16-jähriger Schüler knackt den Apple-Code und bringt endlich iMessage auf Android-Handys – doch der Traum könnt bald ausgeträumt sein

Für die einen ist iMessage ein modernes Kommunikationsmittel von vielen, für andere ein Statussymbol mit blauer Sprechblase. Jetzt will der nächste Apples Messaging-App aufs Android bringen. Eine Odyssee.

Wer will schon iMessages verschicken, wenn es WhatsApp, Telegram, Signal + Co. gibt? Viele, wies scheint. (iso100production; vladimirfloydAdobe Stock; Marco VerchCCNull) Wer will schon iMessages verschicken, wenn es WhatsApp, Telegram, Signal & Co. gibt? Viele, wie's scheint. (iso100production; vladimirfloyd/Adobe Stock; Marco Verch/CCNull)

»Beeper Mini: Chat With iPhones« ist eine neue Android-App, mit der ihr über Handy oder Computer »Blue Bubble«-Nachrichten an Apples iMessages verschickt. Hinter der App steckt nicht nur eine Tech-Firma, sondern auch ein16-jähriger Schüler, wie ihr in diesem Artikel erfahren werdet.

Mit der App könnt ihr die Vorteile von »Blue Bubble«-Nachrichten auch ohne ein iPhone nutzen – inklusive Reaktions-Emojis, hochauflösender Fotos oder der Teilnahme an Gruppenchats.

Apple greift ein: Doch Apple hat Beeper Mini mittlerweile den Zugriff auf iMessages blockiert. Die Begründung: Die App soll »gefälschte Anmeldeinformationen verwenden, um Zugang zu iMessage zu erhalten«, wie Apple schreibt. Dadurch entstehe ein Sicherheitsrisiko für Apple-Nutzer.

Wie das die Gegenseite mit dem 16-jährigen Schüler sieht, erfahrt ihr nachstehend.

Was hat es mit Beeper Mini auf sich?

Beeper erhebt auf lange Sicht den Anspruch, alle Messaging-Apps wie WhatsApp oder Signal in sich zu vereinen. Im Verlauf der Entwicklung haben Beeper-Mitbegründer Eric Migicovsky und sein Team die Abwesenheit von iMessages auf Android-Geräten als Bedürfnis erkannt.

»Im Verlauf der letzten drei Jahre haben wir eine Lösung [für iMessages auf Android-Geräten] gefunden, die halbwegs funktioniert hat, aber nicht perfekt war«, sagt Migicovsky in einem Interview mit TWiT Tech Podcast Network.

Die Suche nach einer passenden Lösung löste sich schlagartig, als ein 16-jähriger Schüler auf den Plan trat.

Wie ist Beeper Mini entstanden? Laut The Verge hat ein 16-jähriger Schüler mit Eric Migicovsky Verbindung aufgenommen. Der Schüler behauptete, er habe die Funktionsweise von Apples iMessages erfolgreich auseinandergenommen. Und händigte Migicovsky einen funktionierenden Prototyp der jetzigen App Beeper Mini aus.

Daraufhin haben Migicovsky und seine Mitarbeiter mit dem Schüler zusammengearbeitet. Im Verlauf der letzten drei Monate sei so Beeper Mini entstanden, erzählt Migicovsky im Gespräch mit TWiT Tech.

Wie funktioniert Beeper Mini? Die Entwickler hinter Beeper Mini wollen herausgefunden haben, wie eine Rufnummer bei iMessage zu registrieren ist. Auf dieser Grundlage werden dann Nachrichten von einem Android-Handy aus direkt an Apple-Server gesendet und empfangen.

Anders gesagt kommuniziert die App direkt mit Apples Servern, gaukelt diesen vor, »bei den Android-Smartphones handele es sich um iPhones«, schreibt t3n.

Wer genau erfahren möchte, wie Beeper Mini funktioniert, sollte das nachstehende, 15-minütige Video von Snazzy Labs gucken.

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Eine neue App namens »Beeper Mini« war somit geboren. Das war am 5. Dezember. Nur drei Tage später, am 8. Dezember, funktionierte die App schon nicht mehr.

Warum ist es so weit gekommen?

Hat Beeper Mini Apples iPhones ge-jailbreakt?

Zur Entstehungsgeschichte sagt Migicovsky:

»Wir haben iPhones ge-jailbreakt und sind dann tief ins Betriebssystem eingetaucht. Wir wollten sehen, wie alles funktioniert. […] Dann haben wir komplett neuen Code geschrieben, um alles in unserer Android-App zu reproduzieren.«

❗Achtung bei Jailbreaking: Von »Jailbreaken« wird gesprochen, wenn jemand die eingeschränkte Sicherheit eines Systems ausnutzt. Damit kann etwa ein iPhone gemeint sein, auf dessen System sich jemand uneingeschränkten Zugang verschafft.

Jailbreaking kann aber zu einem instabilen System, Garantieverlust, entfallenden Software-Updates oder anderen Problemen führen. Wie Avast schreibt, ist Jailbreaking für Smartphones in den USA erlaubt. Auch in Deutschland ist Jailbreaking legal, will Nord VPN wissen.

