Die Vision dahinter
Das Ursprungskonzept für World of Warcraft wurde während der Entwicklungszeit immer weiter ausgearbeitet, seine Säulen blieben aber erhalten: »Die comichafte Warcraft-Grafik und der grundlegende Spielstil waren von Anfang festgezurrt«, berichtet Kaplan.
Mit dem Spielstil meint er vor allem, dass die Abenteurer mit storyträchtigen Auftragsketten durch die Welt geführt werden sollten. Was heute zum Online-Standard zählt, war damals keineswegs selbstverständlich, Everquest etwa bot überwiegend fantasielose Quest-Dutzendware und verließ sich somit eher auf den Entdeckerdrang der Spieler. Doch insbesondere der Warcraft-Autor und -Künstler Chris Metzen wollte über die kleinen und großen Quest-Geschichten seine Vision einer reichhaltigen, glaubwürdigen Fantasy-Welt verwirklichen.
Abgänge und Umbauten
Reibungslos verlief die Entwicklungszeit freilich nicht. Dass im Juni 2003 mit Bill Roper ein prominenter Designer Blizzard verließ, schadete World of Warcraft noch am wenigsten. »Bill hatte sowieso kaum daran gearbeitet, sondern betreute vorrangig [den Diablo-Entwickler] Blizzard North«, begründet Kaplan.
Er und seine Kollegen merkten allerdings rasch, dass ein Internet-Abenteuer jede Menge Arbeit aufwarf. »Simple Spiele zu entwickeln ist wie ein kleines Schlauchboot zu entwerfen«, sinniert Kaplan. »Dann gibt es Spiele, die eher einem Ruderboot ähneln. Ein Online-Rollenspiel gleicht einem Flugzeugträger.«
Daher musste Blizzard in einigen Punkten zurückstecken. »Bereits das ursprüngliche World of Warcraft sollte die Scherbenwelt und den Eiskontinent Nordend enthalten«, erinnert sich Kaplan. Beide Areale wurden gestrichen und später in den Addons nachgeliefert, laut Kaplan »viel größer und ausführlicher«, als dies im Originalspiel möglich gewesen wäre. Außerdem gab es ein Totenreich namens »Wirbelnder Nether«, in dem erledigte Spieler Monster jagen und Aufträge lösen konnten. Auch das musste weichen.
Die (fast) fertige Beta
Im März 2004 begann der Betatest, die Entwickler werteten das Feedback der Teilnehmer aus. Kaplan nennt ein Beispiel: »Wir haben hitzig darüber diskutiert, ob wir wirklich Auktionshäuser brauchen. Als wir dann aber sahen, dass die Spieler sie mochten, haben wir sie drin gelassen.« Außerdem änderten sich Details, etwa am Charaktersystem.
Viel bemerkenswerter als einzelne Spielelemente war allerdings das Gesamtbild der Betaversion, die bereits einen ausgereifteren, polierteren, schlichweg: unterhaltsameren Eindruck hinterlässt als die fertigen Online-Rollenspiele dieser Zeit.
Erfolg ohne Ende
Nach knapp fünf Jahren Entwicklungszeit erschien World of Warcraft am 23. November 2004 in Nordamerika und am 11. Februar 2005 in Europa. Eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Bereits im April 2005 verzeichnete das Abenteuer weltweit zwei Millionen Abonnenten und überholte so den bisherigen Spitzenreiter, den koreanischen Erfolgstitel Lineage.
» Test-Artikel zu World of Warcraft lesen
Blizzard wurde von diesem Zuspruch überwältigt, Server füllten sich schneller, als neue eröffnet werden können. Kaplan erinnert sich: »Vor der Veröffentlichung waren wir skeptisch, als Allen Adham eine Million Spieler versprach. Das kam uns viel zu ehrgeizig vor. Aber er hat mehr als Recht behalten.«
Allerdings auch deshalb, weil der World of Warcraft-Start just in eine Zeit fiel, in der Online-Rollenspiele reif für den Durchbruch auf dem Massenmarkt waren, etwa dank der wachsenden Zahl schneller Internet-Anschlüsse. Was das nur Glück? »Ich würde eher sagen, wir haben die Gelegenheit genutzt«, schmunzelt Kaplan.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.