Vier gegen einen, bis zum Tode! Das wäre unfair, wenn sich alle Beteiligen in diesem Kampf auf Augenhöhe befänden. Tun sie aber nicht. In Evolve, dem neuen Spiel der Left-4-Dead-Macher Turtle Rock Studios, schlüpfen vier Spieler in die Rollen intergalaktischer Großwildjäger und ein fünfter spielt ihre Beute, ein Alienmonster. Vier kleine Menschlein gegen einen kolossalen Reptilien-Gorilla. Oder einen schwebenden Elektrokraken. Oder ein klingenbewehrtes Phantom. Das klingt schon fairer, oder?
Diese asymmetrische Ausgangslage ist das zentrale Kernstück von Evolve. In jedem Modus wird so gekämpft - ohne Ausnahme und ohne echte Solokampagne. Wir können zwar gegen Bots antreten, die einzelnen Klassen und Monster somit Probe fahren und deren Ausrüstung freischalten, doch Evolve ist im Grunde ein reinrassiger Mehrspieler-Shooter. Und er setzt alles auf eine einzige Spielidee. Würde sie nicht funktionieren, wäre Evolve fundamental gescheitert. Wir freuen uns also, dass der Plan aufgeht und die Online-Monsterhatz prächtig unterhält. Und wir staunen darüber, wie vielschichtig das Spielerlebnis ausfällt.
Steam-Pflicht!
Die PC-Fassung von Evolve muss einmalig via Steam aktiviert werden, wozu ein Account bei Valves Plattform sowie eine Internetverbindung nötig ist. Weil offline lediglich Bot-Matches möglich sind, ist ein dauerhafter Netzanschluss praktisch Pflicht.
Zu Teamwork verpflichtet
In der Rolle eines Jägers erleben wir Evolve gar nicht so viel anders als »gewöhnliche« Mehrspieler-Shooter. Es gibt ein Klassensystem und mit Sanitäter, Assault-Kämpfer, Fallensteller sowie Support für jeden Spieler eine feste Rolle im Team. Jeder Jäger trägt Schusswaffen und diverse Hilfsmittel wie Gasgranaten, Energieschilde und Tarnfelder in die Schlacht. Dazu gesellen sich zahlreiche ungewöhnliche Werkzeuge wie Harpunen, Betäubungspfeile, ein außerirdischer Spürhund oder eine tragbare Energiekuppel, mit der wir unsere Beute an der Flucht hindern.
Keinen der insgesamt zwölf Charaktere können wir anpassen, ihre Ausrüstung ist starr vorgegeben. Allerdings stehen für jede Klasse drei sehr unterschiedlich ausgestattete Jäger zur Verfügung. Das sorgt für eine gute Balance und eine Herausforderung für uns, den Spieler: Wir müssen lernen, wie wir die einzelnen Figuren gut spielen und wie wir als Team gut zusammenarbeiten. Nichts anderes zählt. Wir können Niederlagen also nicht auf die falsche Ausrüstung schieben.
Als Jägerteam erleben wir Evolve als sehr hektische Pirsch: Zu Beginn einer Runde sind wir dem Monster überlegen, das mit rund 30 Sekunden Vorsprung in eine der zwölf weitläufigen Standard-Maps startet. Jede Umgebung steckt voller Wildnis, Fabrikgebäude und Canyons. Das Monster könnte überall stecken und wir müssen es finden, bevor es genügend Beute macht, um sich zu einem stärkeren Gegner zu entwickeln.
In dieser Phase sind Aufmerksamkeit und Koordination der Jäger gefragt, die anhand von Fußspuren und aufgescheuchten Vögeln herausfinden müssen, wo das Monster steckt und wie sie es stellen können. Das kann frustrierend sein, wenn ein guter Monster-Spieler uns etwa minutenlang in die Irre führt. Es kann aber auch triumphale Erfolge geben, wenn wir uns beispielsweise aufteilen und dem Biest den Fluchtweg abschneiden oder es gerade mitten in der Verwandlung erwischen, während der es sich für einige Sekunden nicht wehren kann.
Kein Match gleicht dem anderen
Bricht ein Kampf aus, wird Evolve zum fetzigen, rasend schnellen Shooter-Spektakel. Blitze zucken durch die Luft, Feuer lodert, Heil- oder Schutzstrahlen sausen umher und halten einzelne Kämpfer auf den Beinen. Durch dieses Chaos springt unsere Beute wie irr umher, damit es ein möglichst schlechtes Ziel bietet. Um es zu erlegen, ist enorm viel Schaden nötig. Ein Jägerteam muss konzentriert zusammenarbeiten, um es zu bezwingen.
Der Sani muss genau die Jäger heilen, die von Monster ins Visier genommen werden oder der Fallensteller Griffin bindet das Biest mit seiner Harpune, damit es dem Artillerieschlag des Supports ausgeliefert ist. Die Jägergruppe muss außerdem wissen, wann sie sich zurückziehen sollte. Gelingt es dem Monster etwa, unseren Sani zu töten, sind wir plötzlich in größter Gefahr und sollten vielleicht besser das Weite suchen und warten, bis der gefallene Heiler wieder in der Arena eintrifft.
Es ist bemerkenswert, wie viele unterschiedliche Situationen sich selbst bei exakt identischen Teamaufstellungen und auf derselben Map entwickeln können. Keine Runde in Evolve gleicht der anderen, weshalb wir auch die vermeintlich etwas geringe Auswahl aus zwölf Jägern und drei Monstern als absolut ausreichend betrachten. Jede Kombination der verschiedenen Jäger erfordert zudem andere Taktiken. Ein Team, das gut mit Schilden und Heilitems ausgestattet ist, muss anders vorgehen, als ein Team, das seine Beute besonders gut markieren und verfolgen kann.
Das Freischalten neuer Charaktere motiviert, denn wir erhalten neue und Monster nur dann, wenn wir alle Charaktere spielen und all ihre Angriffe und Spezialfähigkeiten nutzen. Das bringt uns alle Klassen und Kampftaktiken näher, ohne dass wir unnötig grinden müssen. Einzig das dritte Monster, der Geist, wird erst reichlich spät verfügbar. Das macht ihn zum besonders schweren Gegner, einfach weil derzeit vielen Spielern noch die lehrreiche Erfahrung fehlt, in seiner Haut zu stecken.
Die Technik der PC-Fassung
Die vom Spiel verwendete Cry Engine der vierten Generation zaubert eine detailreiche und stimmungsvoll beleuchtete Spielwelt auf den Monitor, und das ohne übertriebenen Hardwarehunger. Mit der richtigen Grafikkarte und einer aktuellen Quadcore-CPU lassen sich problemlos Auflösungen jenseits von 1080p oder Bildraten über 60 Frames pro Sekunde erzielen – Letztere jedoch erst nach Manipulation von Spieldateien, nicht direkt übers Spielmenü. Die Menüs sind dann auch der schwächste Punkt der PC-Fassung. Während das Spiel prima mit Maus und Tastatur bedienbar ist, sind die Menüs klar für den Gebrauch mit einem Gamepad gedacht. Das macht die Menüführung unnötig umständlich. Beim Test fanden wir beispielsweise erst nach einigen Tagen die Auflistung der Charakterfreischaltungen und Perks. Zum Testzeitpunkt wurde außerdem der Betrieb von mehreren Monitoren nicht unterstützt.
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