Nicht jeder Mensch will seinen Tag in Acht-Stunden-Blöcke einteilen und das hat einen Namen: Chronodiversität

Die Kritik am klassischen »9 to 5«-Arbeitstag häuft sich. Doch warum ist das so? Und: Gibt es sinnvolle Alternativen?

Schlaf ist wichtig und jeder Mensch besitzt seinen individuellen Rhythmus. Die Frage ist, wie man dem am besten gerecht werden kann, auch in Bezug auf die Arbeit. (Symbolbild; Quelle: stock.adobe.com - Prostock-studio) Schlaf ist wichtig und jeder Mensch besitzt seinen individuellen Rhythmus. Die Frage ist, wie man dem am besten gerecht werden kann, auch in Bezug auf die Arbeit. (Symbolbild; Quelle: stock.adobe.com - Prostock-studio)

Sechs Uhr morgens, der Wecker klingelt und die Arbeit ruft. Während sich einige Menschen jetzt mit morgentlicher Energie den ersten Kaffee machen, will ein müder Teil der Bevölkerung am liebsten auf die Schlummertaste drücken. Doch warum haben wir morgens unterschiedlich viel Energie?

Mit dieser spannenden Frage beschäftigte sich ein Xataka-Artikel vom 24. April 2024. Genauer gesagt geht es darin um die so genannte Chronodiversität. Doch der Reihe nach.

Warum wir darüber berichten: Die Arbeit ist Teil des Lebens sehr vieler Menschen. Jedoch wird manchen davon gewissermaßen ein zeitlicher Rhythmus übergestülpt, dessen Auswirkungen erst stückweise erforscht sind.

  • Deutschland kostet das Schlafdefizit laut der Seite business-elf jährlich 60 Milliarden Euro.
  • Das liegt an unserer inneren, zirkadianen Uhr, die je nach Mensch unterschiedlich sein kann, wie MSD Manual berichtet.
  • Burnout kann eine mögliche Folge von Schlafmangel sein.

Wissenswert: In diesem Video könnt ihr euch einen schnellen Überblick verschaffen, was Burnout überhaupt bedeutet. Auf der Webseite der Malteser findet ihr zudem noch weitere Informationen und Hilfestellungen für Schüler und Studenten.

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Was ist die zirkadiane Uhr?

Die zirkadiane Uhr ist laut der Max-Planck-Gesellschaft ein komplexes biologisches System, das die inneren zeitlichen Rhythmen von Lebewesen steuert. Es wird sogar vermutet, dass jede Körperzelle eine Art eigene Uhr besitzt.

Im Detail: Der Xataka-Artikel beschäftigt sich mit verschiedenen Theorien, warum sich viele Menschen schwertun, den gesellschaftlich normativen Arbeits-und Schlafrhythmus einzuhalten und wie das unsere Gesellschaft als Ganzes negativ beeinflussen kann.

Dieser Rhythmus wird oft mit dem englischen Begriff 9 to 5 beschrieben. Das bezieht sich auf die weit verbreitete Arbeitszeit von neun Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags.

Chronodiversität: Jeder Mensch tickt wortwörtlich anders

Es gibt mehrere Stimmen, die sich gegen die klassische Arbeitswoche richten beziehungsweise für Chronodiversität aussprechen.

Neben einer Grundsatz-Diskussion einer Autorin liefert der Artikel von Xataka wissenschaftliche Ansätze und Erklärungen, warum Menschen zu jeweils anderen Tageszeiten produktiver sind.

Woher der Begriff stammt: Jenny Odell ist die besagte Autorin, die vor einigen Jahren ein Buch Namens How to do nothing veröffentlicht hat. Mit diesem Werk wird unter anderem der Begriff Chronodiversität verbunden.

Grundsätzlich wird jeder Organismus und seine innere Uhr von äußeren Faktoren wie zum Beispiel Licht beeinflusst. Dabei muss der Tag laut der Max-Planck-Gesellschaft nicht exakt 24 Stunden betragen.

Außerdem reagiert jeder Mensch je nach Kultur oder Herkunft anders auf die jeweiligen Faktoren.

Schlussfolgerung dieser These: Nicht jeder Mensch kann bereits um sechs Uhr morgens die volle Leistung abrufen, wenn man nach der eigenen Uhr eher Nachtvogel statt Frühaufsteher ist.

Zudem wichtig: Nicht jeder Mensch kann dem Magazin wired zufolge am besten in den klassischen 8-Stunden-Blöcken arbeiten.

Game-Trailer: Nach der Arbeit heißt es auch mal ausschalten. Im rundenbasierten Rollenspiel Terra Memoria könnt ihr entspannt die Seele baumeln lassen:

Im rundenbasierten Rollenspiel Terra Memoria soll es oft auch richtig entspannt zugehen Video starten 1:02 Im rundenbasierten Rollenspiel Terra Memoria soll es oft auch richtig entspannt zugehen

Moderne Gesellschaftskrankheit: Die ständige Erreichbarkeit

Was ebenfalls eine Rolle bei der Ablehnung eines klassischen 8-Stunden-Arbeitstag-Rhythmus spielt? Wir müssen für unsere Arbeit oft jederzeit erledigen und überall verfügbar sein – zumindest nach dem Wunsch vieler Firmen.

