Torment: Tides of Numenera - Fünf Eindrücke aus der Beta

Wird es der erhoffte Planescape-Erbe? Wir haben uns die Beta von Torment: Tides of Numenera gestürzt und zeigen, wie gut sich das ehrgeizige Oldschool-Rollenspiel anlässt.

Was ist...Torment: Tides of Numenara - Bist du oldschool genug für dieses Spiel? Video starten 23:40 Was ist...Torment: Tides of Numenara - Bist du oldschool genug für dieses Spiel?

Eine große Aufgabe hat es sich vorgenommen, dieses Torment: Tides of Numenera. Es will der geistige Nachfolger zu Planescape Torment werden, dessen Geschichte vielen Oldschool-Rollenspielern bis heute als die beste gilt, die je in einem Spiel erzählt wurde.

Um einen ersten Eindruck zu gewinnen, ob es dazu das Zeug hat, haben wir uns spornstreichs in die Beta gestürzt. Die stand zunächst nur Kickstarter-Backern offen, jetzt gibt es sie aber auch als Early-Access-Titel auf Steam. Diese fünf Eindrücke haben wir aus unserer Zeit in der Torment-Beta mitgenommen:

Die Spielwelt ist bizarr und faszinierend

Weil die Entwickler ohne die Dungeons & Dragons-Lizenz auskommen müssen, spielt das neue Torment in der Welt eines anderen Pen & Paper-Rollenspiels, nämlich der von Numenera. Darin fließen Science Fiction und Fantasy ineinander: In der fernen Zukunft ist die Zivilisation bereits achtmal zu ungeahnten Höhen emporgestiegen, nur um unausweichlich wieder zu fallen. Die Welt ist gezeichnet vom Einfluss zerstörter Hochkulturen und übersäht mit Maschinen und anderen Artefakten, die heute längst nicht mehr jeder versteht - aber deren Macht heiß umkämpft wird.

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Es ist ein eigenwilliges Szenario, wie es sich für ein Torment-Spiel gehört, und ein richtig spannendes. An jeder Ecke gibt es bizarre Ideen und Figuren zu entdecken. Beispielsweise einen Mann, der hingerichtet wird, indem sich seine eigenen Todesvisionen als Eingeweide-Schlingen manifestieren und ihn über Tage erdrücken. Oder unsere ominöse Begleiterin Callistege, um die Abbilder ihrer selbst aus anderen Dimensionen wabern, mit denen sie gern mal konferiert. Tides of Numenera ist eins dieser wunderbaren Rollenspiele, in denen wir uns wie ein Kind auf jeden neuen Dialog freuen.

Die Feder ist mächtiger als das Schwert

Wem schon Buchstabensuppe zu viel Text hat, der sollte sich von Torment tunlichst fernhalten. Wie schon beim großen Vorbild sind Dialoge und Geschichte hier alles, fast jede Situation lässt sich irgendwie im Gespräch lösen. Überfällt uns eine Horde Plünderer, können wir nicht nur den Kampf durch Überredungskunst abwenden, wir dürfen sogar noch mitten im Getümmel dem Anführer zurufen, dass er zu seinem eigenen Wohl besser flott stiften gehen sollte.

Gelegentlich wechselt Tides of Numenera sogar in gänzlich textbasierte Abschnitte, in denen wir wie in einem Abenteuerbuch wählen, wie die Geschichte weitergehen soll. Gelegentlich wechselt Tides of Numenera sogar in gänzlich textbasierte Abschnitte, in denen wir wie in einem Abenteuerbuch wählen, wie die Geschichte weitergehen soll.

Je nach Erfolg packt er dann seine Sachen oder kämpft zumindest für ein paar Runden schlechter, weil er es mit der Angst zu tun kriegt. Und ja, seine Dialoge präsentiert das Spiel wie anno dazumal größtenteils als Textfenster mit nur gelegentlicher Vertonung. Dafür sind sie erstklassig geschrieben! Selbst kleinere Nebenfiguren strotzen vor Persönlichkeit und Torment beherrscht schwarzen Humor genauso gut wie tieferschürfende Diskussionen oder moralische Entscheidungen.

