Blizzards neue Firmenpolitik - Battle.Net 2.0 - Realität trifft Fantasy

Wer in den Foren zu World of Warcraft, Starcraft 2 oder Diablo 3 posten will, muss in Zukunft seinen echten Namen verwenden.

Update: Alles wird gut. Blizzard verschiebt die Einführung der Klarnamen auf unbestimmt Zeit. Ganz vom Tisch ist die Idee wohl noch nicht, aber zumindest für die nächste Zeit erledigt.

Ursprüngliche Kolumne:

Das ist das Ende! Das Ende der Anonymität. Das Ende des Tauren Matumba, nun gibt es nur noch Peter Meier - so will es zumindest Blizzard. Denn die kalifornische Spieleschmiede will die Phantasie-Namen der Spieler in allen Spiel-Foren durch deren echte Namen ersetzen. Eine leichte Übung für Blizzard, denn jeder Spieler der bei World of Warcraft angemeldet ist, muss bei der Account-Erstellung eh seinen echten Namen angeben. Wenn der Spieler die fälligen Monatsbeiträge dann auch noch mit Kreditkarte bezahlt, sind Mogeleien beim Namen ohnehin hinfällig.

Laut Blizzard soll sich der teils rauhe Umgangston durch die Verwendung von Klarnamen in den Foren deutlich verbessern, Spielern soll also die schützende Anonymität des Internet weggenommen werden. Denn, so Blizzard, Spieler beleidigen schneller wenn sie unter einem Pseudonym schrieben, als wenn sie den echten Namen benutzen. Taure Matumba tippt eben schneller ein »Fuck you« als Peter Meier.

Ein freundlicheres, vielleicht sogar (noch) hilfsbereiteres Miteinander in Blizzard-Foren? Eigentlich ein Traum, müssten sich die Spieler dieses Niveau nicht teuer erkaufen.

Müssen bald auch WoW-Charaktere heißen wie ihr Besitzer? Müssen bald auch WoW-Charaktere heißen wie ihr Besitzer?

Wir wissen, wer Du bist

World of Warcraft-Spieler geben seit einigen Monaten ohnehin schon eine Menge von sich preis. Wann sie spielen, was sie erreicht haben, welche Belohnungen sie einsacken. So ist es zum Beispiel jetzt schon ein leichtes herauszufinden, wann wer online war und was er getan hat. Ein Blick in die allwissende WoW-Armory verrät alles - aber nur wenn Sie den Spielcharakternamen des Auszuspionierenden kennen. Wer hier nach Peter Meier sucht, findet wenig. Taure Matumba hingegen gibt alle Infos problemlos raus.

Der Foreneintrag des Community-Managers Wrocas zur Verwendung von echten Namen im Forum umfasst mittlerweile fast 600 Seiten und annähernd 11.000, zumeist ablehnende Kommentare. Der Foreneintrag des Community-Managers Wrocas zur Verwendung von echten Namen im Forum umfasst mittlerweile fast 600 Seiten und annähernd 11.000, zumeist ablehnende Kommentare.

Wer sich freiwillig dafür entscheidet seine Freunde und Bekannte über den eigenen Fortschritt in WoW auf dem Laufenden zu halten, der verknüpft seinen Account mit Facebook. Prompt wird jeder in der Freundesliste informiert, wenn ein Boss fällt oder Erfolge gefeiert werden können. Unter dem Klarnamen, aber eben freiwillig.

Nun soll Schluss sein mit »freiwillig« und schützender Anonymität, jeder Spieler soll mit seinem echten Namen in den Foren auftreten und damit preisgeben wer er ist.

Als gutes Beispiel ging Moderator Bashiok im amerikanischen WoW-Forum voran und postete seinen echten Namen. Innerhalb weniger Minuten fanden Spieler Wohnort, Telefonnummer, musikalische Vorlieben und sein Facebook-Profil heraus. Soviel Freizügigkeit wurde dem Moderator dann doch zu viel und er löschte sein Profil bei Facebook und sperrte seine Telefonnummer.

Postet jeder Spieler mit seinem Namen, ist er plötzlich angreifbar. Ich weiß auf einmal, dass der Ork, der mir das Schwert weggewürfelt hat, Klaus Müller heißt. Oder der gankende Schurke Lisa Fritz. Und kenne ich den Namen, dann kenne ich auch den Rest.

Und jetzt?

Warum Blizzard jetzt Klarnamen bevorzugt und die anonymen Phantasie-Namen ausrotten will, ist unklar. Zumindest gibt es keine Stellungnahme von Blizzard. Misstrauische Zeitgenossen glauben, dass der »gläserne Spieler« sich einfach besser zu Geld machen lässt. Wie beim Vorbild Facebook werden die Vorlieben des Spielers gesammelt, um zielgerichtete Werbung zu ermöglichen. Den Verdacht untermauert auch die Zusammenarbeit von Blizzard mit Facebook. Denn in Zukunft soll die Freundesliste des Spielers mit der Liste bei Facebook abgeglichen werden, um das »soziale Unterhaltungserlebnis des Spielers zu verbessern«.

Für World of Warcraft-Spieler, denen der Zwang der Namensoffenlegung zu weit geht, gibt es nur wenige Möglichkeiten. Am offensichtlichsten: Die Blizzard-Foren nicht mehr nutzen. Dann ist aber auch Schluss mit kostenloser Hilfe aus der Community, keine spontanen Verabredungen mehr zu Raids auf die Hauptstädte, keine fruchtbaren Diskussionen über die perfekte Skillung oder lohnende Tipps zum Gold verdienen. Spieler werden sich neue Diskussionsrunden in Foren von Fanseiten suchen müssen - ohne Klarnamen.

Die einfachste und effektivste Methode für Spieler, die die neue Regelung ablehnen, dürfte Blizzard hingegen am wenigsten gefallen: den World-of-Warcraft-Account kündigen und mit Starcraft 2 gar nicht erst anfangen.

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