Journey of a Roach im Test - Schabe fertig!

Das unbekannte Entwicklerstudio Koboldgames und der Publisher Daedalic schicken uns in Journey of a Roach in die Postapokalypse. Da alle Menschen atomisiert wurden, müssen eben Kakerlaken als Protagonisten herhalten. Ob das Spaß macht, klären wir im Test.

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Daedalic, Schöpfer der Edna- und Deponia-Reihen, ist nicht nur als Entwicklungsstudio erfolgreich, sondern beweist auch als Publisher ein Näschen für gute Independent-Spiele. An dieser Stelle seien Full Pipe undMachinarium erwähnt. Das Anforderungsprofil scheint dabei immer gleich zu sein: Hauptsache witzig, mit ein wenig Abgedrehtheit und einer Prise Knuddelfaktor. Dazu passt auch Journey of a Roach, das Erstlingswerk des Schweizer Entwicklerstudios Koboldgames, in dem wir in die Chitinhülle einer Küchenschabe schlüpfen.

Die Erde ist verloren

Dass wir keinen menschlichen Protagonisten vorfinden, hat einen Grund. Der früher vor Leben sprühende Erdball ist zur wüstenähnlichen Einöde verkommen. Der Planet hat eine menschgemachte Atomkatastrophe hinter sich, die nur ein paar letzte Krabbeltiere verschont zu haben scheint. In der eröffnenden Zwischensequenz weht ein Steppenroller-Busch von rechts nach links über den Bildschirm und unser Held - die tollpatschige Küchenschabe Bud - hetzt wie ein junger Hund hinterher. Dank seiner überzeichneten Darstellung und der riesigen blauen Augen kann man gar nicht anders, als ihn spontan ins Herz zu schließen.

Auf seiner Jagd entdeckt Bud eine wunderschöne Blume und ist schon beim Anblick sofort verliebt. Sichtlich aufgeregt begibt er sich auf den Weg nach Hause, um seinen Kumpel Jim davon zu berichten. Die befreundeten Insekten haben es sich klugerweise während des Weltuntergangs in einem Atombunker bequem gemacht. Doch unbeholfen, wie er nun mal ist, versperrt er dabei den Ausgang zurück. Das Abenteuer kann losgehen!

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Die Welt steht Kopf

Was folgt mutet auf den ersten Blick wie ein klassisches Point&Click-Adventure an. Doch die Spielfigur kann frei im dreidimensionalen Raum über die WASD-Tasten gesteuert werden. Eine Verfolger-Kamera, wie in Action-Adventures, gibt nicht. Stattdessen verfolgen wir das Spiel aus einem festen Blickwinkel, der aber zoomen und vor allem auch drehen kann.

Ein besonderer Clou bei den Kerbtieren ist nämlich die Tatsache, dass sie an Wänden und Decken krabbeln können. Das Haften an Mauern und Zimmerdecken sieht nicht nur spektakulär und witzig aus, sondern ist auch bitter nötig, wenn man Objekte einsammeln, hochgelegene Schalter betätigen oder einfach alternative Wege begehen möchte.

Die Kamera dreht bei den halsbrecherischen Manövern der Kleinviecher automatisch mit und verwirrt dabei zunächst. Nach einer gewissen Zeit gewöhnt man sich wie bei Nintendos Super Mario Galaxy an die ungewohnten Perspektivwechsel.

Durch das Klettern an Wänden erreichen wir zuvor unerreichte Objekte Durch das Klettern an Wänden erreichen wir zuvor unerreichte Objekte

Freunde fürs Leben

Jenseits seiner ungewöhnlichen 3D-Steuerung ist Journey of a Roach jedoch ein typisches Adventure. Es gilt Interaktionspunkte zu finden, Rätsel zu lösen und kurze Dialoge mit anderen Spielfiguren zu führen. Die Konversationen der Kleinviecher findet dabei komplett ohne Sprachausgabe statt. Alle Figuren verständigen sie sich durch drolliges Gebrabbel, während ähnlich wie im erwähnten Machinarium Sprechblasen mit Comicbildern die Aussagen illustrieren.

Ein Dialogsystem mit optionalen Textpassagen fällt dadurch leider flach. Die putzigen Sprech- und Denkblasen zeigen lediglich auf, welche Aufgaben der Spieler als Nächstes zu bewältigen hat und diese bestehen zumeist nur aus Inventarrätseln. Hilfeknöpfe oder aufschlussreiche Tagebucheinträge, die bei der Lösung unterstützten könnten, sucht man vergebens. Das ist allerdings auch nicht von Nöten, da die Knobeleien im Spiel kaum das Niveau eines Fortgeschrittenen verlangen. Was ihnen an Komplexität mangelt, machen sie dafür oft aber durch Charme wieder wett.

Beispiel: Eine Spinnenmutter betreibt in einem Areal des Bunkers ausgerechnet einen Kindergarten für Fliegenbabys (zum Schreien komisch und niedlich!). Durch die Ankunft unseres Hauptakteurs Bud werden die Kleinen zum Missfallen von Spidermama aus ihrem Schlaf gerissen und machen ordentlich Radau im idyllischen Atombunker. Blöd zudem, dass die achtbeinige Kindergartentante den Weg zum nächsten Level solange versperrt hält, bis wir ihre Kids wieder in die Bettchen bugsiert haben.

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