Ich weiß, ich weiß: Es ist fast unvermeidlich, dass das Spielen von League of Legends weh tut. Sei es, weil man selbst mal wieder jeden Skillshot daneben setzt oder weil man in einem Team gelandet ist, das nicht gerade hohe Erfolgschancen verspricht – oder beides.
Wenn ihr aber zu der Fraktion der League-of-Legends-Fans gehört, die so oft per Klick auf die rechte Maustaste die Position verändert, dass es auf Dauer schon anstrengend für die Hand wird, dann könnte ich genau das Richtige für euch haben. Genauer gesagt geht es um die ergonomisch geformte Logitech Lift Vertical, die ich mir für diesen Artikel näher angesehen habe.
Grundsätzlich gilt bei mir: Jede Abweichung von der gewohnten Form und Präzision bei der Maus kann in League of Legends, Counter-Strike und Co gefühlt die Niederlage bedeuten - und wenn ich schon verliere, dann doch bitte, weil ich schlechter bin und nicht etwa, weil es an der Ausrüstung hapert.
Weil mir die Maus so wichtig ist, hat die ergonomische Lift Vertical also keine leichte Aufgabe, wenn sie mich davon überzeugen will, nicht nur für die Arbeit am PC, sondern auch beim Spielen eine dauerhafte Alternative für mich zu sein. Das ist ihr zu meiner Überraschung deutlich besser gelungen, als ich gedacht hätte, insbesondere in League of Legends. Warum und ob ich euch einen Wechsel generell empfehlen kann, klärt dieser Erfahrungsbericht.
Kurzfazit: Es ist auch auf Dauer sehr angenehm, die Lift Vertical von Logitech zu bedienen. Der Sensor arbeitet dabei grundsätzlich zuverlässig und die Maus kann zu meiner Überraschung eine echte Alternative zu klassischen (Gaming-)Mäusen sein. Wenn aber häufig sehr schnelle Bewegungen nötig sind oder das andere Extrem in Form von besonders langsamen und pixelgenauen Bewegungen, bietet die weiter verbreitete horizontale Handhaltung meinem Eindruck nach immer noch Vorteile.
- angenehme Handhaltung...
- verlässlicher Sensor...
- äußerst lange Akkulaufzeit
- besonders leise Tasten
- ...aber bei sehr schnellen Bewegungen etwas unsicherer Halt
- ...aber bei sehr langsamen Bewegungen etwas ungenaue Mausführung
- nicht für jedes Spiel gut geeignet
- relativ schwer (125 Gramm)
Nicht für das Gaming gedacht
Ergonomische Mäuse und Gaming, das will bisher nicht zusammenpassen - zumindest nicht mit Blick auf den Fokus der Hersteller. Auch die Lift Vertical richtet sich nicht explizit an Spieler, sonst würde sie sicher auf einen genau benannten Sensor mit fünfstelliger dpi-Zahl, RGB-Beleuchtung und ein möglichst geringes Gewicht setzen, statt 125 Gramm schwer zu sein. All das kann mich aber nicht davon abhalten, sie nicht nur beim Arbeiten, sondern auch in Spielen zu testen.
In der Maus kommt ein unbekannter Sensor mit maximal 4.000 dpi zum Einsatz. Auf Beleuchtung wird komplett verzichtet, auch zugunsten der Akkulaufzeit. Die soll laut Logitech mit nur einer AA-Batterie im besten Fall bis zu zwei Jahre (!) betragen.
