Painkiller: Hell & Damnation im Test - Einmal schnell Hölle und zurück

Im Test entpuppt sich das Ego-Shooter-Remake Painkiller: Hell & Damnation nicht mal als halbe Neuauflage. Und das liegt nicht nur an der fortgeführten Handlung.

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Als Painkiller: Hell & Damnationangekündigt wurde, gingen wir noch von einem »echten« Nachfolger zum Original Painkillervon 2004 aus dem Hause People Can Fly aus. Dummerweise hatten wir dabei nicht bedacht, dass sich der Titel auch mit »Painkiller HD« abkürzen lässt. Tatsächlich bestätigte Publisher Nordic Games, dass es sich lediglich um »eine Neuauflage von Levels aus Painkiller und dessen Add-On Battle out of Hell« handle.

Das Endergebnis ist nun aber im Endeffekt Remake und Fortsetzung in einem: Entwickler The Farm 51, gegründet von Leuten des ursprünglichen Painkiller-Teams, spinnt die Handlung rund um den »himmlischen Auftragskiller« Daniel Garner, der nach einem Autounfall zwischen Himmel und Hölle gefangen ist, weiter. Allerdings schicken sie ihn (also uns) dabei zurück in altbekannte Gebiete mit aufgefrischter Optik.

Das wäre durchaus in Ordnung, denn zum einen kann sich die »HD«-Variante grafisch durchaus sehen lassen, zum anderen kam die Reihe mit jedem weiteren Ableger wie Painkiller: Resurrectionund Redemptionbei Fans immer weniger gut an. Zu uninspiriert fielen die Sequels aus oder wichen zu stark von der ursprünglichen Spielmechanik ab. Da klingt der Erstling mit aufgehübschter Optik für Liebhaber fast schon nach einem vorverlegten Weihnachten. Dummerweise handelt es sich bei Hell & Damnation aber nicht um eine vollständige Neuauflage. Nicht ansatzweise.

Steam & Versionen:
Zum Test lag uns die ungeschnittene Version von Painkiller: Hell & Damnation vor, die am 31. Oktober 2012 erschienen ist. Da diese Fassung von der USK keine Einstufung erhalten hat, kündigte Publisher Nordic Games für Anfang 2013 eine angepasste Version an. Natürlich kein Grund, bei Bedarf nicht trotzdem zu ungeschnittenen Variante etwa auf Valves Distributionsplattform Steam zu greifen, welche auch über deutsche Sprachausgabe verfügt.

Alternativ kann auch eine Retail-Version, etwa bei Amazon.de, bezogen werden. Zumindest so lange, bis diese Version eventuell indiziert wird. Auch die Variante aus dem Einzelhandel muss an ein Steam-Konto gebunden werden. Ein Weiterverkauf fällt dadurch natürlich sehr schwer.

Never change a running system

The Farm 51 hat sich davor gehütet, an der Spielmechanik irgendwelche großen Änderungen, die vor allem für Fans schnell mal in Verschlimmbesserungen ausarten können, vorzunehmen. Trotz dem Technik-Wechsel auf die Unreal Engine 3 stehen Spielgefühl, Tempo und Gameplay dem Original in nichts nach. Ausschließen, dass der ein oder andere Purist eine Abweichung von Zentimetern bei der Reichweite des Bunny-Hopps oder dergleichen zu bemängeln hat, wollen wir aber nicht. Wir haben jedenfalls nicht nachgemessen.

Apropos Bunny-Hopping: Das ist erneut wieder die einzige Möglichkeit, zügig durch die Levels zu kommen. Eine Sprinten-Taste gibt es nach wie vor nicht. Freunde aktueller, gängiger Shooter werden jetzt wahrscheinlich mit der Stirn runzeln, Painkiller-Veteranen hingegen durchatmen.

Painkiller: Hell & Damnation - Screenshots ansehen

Painkiller: Hell & Damnation ist also nach wie vor das, was von bösen Zungen anno 2004 gerne als »Serious Sam in ernst« bezeichnet wurde: Fluten an lebensmüden Gegnern, die in düsteren Level-Architekturen auf dicke Waffen stoßen. Dabei wird bewusst auf gängige Mechaniken wie automatische Selbstheilung oder gar ein Deckungs-System verzichtet und stattdessen auf klassische Pick- und Power-Ups sowie Ausweichmanöver gesetzt.

Haufenweise Gegner, dicke Waffen und hohes Spieltempo: die Kernelemente von Painkiller. Haufenweise Gegner, dicke Waffen und hohes Spieltempo: die Kernelemente von Painkiller.

Hier ist es also nicht entscheidend, zu warten bis der Terrorist mal wieder seinen Kopf aus der Deckung herausbewegt, sondern im richtigen Moment zu den richtigen Waffen(kombinationen) zu greifen, im entscheidenden Augenblick aus vorteilhafter Position die Rakete in die Gegnermasse zu pfeffern, Geschossen geschickt auszuweichen und im Ernstfall auch mal den taktischen Rückzug anzutreten um sich etwas Luft zu verschaffen. Zumindest in den höheren Schwierigkeitsgraden ist das durchaus anspruchsvoll, geistig gefordert wird man hier aber natürlich zu keiner Zeit.

