Mehr als eine Rachegeschichte

Tales of Berseria ist der sechszehnte Teil der Tales of Reihe und für mich auch der erste Teil, den ich gespielt habe. Und ich bin sehr positiv...

von DanieD00 am: 07.03.2017

Tales of Berseria ist der sechszehnte Teil der Tales of Reihe und für mich auch der erste Teil, den ich gespielt habe. Und ich bin sehr positiv überrascht, aber lest selbst.

Rache wird kalt serviert

Während einer blutroten Mondfinsternis wird das junge Dorfmädchen Velvet Crowe Zeuge eines traumatischen Ereignisses. Der Exorzist Artorius tötet Velvets Bruder Laphicet, um Malakhim zu beschwören. Malakhim sind willenlose Sklaven, mit deren Hilfe Artorius die sogenannte Dämonenpest ausrotten will. Velvet versucht, Artorius davon abzuhalten, doch sie wird von eben jener Pest infiziert. Ihr linker Arm wird zu einem Dämonenarm, der Lebewesen aufsaugen kann. Von Artorius wird sie gefangen genommen und in ein abgelegenes Verlies gebracht, wo sie dort drei Jahre lang gefangen bleibt. Bei ihrer Flucht erfährt sie, dass Artorius in den Rängen der Exorzisten aufgestiegen ist und die sogenannte Abtei leitet. Ihr Ziel ist klar: Artorius muss sterben!

Die junge Dame im zerfetzten Gewand ist Velvet Crowe, und sie ist auf Rache aus!

Die Geschichte von Tales of Berseria ist umfangreicher und interessanter, als sie den Anschein erweckt. Neben der eigentlichen Rachegeschichte werden noch Themen wie Sklaverei oder Religion angesprochen. Die Dialoge sind gut geschrieben und trotz der ernsten Thematik bleibt genug Platz für Humor, der sehr oft zum schmunzeln anregt. Velvet und ihre Gruppe ist interessant und abwechslungsreich gestaltet. Jeder hat seine eigenen Motive, gegen die Abtei vorzugehen. Sie wachsen dem Spieler ans Herz und bleiben die gesamte Zeit über sehr sympathisch. Besonders Charakterdesign und Charakterentwicklung stechen hervor.

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Die Mittel zum Zweck

Das Gameplay von Tales of Berseria lässt sich grob in zwei Kategorien unterteilen: Die Reise und der Kampf. Wir reisen durch die ganze Welt und müssen dabei verschiedene Missionsziele abschließen. Diese bestehen immer aus "Gehe nach Punkt XYZ". Der Weg bis zu diesem Punkt ist jedoch sehr unterhaltsam gestaltet, etwa durch eine der über 400 langen Plaudereien, bei denen wir den Mitgliedern der Gruppe zuhören können. Viele dieser Gespräche sind optional, dennoch sollte man bereit sein, viel zu lesen, da auch viele Gespräche auf die Handlung an sich bezogen sind.

Wir bereisen viele unterschiedliche Orte in Tales of Berseria. Hier ist Velvet im verschneiten Meirchio.

Ebenfalls lockern einige wenige Rätsel das Gameplay auf. Die Welt ist abwechslungsreich gestaltet. Wir bereisen Sümpfe, wunderschöne Wälder im herbstlichen Stil, tropische Strände oder imposante Großstädte, und besonders gegen Ende des Spiels gibt es einige beeindruckende Areale. Die Dungeons sind oft leblos und jedes Gebiet ist relativ linear gestaltet. Wir treffen auf der Reise sehr viele unterschiedliche Gegner. Rennen wir in einen rein, beginnt ein Kampf.

Lange Plaudereien wie diese sind meist sehr unterhaltsam und lustig geschrieben. Leider sind sie nur als Standbilder mit einigen wenigen Animationen anzusehen.

Das Kampfsystem ist eine Mischung aus Taktik und Action. Im Kampf können wir bis zu vier Charaktere einsetzen, von denen wir die übrigen zwei als Reserve auswechseln können. Angriffe im Spiel werden Artes genannt. Alle können so kombiniert werden, wie man möchte. Beim ersten Arte treten, beim zweiten dann ein Rundumschlag und beim dritten und vierten ein Stichangriff? Kein Problem. Und natürlich kann man diese Kombos auch mischen. Hat man - mit dem Xbox Controller - auf X im ersten und zweiten Angriff einen Tritt, dann kann man beim dritten Angriff Y drücken und einen Rundumschlag ausführen. Die Kombinationen dafür sind endlos.

