluss. Und selbst in dieser für Action-Rollenspiele essentiell wichtigen Kategorie versagt Daggerdale, denn die Levelaufstiege verlaufen zäh: Im Laufe der (noch mal: vier bis fünf Stunden kurzen) Kampagne erreicht man maximal Stufe 10. Als Belohnung und Motivationsmotor taugt der charakterliche Fortschritt also kaum.
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