Die wichtigsten technischen Eckdaten der Logitech Lift Vertical im Überblick:
- vertikale Handhaltung, die auf Dauer für weniger Ermüdung sorgen soll
- sowohl für Rechtshänder als auch für Linkshänder erhältlich
- kabellos (Funk via Logi-Bolt-USB-Empfänger oder Bluetooth Low Energy)
- Betrieb per einzelner AA-Batterie
- optischer Sensor (
Logitech Advanced Optical Tracking
) mit 400 bis 4.000 dpi - 6 Tasten (Links-/Rechtsklick, Zurück/Vorwärts, Mitteltaste, Scroll-Rad mit Mittelklick)
- besonders leiser Tastendruck
In den bald drei Wochen, die ich die Maus nun per Logi-Bolt-Funkempfänger im Alltag und in Spielen benutze, ist der Akkustand bei 100 Prozent geblieben. Die Maus dürfte also in der Tat sehr lange halten, wenn auch vermutlich nicht ganz zwei Jahre. Erfahrungsgemäß übertreiben Hersteller es mit solchen Angaben dann doch gerne etwas beziehungsweise nennen das absolute Optimum.
Aller Anfang ist (kurzzeitig) schwer
Der Start mit der ergonomischen Maus verlief erwartungsgemäß holprig. Schließlich gewöhnt man sich nicht mal eben so eine völlig neue Maushaltung an. Zuvor habe ich übrigens die Roccat Kone Pro Air benutzt, die ich auch aus eher ungewöhnlichen Gründen sehr gerne mag.
Am Anfang hat die neue Handposition sogar dazu geführt, dass ich mit dem Mauszeiger ständig schräg nach oben links gewandert bin, obwohl ich es gar nicht wollte. Das war aber bereits nach ein, zwei Stunden schon wieder Geschichte.
Etwas irritierend ist auch, dass ich die Zeigergeschwindigkeit in der Treibersoftware Logitech Options+ nicht wie von Gaming-Mäusen gewohnt in dpi festlegen kann, sondern nur in Prozent (siehe auch das Bild unten). Die Einstellung in der Mitte beziehungsweise bei 50 Prozent zu belassen, fühlt sich ähnlich schnell wie die von mir bevorzugten 800 dpi an. Ich habe Logitech gleichzeitig gebeten, für genaue Aufklärung über die Einstellung zu sorgen, bisher kam aber noch keine Antwort darauf.
Mir passiert es außerdem immer noch ab und zu, dass ich die Maus umschlage, wenn ich die Hand nach dem Tippen wieder auflegen will, weil ich durch die vertikale Bauweise ein höheres Hindernis überwinden muss als bisher. Letztlich sind das aber alles Kleinigkeiten und die Umgewöhnung ging schneller über die Bühne, als ich gedacht hätte.
Wie viel bringt die Maus und wie gut klappt das Gaming?
Obwohl ich allein durch meinen Beruf als Redakteur viel Zeit am PC verbringe, hatte ich bisher keine wirklich spürbaren Probleme mit der klassischen, horizontalen Ergonomie von (Gaming-)Mäusen. Es ist im Vergleich aber dennoch angenehmer, die vertikale Maus zu benutzen. Die Hand liegt gefühlt natürlicher und weniger verdreht
auf ihr auf, als bei einer herkömmlichen Maus (siehe auch das Foto unten).
Besonders gespannt war ich auf den Test in Spielen, sowohl in Sachen Präzision als auch in Sachen Komfort. Ehrlich gesagt bin ich davon ausgegangen, dass ich mich gerade in kompetitiven Titeln zu benachteiligt fühlen würde. Am Ende fällt mein Urteil aber nicht so eindeutig, sondern zweigeteilt aus:
- Spieltyp 1: In Titeln mit eher kurzen Wegen für den Mauszeiger und ruhigen Mausbewegungen kann ich problemlos mit der Lift Vertical zocken
- Spieltyp 2: Hektischere Spiele, die weite Wege und ein häufiges Neupositionieren der Maus nötig machen werden schnell (zu) anstrengend für mich
Zur Verdeutlichung zwei konkrete Beispiele aus dem kompetitiven Umfeld:
Im besagten League of Legends (Spieltyp 1) habe ich nicht das Gefühl, durch die vertikale Maus nennenswert im Nachteil zu sein. Es kann zwar auch hier sehr hektisch werden, vor allem in Teamfights. Das Geschehen spielt sich durch die Perspektive von oben aber doch meist relativ zentral ab und es ist nicht so oft nötig, den Bildschirmausschnitt zu verschieben und sehr weite Wege mit dem Mauszeiger zu gehen. Außerdem ist meine schlechte Angewohnheit des ständigen Rechtsklickens dank der ergonomischen Form auf Dauer spürbar weniger anstrengend.