Kämpfe finden in Echtzeit statt. Bis zu vier Charaktere können mitkämpfen. Neben dem Portrait des Charakters (unten zu sehen) werden Statuseffekte, Lebenspunkte, Seelengrad und Stoßanzeige angezeigt.

Alle Gegner besitzen Stärken und Schwächen, die man ausnutzen kann. Dabei muss man auf den Seelengrad achten. Der Seelengrad zeigt an, wie groß der Arte-Angriff werden kann. Standardmäßig hat man einen Seelengrad von drei, insgesamt kann man fünf haben und mindestens einen. Wer einen Seelengrad von vier hat, kann vier Angriffe hintereinander durchführen, bei einem Seelengrad nur einen und so weiter. Zusätzlich zu den normalen Artes gibt es noch besondere Artes, die den jeweiligen Charakter heilen und einen Spezialangriff ausführen lassen. Alle Charaktere sind für die jeweilige Situation mal mehr, mal weniger nützlich. Velvet ist beispielsweise der Allrounder, Pirat Eizen kann sehr viel Schaden austeilen und Hexe Magilou ist besonders nützlich gegen große Gegnermassen. Es macht also immer Sinn, kurz zu überlegen, mit wem man jetzt in den Kampf gehen möchte.

In den vielen nach einem erfolgreichen Kampf gut animierten Siegessequenzen werden uns Statistiken angezeigt.

Nachdem wir einen Kampf abgeschlossen haben, bekommen wir Geld, Rangpunkte und Erfahrungspunkte. Geld kann bei Händlern ausgegeben werden, um Ausrüstung zu kaufen oder um Gegenstände zu verbessern. Rangpunkte benötigen wir, um bestimmte Ausrüstungen zu meistern, damit wir ihre Fähigkeiten bekommen. Jeder Charakter erhält außerdem Erfahrungspunkte, ob er nun am Kampf teilgenommen hat oder nicht. Nett: Die Kombo ist nicht einfach nur ein Zähler. Der Charakter, der den letzten Gegner tötet, erhält einen Prozentbonus in Höhe der Kombo. Lag die höchste Kombo bei 50 und die Erfahrungspunkte bei 3000, dann bekommt dieser Charakter nochmal 1500 Erfahrungspunkte oben drauf. Die KI der Mitstreiter ist sehr gut und lässt sich auch eigenständig ändern. Die gegnerische KI spielt relativ aggressiv und nutzt auch ihre Chance zum Angriff, wenn sie uns betäubt oder wenn wir gerade mit jemand anderem beschäftigt sind.

Wir können auch während der Reise eine Pause machen und uns mit anderen Personen unterhalten.

Wir können auch mit NPCs reden oder Minispiele spielen, die uns Tales-Münzen geben, mit denen wir kosmetische Gegenstände kaufen können. Wir können alternativ diese kosmetischen Gegenstände aber auch in sogenannten Katz-Kisten finden, die wir mit Katz-Seelen öffnen können. Außerdem können wir ein Spähschiff auf Reise schicken, das uns kleine Belohnungen wie Essen oder Schätze bringt. Wer die rund 50 Stunden lange Geschichte abgeschlossen hat, kann außerdem ein New Game + starten. Bei diesem kann man mithilfe der gesammelten Rangpunkte im vorherigen Spielstand Goodies wie doppelte Erfahrung aktivieren oder alle erlernten Fähigkeiten mit ins neue Spiel nehmen. Und selbst nach dem durchspielen gibt es noch genug Gründe, weiterzuspielen, da so noch einige weitere Missionen freigeschaltet werden, oder noch weitere der über 40 Bosse.

