Sniper Elite V2ist kein Call of Duty-Klon, der uns actionreiches Geballer serviert. Stattdessen schauen Schrotflinten-Fans bei Rebellions Weltkriegs-Shooter wortwörtlich in die Röhre, denn im Vordergrund steht taktisches Eliminieren mit dem Scharfschützen-Gewehr. Kann das Spiel trotzdem ausreichend motivieren oder entsteht bei der Angriffsplanung so viel Leerlauf, dass wir getrost ein Nickerchen auf unserem Posten halten können?
Steam-Pflicht
Beim ersten Spielstart müssen Sie Sniper Elite V2 über Valves Online-Plattform Steam aktivieren. Danach lässt sich das Programm auch im Offline-Modus spielen und auf beliebig vielen Rechnern installieren. Einmal mit Ihrem Konto verknüpft, ist ein Weiterverkauf aber nicht mehr möglich.
Schnitte in der deutschen Version
Die USK-Version von Sniper Elite V2 unterscheidet sich in mehreren Punkten von der internationalen Fassung. So wurde die Killcam entschärft und auch der »Assassinate the Fuhrer«-DLC steht nicht zur Verfügung. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 2 unseres Tests.
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Alter Held, neue Welt
Karl Fairburne hat schon viel erreicht. In Sniper Elite, auch bekannt als Sniper Elite: Berlin 1945 (erschien 2005), konnte der amerikanische Geheimdienst-Offizier erfolgreich verhindern, dass deutsche Nuklearwaffenpläne in die Hände der einmarschierenden Sowjetunion fallen.
Im Nachfolger Sniper Elite V2 verschlägt es den Geheimagenten nun wieder nach Berlin. Diesmal hat unser Protagonist allerdings ein anderes Ziel: Die Vergeltungswaffe-2 (V2, daher der Titel des Spiels) ist die weltweit erste ferngesteuerte Großrakete, und die Pläne dazu liegen in den Schubladen deutscher Wissenschaftler. Grund genug für Fairburne, mit einem Scharfschützengewehr im Anschlag die Hauptstadt nach ihnen zu durchsuchen.
Präziser, besser, weiter!
In elf Levels schleichen und robben wir über bekannte Schauplätze Berlins im Jahr 1945, von Einsätzen am Opernplatz bis zum Finale am Brandenburger Tor. Vom platten Hauptcharakter abgesehen ist die mit guten Zwischensequenzen erzählte Handlung unterhaltsamer, als sie klingt – insbesondere im kurzen, aber spannenden Finale.
Spielerisch wird Sniper Elite V2 seinem Namen gerecht und stellt Karls Scharfschützengewehr in den Mittelpunkt, meist knipsen wir Gegner über große Distanzen hinweg aus. Wenn die Gegner mal zu nah kommen, können wir uns auch mit einer Thompson-Maschinenpistole aushelfen. Aber unser Ziel erreichen wir am besten, wenn wir uns möglichst schnell damit anfreunden, den Großteil des Spiels in der Hocke und auf dem Bauch zu verbringen.
Die taktische Ausrichtung des Spiels spiegelt sich auch im Punktesystem wider. Wenn wir durch die Levels rennen und einen feindlichen Soldaten aus Notwehr mit einem spontanen Schuss aus der Hüfte ausschalten, wird unserem Konto eine zweistellige Punktzahl gutgeschrieben. Wenn wir uns hingegen Zeit nehmen, präzise planen und einen Kopfschuss aus mehreren Hundert Metern Entfernung landen, freuen wir uns über einen hohen vierstelligen Punkte-Boost.
So verwandelt der Entwickler Rebellion den Zweiten Weltkrieg in ein Taktik-Puzzle, in dem wir stets überlegen müssen, welchen Feind wir wann wie erledigen. Dank des Online-Leaderboards bietet Sniper Elite V2 zudem auch nach dem ersten Durchgang einen Anreiz, die Levels erneut und mit höherer Punktzahl abzuschließen.
Realismus Overload
Abgesehen vom Leaderboard entfaltet Sniper Elite V2 jedoch nur wenig Wiederspielwert. Daran ändern auch die unnötigen Sammelobjekte in Form von Weinflaschen und Goldbarren nichts. Knapp zehn Stunden lang krabbeln wir durch schlauchige Levels und spulen die immer gleichen Aktionen ab: in Deckung gehen, Fernglas zücken, um Gegner zu markieren (damit der rote Marker auch hinter Wänden sichtbar bleibt), Umgebung analysieren, Gegner anvisieren, Schuss.
Wenn's brenzlig wird, planen wir auch mal Utensilien wie Granaten und Stolperminen in unsere Strategie ein. Oder nutzen unseren unendlichen Vorrat an Wurfsteinen, um die Aufmerksamkeit unserer Feinde von uns abzulenken. Auf mehr Abwechslung warten wir allerdings vergebens, zumal es nur wenig verschiedene Missionsziele gibt: Töte alle Gegner in einem Areal oder erreiche das Ende der Karte. Immerhin sind die Levels selbst einigermaßen vielfältig, neben den Straßenschluchten Berlins kämpfen wir uns unter anderem auch durch eine Mine und eine Kirche.
Mit seinem Realismus-Anspruch führt Sniper Elite V2 uns zudem das vorsichtige Arbeiten eines Scharfschützen vor Augen. Die Häuserschluchten in Berlin und Umgebung erfordern geruhsames, überlegtes Vorantasten und einen guten Blick auf beeinträchtigende Faktoren. Die Kugel trifft beispielsweise nur dann ihr Ziel, wenn wir die Intensität und Richtung des Windes in unseren Schuss einbeziehen. Diese Herangehensweise kann durchaus faszinieren und kommt dem Mittendrin-Gefühl zugute. Auch Rebellions Entscheidung, weitgehend auf ein Interface zu verzichten, zahlt sich aus. Wichtige Informationen werden über Sound und Grafik transportiert oder im Pause-Menü angezeigt und versperren uns so nicht die Sicht auf unsere Umgebung.
Doch genau bei den Umgebungen gerät der Shooter ins Stolpern: Wie sollen wir uns vorstellen, in einem Berlin voller Feinde zu stecken, wenn die gesamte Spielwelt so leblos gestaltet wurde? Feindliche Soldaten sind der Klonfabrik entflohen und Bodenbeläge wie Grasflächen und Steinhaufen bestehen nur aus platten Texturen. Und auch sonst fehlt es der deutschen Hauptstadt in einigen Levels an Identität. Hier hängt ein deutsches Werbeplakat, dort fliegt ein Flugzeug über Fairburnes Kopf hinweg - doch feinere Details sind den Entwicklern nicht eingefallen.
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