Wie mir ausgerechnet ein umgebautes Schachbrett bei meinem liebsten Videospiel zum Sieg verhilft

Ich habe ein altes Schachbrett zu einem Fighting-Game-Controller umgebaut - und es war super einfach.

Mit diesem Schachbrett, kann ich keine Schachpartie mehr spielen ... wobei, doch! Schachspiele auf dem PC mit Controller-Unterstützung sollten gehen. Mit diesem Schachbrett, kann ich keine Schachpartie mehr spielen ... wobei, doch! Schachspiele auf dem PC mit Controller-Unterstützung sollten gehen.

Controller: Während die meisten sich einfach einen kaufen, der funktioniert und tut was er soll, bin ich geradezu süchtig danach, die verschiedensten und skurrilsten selbst auszuprobieren und zu testen - das passt immerhin gut zu meinem Job. 

In der Vergangenheit habe ich schon zwei Controller selbst gebaut: einen für das Rhythmus-Spiel Hatsune Miku: Project Diva und einen für Fighting-Games. Über letzteren habe ich schon einen Artikel geschrieben, der weiter unten verlinkt ist.

Jetzt habe ich eine zweite Version für Prügelspiele gebaut, der endlich deutlich kompakter ist. Nicht nur macht mich dieser Controller ungelogen zu einem besseren Spieler, der Nachbau ist auch nicht so schwer, wie man denkt. 

Warum ein All-Button-Controller? 

Weil ich kaum noch Platz hatte, musste ich Start und Select neben den Richtungstasten platzieren. Nicht ganz optimal. Weil ich kaum noch Platz hatte, musste ich Start und Select neben den Richtungstasten platzieren. Nicht ganz optimal.

Was ist das für ein Controller? Was ihr hier seht, ist ein sogenannter Hitbox-Controller. Solche besitzen die acht Aktionstasten, wie bei gewöhnlichen Arcade-Sticks, aber keinen Joystick. Dieser wird mit vier Richtungstasten ersetzt, wie bei einer Tastatur. 

Was bringt das? Der Vorteil ist eine höhere Präzision bei komplexen Eingaben. Zum Beispiel müsst ihr für einen Feuerball in Street Fighter 6 einen Viertelkreis plus eine Schlagtaste drücken. Bei einem Hitbox-Controller müsst ihr dafür nur drei Tasten hintereinander drücken: Unten, Links (oder Rechts), Schlag. 

Ein besonders schwerer Input fällt mir mit einem Hitbox-Controller deutlich leichter: die Electric Wind God Fist (EWGF) von Mishima-Charakteren in Tekken 8. Dabei handelt es sich um einer der stärksten Moves in dem Spiel, der durch eine hohen Schwierigkeitsgrad ausbalanciert wird.

Man muss nämlich nach vorne drücken, dann nach unten und dann nach Schräg-Vorne und gleichzeitig eine Schlagtaste drücken. Die letzten zwei Eingaben (Schräg-Vorne und Schlag) müssen genau gleichzeitig eingegeben werden, ansonsten bekommt man nur eine schwächere Version des Moves.

Zwei Tasten gleichzeitig zu drücken ist deutlich einfacher und präziser, als eine Joystick- oder Steuerkreuz-Eingabe mit einer Taste zeitlich abzustimmen. Wegen des neuen Controllers fallen mir solche schweren Eingaben und andere deutlich leichter als mit Gamepads oder Fightsticks. 

Was ist mit Tastaturen? Tastaturen sind genauso präzise wie Hitbox-Controller, allerdings finde ich sie für Fighting Games weniger ergonomisch und es gibt das Risiko, sich zu vertippen

Warum ein Schachbrett und wie baue ich das nach? 

Mein erster Hitbox-Controller war sehr groß und klobig. Er hat sich perfekt für das Spielen zu Hause geeignet, aber ich konnte und wollte ihn nicht wirklich überall hin mitnehmen.

Rein aus Bequemlichkeitsgründen habe ich deswegen Fighting Games auf Gamepad umgelernt, weil ich solche auch einfach mitnehmen kann. 

Weil ich in Tekken 8 jetzt einen Charakter mit besonders komplexen Eingaben spiele (Reina), habe ich mich dazu entschieden, eine kompakte Hitbox zu bauen, um den Controller mitnehmen zu können. Der Bau war auch recht simpel. 