So zitiert die Zeitschrift El Mundo beispielsweise Manel Fernández Jaria, Professor für Wirtschaftswissenschaften, zu und Betriebswirtschaftslehre an der Open University of Catalonia (UOC):

Die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben hat sich aufgrund der ständigen Verfügbarkeit und des Drucks, immer verbunden zu sein, erheblich verwischt.

Die Folge der ständigen Erreichbarkeit: Das führe dazu, dass sich der Tag oft nicht mehr in die klassischen drei Achter unterteilt: Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Ruhezeit, acht Stunden Freizeit. Vielmehr sehe das heutzutage oft so aus:

Die drei Achter könnten nun als acht Stunden Arbeit, acht Stunden Ruhe und acht Stunden Erreichbarkeit interpretiert werden.

Laut Jaria führt das zu großen gesellschaftlichen Problemen:

Ständige Aufmerksamkeit, Eindringen in das Privatleben, Arbeitsstress, Jobrotation, Fehlzeiten ...

Deshalb ist es kaum verwunderlich, dass die Ablehnung des klassischen Rhythmus immer mehr kritische Stimmen befeuert.

85 Prozent der weltweiten Arbeitskräfte haben das Gefühl, dass ihr Wohlbefinden in den letzten Jahren abgenommen hat.

Das sagt Jennifer Moss, Autorin und Mitarbeiterin des Harvard Business Review.

Die Auswirkungen? Ein menschlicher (und finanzieller) Schaden

Wer also gegen seine innere Uhr arbeitet, kann schlussendlich seinen Schlafrhythmus aus dem Takt bringen. Die Aussage Da gewöhnt man sich schon dran ist diesem ARD-Artikel nach wissenschaftlich überholt.

Messbare Konsequenzen für unseren Schlaf: Im Zeitraum von 1979 bis 2016 verringerte sich die durchschnittliche Schlafdauer laut business-elf und Statista von durchschnittlich 8,5 Stunden auf gerade einmal 6,5 Stunden.

Doch ausreichend lange und gut zu schlafen, ist wichtig. Focus Online schreibt beispielsweise, dass zu wenig erholsamer Schlaf das Risiko für Burnout-Symptome deutlich erhöhen.

So viele Menschen sind in Deutschland betroffen: Jeder 5te Deutsche klagt heutzutage laut dem McKinsey-Health-Institut über Burnout-Symptome wie Dauermüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder eine starke Ablehnung gegenüber der eigenen beruflichen Tätigkeit.

Laut dem Bericht werden diese Symptome unter anderem auch von Mobbing am Arbeitsplatz, einer fehlenden beruflichen Anerkennung und Entfaltung verursacht und sind nicht ausschließlich auf Schlafmangel zurückzuführen.

Finanzielle Folgen des Schlafmangels: Wie eingangs erwähnt verursacht Schlafmangel laut einer Studie allein in Deutschland einen jährlichen Schaden von 60 Milliarden Euro. Das entspricht etwa 1,56 Prozent unseres BIP (Bruttoinlandsprodukt), also wie viel das Land pro Jahr wirtschaftlich leistet.

Alternativen zum gesellschaftsnormativen Wecker-Klingeln

Flexibler Schulbeginn als Inspiration? Ein Feldversuch am Gymnasium Alsdorf zeigte, dass sich ein zeitlich flexibles Modell positiv auf die Lernergebnisse der dortigen Schüler auswirkte.

Für alle arbeitenden Menschen gibt es ebenfalls Alternativen. Besonders spannend ist zum Beispiel COPEP, der chronotypen-optimierten Personaleinsatzplanung.

Das ist ein Langzeit-Versuch an der Klinik Wartenberg, bei dem die Mitarbeiter je nach innerer Uhr bei ihren entsprechenden Dienstplänen angepasst worden sind. Ein Auszug der Ergebnisse:

  • 42 Prozent weniger Personen klagten über Schlafstörungen
  • 20 Prozent weniger Personen berichten über eine schlechte bis sehr schlechte Schlafqualität
  • 26 Prozent mehr Personen gaben an, keine Tagesmüdigkeit mehr zu verspüren

Auch wenn es sich nur um eine Studie handelt, klingen die Ergebnisse vielversprechend. Es scheint zumindest einiges dafür zu sprechen, dass es sich lohnen kann, auf die eigene innere Uhr zu hören - und es Menschen so gut es geht zu ermöglichen, genau das zu tun.

Was denkt ihr über diese Entwicklung? Seid ihr Frühaufsteher oder eher Langschläfer? Kennt ihr euren chronologischen Schlafrhythmus und müsst wegen eurer Arbeit euren Tag gegenteilig aufteilen? Habt ihr schon einmal Burnout-Symptome gehabt? Kennt ihr weitere Alternativen, wie sich der Tag bestmöglich eingeteilt werden kann? Schreibt es gerne unten in die Kommentare.

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