Chrome-Entwickler arbeiten an ungewöhnlicher Zahlungsmethode, die Abos ablösen soll

Ist bald Schluss mit Abo-Modellen? Das Chromium-Team arbeitet zumindest an einer Alternative.

Über den Browser könnte es bald eine alternative Zahlungsmethode geben. (Bild: ChromeWikipedia) Über den Browser könnte es bald eine alternative Zahlungsmethode geben. (Bild: Chrome/Wikipedia)

Das Team hinter Chromium, der Open-Source-Engine von Google Chrome und anderen Browsern, arbeitet an einer Möglichkeit, das Bezahlen von Inhalten im Internet ohne Interaktion zu ermöglichen.

Die passende Ankündigung stammt von Alexander Surkov, einem Software-Ingenieur bei der Open-Source-Beratungsfirma Igalia. Demnach hat das Chromium-Team die Absicht, »Web-Monetarisierung« als Prototyp umzuseten.

Was bedeutet das? Surkov selbst beschrieb es in einem öffentlich zugänglichen Dokument folgendermaßen:

»Web-Monetarisierung ist eine Webtechnologie, die es Website-Besitzern ermöglicht, Mikrozahlungen von Nutzern zu erhalten, wenn diese mit ihren Inhalten interagieren«

Anders gesagt: Es handelt sich um eine Technologie, bei der über einzelne Klicks einen Kleinstbetrag von wenigen Cent oder noch geringeren Beträgen eingenommen werden könnte. So wären Webseiten nicht mehr so stark abhängig von Werbetreibenden oder Abo-Modellen.

Mikrozahlungen: Ein umstrittenes Thema

Chrome zählt weltweit zu den mit Abstand beliebtesten Browsern, auch wenn es viel Konkurrenz gibt. (Bild: Denny Müller auf Unsplash) Chrome zählt weltweit zu den mit Abstand beliebtesten Browsern, auch wenn es viel Konkurrenz gibt. (Bild: Denny Müller auf Unsplash)

Die Idee von Mikrozahlungen existiert schon seit den 90ern, hat jedoch aufgrund verschiedener Herausforderungen bisher nur begrenzt Erfolg gehabt. 

Es gab schon damals Gegenstimmen, etwa den Crypto-Spezialisten Nick Szabo. Er hat bereits 1999 argumentiert, dass die mentale Belastung, die bei den winzigen Transaktionen anfallen würde, in der Regel schlimmer sein werde, als weniger und dafür größere Zahlungen hinzunehmen.

Im Jahr 2003 schrieb dagegen Andrew Odlyzko, damals Professor für Mathematik an der Universität Minnesota, dass »Mikrozahlungen die Technologie der Zukunft« seien und das auch »immer sein werden«

Schwierig umzusetzen

In den letzten Jahren gab es zahlreiche Versuche neuer Zahlungsmethoden, wie zum Beispiel Kryptowährungen, dezentrale Finanzen, Blockchains und Mainstream-Zahlungsoptionen wie PayPal und Stripe. Doch Mikrozahlungen, also Zahlungen in minimalen Cent-Beträgen, sind bisher nicht üblich.

Einige Unternehmen wie Brave Software haben bereits eigene Ansätze verfolgt, wie etwa das Basic Attention Token (BAT), um uns für das Ansehen von Anzeigen zu belohnen. Die Umsetzung ist jedoch noch nicht flächendeckend erfolgt, und es gibt nach wie vor Hindernisse wie Sicherheit, Skalierbarkeit und Transaktionskosten.

Wie würde das in der Praxis aussehen? Die Grundidee besteht darin, dass Webnutzer eine digitale Geldbörse (Wallet) erhalten und Webpublisher einen Link-Tag in den Head-Block ihrer Website einfügen, der wie folgt formatiert ist: 

<link rel="monetization" href="https://wallet.example/alice" />

Danach würden Besucher, die ihre Wallet mit ihrem Browser verknüpft haben, der entsprechenden Webseite automatisch einen kleinen Cent-Betrag überweisen.

Bemerkenswerte Prognose: Das Marktforschungsunternehmen Forrester prognostizierte Ende 2023, dass bis 2024 »Micropayments ihre Nische verlassen und eine Alternative zu Abonnements werden«. Doch nur die Zukunft wird zeigen, wie und ob Mikrozahlungen wirklich umgesetzt werden. 

Das Team von Chromium arbeitet jedenfalls daran, ob andere Browser-Entwickler folgen, bleibt aber abzuwarten.

Was haltet ihr von den Kleinstbeträgen als Alternative zum Abo-Modell? Schreibt uns eure Meinung dazu wie immer gerne unten in die Kommentare!

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