Doch Vorsicht ist geboten: Auf Herstellerseite wird Jailbreaking weniger gerne gesehen, führt häufig zum Verlust der Gerätegarantie.

Aber zurück zu Migicovsky und seiner iMessages-App.

Das Ergebnis seiner Bemühungen soll eine sichere Drittanbieter-App für iMessages sein. Scheinbar sieht Beeper Mini weder eure Passwörter oder Kontaktdaten noch euer Apple-ID-Passwort.

Das denkt der Gründer zur Rechtslage: Bei Veröffentlichung der App zeigte sich Migicovsky noch zuversichtlich, was die Erfolgsaussichten Beeper Minis angeht. Er verwies auf eine urheberrechtliche Ausnahmeregelung für Reverse Engineering. Migicovsky betonte außerdem, in Beeper Mini befände sich kein Apple-Code.

Was ist Reverse Engineering? »Reverse Engineering« könnte man zu Deutsch mit »Umgekehrte Ingenieurskunst« übersetzen. Dabei geht es darum, etwa eine Technologie zu analysieren, um ihre Funktionsweisen zu verstehen.

Wieso blockiert Apple Beeper Mini?

Am Freitag berichtete The Verge (unter Berufung auf Reddit) von technischen Problemen bei Beeper Mini. Mit der App war es nicht länger möglich, Nachrichten mit der typischen blauen Sprechblase zu senden oder zu empfangen.

Und was zuerst nur eine Vermutung war, wurde bald eine Gewissheit: Apple hatte Beeper Mini den Zugriff auf iMessages blockiert.

Apples Begründung: »Die App würde gefälschte Anmeldeinformationen verwenden, um Zugang zu iMessage zu erhalten. Dies würde wiederum ein erhebliches Risiko für die Sicherheit und Privatsphäre der eigenen Nutzerinnen und Nutzer darstellen.«, schreibt Der Standard.

Zur Begründung, wieso Apple Beeper Mini blockiert, sagt der Hersteller aus Cupertino auf The Verge:

»Wir bei Apple entwickeln unsere Produkte und Dienste mit branchenführenden Datenschutz- und Sicherheitstechnologien, die den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten geben und persönliche Informationen schützen sollen. Wir haben Schritte unternommen, um unsere Nutzer zu schützen, indem wir Techniken blockiert haben, die gefälschte Anmeldedaten ausnutzen, um Zugang zu iMessage zu erhalten. Diese Techniken stellten ein erhebliches Risiko für die Sicherheit und den Datenschutz der Nutzer dar, einschließlich der Möglichkeit, Metadaten offenzulegen und unerwünschte Nachrichten, Spam und Phishing-Angriffe zu ermöglichen. Wir werden auch in Zukunft Aktualisierungen vornehmen, um unsere Nutzer zu schützen.«

Trotz der Blockade gibt sich Beeper kämpferisch und schrieb in einem Twitter-Posting (jetzt X) vor drei Tagen:

»Es wird weiterhin daran gearbeitet, das Problem zu beheben, […]. Wir wissen, wie schwierig das für alle ist, die Beeper Mini lieben. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten. Wir […] hoffen, bald gute Neuigkeiten teilen zu können.«

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Beeper Mini funktioniert wieder - aber nicht ganz

Wie Macworld unter Berufung eines Blog-Postings Beepers schreibt, dürfte die App aktuell wieder funktionieren. Allerdings soll die Registrierung über die Telefonnummer nicht klappen. Interessierte müssen sich mit einer Apple-ID anmelden.

Wie dem Twitter-Auftritt (jetzt X) Bleepers zu entnehmen ist, kommt es momentan wieder zu Komplikationen.

So sieht Bleeper Mini aktuell aus, so sehr unser Redakteur die App öffnet. An der Apple-ID kommt er nicht vorbei. So sieht Bleeper Mini aktuell aus, so sehr unser Redakteur die App öffnet. An der Apple-ID kommt er nicht vorbei.

Auf Googles Play Store wurde die App bisher von 2.520 Personen mit einer durchschnittlichen Bewertung von 2,1 von 5 Sternen rezensiert. Unter den negativen Bewertungen sind auch solche, welche die mangelnde Zuverlässigkeit der App kritisieren.

Bleibt abzuwarten, ob Beeper Mini gekommen ist, um zu bleiben, oder bald wieder von Apple zum Gehen gebeten wird.

Würdet ihr euch darüber freuen, hätte eine App wie Beeper Mini Bestand? Oder ist euch unverständlich, wieso Zugang zu iMessages begehrenswert ist? Hätte der Zugang zu iMessages für euch einen echten Vorteil, oder geht es doch nur um »etwas haben wollen, was man nicht haben kann«? Anders gefragt: Seid ihr Team Apple oder Team Android, oder interessiert euch ein solches Konkurrenzdenken nicht? Schreibt uns eure Meinung dazu gerne in die Kommentare.

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