Um meinen PC aufzurüsten, verzichte ich sogar auf neue Möbel

Berufsbedingt will Sascha nicht nur regelmäßig seinen Rechner aufrüsten – er muss es sogar. Knappheit, horrende Preise und Freelancer-Honorare machen das zur Herausforderung.

Endlich eine neue Grafikkarte! Wovon viele Spieler aktuell träumen, ist für unseren Autor ein berufliches Muss. Damit er das PC-Upgrade kaufen kann, verzichtet er auch schon mal auf Sitzkomfort. Endlich eine neue Grafikkarte! Wovon viele Spieler aktuell träumen, ist für unseren Autor ein berufliches Muss. Damit er das PC-Upgrade kaufen kann, verzichtet er auch schon mal auf Sitzkomfort.

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Der Abstieg in die Armut kann rasend schnell passieren. Als Mittzwanziger hatte ich einen hervorragend bezahlten Job. Für Lebensmittel bekam ich von der Firma sogenannte Restaurant-Checks, die in den meisten gängigen Supermärkten und Fressketten akzeptiert werden. Mein Gehalt war für Miete, Rechnungen und vor allem Unterhaltungselektronik und Online-Games da.

Dann kam die Kündigung – einen Tag, nachdem meine Freundin Claire beschloss, bei mir einzuziehen. Um die Situation perfekt zu machen, blieb dann noch das letzte Monatsgehalt aus. Bis die letzten Reserven aufgebraucht waren, hatte ich mich einigermaßen als Freelancer bei einer Handvoll Spielemagazinen etabliert, aber die Auftragslage war bescheiden, die Bezahlung oft dürftig.

Die ersten Jahre waren anstrengend. In manchen Monaten kam ich gerade so auf 800 Euro Honorar, die ich dann noch in Pfund Sterling umtauschen musste, wobei die Bank immer einen Teil für sich behält. Claire ist aufgrund körperlicher Einschränkungen für die meisten Jobs nicht qualifiziert. Sie half in der exotischen Tierhandlung ihrer Familie aus und bekam dafür zehn Pfund pro Tag, an guten Tagen auch mal fünfzehn.

Wir kamen so einigermaßen über die Runden, das ist auch überhaupt kein »Schaut mal alle her und bemitleidet uns!«, aber wenn du jeden Monat mit Rechnungen jonglierst, manchmal nur gerade so genug für die Miete zusammenkratzt und dir keine allzu großen Sprünge erlauben kannst, sparst du an allem, was nicht irgendwie lebensnotwendig ist. Gute Sitzmöbel, beispielsweise.

Meine neue 6800 XT passte nicht ins Gehäuse, also blieb mein Rechner eine Weile nackt. Hochgefahren habe ich ihn so mithilfe eines Schraubenziehers. Meine neue 6800 XT passte nicht ins Gehäuse, also blieb mein Rechner eine Weile nackt. Hochgefahren habe ich ihn so mithilfe eines Schraubenziehers.

Prioritäten sind alles

Mein »Gaming-Chair« ist ein alter Ikea-Bürosessel aus Plastik und Kunstleder, der seit vielen Jahren nur noch durch Paketklebeband zusammengehalten wird. Unser Sofa ist eine 20 Jahre alte Spende von Claires Oma, in das die Katze über die Jahre dermaßen viele Löcher reingefurzt hat, dass wir immer eine Decke drüberwerfen und es mehr oder weniger verstecken, wenn Besuch kommt.

Das ist nicht weiter schlimm: Viele unserer Möbel sehen echt scheiße aus, aber sie funktionieren noch und sind total gemütlich.Von der Kohle, die ich für einen neuen, halbwegs gescheiten Gaming-Chair ausgeben müsste, können wir eine Woche essen.

Eine alte Wolldecke und Paketklebeband verdecken notdürftig die Löcher im Kunstleder meines Bürosessels. Eine alte Wolldecke und Paketklebeband verdecken notdürftig die Löcher im Kunstleder meines Bürosessels.

Es ist auch nicht alles so furchtbar schlimm, wie es jetzt vielleicht klingt. Es gibt ja auch richtig gute Monate. Wenn wir Sonderhefte schreiben, beispielsweise. Bei Sonderheften schreiben sehr wenige Autoren sehr viele Seiten voll. Da kann auch Claire mithelfen: Sie macht viele Screenshots, findet Easter Eggs, plant und baut Charakter-Skillungen und schreibt sie für mich vor, damit ich sie fürs Heft nur noch ins Deutsche übersetzen muss.

Der Autor
Gegen Bezahlung schreibt Sascha Penzhorn fast alles: Geschichten, Übersetzungen, Lore und Quest-Texte für Spiele, Kickstarter-Updates, Kolumnen und Spieletests. Am liebsten schreibt er Lustiges und Geschichten aus dem Leben und würde diese gerne mal zu einem Buch zusammenfassen, aber Bücher brauchen Zeit und bringen in den wenigsten Fällen Geld. Also hämmert er mehr Spieletests raus, schreibt Retro-Artikel, schreibt um Rechnungen zu bezahlen und mehr Spiele und bessere Hardware kaufen zu können, um anschließend darüber zu schreiben. Schreiben, einkaufen, aufrüsten, mehr schreiben. Der ultimative Grind. Doch künstliche Intelligenz macht immer größere Fortschritte. Eines Tages kann er sich durch einen Bot ersetzen lassen. Das ganze Leben ist ein MMO.

Wenn dann mal richtig Kohle reinkommt, sind wir auch mal unvernünftig, gehen zusammen essen, haben einfach mal einen Tag gemeinsam Spaß. Vom Rest bezahlen wir Rechnungen, begleichen Kreditkartenschulden oder rüsten auch mal die Rechner auf.

Falls euch das jetzt verwirren sollte – ja, Hardware kommt bei uns tatsächlich vor Sitzmöbeln. Denn unsere Rechnungen bezahle ich nun mal am PC und mit aktuellen Spielen und nicht mit meinem Hinterteil. Der bequemste Bürosessel der Welt bringt mir nichts, wenn ich aktuelle Titel nicht mehr flüssig spielen oder schlimmstenfalls gar nicht erst starten kann. Lieber habe ich bei der Arbeit etwas Klebeband am Arsch und kann dafür einigermaßen meinen Job machen.

Aufrüsten endet nie

Alle paar Jahre gibt es in Spielen irgendein neues Gimmick, irgendeine neue Technologie, die hat bis zu diesem Zeitpunkt noch nie jemand gesehen, dann wird sie über Nacht zum heißen Scheiß und jeder redet darüber.

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