Metro 2033 im Test - Stimmungsvoller Grusel-Shooter

So stimmig wie Stalker, so packend wie Half-Life 2. Mit seinem Debütspiel Metro 2033 liefert der ukrainische Entwickler 4A Games einen Grusel-Shooter allererster Güte ab. Wir haben die PC-Version im Test.

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Verdammt, schieß endlich!«, brüllt Eugene, während er panisch am Hebel pumpt. Die wuchtige Draisine ächzt und schlingert über die uralten Gleise. Einige Meter hinter uns stürmen Horden von blutrünstigen Mutanten heran, schrill kreischend, die aufgerissenen Mäuler geifern nach Menschenfleisch. Unsere Gewehrsalven donnern durch den U-Bahn-Tunnel, das Mündungsfeuer des Gewehrs taucht die grausige Szenerie in ein gespenstisches Licht. Wie lange noch bis zur nächsten Station?

»Weiter, weiter! Wir schaffen es«, kann Eugene noch rufen, da packt uns eine Klaue. Wir straucheln, verlieren den Halt und stürzen auf die Gleise. Hilflos müssen wir mit ansehen, wie die Draisine quietschend in der Finsternis verschwindet. Umuns herum unheilvolle Laute, die nichts Menschliches an sich haben. Verzerrte Schemen hasten durch das Zwielicht. Das hier ist das pure Grauen! Wir kriechen unter einige Rohre, ganz allein im Dunkeln, und harren aus. Willkommen in der Welt des Ego-Shooters Metro 2033, dem neuen Ego-Shooter vom ukrainischen Entwickler 4A Games.

Leben im Untergrund

Metro 2033 basiert auf dem gleichnamigen Roman des russischen Autors Dmitry Glukhovsky. Zwar hält sich das Spiel nicht sklavisch an dieVorlage, fängt deren düster-stimmiges Endzeit-Szenario einer vom Atomkrieg zerstörten Welt aber von der ersten Minute an perfekt ein.

So erkunden Sie in Metro 2033 in den Moskauer U-Bahn-Stationen provisorisch errichtete Lager der Überlebenden, stromern durch zu Schlafkabinen umfunktionierte Waggons, passieren Lagerfeuer, an denen Männer um dampfende Teekessel hocken und die Gitarre zupfen, stoßen in modrigen Regalen auf Bücher, Postkarten und andere Erinnerungen aus einer besseren, beinahe vergessenen Zeit. Oder Sie lauschen den höchst lebendigen Gesprächen der Lagerbewohner. So versucht in einer Nische etwa ein Mann, seinen Sohn, der vor ihm auf dem Boden zwischen kaputtem Spielzeug hockt, durch eine Geschichte aufzumuntern, als der Junge plötzlich fragt: »Wann kommt Mama wieder?« Der Vater schweigt.

Solche Liebe zum Detail ist im Action-Genre nicht nur wegweisend, sondern erzeugt in Metro 2033 auch eine hochspannende Atmosphäre, die die Bedrohung, von der plötzlich jeder in der Metro zu reden scheint, förmlich spürbar macht. Dass die Geschichte des 20-jährigen Helden Artjom auch in den Zwischensequenzen komplett aus der Ego-Perspektive erzählt wird, intensiviert das Spielerlebnis zusätzlich und kann mit aufwändig produzierten Blockbuster-Titeln wie Call of Duty: Modern Warfare 2mithalten. Schade nur, dass der junge Draufgänger nur in den (kurzen) Ladepausen zwischen den Missionen zu Wort kommt, aber ansonsten keinen Ton von sich gibt.

Reisen zu Fuß

Hunter, ein wortkarger und ziemlich cooler Kundschafter, gibt Artjom in Metro 2033 den Auftrag, zur Station Polis ans andere Ende der Stadt zu reisen, um dort von »den Schwarzen « zu berichten, dämonischen Schattenwesen, die sich neuerdings in den Tunneln der Moskauer Metro breitmachen und den Menschen bei Kontakt den Verstand rauben.

Aus zunächst unbekannten Gründen ist Artjom nämlich immun gegen die Psychoattacken und deshalb prädestiniert für die gefährliche Mission. Glücklicherweise ist der Bursche nicht allein unterwegs, denn Metro 2033 stellt Ihnen fast durchgehend aufwändig animierte KI-Begleiter zur Seite. So stromern Sie beispielsweise mit dem hartgesottenen Bourbon oder Khan, einem von allen zutiefst respektierten Wanderer, durch zwar düstere, aber mit knackscharfen Texturen beklebte, nachvollziehbar gebaute Tunnel, Abflussrohre und Schächte. Musik setzt das Programmdabei nur selten ein, stattdessen steht die grandiose Geräuschkulisse im Vordergrund. Tropfendes Wasser, gluckernde Rohre, entferntes Brummen oder plötzliches, viel zu nahes Fauchen zerren an den Nerven.

Metro 2033 - Screenshots ansehen

Die Taschenlampe, deren schwacher Lichtkegel bereits nach wenigen Metern von der Dunkelheit verschluckt wird, zieht die Spannungsschraube zusätzlich an. Glücklicherweise nutzt sich dieser Effekt nicht ab. Anders als zum Beispiel in Doom 3wird der Horror nicht durch die immer gleichen Skriptereignisse erzeugt, die Auslöser variieren stärker. Das Grauen in Metro 2033 haut Sie manchmal fast vom Stuhl, hat aber auch subtilere Facetten. Für schweißnasse Hände dürften auch die chronische Munitionsknappheit sowie die vom Programm vordefinierten Speicherplätze sorgen. Letztere sind immerhin sinnvoll verteilt, was das Frustrisiko auf ein Minimum reduziert. Für Einsteiger ist Metro 2033 trotzdem nur bedingt zu empfehlen. Vor allem die häufigen Angriffswellen blutrünstiger Mutanten verlangen schnelle Reflexe und eine zielsichere Hand.

1 von 3

nächste Seite


zu den Kommentaren (92)

Kommentare(92)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.