Sightseeing-Tour durch die ganze Welt

Tales of Berseria ist ein ansehnliches Spiel. Dennoch muss man sagen, dass die Grafik schon etwas veraltet ist. Animationen sind allesamt sehr flüssig und schön gestaltet, und gerne mal gibt es auch recht imposante Gebiete. Texturen sind manchmal matschig und trotz der emotionalen Geschichte sind die Gesichtsausdrücke eher zweckmäßig. Wenn jemand weint, dann sieht das nicht aus wie weinen, sondern eher wie ein paar Tropfen Flüssigkeit im Gesicht, aber mehr auch nicht. Das Spiel bemüht sich zwar darin, mehr als nur "ein paar Tropfen" zu zeigen, aber schafft es leider nicht immer.

Die Grafikeinstellungen sind relativ umfangreich. Auch auf älteren PCs läuft Tales of Berseria gut.

Bemerkenswert ist dafür der sehr gute Port. Das Spiel hat niemals geruckelt, und Bugs gab es auch keine. Das Spiel kann entweder mit englischer oder japanischer Synchronisation gespielt werden. Beide Versionen klingen recht gut. Die deutsche Übersetzung ist größtenteils gelungen, ein paar wenige Übersetzungsfehler gibt es dennoch. Die Musik ist größtenteils gut, leider wiederholt sie sich dafür öfters mal und teilweise überdramatisiert sie einige Zwischensequenzen. Die Geräuschkulisse geht in Ordnung. Das Spiel sollte dringend mit Controller gespielt werden und nicht mit Maus und Tastatur. Wer kam denn bitte auf die Idee, Angriffe bei der Tastatur auf die Pfeiltasten zu setzen?!

Fazit

Ich bin ohne große Erwartungen an Tales of Berseria rangegangen. Ich hab lediglich eine düstere Rachegeschichte mit ein paar interessanten Charakteren erwartet, aber das Spiel hat mich komplett in seinen Bann gezogen und mich eines besseren belehrt. Es hat nicht einfach nur eine Rachegeschichte, es hat sogar noch mehr als das, und das macht es so faszinierend. Das Kampfsystem ist ein guter Mix aus Taktik und Action, und selbst wenn man kein Taktikfan ist, kann man das auch völlig auslassen und sich rein auf die Action konzentrieren. Die Charaktere wachsen einem ans Herz und die Welt ist interessant gestaltet. Jeder, der kein Problem mit dem JRPG-Stil hat und eine großartige als auch mitreißende Geschichte sucht, muss sich das Spiel einfach kaufen. Es ist das Geld definitiv wert und ich hoffe sehr auf einen Nachfolger.


Wertung
Pro und Kontra
  • Handlung: Durchgehend spannende Handlung mit befriedigendem Ende
  • Handlung: Rührt an vielen Stellen zu Tränen und ist sehr emotional
  • Handlung: 50 Stunden lang
  • Handlung: Großartiges und interessantes Charakterdesign
  • Gameplay: Mix aus Taktik und Action
  • Gameplay: Leveling motiviert durch neue Artes
  • Gameplay: Nebenaktivitäten bringen Abwechslung
  • Gameplay: Freunde von Kosmetik in Spielen kommen auf ihre Kosten
  • Gameplay: Viele unterschiedliche Gegner und Bosse
  • Gameplay: Schwächen ausnutzen wird belohnt...
  • Gameplay: Abwechslungsreiche Gebiete
  • Technik: Keine Bugs
  • Technik: Keine Lags
  • Technik: Läuft auch auf alten Rechnern gut
  • Technik: Kämpfe sind auch in heftigen Situationen flüssig
  • Sound: Gute englische und japanische Sprecher
  • Sound: Teils gute Musik...
  • Sonstiges: New Game +
  • Sonstiges: Nach dem Durchspielen werden weitere Missionen freigeschaltet
  • Gameplay: Kämpfe können ohne Abwechslung zwischendurch ermüdend sein
  • Gameplay: ... ist aber zumindest auf normalem Schwierigkeitsgrad nicht unbedingt nötig
  • Technik: Viele Gespräche leider nur wenig animiert
  • Technik: Trotz vieler emotionaler Momente sind Gesichtsausdrücke nur zweckmäßig animiert
  • Technik: Einige Übersetzungsfehler
  • Technik: Leblose Dungeons
  • Sound: ...die sich aber auch oft wiederholt
  • Sound: Musik wird teilweise zu oft benutzt und überdramatisiert manche Stellen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(12)
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