Kleiner Einblick in die GameStar-Redaktion: Schon beim Erscheinen von Elder Scrolls Online im Frühjahr 2014 haben wir untereinander gewettet, wie lange es wohl dauert, bis Zenimax Online vom traditionellen Abo-Modell auf F2P umschwenken wird. Gewonnen hat diese Wette jetzt aber niemand so richtig, denn Tamriel Unlimited orientiert sich eher am Guild Wars-Model als an »normalen« F2P-Titeln wie Star Trek Online oder Star Wars: The Old Republic.
Gut für die Spieler?
Ist dieser Wechsel denn jetzt gut für uns Spieler oder nicht? Die Antwort: teils teils. Denn mit dem Wegfall der monatlichen Gebühren kehrt für den User erst mal Kostentransparenz ein: Für den Kaufpreis des Spiels bekommt man ESO mit allen bisher erschienen Addons. Punkt. Die alte MMO-Klage »Ich zahle doch monatlich Gebühren, also müsst ihr mir auch ständig neuen Inhalt liefern« fällt erst mal weg. Wer viel spielt, kann bei jeder Erweiterung von neuem entscheiden, ob er sie sich leisten will. Das bedeutet Entscheidungsfreiheit und das ist erst mal positiv.
Allerdings liegt es an Zenimax, ob dieses Modell von den Spielern als fair empfunden wird. Kommen diese Addons zu oft oder bringen zu wenige Neuerungen, wird aus Entscheidungsfreiheit sehr schnell - vielleicht auch nur gefühlte - Abzocke.
Kronen für die Eitelkeit
Problematisch auch, dass es sich Zenimax nicht verkneifen konnte, mit den Crowns (in der deutschen Fassung Kronen) eine F2P-typische Ingame-Währung einzuführen. Zwar soll es für dieses Geld nur Schmuck- und Komfort-Items geben, aber es muss sich erst mal zeigen, wie die Designer das in der Praxis durchhalten. Schlimmstenfalls fehlt der Anreiz, Geld dafür auszugeben - vor allem im Abo. Und dann könnte man die Crowns auch gleich weglassen.
Kritisch ist auch das neue ESO Plus-Abo. Klar, erst mal ist das ein eleganter Weg, bereits bestehende Abonnenten weiter an das Spiel zu binden und sie nicht - wie schon bei ähnlichen Umstellungen geschehen - zu verprellen. Außerdem zählt man durch die automatische Umstellung der alten auf die neuen ESO Plus-Abos vielleicht auch etwas auf die Faulheit der User, die es einfach übersehen zu kündigen.
Sorgen machen mir aber die in ESO Plus enthaltenen »Aufstiegs-Beschleuniger«: Zehn Prozent Bonus auf Erfahrung, Crafting und Gold? Mit solchen Unterscheidungen wird aus den Spielern schnell eine Zweiklassen-Gesellschaft. Wenn meine Gilden-Kumpels Plus-Abonnenten sind, muss ich wohl oder übel auch mitziehen, um nicht levelmäßig abgehängt zu werden - eine perfide Art, mich ins Abo zu ziehen.
Auf dem Weg zu Free2Play?
Was ich mich aber vor allem frage: Wie rechnet sich die Geschichte für Zenimax Online? Offenbar gibt es momentan zu wenige Abonnenten, um die nötige Rendite zu erzielen. Da bleiben nach der Umstellung zwei Möglichkeiten: Entweder man erweitert die Spielerbasis erheblich und verdient an der reinen Masse sein Geld. Dagegen spricht aber, dass man zum Einstieg ins Spiel immer noch erst mal Geld ausgeben muss. Das ist die Krux des so genannten »Buy to play«-Modells.
Oder aber man versucht, der bereits vorhandenen Spielerschaft mehr Geld abzuknöpfen. Sei es nun durch kostenpflichtige Addons, mit ESO Plus-Abos oder durch die Ingame-Währung Crowns.
Diese Crowns sind es unter Umständen auch, die Elder Scrolls Online retten, falls das neue Bezahlmodell versagen sollte. Denn mit der Ingame-Währung ist die Voraussetzung für eine komplette F2P-Umstellung irgendwann in der Zukunft jetzt schon geschaffen.
Spätestens dann aber dürfte Schluss mit reinen Kosmetik-Items und exotischen Mounts als einzige Crowns-Inhalte sein. Wer echtes Geld ausgibt, will auch echte Vorteile haben. Und damit wäre ESO nur ein weiteres F2P-Online-Rollenspiel von vielen.
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