Nein zu schnellem Internet? Breitband-Angebot steigt, Nachfrage sinkt

Obwohl der Breitbandausbau Stück für Stück voranschreitet und das Angebot schneller Glasfaseranschlüsse zunimmt, sinkt die Nachfrage. Manche Kunden zögern offenbar, auf schnellere Verbindungen umzubuchen.

Bei der Breitbandversorgung gehen Angebot und Nachfrage noch auseinander. Bei der Breitbandversorgung gehen Angebot und Nachfrage noch auseinander.

Alle wollen schnelleres Internet. Oder vielleicht doch nicht? Obwohl deutschlandweit das Angebot an Glasfaseranschlüssen im vergangenen Halbjahr deutlich gestiegen ist, sank die Nachfrage zu entsprechenden Verträgen im Vergleich zum Jahr 2019, wie Heise berichtet.

600.000 neue Anschlüsse bis Sommer 2020

Der Branchenverband VATM verkündete in einer offiziellen Pressemitteilung, dass die 2. Gigabit-Studie im Auftrag von DIALOG Consult und VATM ein Plus von mehr als 600.000 neuen Glasfaseranschlüssen in Deutschland für das erste Halbjahr 2020 ergebe.

50 Prozent aller deutschen Haushalte sollen einer aktuellen Prognose zufolge bis zum Sommer 2020 mit Breitbandinternet über Kabel oder FFTB/H versorgt sein - das entspricht einer Gesamtzahl von 19,25 Millionen Anschlüssen (davon 4,75 Millionen mit Glasfaser).

Die Studie brachte außerdem weitere interessante Ergebnisse zutage:

  • Die Zahl der Anschlüsse mit Gigabit-Geschwindigkeit steigt im ersten Halbjahr 2020 um rund 33 Prozent.
  • 92 Prozent der Breitbandanschlüsse stammen von Wettbewerbern der Telekom.
  • Kunden nutzen ein Drittel der verfügbaren Glasfaseranschlüsse (1,65 Millionen von 4,75 Millionen).

Take-Up-Rate noch zu gering

Allerdings steht dem steigenden Angebot eine gesunkene Nachfrage gegenüber: Denn der Gesamtanteil der tatsächlich gebuchten Gigabit-Anschlüsse sinkt der Studie zufolge im Vergleich zu 2019 von 24,8 Prozent auf 22,8 Prozent. Martin Witt, Präsident des VATM, bemängelt eine zu geringe Take-Up-Rate und schlägt eine Lösung vor:

"Wir haben [...] eine Digitalisierungsprämie beim Ausbau vorgeschlagen, die unmittelbar anschlusswilligen Bürgern zugutekommen würde. [...] Mehr Bürger pro Ausbau-Kilometer aufs Netz zu bringen, ist der einzig erfolgreiche Weg, da wir aufgrund beschränkter Baukapazitäten nicht beliebig mehr Kilometer bauen können. Von einer möglichst guten Take-Up-Rate hängen letztlich die Investitionen aller privaten Anbieter [...] ab."

Viele Kunden nehmen also die Möglichkeit, einen Breitbandanschluss zu buchen, noch gar nicht wahr - und zwar noch weniger als im Vorjahr.

Ein weiterer Wehrmutstropfen: Trotz der zu verbuchenden Erfolge bei der Beschleunigung des Breitbandausbaus sieht Prof. Dr. Torsten Gerpott, wissenschaftlicher Beirat für DIALOG Consult, die flächendeckende Gigabit-Versorgung bis 2025 noch nicht in greifbarer Nähe.

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