Seit ich Mini-LED bei einem Laptop gesehen habe, will ich nichts anderes mehr

Meinung: Bei Displays tut sich etwas, vor allem bei der Hintergrundbeleuchtung. Wie wichtig diese und schönes Schwarz wirklich sind, war mir selbst lange nicht bewusst.

Mit Mini-LED sehen Inhalte auf dem Laptop so viel besser aus. Mit Mini-LED sehen Inhalte auf dem Laptop so viel besser aus.

Was die Qualität von Monitoren anging, war ich jahrelang eher Kretin als Gourmet. Zeigt das Display Inhalte in brauchbarer Qualität an, ist groß genug und kostet nicht zu viel? Passt! Allerdings befürchte ich, dass ich diesen sehr niedrigen Standard nicht mehr lange halten kann.

Schuld ist, wie so oft, die späte Einsicht: Der Test aktueller Notebooks mit Mini-LED haben mir die Augen geöffnet. Unbeabsichtigtes Wortspiel.

Warum mich ausgerechnet die Lichtquelle eines Anzeigegerätes so fasziniert? Weil sie einen deutlicheren Unterschied in der Bildqualität machen kann als höhere Grafikdetailstufen.

Dennis Ziesecke
Dennis Ziesecke

Im Alter kommt die Weisheit: Den Wert guter Monitore konnte Dennis lange nicht ausreichend schätzen. Dabei hockt er seit Jahrzehnten fast ununterbrochen vor dem Bildschirm. Seine Hardware-Fetische CPUs, Grafikkarten und VR bekommen nun also Konkurrenz.

Warum haben Monitore eigentlich eine Hintergrundbeleuchtung?

Zuerst ein kleiner Abstecher in die technischen Hintergründe: Die LCD-Monitortechnik benötigt eine Lichtquelle, um Inhalte anzeigen zu können. Bei den ersten LCDs war das eine stromhungrige Kaltlichtkathode, später wurden sie durch an den seitlichen Rändern eingelassene LED-Leuchten ersetzt.

Eine Gemeinsamkeit: Für die Hintergrundbeleuchtung gibt es nur die Zustände an oder aus. Daher wirken damit schwarze Bildinhalte auch nie richtig schwarz, sondern eher ausgewaschen-grau. Auch bei Farben macht sich das negativ bemerkbar, so richtig strahlen wollen Farben so nicht.

Als Gegenstrategie haben die Monitorhersteller sich unter anderem FALD einfallen lassen. Das steht für Full Area Local Dimming und bedeutet nichts anderes, als dass die Hintergrundbeleuchtungs-LEDs nicht mehr seitlich, sondern über die Rückseite des Panels angebracht werden und sich in mehreren Bereichen - Arrays - dimmen lassen.

Weniger Helligkeit, weniger Grauschleier - die Idee passt schon mal.

FALD bietet nur eine begrenzte Zahl an Dimmingzonen - meist zu wenig für echten Bildgenuss. FALD bietet nur eine begrenzte Zahl an Dimmingzonen - meist zu wenig für echten Bildgenuss.

Bei zu wenigen Dimming-Zonen wirkt der Effekt aber nicht mehr sonderlich gut. Der bei Erscheinen nicht wirklich günstige Samsung Odyssey C49RG9 beispielsweise nutzt nur zehn Dimming-Zonen auf 49 Zoll. Je kleiner und damit zahlreicher diese Zonen sind, desto punktgenauer kann die Helligkeit angepasst werden.

Mini-LED: Tausend Dimming-Zonen und mehr

Auf die Spitze treibt es OLED. Bei dieser Displaytechnologie kann jeder Bildpunkt komplett ausgeschaltet werden kann und ist damit seine eigene Dimming-Zone. Dem versuchen daher seit geraumer Zeit die Hersteller von Nicht-OLED-Monitoren nahezukommen.

Hier kommen Mini-LEDs ins Spiel: Während die klassischen LEDs zur Hintergrundbeleuchtung durch ihre Größe schon für zu umfangreiche Zonen gesorgt haben, sind Mini-LEDs deutlich kleiner und lassen daher mehr Zonen zum Dimming zu. Statt wenigen hundert können es nun selbst auf kleinen Notebookdisplays mehr als 1.000 Dimming-Zonen sein.

Links Mini-LED, rechts eine klassische Hintergrundbeleuchtung - der Unterschied bei der Schwarzdarstellung ist mehr als drastisch. Links Mini-LED, rechts eine klassische Hintergrundbeleuchtung - der Unterschied bei der Schwarzdarstellung ist mehr als drastisch.

Mini-LED, merkt man den Unterschied?

Die Frage lässt sich leicht beantworten: Ja, definitiv merkt ihr den Unterschied. Zumindest, wenn der Hersteller sich nicht total blöd angestellt hat, wirken schwarze Inhalte auf entsprechend bestückten Monitoren richtig dunkel darstellen.

Davon profitieren übrigens nicht nur Horrorspiele und Weltraumsimulationen. Auch die restliche Farbwiedergabe gewinnt durch die weniger grelle Hintergrundbeleuchtung.

Schließlich bringt es wenig, wenn der Hersteller ein extrem farbtreues Panel auf den Markt bringt, wenn nichts mehr von der Farbtreue übrig bleibt, sobald die Hintergrundbeleuchtung aktiv ist.

Auch im Ladescreen von Cyberpunk 2077 zeigt sich der Vorteil der fein abgestimmten Dimmingzonen im ROG Strix Scar 16 (links). Auch im Ladescreen von Cyberpunk 2077 zeigt sich der Vorteil der fein abgestimmten Dimmingzonen im ROG Strix Scar 16 (links).