In Counter-Strike (Spieltyp 2) empfinde ich es dagegen sehr schnell als unangenehm, die vertikale Maus ständig weit hin- und herbewegen zu müssen. Nötig ist das hier, um in der Ich-Perspektive im dreidimensionalen Raum stets alle möglichen Ziele und die Positionen, an denen sie vielleicht erst noch auftauchen, im Blick zu behalten. Ich könnte die Wege in CS zwar verkürzen, indem ich die Empfindlichkeit erhöhe. Dann fühlt sich das Zielen für mich aber weitaus weniger genau an.
Mangelnde Präzision ist nicht das Hauptproblem
Grundsätzlich ist der Sensor der Lift Vertical präzise, wenn auch nicht ganz auf dem mittlerweile meist sehr hohen Niveau von Gaming-Mäusen mit einem der High-End-Sensoren des etablierten Herstellers PixArt.
Als Hauptknackpunkt bietet mir die vertikale Handposition stattdessen einen weniger sicheren Halt im Vergleich zu der horizontalen Position. Das macht sich sowohl bei sehr schnellen und häufigen Bewegungen bemerkbar als auch bei sehr feinen Bewegungen, wenn ich etwa bei der Bildbearbeitung ein Objekt freistellen möchte. Es ist zwar denkbar, dass das mit noch mehr Eingewöhnungszeit deutlich besser wird. Ich halte es aber eher für unwahrscheinlich.
Insgesamt fällt mein Fazit zur Lift Vertical von Logitech dennoch positiv aus, vor allem unter Berücksichtigung des sehr angenehmen und problemlos möglichen Arbeitens am PC. In Bezug auf Spiele hat sie mich sogar angenehm überrascht, auch wenn das nicht für alle Genres gilt.
Ich war mir im Vorfeld ziemlich sicher, dass ich mich in meinem geliebten League of Legends zu benachteiligt fühlen würde, aber das ist nicht der Fall. Es gilt sogar im Gegenteil, dass der Vorteil der angenehmeren Handhaltung hier überwiegt. Spielt ihr dagegen oft und gerne schnelle Shooter, ist die Maus in meinen Augen eher nichts für euch. Alternativen, die sich auch für Shooter sehr gut eignen, findet ihr in unserer großen Kaufberatung:
Bitte macht eine vertikale Gaming-Maus!
Da ich nur noch selten Shooter spiele und die Handhaltung der Lift Vertical sehr angenehm finde, hat sie tatsächlich gute Chancen, mein Alltagsgerät zu werden, auch dank der hohen Akkulaufzeit. Es ist aber trotzdem ein Jammer, dass es diese Art Maus nicht auch in einer Gaming-Variante gibt.
Nein, das sage ich nicht wegen der fehlenden RGB-Beleuchtung. Stattdessen vermisse ich vor allem die folgenden drei Faktoren, die bei Gaming-Maus oft gegeben sind:
- das längst in meinen Augen aus guten Gründen zum Trend gewordene niedrige Gewicht
- eine Variante mit Primärtasten, die ein sattes Klickgefühl mit besonders klarem Feedback bieten (auch wenn die geringe Lautstärke der aktuellen Modelle durchaus ihre Vorteil hat)
- einen High-End-Sensor samt umfangreicher Software, die es mir erlaubt, Faktoren wie die dpi-Zahl und die Lift-Off-Distance selbst festzulegen.
Eigentlich dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis endlich mal ein Hersteller auf die Idee kommt, so eine Maus zu machen. Und falls ihr bereits ein Modell dieser Art kennt, dass ich bislang nur übersehen habe, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen. Gleiches gilt für eure generelle Meinung zu ergonomischen Mäusen - und zu der Frage, ob ihr auch zur Rechtsklicker-Fraktion in LoL gehört.
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