Gut, dass die Kämpfe nicht die Hauptsache sind

Die Kämpfe von Torment wirken noch eher zweckmäßig, der Kern des Spiels sind sie eindeutig nicht. Die Kämpfe von Torment wirken noch eher zweckmäßig, der Kern des Spiels sind sie eindeutig nicht.

Wer das Glas gerne halbvoll sieht, würde sagen: Es tut dem Spiel gut, dass wir die mäßigen Kämpfe von Torment oft überspringen können. Aber wem die Schlachten wichtig sind, der kommt - ebenfalls wie in Planescape Torment - nur bedingt auf seine Kosten. Der geistige Nachfolger wirft die alten Echtzeitschlachten mit Pausefunktion über Bord und ersetzt sie durch Rundenschlachten. Aber die glänzen weder mit riesigem taktischem Tiefgang noch mit spektakulärer Inszenierung. Neben den enorm coolen Elementar-Kombinationsmöglichkeiten eines Divinity: Original Sin wirken sie einfach recht blass.

Interessant dafür: Wir können oft die Umgebung zu unserem Vorteil nutzen und etwa Schildgeneratoren anzapfen oder einen Säurehahn aufdrehen. Und weil jeder Kampf handgefertigt sein soll statt eine Ungezieferhorde nach der anderen zu erledigen, spielt die Persönlichkeit unserer Feinde eine Rolle. Erledigen wir etwa den Anführer der oben erwähnten Schurken, geben manche feige Fersengeld, andere werden erst richtig wütend.

Die Charaktergestaltung ist clever, aber wirr

In Torment spielen wir den »Last Castoff«: Den jüngsten Körper einer unsterblichen Gottheit, die von Hülle zu Hülle hüpft und die alten wie schmutzige Kleider wegwirft - nur dass die daraufhin ein eigenes Bewusstsein entwickeln. So auch wir. Zu Beginn irren wir durch unser Gedächtnis und werden immer wieder mit Erinnerungen konfrontiert, die nicht unsere eigenen sein müssen. Und die so nebulös sind, dass wir unser Tun darin selbst entscheiden. Je nachdem, wie wir verschiedenste Situationen angehen, teilt uns das Spiel größere Aktionspunkt-Vorräte in den Bereichen Intelligenz, Stärke oder Geschwindigkeit zu, beschreibt unsere Persönlichkeit mit eigenen Boni und Mali (Charmanter Redner? Eigenbrötlerisches Technik-Wunderkind?) und gewinnt sogar einen ersten Eindruck davon, welchen fundamentalen moralischen Prinzipien wir folgen.

Gedächtnisspaziergang Auf dem Weg durch unser Unterbewusstsein legt das Spiel unsere Charakterwerte anhand unserer Entscheidungen fest.

Selbst ist der Rollenspieler Am Ende können wir unseren Helden aber auch noch feinjustieren oder gänzlich selbst gestalten.

Wenn wir mit seiner Interpretation nicht einverstanden sind, dürfen wir aber auch alles nochmal von Hand festlegen. Außerdem wählen wir eine von drei Klassen: Glaive-Krieger, Nano-Magier oder den Jack als Mittelweg. Das Ganze ist eigentlich richtig interessant, dauert aber ein Stückchen zu lange. In der ersten Stunde bombardiert uns das Spiel mit einer vagen Erinnerung nach der anderen, die alle aus jedem Kontext gerissen sind und bei denen völlig unklar ist, welche später noch irgendeine Relevanz haben werden. Obwohl auch diese Geschichten toll geschrieben sind, waren wir nicht unfroh, als wir die Einleitung hinter uns hatten und in die Welt hinausziehen konnten.

Beta heißt Beta

Oldschool-Rollenspielern, die vor allem Wert auf schlaue Texte legen, hat Torment: Tides of Numenera einiges zu bieten. Wer allerdings im Early Access zuschlagen will, der sollte gewarnt sein, dass die Beta wie zu erwarten noch einigen Feinschliff vertragen könnte. Wir bekamen es mit Rucklern zu tun, verloren hier und da die Kontrolle über unsere Spielfiguren und einmal stand plötzlich gar das ganze Bild Kopf. Was wir dem Spiel freilich keineswegs vorwerfen, in einer Beta kann das schon mal vorkommen. Und faszinieren kann Torment trotzdem bereits.

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