45.000 Suchen sekündlich, 3,5 Milliarden täglich: Wisst ihr, warum Google mächtiger als Microsoft ist?

100.000 Suchanfragen pro Sekunde: Wieso ist Google ein viertel Jahrhundert später noch so mächtig?

Mit »googeln« ist die Suchmaschine längst in der Alltagssprache angekommen. (Bild-Quelle: fotohansel über Adobe Stock) Mit »googeln« ist die Suchmaschine längst in der Alltagssprache angekommen. (Bild-Quelle: fotohansel über Adobe Stock)

Im Jahre 1997 war die Suchmaschine Altavista mit 50 Millionen Nutzeranfragen pro Tag noch die Königin unter den Suchmaschinen. Jetzt, 26 Jahre später, ist Altavista nur noch Hobbyhistorikern ein Begriff.

Google hingegen ist heute gleichbedeutend mit der Suche im Internet - und Microsofts Suchmaschine Bing nahezu irrelevant.

Aber wie hat sich Google eigentlich zum monopolartigen Platzhirsch entwickelt, der sich beim Börsenportal von Focus Online unter den größten Unternehmen der Welt auf Platz 3 hinter Apple und Microsoft eingliedert - und wieso ist das problematisch?

1998: Larry Page und Sergey Brin gründen Google

Am 4. September 1998 gründen die beiden Stanford-Absolventen Larry Page und Sergey Brin das Unternehmen Google.

Die beiden Männer sind sich anfangs unsicher, ob die Unternehmensgründung die richtige Entscheidung ist. Brins Doktorvater soll im sogar gesagt haben: »Wenn dieses Google-Ding funktioniert, großartig. Falls nicht, kannst du zurückkommen und deine Dissertation zu Ende bringen.«

Achtzehn Monate mühten sich Page und Brin im Silicon Valley damit ab, die Technologie hinter Google an bestehende Suchmaschinenanbieter zu lizenzieren, darunter Yahoo, Excite oder Infoseek. Ohne Erfolg. Ironisch, denn Firmen wie Yahoo verorten sich heute bestenfalls als Fußnoten in der Historie der Suchmaschinen.

Aber wie avancierte das Projekt der beiden Studenten doch noch zum Erfolg?

Ein vertrautes Bild: Das Google-Icon auf dem Smartphone-Display. (Bild-Quelle: Brett Jordan über Unspalsh) Ein vertrautes Bild: Das Google-Icon auf dem Smartphone-Display. (Bild-Quelle: Brett Jordan über Unspalsh)

Wie lautet Googles Geheimrezept zum Erfolg?

10.000 Nutzeranfragen pro Tag waren es schon, die das Studentenprojekt der beiden im Sommer 1998 beantwortete. Angestachelt vom Erfolg, gründeten Page und Brin eine eigene Firma.

Zwei Jahre später nutzten sieben Prozent der Nutzer Google, noch immer überflügelt von Altavista, welches von 18 Prozent der Userschaft aufgesucht wird. Dabei verschaffte sich Google vor allem einen Wettbewerbsvorteil durch clever sortierte Suchergebnisse. Der Algorithmus dahinter: der nach Larry Page benannte PageRank.

Denn eine Suchmaschine war auch im Jahr 1998 nichts Neues. Durchsuchbare Indexe von im Internet aufrufbaren Webseiten gab es dem Zeitpunkt seit ungefähr fünf Jahren. Der Kniff der Google-Suche: Die Maschine gewichtet die Ergebnisse, basierend auf der Menge von Verlinkungen auf einer Seite.

Und heute? Heute hat Google einen Marktanteil von 92 Prozent. Gefolgt von Microsofts Suchmaschine Bing mit einem 3-Prozent-Marktanteil. Zum Vergleich: Das auf Privatsphäre bedachte Duckduckgo hat unter einem Prozent Marktanteil.

Der Erfolg in Zahlen: 100.000 Suchanfragen bearbeitet Google heute pro Sekunde.

Viele junge Menschen allerdings nutzen Video-Plattformen wie Tiktok oder YouTube wie klassische Suchmaschinen - oder steuern beispielsweise direkt das soziale Netzwerk Reddit an. Die Suche per YouTube dürfte Google wenig stören, denn die Video-Plattform gehört zu Google.

Google ist mit seiner Suchmaschine ein unvergleichlicher Siegeszug gelungen - der jedoch seine Kritiker hat.

»Google, Google auf dem Bildschirm, wer ist der wissbegierigste User im ganzen Land?« (Bild-Quelle: Nathana Rebouças über Unsplash) »Google, Google auf dem Bildschirm, wer ist der wissbegierigste User im ganzen Land?« (Bild-Quelle: Nathana Rebouças über Unsplash)

Suchmaschinen im Ausland und Kritik an Google

Ein Übermaß an Anzeigen als Suchergebnisse oder schlechte Suchergebnisse sind Aspekte, die am derzeitigen Google zu kritisieren sind. Zwar verweist ein Schriftzug auf Anzeigen - laut Dirk Lewandowski, Professor für Informationssysteme, sind jedoch viele User nicht in der Lage, »zu unterscheiden, was eine Anzeige ist und was ein Suchergebnis«.

Schon gewusst? Im Ausland gibt es auch andere, durchaus erfolgreiche Suchmaschinen. Deren Radius ist allerdings auf ihre Heimatländer beschränkt. Beispielsweise Baidu in China oder Yandex in Russland.

Dass die Suchmaschine Google nicht nur enorm erfolgreich ist, sondern auch bleibt - dahinter steckt viel Geld. Bis zu 20 Milliarden Dollar soll Google etwa letztes Jahr an Apple gezahlt und sich damit seinen Platz als Standardsuchmaschine auf iPhones und Macs erkauft haben. Eine Praktik, die nicht ohne juristische Folgen bleibt.

Dazu kommt die Trägheit der Nutzer, die lieber eine vertraute Suchmaschine nutzen, die ohnehin auf ihrem Betriebssystem untergebracht ist, statt sich mühevoll nach Alternativen umzuschauen.

Zudem ist Google mittlerweile »too big to fail«. Unternehmen sind auf der Suche nach möglichst großen Zielgruppen. Deswegen gestatten sie Google, ihre Webseiten zu crawlen. Ein Privileg, das kleineren Suchmaschinen oft verwehrt bleibt. Unternehmen kämpfen darum, bei der Google-Suche auf den vordersten Rängen zu erscheinen.

Seit ungefähr fünf Jahren sichert sich Google nicht nur durch den PageRank seine Vormachtstellung. Durch die semantische Kontexterstellung von Suchbegriffen erahnt Google, was User mit hoher Wahrscheinlichkeit wissen möchten, sobald sie bestimmte Wörter hintereinander in die Suchmaske eingeben.

Die Vormachtstellung Googles bestätigt auch Dirk Lewandowski. Er sagt: 

»Es gibt keine echte Konkurrenz auf dem Markt und ich sehe nicht, dass sich das unter den gegenwärtigen Bedingungen ändern kann.«

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Ist Google aus eurem Alltag auch nicht wegzudenken? Faszinieren euch solche Riesenkonzerne aus dem Tech-Bereich? Ist Google für euch eine mysteriöse Black Box oder einfach nur ein hilfreiches Werkzeug? Empfindet ihr das, was bei der Suchmaschine passiert, als intransparent? Schreibt uns eure Meinung hierzu gerne in die Kommentare.

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