Einkaufsliste: 

Mit den oben verlinkten Produkten könnt ihr eine Hitbox bauen, die kompatibel mit Raspberry Pi, Orange Pi, PC, Nintendo Switch, Playstation 1, Playstation 2 und Playstation 3 ist. Der Neutrik-Adapter ist nur optional und hat bei meinem Schachbrett nicht mehr gepasst. 

Das Innenleben ist unkomplizierter, als man denkt. Und weil das Gehäuse ein klappbares Schachbrett ist, kommt man leicht ran. Das Innenleben ist unkomplizierter, als man denkt. Und weil das Gehäuse ein klappbares Schachbrett ist, kommt man leicht ran.

Gesamtpreis bei etwa 93 Euro ohne Versand und ohne Schachbrett. 

Werkzeuge:

  • Akkubohrer
  • 24 mm und 30 mm Forstnerbohrer (25 mm funktioniert auch gut)
  • Holzfeile und Schleifpapier (optional für die gebohrten Löcher)

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Holt euch ein Template für Hitbox-Controller und druckt es unskaliert aus. Das ist eure Schablone, damit ihr auf dem Schachbrett markieren könnt, wo ihr genau bohren müsst. 
  2. Plant voraus, wo ihr Start, Select, Home und USB-Anschluss haben wollt. Ich habe hierfür keine Schablone verwendet und einfach nach Gefühl Positionen gewählt. 
  3. Bevor ihr den Forstnerbohrer ansetzt, solltet ihr kleine Löcher mittig hineinbohren, damit der Forstnerbohrer-Bit nicht verrutscht. Verwendet beim Bohren eine Holz-Unterfläche, die ihr opfern könnt. So stellt ihr sicher, dass das Holz des Schachbretts nicht durchbricht. 
  4. Wenn alle Löcher gebohrt wurden, setzt ihr die Hauptplatine und die Tasten in das Gehäuse ein. 
  5. Verbindet jetzt das 20-Pin-Kabel mit dem 20-Pin-Stecker auf der Platine. In der Bedienungsanleitung steht, welches Kabel für welche Taste zuständig ist. Außerdem muss jede Taste mit einem schwarzen Erdungskabel verbunden werden.  
  6. Verbindet das 5-pin-Konverterkabel mit dem 5-Pin-Stecker vom 20-Pin-Kabelbaum. Die anderen Enden werden dann mit den Tasten Oben, Unten, Rechts und Links verbunden. 
  7. Das war es schon! Euer Brook Fighting Board hat einen USB-B-Stecker, mit dem ihr es mit eurem PC oder eurer Konsole verbinden könnt. Beim ersten Einstecken müsst ihr eventuell eine Taste gedrückt halten, um zu Xinput oder anderen Modi zu wechseln.

Und fertig ist der Schachbrett-Controller! Ich muss sagen, nicht nur macht das Spielen mit diesem Controller extrem viel Spaß, es ist auch ein gutes Gefühl, sagen zu können, dass man ihn selbst gebaut hat. 

Mehr zum Thema DIY-Controller: Alpakka-Controller im Test: Dieser Controller macht ausgerechnet das besser, worin die Nintendo Switch so gut ist

Übrigens musste ich die Stecker für die Tasten alle um 90 Grad biegen, damit das Schachbrett geschlossen werden kann.

Wenn ihr die Anschlüsse auch verbiegen müsst, dann geht dabei vorsichtig vor, damit ihr sie nicht versehentlich abbrecht - wie es mir passiert ist. Wenn ihr die Anschlüsse auch verbiegen müsst, dann geht dabei vorsichtig vor, damit ihr sie nicht versehentlich abbrecht - wie es mir passiert ist.

Dabei ist mir ein Stecker sogar abgebrochen. Ich habe das Kabel dafür dann abisoliert und einfach um den Metallkontakt der Taste gewickelt. Nicht optimal, aber es funktioniert.

Außerdem hatte ich keinen Platz für die Home-Taste, weshalb sie einfach locker im Inneren des Schachbretts liegt. Diese kleinen Fehler und Imperfektionen schreien nach einer dritten Version - aber das ist aktuell noch Zukunftsmusik. 

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