Australier twittert über Gedankenkraft! Hinter der Technik steckt ein Start-up

Das Start-up Synchron ermöglicht es einem gelähmten Mann, eine Twitter-Meldung zu tippen und abzusetzen. Die Technik wird von Bill Gates und Jeff Bezos unterstützt.

Als Philipp O'Keefe eine Nachricht über Twitter absetzt, ist das eine kleine Sensation. Der 63-jährige Australier leidet an Amyotropher Lateralsklerose, einer Krankheit, die seine oberen Gliedmaßen lähmt — so auch seine Arme und Hände. Die Textnachricht verfasst O'Keefe dank einer Technologie, an der Thomas Oxley federführend beteiligt ist. Oxley ist CEO des Start-ups Synchron. Das Unternehmen arbeitet an der Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer — und an Technologien, welche die Lebensqualität von gehandicapten Menschen wie O'Keefe steigern sollen.

Über den Twitter-Account Oxleys verfasste der gelähmte O'Keefe dann auch seine Nachricht.

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Computer steuern per Gedankenkontrolle

Liest sich wie Science-Fiction, befindet sich aber aktuell bei einem Start-up in der Mache: Computeranwendungen über Gedankenkraft steuern. In einem Bericht, jüngst auf cnbc.com erschienen ist, hat Reporterin Ashley Capoot über die Technology berichtet.

Bei aller Technikbegeisterung steckt ein barrierefreier Gedanke hinter dem Projekt namens Synchron Switch: von Lähmung betroffenen Menschen dabei helfen, beispielsweise eigenständig über die Nutzeroberfläche eines Betriebssystems zu navigieren. Laut Bericht wurde die Technologie bis dato bei insgesamt sieben Patienten eingesetzt — drei US-amerikanischen und vier australischen.

Was ist Synchron Switch? Die bewusste Vorrichtung hört auf den Namen Synchron Switch, versteht sich als Brain-Computer-Interface-Technologie. Der Begriff Brain-Computer-Interface bezeichnet Vorrichtungen, welche Gehirnsignale entschlüsseln und anschließend in Befehle für technische Geräte umsetzen.

Wo funktioniert der Eingriff am Gehirn?

Der notwendige Eingriff, um Synchron Switch zu verbauen, ist also weniger invasiv; eine offene Hirnoperation ist nicht vonnöten. Durch den Eingriff über Blutgefäße setzt Synchron stattdessen auf endovaskuläre Technik.

Eingesetzt werden dem Patienten spezielle Stents, die von Synchron Stentrode getauft wurden. Ein Stent ist eine Gefäßstütze, die Gefäße offen hält. Mit der Stentrode wird die Technik weitergedacht; die Stentroden weiten sich — im Gegensatz zur regulären Gefäßstütze — automatisch, werden speziell im Bereich Braint-Computer-Interface zum Einsatz gebracht.

Der Arzt platziert die Stentrode in die große Vene des Motorkortex, dem Teil des Gehirns, der Bewegungsabläufe plant, startet und speichert. Merke: Die Stentrode wird in die Vene eingeführt — ein Eingriff direkt am Gehirn entfällt somit. Zusätzlich befindet sich auf Brusthöhe unter der Haut des Patienten eine Antenne. Diese sammelt Rohdaten des Gehirns, schickt dieselben anschließend an die zusteuernden Gerätschaften, wie Computer oder SmartHome-Vorrichtung.

Ein knapp zehnminütiges Video, veröffentlicht auf dem YouTube-Kanal The BCI Guys, schlüsselt anschaulich auf, wie ein Stentrods eingesetzt werden. 

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Peter Yoo, Senior Director of Neuroscience bei Synchron, sagt über das endovaskuläre Verfahren: 

Da das Gerät nicht direkt in das Gehirngewebe eingeführt wird, ist die Qualität der vom Gehirn ausgehenden Signale nicht perfekt. Allerdings macht unser nicht-invasives Verfahren Synchron Switch zugänglicher.

Wer steckt dahinter? Das Start-up dahinter hört auf den Namen Synchron, wurde im Jahr 2012 gegründet. Das Unternehmen arbeitet an der Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer. Geschäftsführer von Synchron ist Thomas Oxley. Herr Oxley ist Doktor, seinen Titel im Bereich Neurowissenschaften hat er im Jahr 2015 an der University of Melbourne errungen. Namhafte Geldgeber hinter Synchron sind Microsoft, Bill Gates und Amazon-Chef Jeff Bezos.

Übrigens: Brain-Computer-Interface wird mit BCI abgekürzt. Eine streitbare Persönlichkeit der Zeitgeschichte, die in dieselbe, sprichwörtliche Kerbe schlägt, wie Thomas Oxley mit Synchron, ist Elon Musk mit seinem Projekt Neuralink. Ein weiterer Mitbewerber ist Blackrock Neurotech, wohinter Professor Florian Solzbacher als Gründer und CEO steht. BCI ist also ein umkämpftes Geschäftsfeld. 

Aktuell befindet sich Synchron Switch in einer frühen Machbarkeitsstudie mit sechs Patienten. Dass die Technologie sicher ist, soll im Rahmen dieser Studie gezeigt werden. Was denkt ihr darüber? Steht die Kommerzialisierung von Synchron Switch und Konsorten kurz bevor — und wird die Lebensqualität von Menschen weltweit steigern? Oder kennt ihr andere Technikwunder, die wie Erfindungen aus einem Sci-Fi-Film anmuten, aber bereits bald Alltagstechnik sein könnten? Diskutiert in unserer Kommentarspalte! 

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