Es klingt wie der wahr gewordene Albtraum von Datenschützern und nach einer Orwellschen Dystopie. Die Rede ist von der App »Clearview AI«, die in der Lage sein soll, Millionen Menschen innerhalb von Sekunden zu identifizieren.
Behörden nutzen die Gesichtserkennungssoftware des gleichnamigen Unternehmens Clearview angeblich bereits erfolgreich - aber auch private Unternehmen sollen auf der Kundenliste stehen. Clearview selbst hält sich dabei offenbar dezent im Hintergrund.
Mehr als drei Milliarden Bilder gesammelt
»Das geheime Unternehmen, das die Privatsphäre, wie wir sie kennen, beenden könnte« überschreibt die New York Times daher treffend die Recherche der Journalistin Kashmir Hill. Im Geheimen (und möglicherweise sogar an der Grenze der Legalität) soll Clearview bis dato mehr als drei Milliarden Bilder gesammelt und ausgewertet haben - aus sozialen Medien und anderen öffentlich zugänglichen Netzen.
An der Grenze der Legalität deshalb, weil der Datenstaubsauger von Clearview laut New York Times dazu oftmals Nutzungsbedingungen von Facebook, Twitter und Co wissentlich missachtet. Firmengründer Hoan Ton-That sieht das offenbar nicht ganz so eng: »Viele Menschen machen das«.
Es weiß jedoch niemand so genau, wie das Unternehmen arbeitet. Selbst Ermittler, die von der Clearview AI schon Gebrauch gemacht haben, kennen keine Details - die Resultate seien aber überzeugend.
Hohe Risiken und kaum Grenzen
Was für US-Behörden wie das FBI, das Heimatschutzministerium und andere ermittelnde Instanzen enormes Potential verspricht, birgt an anderer Stelle unüberschaubare Risiken. Was, wenn Unbefugte Zugang zu Clearview AI erlangen oder sich erkaufen?
Aber auch der Staat respektive seine Institutionen sollten keinen unbegrenzten Zugang zu Informationen seiner Bürger haben - George Orwell lässt grüßen.
Die Stadt San Francisco sieht das offenbar ebenso und hat seinen Behörden die Nutzung von Gesichtserkennung verboten und auch in der Europäischen Union wird darüber diskutiert, den Einsatz solcher Technologien für drei bis fünf Jahre zu untersagen, um die möglichen Folgen zu erörtern.
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