Die Intelligenz der zig, teils mit unterschiedlichen Manövern ausgestatteten KI-Gegner reduziert sich dabei zwar allein auf den Angriff, in Kombination mit dem hohen Spieltempo ergibt sich so aber ein sehr schöner Spielfuss. Doch bei aller gewollten Beschränktheit der KI: Plötzlich in unserem Rücken erscheinende Gegner? Untote Soldaten, die einer nach dem anderen aus dem selben »Spawn-Loch« vor unsere Flinte schlüpfen? Feinde, die immer wieder an irgendwelchen Objekten hängen bleiben und partout nicht zu uns finden? So etwas muss auch bei einem Spiel, welches sich groß »Old-School« auf die Fahne schreibt, im Jahre 2012 nicht mehr sein.

Höllentrip im Schnelldurchlauf

Painkiller-Fans schätzten das Original nicht zuletzt für seine (inklusive Add-On) stolzen 34 Levels, die jeweils auch noch mit einem anderen Szenario aufwarteten. Wir durchstreiften düstere Wälder, von der Pest heimgesuchte, mittelalterliche Dörfer, Militärbasen, den Turm von Babel, ein altes Herrenhaus und vieles mehr. Somit war trotz der aufs Wesentliche reduzierten Dauerfeuer-Spielmechanik ohne spielerische Vielfalt zumindest immer für genug optische und atmosphärische Abwechslung gesorgt.

Doch The Farm 51 und Nordic Games haben nicht etwa das komplette Spiel neu aufgelegt. Nein, auch nicht die Hälfte. Gerade einmal sage und schreibe 14 (!) Areale haben es in Painkiller: Hell & Damnation geschafft, von denen vier auch noch aus kleinen Boss-Arenen bestehen.

Die 10 »richtigen« Levels weichen beim Aufbau nur sehr selten von ihrem jeweiligen Original ab, etwa bei anders platzierten, versteckten Objekten. Optisch wurden die Areale jedoch komplett generalüberholt. Hier hat man nicht einfach nur ein paar höher aufgelöste Texturen draufgeklatscht, wie es andere Hersteller gerne handhaben. Überall wurden zusätzliche Polygone produktiv verbraten, die Levels mit Details ausgeschmückt und an der atmosphärischen Beleuchtung gedreht. Auch die Gegner- und Waffenmodelle wurden einer Frischzellenkur unterzogen. So wirkt Painkiller im Jahre 2012 durchaus zeitgemäß, bei genauerem Hinsehen offenbaren sich jedoch auch hier technische Defizite.

Aufgrund ihrer Sterilität sah die Kathedrale im Original nicht viel anders aus. Aufgrund ihrer Sterilität sah die Kathedrale im Original nicht viel anders aus.

Die Texturen hätten noch eine Portion mehr Schärfe vertragen können, die geringe Sichtweite fällt in Abschnitten, die bei Tage spielen, besonders deutlich auf. Schließlich leidet auch die Performance immer wieder mal sporadisch unter »Schluckauf«, was sich jedoch nicht auf die Spielbarkeit auswirkt. Trotzdem: Optisch liegen zwischen Hell & Damnation und dem mittlerweile acht Jahre alten Original Welten. Nur ist das kein echter Ausgleich für 20 fehlende Levels.

Zudem haben die Entwickler unserer Meinung nach nicht unbedingt ein glückliches Händchen bei der Wahl bewiesen, welche Lokalitäten in die Neuauflage wandern durften. Wieso wir etwa wieder durch die recht sterile Kathedrale oder die dröge Fabrik statt durch die mittelalterliche Burg oder über die morbide Farm wandern sollen, ist uns ein Rätsel. So bleibt leider auch die architektonische Abwechslung hinter dem Original zurück.

7000 Seelen für den Tod: Die Handlung ist weder besonders spannend, noch kommt sie zu einem richtigen Ende. 7000 Seelen für den Tod: Die Handlung ist weder besonders spannend, noch kommt sie zu einem richtigen Ende.

Aber nun ja: Bevor man sich satt gesehen hat, ist das Ganze ja sowieso bereits aufgrund des geringen Umfangs nach nicht einmal 4 (!) Stunden wieder vorbei. Wer wirklich jedes versteckte Objekt mitnehmen möchte, verschafft sich ein paar Minuten mehr, als Maßstab für einen Ego-Shooter kann das aber nicht herhalten.

Da wünscht man sich, die Entwickler hätten sich die neuen Zwischensequenzen, die man eigentlich nur unter »gut gemeint, aber nebensächlich« verbuchen kann, gespart und dafür mehr spielbare Inhalte geliefert. Schließlich gehört die Handlung in einem Spiel wie Painkiller mit zu den wohl unwichtigsten Aspekten. Packend ist die »Sammle 7000 Seelen für den Sensenmann um deine Liebste zu retten«-Handlung darüber hinaus sowieso nicht, bleibt durchgehend blass und bringt auch dieses Mal Daniel Garners Geschichte nicht zu einem Ende – deutet sogar in Form eines alten Bekannten Nachschub an. Hoffentlich will Nordic Games hier nicht nochmal 25 Euro für die restlichen 20 Levels haben ...

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