Forscher Rätseln: Hitzerekorde 2023 sind teilweise unerklärlich

Nicht nur in Deutschland wurden Hitzerekorde gebrochen. Doch warum genau es so viel heißer war, ist selbst für Klimaforscher schwierig zu beantworten.

2023 hat etliche Hitzerekorde gebrochen. (Bild: Adobe Stock - Naseem Unity Picks) 2023 hat etliche Hitzerekorde gebrochen. (Bild: Adobe Stock - Naseem / Unity Picks)

Im Laufe des letzten Jahres gab es immer wieder Meldungen über Hitzerekorde, die übertroffen wurden. Im Juli 2023 war zum Beispiel der weltweit bisher heißeste Tag mit einer Durchschnittstemperatur von 17,08 Grad Celsius.

Forscher des Earth Science Teams der Europäischen Union haben vor kurzem eine Analyse der globalen Temperaturen 2023 veröffentlicht und bekannt gegeben, dass 2023 sehr viele Hitzerekorde gebrochen hat.

Eine Karte zeigt, wie rekordverdächtig das Jahr 2023 war.

Doch nicht nur das: Die Forscher sind sich nicht sicher, welche Ursachen das haben könnte.

Hinweis: Dass der Klimawandel existiert und menschengemacht ist, sieht der Weltklimarat IPCC als Tatsache an. Der aktuellste IPCC-Bericht stammt vom März 2023. Um dem Klimawandel möglichst effektiv entgegenzutreten, können wir alle etwas tun. Sei es durch eine bewusstere, klimafreundlichere Lebensweise oder eine Spende an Organisationen wie den NABU, Unicef oder Greenpeace, die sich für den Klimaschutz einsetzen

2023: Das wärmste Jahr bisher

Der Datensatz, der vom Forscherteam der EU verwendet wurde, wurde auch von Forschern der NASA, der National Oceanic and Atmospheric Administration und Berkeley Earth, einer gemeinnützigen Forschungseinrichtung, genutzt. Sie alle kommen auf ein sehr ähnliches Ergebnis: 2023 war ein absolutes Rekordjahr.

Was macht 2023 so besonders in Hinsicht auf das Klima? Laut Berkeley Earth lebt rund ein Drittel der Menschheit in Regionen, die lokale Hitzerekorde verzeichnet haben. In 77 Ländern weltweit gab es nationale Hitzerekorde. 

Gavin Schmidt, leitender Klimaforscher der Nasa, war in gewisser Weiße beeindruckt von den Ergebnissen: 

»Wir sind offen gesagt erstaunt.«

Wie sehr sich manche Regionen aufgewärmt haben, seht ihr auf der folgenden Karte. Sie zeigt grob, wie sehr die Temperatur einer Region über- oder unter dem Durchschnitt des jeweiligen Gebiets liegt. Es fällt auf, dass so gut wie alle Regionen, stark über dem Durchschnitt liegen oder sogar Rekorde zu verzeichnen haben. 

Die Karte zeigt, wo auf der Welt die Temperatur im letzten Jahr den Durchschnitt überschritten haben. Dunkelrote Bereiche stehen für gebrochene Hitzerekorde. (Bild: National Oceanic and Atmospheric Administration) Die Karte zeigt, wo auf der Welt die Temperatur im letzten Jahr den Durchschnitt überschritten haben. Dunkelrote Bereiche stehen für gebrochene Hitzerekorde. (Bild: National Oceanic and Atmospheric Administration)

Temperaturen geben Rätsel auf

Wie kommt es zu den Rekorden? Berkeley Earth hat passend dazu eine passende Grafik veröffentlicht, die genau zeigt, welche Faktoren im Jahr 2023 den größten Einfluss auf unser Klima hatten. Dabei ist der Mensch der mit Abstand größte Faktor.

Neben den menschengemachten Ursachen ist vor allem El Niño/La Niña zu verzeichnen, obwohl das El Niño aus dem letzten Jahr als vergleichsweise mild gilt (via ArsTechnica).

El Niño und La Niña sorgen für die größten Schwankungen, doch selbst mit den höhen des El Niño 2023 sind sich Forscher unsicher über die Ursachen, der vielen Hitzerekorde. (Bild: Berkeley Earth) El Niño und La Niña sorgen für die größten Schwankungen, doch selbst mit den höhen des El Niño 2023 sind sich Forscher unsicher über die Ursachen, der vielen Hitzerekorde. (Bild: Berkeley Earth)

Was ist El Niño/La Niña? Dabei handelt es sich um ein wiederkehrendes Wetterphänomen, das regelmäßig für erhöhte Temperaturen in bestimmten Regionen sorgt. Mehr dazu findet ihr im Artikel von Kollege Patrick:

Daten sind ein Rätsel: Trotz der Daten rund um die Ursachen der erhöhten Temperaturen im Jahr 2023 gibt Gavin Schmidt von der NASA an, dass sie sich nicht sicher sind, wie die Temperaturen so weit ansteigen konnten.

»Der El Niño, den wir erlebt haben, ist kein außergewöhnlicher. [...] Entweder ist dieser El Niño anders als alle anderen... oder es spielen andere Faktoren eine Rolle.«

Er hat außerdem gesagt, dass es normalerweise eine begrenzte Anzahl von »Geschichten« gibt, aus denen man auswählen kann, um das Verhalten eines bestimmten Jahres zu erklären. Aber für 2023 scheint keine von ihnen wirklich zu passen.

Passend zur Aussage des Chefs für Klimaforschung der NASA hat Berkeley Earth ein Diagramm zur Meeresoberflächentemperaturen des Nordatlantiks veröffentlicht. Die Temperatur steigt dort seit Jahren stetig an, doch dieses Jahr haben die Temperaturen einen ungewöhnlich weiten Sprung gemacht. Auch hier können sich die Forscher den raschen Temperaturanstieg nicht ganz erklären.

Der Nordatlantik hat sich im letzten Jahr deutlich mehr erhitzt als in den Jahren zuvor. Ein Weiteres Rätsel für die Klimaforscher. (Bild: Berkeley Earth) Der Nordatlantik hat sich im letzten Jahr deutlich mehr erhitzt als in den Jahren zuvor. Ein Weiteres Rätsel für die Klimaforscher. (Bild: Berkeley Earth)

Gibt es Theorien, die den plötzlichen Anstieg erklären könnten? Der Klimawissenschaftler James Hansen argumentiert, dass wir kurz davor stehen, in eine neue Phase der globalen Erwärmung einzutreten, in der die Temperaturen viel schneller ansteigen als bisher. 

»Wir wären verdammte Narren und schlechte Wissenschaftler, wenn wir nicht mit einer Beschleunigung der globalen Erwärmung rechnen würden.«

- James Hansen (TheGuardian.com)

Die meisten Klimawissenschaftler sehen dafür allerdings noch keine zwingenden Beweise. 

Da die El-Niño-Bedingungen auch noch 2024 weiter anhalten werden, können wir unabhängig von den sich ändernden Trends wieder ein sehr heißes Jahr erwarten. Es könnte also noch einige Jahre dauern, bis sich herausstellt, ob 2023 ein Ausnahmejahr war oder ein Zeichen für neue Entwicklungen.

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