Bahnhof ist ein großer schwedischer Provider, der sich schon immer gegen jegliche Websperren oder Zensurversuche eingesetzt hat. Doch vor Gericht wurde Bahnhof nun dazu verurteilt, verschiedenen Domains zu sperren, auf denen Inhalte des Publishers Elsevier angeboten wurden.
Diese laut Bahnhof-CEO Jon Karlung »schreckliche« Entscheidung sei gegen die Seele des Internets gerichtet, doch eine Berufung mache keinen Sinn, da ein anderer Provider damit ebenfalls schon gescheitert sei.
Bahnhof blockiert zwar nun die entsprechenden Domains, hat sich aber laut Torrentfreak trotzdem etwas einfallen lassen, um die Sperren deutlich zu kritisieren. Statt nur die vom Gericht angeordneten Domains zu sperren, hat Bahnhof auch eine Websperre für offizielle Webseite des Publishers Elsevier eingerichtet. Torrentfreak kommentiert das mit: »Elsevier wollte eine Seitenblockade - nun haben sie eine«.
Beim Aufruf bekommen die Besucher eine Erklärung von Bahnhof zu sehen, die absichtlich im Stil einer Webseite der 90er-Jahre gehalten ist und auch erklärt, welche von vielen kritisierte Rolle Elsevier bei der Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten spielt.
Dem Verlag wird vorgeworfen, nicht nur von Wissenschaftlern und deren steuerfinanzierter Arbeit kostenlos zu profitieren, sondern auch noch deren Arbeiten anschließend zu extrem überhöhten Preisen anzubieten. Das hat sogar schon zu einem Boykott durch mehrere Universitäten geführt. Einige der gesperrten Webseiten stellten daher die Veröffentlichungen von Elsevier kostenlos, aber eben illegal zur Verfügung.
Auch auf das Gericht, das das Urteil gegen Bahnhof gefällt hat, ist der Provider sauer. Nutzer, die versuchen, aus dem Netzwerk des Gerichts auf Bahnhof-Angebote zuzugreifen, erhalten ebenfalls nur eine 90er-Jahre-Sperrseite. Der Text weist darauf hin, dass private Interessen inzwischen dazu missbraucht werden, Informationen zu kontrollieren. Für Bahnhof ist das ein Missbrauch des Rechtssystems. Auf der Blockade-Seite gibt es auch eine Möglichkeit, einen Brief an den schwedischen Justizminister zu senden und sich zu beschweren.
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