Auf in die Schlacht mit Blazkowicz...

Was lange währt... ...wird endlich gut? Naja, gewartet haben die Fans ja mehr als genug auf dieses Spiel. Der Kampf vom Barry Jason gegen die Nazis -...

von - Gast - am: 18.10.2014

Was lange währt...

...wird endlich gut? Naja, gewartet haben die Fans ja mehr als genug auf dieses Spiel. Der Kampf vom "Barry Jason" gegen die Nazis - hierzulande gegen das Regime - ist einer der wahren Klassiker der Gaming-Geschichte. Waren die Vorgänger noch richtungsweisend im Einzelspieler- bzw. Mehrspielerbereich, durfte man dieses Mal zumindest auf einen unterhaltsamen Shooter alter Schule hoffen. Soviel kann ich vorausschicken: ich zumindest bin nicht enttäuscht worden.

Worum geht's?

Alte Leute wie ich kennen die Geschichte der Vorgänger aus dem Eff Eff, es geht im Grunde darum, Nazis zum Teufel zu jagen und irgendwelche perversen Experimente und Mega-Kampfmaschinen zu zerstören. Ich nenne die Gegner des Regimes der Einfachheit halber einfach mal "Nazis" in dieser Rezension. Warum sie in der deutschen Version "Regime" heißen müssen und weshalb ein paar Symbole verändert wurden, ist vermutlich hinlänglich bekannt. Ich gehe auf diese Tatsache in meinem Fazit noch einmal ein.

B.J. Blazkowicz kämpft Anfang der 60er Jahre in einer fiktiven Vergangenheit. Die Nazis haben den zweiten Weltkrieg mehr oder weniger gewonnen und haben Europa komplett unter Kontrolle. Der Anführer des ganzen Packs heißt in der deutschen Version "General Totenkopf", und im Grunde wird um ihn ein Personenkult betrieben, wie ihn geschichtsinteressierte Menschen bereits aus der Realität kennen. Er wurde vor diversen Jahren um einen unterbelichteten Politiker aus dem Grenzland von Österreich betrieben.

Die Story (Achtung, Spoiler !!!)

Zu Beginn des Spiels ist man an Bord einer fliegenden Festung, welche Ende der 40er-Jahre mit vielen Anderen zusammen die Basis von General Totenkopf angreift. Diese Mission darf mal getrost als ausgiebiges Tutorial betrachten. Bei wirklich guter Inszenierung und kinoreifer Action geht dieser Einsatz dennoch grandios in die Hose. B.J. bekommt am Ende dieses Abschnitts einen Splitter in den Kopf und fristet sein Dasein von da an in einer Klapse in Polen. Es gehen mehr als 10 Jahre ins Land - diese Tatsache wird im Spiel sehr interessant dargestellt und vermittelt. Während dieser Zeit umsorgt ihn eine Krankenschwester, welche die Tochter des Arztes ist, der die Klinik leitet. Die Klinik wird immer wieder von den Nazis aufgesucht und Leute werden mitgenommen. Als die Sache komplett beendet und die Leute einfach ermordet werden sollen, wehren sich der Arzt und seine Frau und werden ebenso wie die vorhanden Patienten umgebracht. Als sie die Tochter erledigen wollen, erwacht Blazkowicz aus seinem Zustand und tötet einen der Soldaten...er hebt die Waffe auf...den Rest kann man sich denken.

Man besucht im Laufe des Spiels Berlin, schließt sich dem Widerstand an, zerlebt ein Riesengebäude in London und landet sogar in einem KZ und auf dem Mond. Das Finale findet dann wieder in Berlin statt. Ohne zuviel verraten zu wollen: Die Schauplätze sind abwechslungsreich gestaltet, die Action ist wirklich grandios und die Sprüche und Zwischensequenzen sind absolut vom Feinsten. Die Figuren auf die man trifft - Freunde wie Feinde - sind sehr prägnant, haben Seele und man baut wirklich ein Verhältnis dazu auf.

Das Gameplay

Nun, spielerisch wird das Rad hier nicht neu erfunden, es ist ein linearer 3D-Shooter...aber was für einer. Was "jüngere" Spieler gar nicht mehr gewohnt sind ist vermutlich die Tatsache, dass sich die Gesundheit nicht von selbst regeneriert. Man muss Heil- und Panzerungspäckchen sammeln. Das ist zumindest in den unteren Schwierigkeitsgraden nicht wirklich schlimm. Apropos Schwierigkeitsgrade - allein bei der Auswahl desselben kann man sich schon den Arsch ablachen. Es zeigt B.J. von knallhart mit dämonischem Blick (ganz schwer) bis hin zu verschüchtern mit Babymütze (ganz leicht). Auch das Spiel verlassen zu wollen kann lustig werden. Man hat die Auswahl aus zwei Optionen wie "Weiter abschlachten" und "Warm duschen". Sehr originell.

Der Protagonist sammelt diverse Waffen auf, von den Meisten kann er zwei gleichzeitig tragen, was die ganze Sache schon von den meisten anderen Ballerspielen abhebt. Wolfenstein: The New Order nimmt sich zu keiner Sekunde ernst - die Spieler, die sich damit abgeben, sollten das auch nicht tun. 