Am besten ist der Unterschied in der Bildqualität natürlich sichtbar, wenn zwei ähnlich hochwertige Bildschirme nebeneinander getestet werden können - eines mit Mini-LED-Backlight und eines ohne.

Und genau das konnte ich machen, da ich zum Test sowohl das Asus ROG Strix Scar 18 mit regulärer Hintergrundbeleuchtung sowie das Scar 16 mit Mini-LED ausprobieren konnte.

Asus ROG Strix SCAR 18
Asus ROG Strix SCAR 18
So schnell wie ein Highend-Desktop-PC vor wenigen Monaten und auch bei der Speicherausstattung vorbildlich gerüstet - Asus macht vieles richtig, verlangt aber einen hohen Preis.
  • Leistung auf sehr hohem Niveau
  • 16 Gigabyte GDDR6
  • Viel Bildfläche mit 240 Hz
  • Gewicht und Größe
  • Beleuchtung erinnert an alte, verspielte, Gaming-Notebooks
  • Preis
4.999 €

Während des Benchmarkings der Notebooks war es beeindruckend zu sehen, wie groß der Unterschied ausfällt.

Beim integrierten Benchmark von Cyberpunk 2077 beispielsweise zeigt nur das ROG Strix Scar 16 mit Mini-LED Farben und Schwarz so an, wie es sich die Entwickler vorgestellt haben müssen. Dagegen wirkte das sonst sehr anständige Nebula-IPS des ROG Strix Scar 18 verwaschen, mit Grauschleier und wenig beeindruckend.

HDR sorgt bei ausreichend leuchtstarken Monitoren für lebensechte Bilder - Mini-LED oder OLED helfen dabei, da hoher Kontrast ohne gute Schwarzwerte schwer möglich ist. HDR sorgt bei ausreichend leuchtstarken Monitoren für lebensechte Bilder - Mini-LED oder OLED helfen dabei, da hoher Kontrast ohne gute Schwarzwerte schwer möglich ist.

Vor allem, wenn High Dynamic Range (HDR) ins Spiel kommt, ist eine passende Hintergrundbeleuchtung sehr wichtig. HDR sorgt unter anderem für sehr hohe Kontrastunterschiede und benötigt ein möglichst leuchtstarkes Backlight.

Ihr ahnt es schon: Leuchtstärke ohne adäquates Dimming für dunkle Bildinhalte sorgt nicht zwingend für ein perfektes Bild. Ohne tiefes Schwarz wollen sich die tollen Kontraste nicht so recht einstellen.

Anders bei OLED und Mini-LED, hier kommt HDR richtig zur Geltung. Zusammen mit dem sehr kontrastreichen Bild und strahlenden Farben, aber ohne Grauschleier wirkt die Bildqualität auf einmal, als hätte ich eine neue Stufe im Grafikmenü freigeschaltet: Wow, krass statt Ultra. Und das ganz, ohne dass es extra Grafikleistung kosten würde.

Tatsächlich kostet ein sinnvoll gedimmtes Bild mitunter sogar weniger, Strom nämlich. Angesichts der noch immer sehr hohen Preise für Monitore und Notebooks mit Mini-LEDs ist diese Einsparung aber eher zu vernachlässigen.

Spiele mit vielen dunklen Szenen, hier Diablo 4, profitieren besonders von den Vorzügen von Mini-LED oder OLED. Spiele mit vielen dunklen Szenen, hier Diablo 4, profitieren besonders von den Vorzügen von Mini-LED oder OLED.

Auch wenn die Überschrift von Mini-LED spricht, gelten die genannten Vorteile auch für OLED. Allerdings sind OLED-Monitore oft noch teurer und im Notebook zumeist nicht matt erhältlich, sondern auschließlich glossy.

Spätestens wenn das Notebook im Sommer auch draußen genutzt werden soll, sind glänzende Oberflächen aber keine sonderlich gute Idee. Bei stationären Monitoren sollte zumindest darauf geachtet werden, keine Lichtquellen im Rücken zu haben.

Fazit

Wäre dieser ganze moderne Hightech-Kram doch nur nicht so unverschämt teuer ...

Bildschirme mit satten Schwarzwerten haben mich gepackt, der Unterschied in der Bildqualität zu älteren Modellen mit nur wenigen oder gar keinen Dimming-Zonen überzeugt.

Eine so richtig überzeugende Farbdarstellung gelingt einem Monitor nur dann, wenn auch dunkle Bildbestandteile tatsächlich dunkel und nicht ausgewaschen wirken. Zu große Dimmingbereiche sorgen auch für Überstrahlen heller Inhalte - Mauszeiger, Fadenkreuz, ihr kennt das. Ein wenig ist dieser Effekt auch bei mehr als 1.000 Zonen noch sichtbar. Nur eben nicht mehr so stark.

Mein aktueller Bildschirm ist zwar groß und hochauflösend, sein Dimming ist mit zehn Zonen aber mehr als lächerlich. Da hätte der Hersteller es besser gleich gelassen. In den kommenden Jahren werden sich Mini-LED und ähnliche Technologien aber auch in den geringeren Preisklassen etablieren, ihr dürft mich gerne 2025 noch einmal an diese großspurigen Worte erinnern.

Nutzt ihr selbst ein Notebook oder einen Monitor mit Mini-LED? Und könntet ihr darauf noch verzichten? Oder ist euch die Technologie den Aufpreis einfach noch nicht wert? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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