Grundsätzlich bewegt, springt und duckt man sich wie in allen anderen Shootern von Punkt A nach Punkt B, erledigt seine Aufträge, sammelt ein paar Geheimnisse ein und verbessert seinen Charakter in verschiedenen Untersektionen. Wirklich auswirken tun diese Dinge sich aber nicht wirklich. Hier wollte man offensichtlich den Mainstream etwas bedienen, das wirkt aufgesetzt und ist zudem völlig unnötig. Das Spiel hätte diesen Unsinn gar nicht nötig. Da er aber auch nicht stört, muss man sich nicht darüber ärgern.

Die K.I. ist durchschnittlich, baut im Kampf in höheren Schwierigkeitsgraden durchaus Druck auf, weil sie sich organisiert und "hörbar" abspricht.

Die Technik

Einen einigermaßen starken PC vorausgesetzt, sieht das Spiel klasse aus. Die Grafik ist gestochen scharf, sehr detailliert und absolut mit Liebe gestaltet. Diverse Einstellungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass das Spiel auch auf nicht ganz so modernen Systemen läuft.

Die Musik ist gut und passend ausgewählt und passt sich der Action dynamisch an. Das ist eigentlich heute Standard und darf erwartet werden. Weil aber in der letzten Zeit nicht wenige Titel an genau dieser Stelle verkackt haben, möchte ich es dennoch positiv erwähnen.

Die Waffensounds sind knackig und entsprechend dem restlichen Spiel einigermaßen "übertrieben" wuchtig. Die Charaktere sind gut vertont und die Sprache im Spiel ist sowohl in den Zwischensequenzen als auch während der Action absolut erstklassig. Die Rufe der Feinde in Richtung des Spielers oder die Kommunikation untereinander um gemeinsam anzugreifen klingt toll.

Bei mir ist während des zweimaligen Durchspielens kein Absturz passiert und auch sonst sind mir keine Bugs oder technische Probleme aufgefallen. Auch Ruckler oder derartige Sachen kamen bei mir nicht vor.

Das Fazit

Wolfenstein: The New Order ist ein Shooter "alter Schule", der wesentlich besser ist als man zwischendurch befürchten musste. Man hat sich offenbar auf die Stärken der Serie konzentriert und diese auch entsprechend zur Geltung gebracht. Bis auf das (überflüssige) Talent-System wurde das Spiel von Schnapsideen verschont, der Hersteller hat nicht auf Krampf versucht, innovativ zu sein. Das Ergebnis ist ein Shooter der Extra-Klasse, der während der gesamten Spielzeit sehr gut unterhält, Action satt bietet und immer wieder in der Lage ist, bei der Stange zu halten und sogar zu überraschen. Von mir gibt es eine klare Kaufempfehlung. Für mich ist dieses Spiel eins der absoluten Highlights des Jahres 2014 - im Einzelspielerbereich wurde man seit Ewigkeiten nicht mehr so gut von einem Shooter unterhalten.

Wie oben erwähnt möchte ich noch kurz auf die "deutsche Version" des Spiels eingehen. Es gab ja diverse Diskussionen, es wurde von Boykott gesprochen und andere zum Ende hin völlig übertriebene Aussagen getroffen. Ich muss dazu sagen, dass ich selbst kein Fan von Zensur bin. Das liegt nicht daran, dass ich unbedingt Hakenkreuze sehen muss, um Spaß zu haben. Es geht mir einfach darum, dass ich nicht glaube, dass deutsche Spieler dümmer sind als solche aus Holland oder Italien - es ist also eine Frage des Prinzips. Noch zu Zeiten von "Return to Castle Wolfenstein" war ich einer von denen, die ihr Spiel für Unsummen aus Österreich importiert haben. Diesmal habe ich mir die ganz normale in Deutschland erhältliche Version über Steam geholt - und ganz ehrlich, das war ok so.

Ich habe mir zum Zweck dieser Rezension auch die "uncensored" Version auf Konsole angeschaut, und bis auf die Bezeichnung der Gegner (Nazis >> Regime) und ein paar Symbole im Spiel (Hakenkreuze >> Wolfenstein-Logo) hat sich faktisch NICHTS verändert. Wenn nun jemand sagt, dass er wie ich aus Prinzip etwas gegen Zensur hat und sich deswegen unbedingt auf Umwegen und mit diversen Aktivierungsproblemen das "Original" besorgen muss, dann kann ich damit leben. Wenn aber jemand sagt, dass ihm die zensierte Version keinen "Spaß" macht, dann kann ich nur sagen, dass er/sie auf gut bayerisch "nicht ganz sauber" ist. Spielerisch und storytechnisch haben die wirklich marginal vorgenommenen Änderungen keinerlei Auswirkung. Und wenn mir jemand sagt, dass er "Nazis" braucht und Hakenkreuze sehen muss, um Spaß zu haben...ganz ehrlich, dann hat diese Person ein ganz anderes Problem... 


Wertung
Pro und Kontra
  • Technisch klasse: Grafik und Sound top
  • Oldschool-Gameplay, passend zur Serie
  • Interessante Story, sehr gut erzählt
  • Top-Charaktere, glaubwürdig
  • Humor kommt wie immer nicht zu kurz
  • Talentsystem wirkt aufgesetzt
  • Multiplayer nicht vorhanden

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(3)
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